Gemüsewürfel – „Oh mein Gott du hast Würfel gespalten!“

Gemüsewürfel

Sorry für die Überschrift, die verstehen nur eingeweihte, aber so habe ich wenigstens einen Aufhänger für diese kleine Review. Gemüsewürfel ist kein großes Spiel, aber es sieht, wie eigentlich alle Spiele von KTBG (Kids Table Board Gaming), phantastisch aus und ist mit viel Kreativität entworfen worden. Nur leider, leider, leider habe ich in den meisten Fällen ein Problem mit den Spielen dieser Firma. Sie wissen oft nicht was sie sein wollen oder für welche Zielgruppe sie sind. Sie sind schon auch für Kinder gedacht, weisen dann aber auch oft Mechaniken und Elemente auf, an denen Kinder selten wenig Spaß haben und da kommen eher die Erwachsenen ins Spiel. Für die sind die Spiele von KTBG dann aber meist eine Spur zu seicht oder zu schnell ausgelutscht. Skellig nahm sich der Übersetzung des Spiels aus dem Englischen an und hat, soviel sei gesagt, eine sehr schöne Version auf den Markt gebracht. Aber kann Gemüsewürfel überzeugen?

Worum geht es?

Das Wortspiel ist hier Programm. Es geht tatsächlich um Gemüsewürfel. Wir haben Würfel die verschiedenes Gemüse darstellen und spalten diese mit einem, normalerweise eher für Fleisch gedachten „Messer“, das aber so schön martialisch aussieht und einen wahnsinnig schönen Kontrast zu den ganzen bunten Würfeln bildet, in kleinen Grüppchen, die uns unseren Zielgerichten näherbringen. Wir erfüllen also Aufträge und dafür sammeln wir Würfel. Mehr findet hier gar nicht statt.

Gemüsewürfel – Das Spiel mit Hackebeil / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Gemüsewürfel ist ein recht simples Spiel, denn auch die kleineren können schon mitspielen. Ab 6 Jahren soll Gemüsewürfel spielbar sein. Rechnen bis zehn muss also drin sein. Zum Spielaufbau wird uns ein Papprahmen mitgeliefert, in den wir alle Würfel kippen und ihn dann solang über den Tisch rütteln, bis alle Würfel in Position sind. Wir haben dann einen „Gemüseblock“ aus fünf mal sieben Würfel in der Tischmitte. Die Farben repräsentieren dabei die unterschiedlichen Gemüsesorten. Tomate, Paprika, Zwiebel, Pilz und Möhre sind mit von der Partie. Die Augenzahl die oben sichtbar ist, ist für das Spiel relevant. Die anderen Seiten können wir ignorieren.

Gemüsewürfel – Spielaufbau des Gemüseblocks / Foto: Spieltroll

Zusätzlich zu diesem Material finden wir noch ein formschönes Pappmesser (eher Beil) in der Schachtel und zwei Sätze Karten. Der eine besteht aus Rezepten die wir mischen und an jeden zwei davon austeilen. Der Rest landet als Stapel in der Mitte neben dem wir noch drei Karten als Auslage aufdecken. Der zweite Stapel besteht aus sogenannten Zusatzkarten. Auch diese werden gemischt und jede*r Mitspieler*in erhält eine Karte verdeckt. Die Rezeptkarten werden im Übrigen offen ausgelegt. Diese zeigen ein Gericht das aus einer bestimmten Anzahl verschiedener Würfel besteht, sowie einen Punktewert.

Gemüsewürfel – Rezeptkarten / Foto: Spieltroll

Die Aufgabe scheint klar. Wir brauchen die richtigen Würfel für unsere Rezepte um Punkte zu erhalten. Nur wie bekommen wir diese? Sind wir an der Reihe dürfen wir mit dem Beil ans Gemüse und uns einen Teil abschneiden. Dabei dürfen wir nur einen Schnitt mit dem Beil machen. Wir stecken das Beil zwischen die Würfel und schieben diejenigen, die wir gerne möchten zur Seite weg. Die Würfel die wir uns auswählen dürfen allerdings höchstens einen Gesamtwert von zehn Augen anzeigen, was die Auswahl in den meisten Fällen schon ein wenig erschwert. Da wir nur einen Schnitt ansetzen dürfen, geht „ums Eck“ schneiden natürlich nicht. Wir dürfen auch keine Würfel von verschiedenen Stellen abtrennen. Wir haben nur einen Schnitt und müssen damit so gut es geht arbeiten.

