Rüdiger Dorn hat eigentlich ein Thema, das fast alle seine Spiele durchzieht: Märkte. Er nähert sich dem Handel und den Märkten dabei auf verschiedenste Arten und Weisen an. Istanbul ist wohl sein berühmtestes Spiel, wo wir durch die ganze Stadt rennen und verscuhen hier und dort unsere Edelsteine zusammenzutauschen. Hier ist der Mechanismus der Star und wurde auch zu Recht mit Preisen gewürdigt. Jambo, Waka Waka, Mercado, überall geht es um Märkte und das Handeln und auch in My Farm Shop, wo schon der Titel das Thema verrät, befinden wir uns im Verkauf auf einem Hofladen. Wer sich hier schon länger herumtreibt, wird wissen, dass meine Meinung zu Rüdiger Dorn eine recht zwiespältige ist. Entweder seine Spiele sind top oder ich werde kein bisschen mit ihnen warm. Bei manchen finde ich immer wieder tolle Ansätze, stelle dann aber fest, dass mir das Spiel keinen Spaß macht. My Farm Shop macht allerdings eine ganze Menge richtig und ist leider eines dieser Spiele, dass allein schon von der Gestaltung soviele Dinge falsch macht, dass es leider nie den Ruhm bekam den es verdient.
Worum geht es?
Auch My Farm Shop ist bereits eines der Spiele, die schon etwas älter sind und auf die ich in letzter Zeit gestoßen bins und mit einer kurzen Review hier vorstellen möchte. Ganz besonders hervorheben möchte ich es wegen seiner Eignung als tolles Spiel für Zwei. Thematisch sind wir wieder auf dem Markt. Diesmal sind es die Hofläden kleiner Bauernhöfe. Wir versuchen ganz simpel am Ende des Spiels das meiste Geld verdient zu haben.
Wie läuft das ab?
Wie es sich für ein solches Familienspiel gehört, ist der Spielablauf simpel und schnell erklärt. Außerdem sei hier das Spielprinzip von Machi Koro als Referenz genannt um es schnell zu erfassen. Die Spieler*innen verfügen alle über ein eigenes Hoftableau, das im Spielverlauf mit Karten bestückt wird, die uns Würfelzahlen zwischen zwei und zwölf vorgeben und uns somit durch einen Würfelwurf mit Rohstoffen versorgen. Das sind unsere Bauernhöfe, die uns mit Waren versorgen. Ein zweites kleines Tableau stellt unseren Shop dar, in dem wir 16 Waren lagern können. Aus dem Shop heraus verkaufen und tauschen wir die Waren.
Das Spiel wird insgesamt über drei Würfel gesteuert, die am Anfang jeder Runde gewürfelt werden. Drei? Für Zwei bis Zwölf brauche ich doch nur zwei! Korrekt, aber den dritten Würfel muss ich zuerst für eine neue Karte auf dem Kartenmarkt benutzen. Hier gibt es Kartenplätze die an die Augenzahl eines Würfels gekoppelt sind und hier ligen die Aktionskarten offen aus. Ich muss mich also zunächst für eine neue Aktionskarte entscheiden, die ich auf meinem Bauernhof in eines der Felder einbringen möchte und dann für die gewürfelte Zahl um Rohstoffe zu generieren. Diese Zahl zählt aber nicht nur fü mich, sondern auch für meine Mitspielenden, die also auch immer mit an der Reihe sind, wenn ich es bin. Das kennen wir von Machi Koro und seinen inzwischen vielseitigen Brüdern und Schwestern mit der gleichen Mechanik.
Ein wichtiger Faktor sind auch noch die kleinen Kräuterbeutel mit denen ich meine Würfel manipulieren kann. So entsteht eine gewisse Kontrolle über die Würfel und der Glücksfaktor wird minimiert.
