Tower Up – Hoch hinaus

Tower Up

Juhu endlich bauen wir mal wieder Türme! Das hatten wir lange nicht… Nein Quatsch. Türme errichten ist im Spielesektor genauso ausgelutscht wie der Handel im Mittelalter oder das Retten von Prinzessinnen in Spielen von Nintendo. Langweilig?! Auch lässt der äußere Anschein, der zwar gut gemacht aber ebenfalls etwas altbacken wirkt, nicht gerade viel Grund zur Hoffnung, dass wir es hier mit einem besonders innovativem Vertreter zu tun bekommen. Aber lassen wir uns nicht von der Optik und dem vermeintlichen Thema blenden. Jedes Spiel verdient die Chance auf eine faire Behandlung und vielleicht weiß Tower Up ja auch mit seinen inneren Werten zu überzeugen. Als Familienspiel angepriesen kam das Spiel im letzten Jahr bei Pegasus heraus und wohnt seitdem in unserem Spieleregal. Wohnt? Moment, es ist noch nicht wieder ausgezogen? Richtig, es wohnt immer noch bei uns und ich erzähle euch gerne warum.

Worum geht es?

Tatsächlich um dass Türme bauen. Wir stapeln kleine Plastikklötzchen übereinander. Das tun wir allerdings nach zuvor definierten Regeln und ich kann euch sagen, dass Tower Up ein ziemlich abstraktes Spiel ist, das tatsächlich in jeder Spieler*innenanzahl gut funktioniert. Nur die Voraussetzungen ändern sich etwas. Zu zweit ist es ein knallharter taktischer Schlagabtausch. Aber ich greife schon wieder vor. Am Ende gewinnt, wer auf seinem Tableau die meisten Punkte vorweisen kann.

Tower Up – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Tower Up erinnert mich zunächst an eines meiner Lieblingsspiele aus der grauen Vergangenheit: Manhatten. Allein durch seine Optik mit den kleinen Plastikturmteilen, die wir in verschiedenen Farben aufeinander stapeln und auch hier werden Karten zu treibenden Kraft. Während Manhatten seiner Zeit noch optisch in den frühen Neunzigern knallig und bunt daher kam ist Tower Up in dieser Hinsicht ein bisschen gediegener, obwohl die knalligen Spieler*innenfarben hat es übernommen. Während wir bei Manhatten auf quadratischen Bauplätzen Türmchen errichteten, haben wir hier eine etwas organischere Kartenform, auf der wir Stadtteile und Bauplätze erkennen können. Spielen wir nur zu zweit nehmen wir die Rückseite des Spielplans und klappen ihn nur zur Hälfte auf. Das habe ich so auch noch nicht gesehen und finde ich erstaunlich gut, weil es den Spielplatz reduziert.

Tower Up – Insert mit Auslage und Vorrat / Foto: Spieltroll
Tower Up – Tableau mit Baufahrzeugen / Foto: Spieltroll

Das Spielmaterial erscheint sowieso recht gut durchdacht zu sein, denn neben diesem Kniff mit dem Spielplan, haben wir auch noch ein herausnehmbares Insert mit den vier verschiedenfarbigen Turmteilen und einem integrierten Kartenhalter für den Kartenmarkt. So ist Tower Up wirklich recht schnell einsatzbereit. Die Spieler*innen erhalten zusätzlich alle noch ein Tableau mit einem Satz Baufahrzeugen. Die wir im Laufe des Spiels für Punkte auf den dargestellten Leisten nach vorne bewegen. Einige Dächer in Spieler*innenfarben runden das Spielmaterial ab.

Der Ablauf des Spiels ist wirklich simpel und gut strukturiert. Das muss er auch sein, will er doch ein abstraktes und taktisches Spielgefühl vermitteln. Wer an der Reihe ist hat nur zwei Möglichkeiten zu agieren, entweder eine Karte aus der Auslage wird genommen oder der Bau eines neuen Gebäudes wird begonnen. Beides hat natürlich jeweilige Folgen. Nehmen wir eine Karte so zeigt diese uns was wir an Spielmaterial und Fortschritt bekommen. Um bauen zu können benötigen wir Stockwerke. Diese wiederum gibt es in vier Farben und dieses kleine Detail ist äußerst wichtig. Zu Beginn des Spiels starten wir mit einem Stockwerk in jeder der vier Farben. Die Karten zeigen uns an, welche Stockwerke wir bekommen. Wir dürfen aber nie mehr als zehn Stockwerke in unserem Vorrat haben. Mitunter sind auch Baufahrzeuge auf den Karten abgebildet, was dazu führt das wir das entsprechende Fahrzeug auf seiner Leiste nach vorne schieben. Je weiter vorne sie sich befinden, desto mehr Punkte erhalten wir am Spielende. Alle zwei Schritte auf den Leisten überschreiten wir eine jeweilige Grenze. Sollten wir mit dem letzten unserer Fahrzeuge diese Grenzen überschreiten, so erhalten wir einen Bonuszug.

