Eigentlich wollte ich mich mit der Überschrift an den Film mit Brooke Shields anlehnen, aber kennt den Quark heutzutage überhaupt noch wer? Egal, der erotische Weichzeichnungsquatsch vom Anfang der 80er Jahre hat rein gar nichts mit diesem Spiel von Meister Reiner Knizia zu tun. Rein optisch haben wir es hier eher mit Disneys Moana zu tun. Spielerisch wiederum erinnert Blue Lagoon allerdings eher an einen anderen Knizia Klassiker (das sollte er als eigene Serie herausbringen): Durch die Wüste. An mir ging Blue Lagoon komplett vorbei, ich kann mich noch erinnern, dass ich es zwar wahrgenommen habe, aber überhaupt nicht in Versuchung war es einmal zu spielen. Ich kannte zwar auch Durch die Wüste von früher, aber irgendwie sprach mich Blue Lagoon gar nicht an. Meine Vermutung ist, dass es an Blue Orange lag, die ich da noch nicht mit all zu guten Spielen in Verbindung brachte. Na ja, egal, hier nun eine späte Würdigung.
Worum geht es?
Wie es fast immer für Knizias Spiele zutrifft, ist das Thema egal. Es geht um das Spiel, die Mechanik, den Ablauf und das daraus entstehende spielerische Gefühl an sich. Spiele von Reiner Knizia sind meist der Inbegriff des viel zu oft bemühten „Easy to learn – Hard to master“-Prinzips und das trifft auch auf Blue Lagoon zu. Oberflächlich betrachtet geht es um die Besiedlung, bzw. Erforschung der Südsee. Das ist aber völlig egal, denn eigentlich haben wir hier „nur“ ein abstraktes Strategiespiel vor uns, das es bis zu vier Mitspielenden erlaubt Steinchen für Punkte zu platzieren. Dabei geht es um regionale Mehrheiten, Kettenbildung und um das Sammeln bestimmter Sets. Wenn das Thema überhaupt durchdringt, dann in der Tatsache, das es zwei seperate Runden gibt und nachdem wir die Gebiete erforscht haben in der zweiten von den ersten Siedlungen aus weitermachen.
Wie läuft das ab?
In diesem dritten Kurzreview muss ich mich bei der Beschreibung des Spiels gar nicht so zurückhalten, ohne ausufernd zu werden. Das liegt einfach dran, dass sich Blue Lagoon sehr schnell erklären und auch spielen lässt. Der Aufbau ist minimal und der generelle Aufwand gering. Ähnlich dem Schach wird eine Startaufstellung hergestellt und dann abwechselnd gezogen in dem ein Stein/Plättchen eingesetzt wird. Aber von Vorne. Der Spielaufbau gestaltet sich wie folgt: Brett in die Tischmitte und die 24 Rohstoffmarker in vier Sorten zusammen mit acht Statuen in einem Beutel mixen und anschließend auf markierte Felder des Spielbretts zufällig verteilen. Alle Spieler*innen erhalten noch je fünf Holzdörfer und 30 Siedler*innen Plättchen in ihrer Farbe und schon kann es losgehen. Zusätzlich gibt es noch einen Punkteblock, auf dem nach jeder Runde die Punkte notiert werden.
Blue Lagoon besteht, wie bereits erwähnt, aus zwei Phasen, von denen die erste Entdeckungsphase genannt wird und wie folgt funktioniert. Das Spielbrett zeigt verschiedengroße Inseln und Wasserflächen. Es ist komplett in Hexfelder unterteilt. Wer beginnt hat genau zwei Möglichkeiten: Entweder ein Plättchen mit der Bootseite auf ein Wasserfeld einsetzen oder ein Plättchen mit Siedlerseite nach oben, bzw. ein Dorf auf ein Landfeld neben ein bereits ausliegendes Plättchen einsetzen. Dabei gilt noch, wird ein Plättchen oder Dorf auf einem Ressourcenfeld eingesetzt bekommen wir die Ressource in unseren Vorrat. Am Rundenende werden Dörfer, die auf einem solchen heiligen Feld stehen wieder entfernt. Die Runde endet, wenn entweder alle Rohstoffe eingesammelt oder alle keine Steine/Plättchen zum Einsetzen mehr haben.
Dann wird die erste Runde in sechs Kategorien gewertet. Insgesamt gibt es acht Inseln, Wer auf allen vertreten ist, bekommt 20 Punkte, wer auf sieben mit von der Partie ist bekommt 10. Dann gibt es Punkte für eine Kette von Spielsteinen die über möglichst viele Inseln laufen sollte. Für jede Insel gibt es dabei 5 Punkte. Jede Insel verfügt je nach Größe über eine aufgedruckte Punktezahl und wer die Mehrheit auf einer Insel stellt erhält diese Punkte. Dann gibt es noch Punkte für Sets aus gleichen Rohstoffen, gestaffelt nach deren Menge, sowie für ein Set aus allen Rohstoffen. Zu guter Letzt ist jede Statue ebenfalls vier Punkte wert.
Nun werden die Rohstoffe erneut verteilt und alle Steine, außer die Hütten wieder vom Brett genommen. Die zweite Runde, die Besiedlungsphase, beginnt und wird bis auf eine kleine Änderung genauso gespielt wie die erste. Wir dürfen nun Plättchen nur noch auf Felder einsetzen, neben denen wir bereits einen Stein haben. Wir können alson nicht irgendwo neu beginnen. Auch hier wird wieder solange gespielt bis alles eingesetzt oder alle Rohstoffe eingesammelt wurden.
Das Fazit
Das war tatsächlich auch schon alles. Blue Lagoon ist sehr schlank. Sowohl vom Regelwerk als auch von seinen Mechaniken und seinem Spielumfang. Es ist aber durchaus erstaunlich wieviel Tiefe es damit erzeugen kann. Der Wettbewerb der Spieler*innen ist hart und sollte nicht unterschätzt werden. Hier wird um jedes Hexfeld gerungen, Wege abgeschnitten, um eine Insel vor den Mitspielenden zu schützen und in manchen Momenten erinnert es mich schon fast an Go, speziell im Spiel zu zweit. Die Kettenbildungen sind wahrscheinlich der Verwandschaftsgrad zu Durch die Wüste. Insgesamt aber ist Blue Lagoon ein außergewöhnlich dichtes und sehr simples abstraktes Spiel um Mehrheiten in verschiedenen Kategorien, dass für mich speziell zu zweit seinen geanz besonderen Reiz hat. Im Spiel zu viert, obwohl es sehr gut funktioniert, geht mir ein wenig die Strategie verloren, weil du dich mit zu vielen Unwegbarkeiten und Gedanken der Mitspieler*innen auseinandersetzen musst und der ein oder andere Konflikt auf dem Spielfeld unausgewogen verlaufen kann, wenn zum Beispiel zwei Spielende gleichzeitig eine*n Gegner*in in die Schranken weisen und Wege evtl. schwierigeer werden. Kurzum: Meine Empfehlung für Blue Lagoon spreche ich eindeutig für zwei Spieler*innen aus. Abgesehen vom Spielerischen ist Blue Lagoon aber auch ein sehr hübsches Spiel mit schönem Material. Wer abstrakte Sachen mag sollte hier unbedingt mal einen Blick riskieren.
- Verlag: Asmodee, Blue Orange
- Autor(en): Reiner Knizia
- Illustrator(en): Tomek Larek
- Erscheinungsjahr: 2018
- Spieleranzahl: 2-4 Spieler*innen
- Dauer: 30-45 Minuten