Die Aktionen sind natürlich das Kernstück des Spiels. Hier kann ich ebenfalls planen, da ich freie Wahl darüber habe, wo ich die Karten hinlegen kann, also welchen Wurf ich benötige um das Ergebnis zu erhalten. Das lässt auch hier einige Freiheiten und Planbarkeiten zu. Der eigentliche Warenstand, auf dem ich 16 Waren lagern kann muss auch stets verwaltet werden. Nichts tut hier mehr weh als Waren zu bekommen, die nicht gelagert werden können.
My Farm Shop endet, sobald es am Kartenmarkt keine Möglichkeit mehr zum Auffüllen gibt. Mehr muss hier gar nicht erklärt werden, denn das reicht aus um ein spannendes Spiel zu erzeugen. Es gibt aber noch drei weitere Module in der Schachtel durch die das Spiel noch etwas weiter ausgebaut werden kann.
Das Fazit
Wir haben es hier mit einem Familienspiel durch und durch zu tun, dass sei vorweg geschoben, damit hier keiner etwas erwartet, was My Farm Shop einfach nicht ist. Ich behaupte einfach mal, wären nicht Die Abenteuer von Robin Hood und MicroMacro im selben Jahr erschienen, so hätten wir etwas mehr von My Farm Shop gehört. So ist es wohl leider ein Opfer seiner Optik (und seines Namens) geworden. Das Cover ist wirklich grausam und erweckt schlimmste Erwartungen an Handygames, bei denen du immer wieder warten musst, bis du etwas tun kannst, oder an ein Kinderspiel. Damit tut es sich wirklich keinen Gefallen. Darüber hinaus haben wir hier aber ein schönes Familienspiel, bei dem wir den Machi Koro-Mechanismus einfach ein wenig umdrehen. Wir bekommen keine Karten mit bestimmten Zahlen, die es zu erwürfeln gibt, nein, wir selbst weisen die Karten den Zahlen zu. Das ist ein wirklich guter Kniff, der zudem auch den dritten Würfel eines Wurfs mit ins Boot holt und uns darüber eine Karten wählen lässt. Das ist ein sehr cleverer Mechanismus der für schöne Dilemma sorgt und durch die Kräuterbeutel weniger Glück beinhaltet als zunächst vermutet. Der Rest ist Warentausch wie wir es kennen und oft erlebt haben. Tausche dies in das und das in Punkte.
Ich möchte aber auch noch erwähnen, dass wir besonders zu zweit mit My Farm Shop besondere Freude hatten, denn Planbarkeit steigt mal wieder, so dass wir schön taktieren können und nicht Gefahr laufen uns einfach bei der Auswahl der Karten auf den Zufall verlassen zu müssen, denn Karten die wir vielleicht wollen sind eventuell schnell weg und wir haben gar keine Chance sie zu bekommen.
- Verlag: Pegasus Spiele
- Autor(en): Rüdiger Dorn
- Illustrator(en): Christian Fiore
- Erscheinungsjahr: 2020
- Spieleranzahl: 2-4 Spieler*innen
- Dauer: 45 Minuten
Ich stimme hier voll und ganz zu: das Spiel ist wirklich schön zu spielen und hat interessante, wenn auch nicht ganz neue Mechanismen. Die Einstiegshürde ist nicht zu hoch, trotzdem ist es kein seichtes Spiel.
Ich muss auch zugeben, ich hätte dieses Spiel im Laden so nie gekauft- zu abschreckend das Cover, das Design und auch der Name.
Ich bin eher zufällig darüber gestolpert, las den Namen Rüdiger Dorn (den ich seit Goa ganz gerne spiele) und habe mir deswegen die Rezension dann doch durchgelesen. Daraufhin passierte etwas, was ich nur sehr selten tue: ich kaufte das Spiel, ohne es gespielt zu haben – und ich habe es bis heute nicht bereut.
Man kann nur hoffen, dass sich nochmal ein Verlag des Spiels annimmt, einen fähigen Graphiker engagiert (Menzel, Vohwinkel, Matthäus, Lohausen) und vielleicht einen kleinen Bauernladen draus macht – das Spiel hätte es auf alle Fälle verdient.
Dem ist nichts hinzuzufügen…