Tower Up – Tableau bei Spielstart / Foto: Spieltroll

Wollen wir jedoch ein neues Gebäude beginnen, so nehmen wir uns ein Stockwerk aus unserem Vorrat und suchen uns einen freien Bauplatz auf dem Spielfeld. Dabei sind jedoch ein paar Dinge zu beachten. Das neue Gebäude muss an mindestens ein bestehendes Gebäude angrenzen und das Gebäude das ich neu beginne darf nicht dieselbe Farbe besitzen wie die von angrenzenden Gebäuden. Nachdem ich das neue Gebäude gesetzt habe muss ich auf allen angrenzenden Gebäuden ein neues Stockwerk hinzufügen. Diese Stockwerke müssen ebenfalls aus meinem Vorrat kommen und sie müssen die Farben des jeweiligen Gebäudes haben. Falls ich diese Stockwerke in meinem Vorrat nicht habe, darf ich das neue Gebäude auch nicht bauen. Ich muss also immer schön auf meinen Vorrat achten. Habe ich all die Stockwerke platziert muss ich noch eins von meinen farbigen Dächern entweder auf dem neuen oder auf den angrenzenden Gebäuden platzieren. Für das gewählte Gebäude setze ich meinen gleichfarbigen Baumaschinenmarker um so viele Felder nach vorne, wie das Gebäude Stockwerke hat.

Tower Up – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Das tun wir so lang bis irgendwer sein letztes Dach gesetzt hat. Alle anderen Spieler*innen haben dann noch einen Zug. Die Spieler*innen zählen am Ende all ihre zuoberst liegenden Dächer und setzen den entsprechenden Marker auf ihrem Tableau so weit nach vorn. Während des Spiels ist es möglich Aufträge zu erfüllen, die offen ausliegen und mit Punkten belohnt werden. Für diese Aufträge sind spezielle Bauplätze und Konstellationen gefragt. Die Partizipation in einem Gebäude reicht dabei aus. Das Dach muss also nicht oben sichtbar sein, sondern kann auch wieder überbaut worden sein. Die Punkte für die Aufträge plus der Fortschritt auf den Leisten des Spieler*innentableaus ergeben die Endpunktezahl.

Tower Up – Bauvorschriften und Punktechips / Foto: Spieltroll

Das Fazit

So jetzt wisst ihr hoffentlich wie Tower Up funktioniert oder habt zumindest einen Eindruck gewonnen. Jetzt bin ich euch noch schuldig, wieso das Spiel bei uns eingezogen ist. Tower Up hat einige Qualitäten und kaum Kritikpunkte die ich erwähnen muss. Die Tischpräsenz ist wirklich enorm und das liegt nicht nur an den Türmen, die da entstehen, denn auch das Spielbrett ist optisch sehr ansprechend gestaltet und bietet klare Strukturen. Zusammen mit dem Insert, das auch als Auslage und Vorrat dient, bleiben hier kaum Wünsche offen. Die Dächer der Spieler*innen sind zudem alle verschieden, so dass sie nicht nur durch ihre Farben auffallen. Natürlich hätte ich mir etwas mehr Natürlichkeit bei den Materialien gewünscht, denn alles besteht aus Kunststoff.

Tower Up – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Das Spiel an sich ist schlichtweg vom Ablauf sehr elegant und lässt Spielraum für Entscheidungen. Zudem muss hier Einiges mit einbezogen werden, denn die Züge der anderen sind für meine eigenen Planungen natürlich äußerst relevant. Grundstücke können einem vor der Nase weggeschnappt werden, oder ich habe eventuell nicht die richtigen Farben im Vorrat und eine tolle Karte taucht auf. Nehme ich weitere Karten, könnte aber das geplante Bauvorhaben nicht mehr umgesetzt werden und natürlich sind die Baumaschinen auch nicht zu verachten, denn die Möglichkeit einen Bonuszug zu erhalten ist grundsätzlich immer eine Überlegung wert. Das Spielgeschehen ist dabei wirklich einfach und brennt sich schnell in den Geist ein. Das Spiel funktioniert wirklich gut mit drei und vier Spieler*innen aber zu zweit auf dem kleineren Spielbrett wird das Spiel zu einem taktischen Schlagabtausch der sehr auf den Punkt ist und mir eine Menge Spaß bereitet. Das Spiel ist dabei eher in der Tradition abstrakter Strategiespiele zu sehen und hat mehr Gemeinsamkeiten mit Schach und Co. als mit anderen Türmchen Bauspielen.

Auch das Ende muss hier mal lobend hervorgehoben werden, während in vielen anderen Spielen jetzt das große Rechnen beginnt, ist auch hier bei Tower Up alles klar strukturiert. Mit wenigen Blicken auf das eigene Tableau lässt sich die Punktezahl ermitteln und eine Partie ist mit allen Spieler*innenanzahlen nach spätestens 45 Minuten beendet.

Auf den ersten Blick wirkt Tower Up nicht innovativ und ein wenig altbacken, aber eigentlich ist es eine kleine Lehrstunde darüber wie klassisches Spieldesign in ein modernes, elegantes Gewand gekleidet werden kann. Unterschätzt dieses Spiel nicht und schaut es euch vielleicht mal an.


  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor(en): Grégoire Largey, Frank Crittin, Sébastien Pauchon 
  • Illustrator(en): Nadege Calegari, Laurent Escoffier, Geoffrey Stepourenko
  • Erscheinungsjahr: 2024
  • Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 30 – 45 Minuten

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