Bonsai – Lebendige Kunst

Bonsai

Die Anleitung des Spiels erklärt mir als aller erstes mal den Begriff Bonsai, der in etwa Baum in der Schale bedeutet. Das ist natürlich mal ein ziemlich treffender Begriff. Bonsai finde ich immer wieder faszinierend und schaue sie mir gerne an. Pflegen möchte ich sie allerdings nicht. Meine Frau steht auf japanische Kultur und liebt Spiele mit japanischer Thematik. Von Bonsai sah sie nur ein paar Bilder und wusste, dass sie es unbedingt spielen wollte. Bis das Spiel uns von KOSMOS erreichte, vergingen aber noch gut eineinhalb Jahre. Bonsai ist ein Plättchenlegespiel bei dem vor uns ein Bonsai entsteht. Das sah auf den ersten Bildern so cool aus, dass meine Frau spontan begeistert war. Vor geraumer Zeit nun haben wir Bonsai endlich spielen können und konnten uns so endlich ein Bild von den spielerischen Qualitäten machen. Leider, und soviel nehm ich schonmal vorweg, die Optik auf den Bildern konnte es leider nicht erreichen.

Worum geht es?

Die Spieler*innen sind Bonsai-Meister und stehen im Wettbewerb den beeindruckensten Bonsai gedeihen zu lassen. Der oder die Gewinner*in darf den Bonsai im kaiserlichen Garten ausstellen. Wir versuchen über eine Anzahl von Runden aus einer Pflanzschale einen prächtigen Bonsai entstehen zu lassen. Das gelingt uns über ein ausgeklügeltes System aus Karten, die uns erlauben bestimmte Plättchen in bestimmten Anzahlen auszulegen und aus dem Vorrat zu erhalten. Am Ende werden die Bäume gewertet und wir erhalten für den Stamm, die Blätter, Früchte und Blüten Punkte. Die meisten gewinnen wie üblich.

Bonsai – Spielaufbau für den oder die Startspieler*in / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Der Spielaufbau ist durchaus simpel, benötigt allerdings auf die Mitspieler*innen angepasste Anzahl von Materialien. Was immer ein bisschen nervt, wenn es viel vorzubereiten gibt. Hier hält es sich aber in Grenzen. Lediglich Karten müssen aus dem Stapel sortiert und ein paar Zielplättchen aus einem großen Vorrat herausgesucht werden. Der Rest lässt sich schnell aufbauen. Die Spieler*innen starten alle mit einer Pflanzschale aus der ein Stück Holz als beginnender Stamm des Bonsai herauslugt. Alle erhalten ein farblich passendes Seishi-Plättchen, an das sie Spieler*innen ihre Karten anlegen. Je nach Reihenfolge erhalten die Spieler*innen eine bestimmte Anzahl an Startplättchen. Die restlichen Plättchen liegen als Vorrat in der Mitte, wo sich auch das Auslagebrett mit den Karten darauf befindet. Vier Karten liegen hier offen aus. Unter den ausliegenden Karten sind noch ein paar Plättchensymbole angebracht. Die schon erwähnten Zielplättchen können je nach Schwierigkeitsgrad ausgewählt werden, denn diese gibt es in fünf verschiedenen Kategorien.

Bonsai – Zielplättchen in unterschiedlichen Kategorien / Foto: Spieltroll

Mehr Vorbereitung braucht es nicht. Das Spiel kann schon beginnen. Wer an der Reihe ist hat die Wahl zwischen zwei Aktionen. Entweder wird meditiert oder kultiviert. Meditieren wir, so nehmen wir eine Karte aus der Auslage und sollten Plättchen unter der Karte angegeben sein, so erhalten wir auch diese in unseren Vorrat. Wir dürfen jede Karte aus der offenen Auslage nehmen. Die Karte ganz links, direkt am verdeckten Stapel, bringt uns keine Plättchen ein. Unter den anderen Karten gibt es ein oder zwei Plättchen zur Karte.

Bonsai – Seishi-Plättchen /Foto: Spieltroll

Auf unserem Seishi-Plättchen sind zwei Dinge angegeben. Zum einen finden wir dort eine Zahl, die angibt, wie viele Plättchen wir in unserem Vorrat haben dürfen. Zum anderen sind auf ihm drei Plättchen abgebildet, die wir platzieren dürfen, wenn wir Kultivieren als Aktion wählen. Zum Start sind das ein Stamm, ein Blatt und eines meiner Wahl. Links und rechts legen wir Karten an das Seishi-Pättchen an. Links Werkzeug Karten, die unser Vorratslimit erhöhen und rechts Wachstum-Karten, die uns weitere Plättchen zeigen, die wir auslegen können. Neben diesen beiden Kartenarten gibt es noch weitere, die in der Auslage auftauchen können. Zum einen gibt es Helfer-Karten, die uns weitere Plättchen legen lassen, Meister-Karten, die uns weitere Plättchen in den Vorrat bringen, sowie Punktekarten, die uns am Spielende für bestimmte Plättchen oder Karten Punkte bringen.