Gemüsewürfel – Schnipp Schnapp Gemüse ab! /Foto: Spieltroll

Unsere Gemüsewürfel müssen wir dann auch noch keinem Rezept zuordnen. Wir dürfen sie vor uns lagern. Maximal dürfen wir aber am Ende des Zuges nur acht Zutatenwürfel mit in die nächste Runde nehmen. Haben wir ein Rezept erfüllt, dürfen wir es kochen und legen die Würfel in den Vorrat zurück und das Rezept bei Seite. Die Zahlenwerte auf den Würfeln wären für das Kochen egal, wenn wir nicht noch Zusatzkarten hätten. Diese machen die Rezepte meist besonders schmackhaft und versehen das Rezept mit besonderen Kommentaren wie „Eine Offenbarung!“ zum Beispiel. Sie bringen Extrapunkte verlangen aber auch bestimmte Würfel von uns. So will die erwähnte Offenbarung zum Beispiel Würfel mit einem Gesamtwert von 19 in dem Rezept. Das macht das Spiel noch ein wenig interessanter.

Gemüsewürfel – Pilz, Karotte und Paprika / Foto: Spieltroll

Am Ende des Zuges wird nicht nur die Zutatenzahl überprüft, sondern auch die Anzahl der Rezepte und Zusatzkarten. Von ihnen darf ich jeweils zwei haben und bevor ich den Zug abschließe kann ich weitere ziehen. Als letzte Zutat finden wir noch einen Papp Chip pro Spieler*in in der Schachtel, der sogenannte Improvisationschip, den wir beim Kochen benutzen dürfen, um entweder eine Zutat auszutauschen oder den Wert des Würfels frei zu wählen. Danach erhalten wir ihn erst zurück, wenn wir Nachschub an Zutaten bekommen. Das ist der Fall, wenn zumindest von einer Zutat kein Würfel mehr im Gemüseblock enthalten ist. Dann bauen wir einfach einen neuen Block. Die Spieler*innen erhalten ihr Improvisationschips zurück und das Spiel läuft wie gewohnt weiter, bis am Ende jemand sein sechstes Rezept gekocht hat und das Spiel zu Ende ist.

Gemüsewürfel – Zusatzkarten / Foto: Spieltroll

Wie bei KTBG üblich, gibt es am Ende noch ein paar Tipps in der Anleitung, wie das Spiel auch mit den jüngsten besser gelingen kann, wenn sie einzelne Komponenten noch nicht beherrschen. Auch eine Soloregel die mir ganz gut gefallen hat findet sich in der Schachtel.

Das Fazit

Gemüsewürfel hat mich erstaunt, denn obwohl es im Kern sehr simpel ist, macht es mir dennoch richtig Spaß. Auch wenn ich das einschränken muss: nie besonders lang, aber so ein oder zwei Partien als Füller oder in unseren Runden als Pizzaspiel (Spiel das wir nach der Pizzabestellung spielen, bis diese bei uns eintrifft) ist Gemüsewürfel genau richtig. Es taugt in Erwachsenenrunden für einen lockeren Einstieg in den Spieleabend genauso wie für die eigentliche Zielgruppe. Durch die sehr guten Illustrationen und das auffordernde Material willst du Gemüsewürfel auch unbedingt spielen. Natürlich verbraucht sich die Nummer bei Erwachsenen mit dem Hackebeil recht schnell und am Ende nimmt doch lieber jeder die Finger, weil es besser und weniger fummelig geht, aber rein von der Optik sieht das schon cool aus, wenn die Würfel da vom Block „abgeschnitten“ werden.

So ziehe ich hier dann doch ein eindeutig positives Fazit, auch wenn es für Erwachsene nur ein kleines Spiel für Zwischendurch bleiben dürfte. Aber wenigstens eines das optisch überteugt und bei dem viele erstmal auf jeden Fall mitspielen wollen. Schön simpel!


  • Verlag: Skellig Games
  • Autor(en): Josh Cappel, Jory Cappel, Rowan Cappel
  • Illustrator(en): Claire Lin
  • Erscheinungsjahr: 2024
  • Spieleranzahl: 2-4 Spieler*innen
  • Dauer: 30 Minuten

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