Kultivieren wir mit unserer Aktion, so düren wir soviele Plättchen auslegen, wie es das Seishi-Plättchen plus die Wachstum-Karten vorgeben. Begrenzt wird das Ganze natürlich von unserer Vorratsgröße.

Bonsai – Seishi-Plättchen plus Ergänzungen / Foto: Spieltroll

Es gibt einige Legeregeln die beachtet werden wollen, so müssen Stämme mit einer Kante an einen Stamm gelegt werden und auch Blätter wollen Kontakt zu einem Stamm. Blüten und Früchte brauchen eine, bzw. zwei Kanten an einem Blatt-Plättchen. Viel wichtiger ist aber bei letzteren beiden die Platzierung am Bäumchen. Blüte wollen möglichst viel Freiraum um sich herum, denn nur dann bringen sie am Ende viele Punkte. Früchte werden an zwei Kanten positioniert und neben ihnen darf keine weitere Frucht platziert werden.

Bonsai – Die Kartenauslage / Foto: Spieltroll

Eine besondere Bedeutung kommt noch den Zielplättchen zu, denn diese machen uns eine Vorgabe. So benötigen wir für die braunen Plättchen zum Beispiel Stammplättchen in unserem Bonsai. Das kleinste Zielplättchen verlangt von uns acht Stück und belohnt uns mit fünf Siegpunkten. Wir können es für uns reklamieren, sobald wir acht Stammplättchen ausgelegt haben, dürfen dannn aber kein weiteres braunes Plättchen mehr einsammeln. Soll heißen sollten wir zehn ausliegen haben, die für das nächst höhere reichen würde, dürfen wir es nicht nehmen. Wir hätte auf das achter verzichten müssen um spätere einsammeln zu können. Das lohnt sich durchaus, denn das mittlere braune Plättchen belohnt uns bereits mit zehn Punkten. Das größte sogar mit 15.

Bonsai – Ein Baum am Spielende / Foto: Spieltroll

Am Ende werden die Punkte für unseren Baum, unsere Zielplättchen und etwaige Karten zusammenaddiert und ein*e Gewinner*in bestimmt.

Bonsai kommt darüber hinaus noch mit einem Solo-Modus, der mit einigen Szenarien aufwartet, sowie einer fortgeschritteneren Variante daher.

Bonsai – Ein junges Bäumchen / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Bonsai hat diese Hexfeldoptik, die auf seltsame Weise hübsch wirkt, obwohl sie doch eigentlich ein bisschen technisch aussieht. Optisch macht es wirklich etwas her und hat einen sehr guten Aufforderungscharakter, wenn du es auf dem Tisch liegen siehst und Spieler*innen ihre Bäumchen entstehen lassen willst du es unbedingt mal ausprobieren. Es ist vor allem als Türöffner für Nicht-Spieler*innen interessant, denn es ist ein sehr ruhiges und schnell zu erlernendes Spiel, mit dem niemand überfordert sein dürfte. Allerdings beschränkt sich die Interaktion auf die Drafting-Auslage, aus der wir uns gegenseitig Karten wegstehelen können und wahrscheinlich auch müssen, wenn etwas zu gutes für unsere Mitspieler*innen erscheint. Das ist für mich tatsächlich auch ein großer Kritikpunkt am Spiel. Der offene Draft und das Kartendeck sind zu glückslastig. Es macht einen großen Unterschied was da aufgedeckt wird. Die Punktekarten können dich mit unter gut nach vorne katapultieren und auch ein frühes Werkzeug bringt sicherlich mehr Vorteile als ein spätes.

Bonsai – Alle Spielkartenarten auf einen Blick / Foto: Spieltroll

Insgesamt aber kann ich über dieses Problem hinwegsehen, da die Spielzeit angenehm kurz und der Spielverlauf in seiner Gänze angenehm ist. Meine Frau allerdings empfindet Bonsai als deutlich zu kurz. Einige der Bilder aus der Anfangszeit stellten wohl einfach gelegte und nicht erspielte Bäume dar, denn die Partien dauern nicht lang. Es werden relativ wenige Karten gespielt bevor die Partie auch schon wieder zu Ende ist. Hier hätte es ruhig ein bisschen mehr sein können. Auch empfindet sie die vier Möglichkeiten durch die Plättchen Punkte zu machen auch als relativ abwechslungslos. So entsteht wenig Wiederspielreiz.

Bonsai stinkt also gegenüber der Konkurrenz eindeutig ab. Gerade im Bereich der Legespiele ist die Konkurrenz momentan riesig groß. Ein Aqua fordert mehr, ein Harmonies sowieso. Selbst ein simples Kuhfstein macht auf Dauer mehr Laune. So bleibt es leider nur eine Alternative als Türöffner und muss sich selbst dort seinen Platz hart verdienen.


  • Verlag: KOSMOS
  • Autor(en): Rosaria Battiato, Massimo Borzì, Martino Chiacchiera
  • Illustrator(en): Davood Moghaddami
  • Erscheinungsjahr: 2024
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 40 Minuten

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