Paper Tales

Papier Tales / Foto: Spieltroll

Nach einem kleinen Osterurlaub melde ich mich zurück und möchte mit einer Rezension zu einem sehr interessanten Titel beginnen: Paper Tales. Erschienen bei Frosted Games und vertrieben über Pegasus Spiele hat dieses kleine aber feine Spiel von Masato Uesugi in der letzten Zeit schon für ein bißchen Aufmerksamkeit gesorgt. Das liegt zum einen tatsächlich an der sehr ungewöhnlichen Aufmachung des ganzen Pakets, vom Schachteldesign bis hin zu den einzelnen Illustrationen der Karten, als auch am Spielkonzept an sich. Pegasus verortet Paper Tales selbst als Kennerspiel und das entspricht auch meinem Eindruck, wobei man dazu sagen muss, dass der Zugang zu Paper Tales viel niedriger liegt. Jeder, auch im Familiensektor kann Paper Tales spielen, aber es zu meistern wird einiges mehr an Energie und Zeit verbrauchen. Aber dazu komme ich später. Wir haben es also mit einem in allen Belangen recht ungewöhnlichem Spiel zu tun. Last euch überraschen.

Worum geht es?

In Paper Tales übernehmen die Spieler ein Königreich und versuchen es gegenüber ihren Mitspielern zur größten Blüte zu errichten. Dazu haben sie allerdings nur vier Runden Zeit. Innerhalb diesser vier Runden müssen sie möglichst viele ihrer eigenen Gebäude errichten und soviele Gegner besiegen wie möglich, denn das bringt die meisten Punkte ein. Dazu müssen die Spieler ihre eigenen Karten im Griff haben und wissen, wann es sich lohnt bestimmte Karten wieder zu entfernen, denn Karten altern in diesem Spiel und bleiben nicht für immer liegen. Wer am Ende von vier Runden die meisten Legendenpunkte gesammelt hat gewinnt.

Wie läuft das ab?

Paper Tales Spielsituation / Foto: Spieltroll

Paper Tales hat mich mit seinen Beschreibungen von der ersten Minute an neugierig auf das Spiel gemacht. Es klingt so wahnsinnig simpel und zugänglich und das ist es in der Tat auch, aber sobald man die erste Partie, die einem unter Garantie viel, viel zu kurz vorkommt, hinter sich hat, will man sofort nochmal eine Partie spielen, um das soeben erlebte zu optimieren. Aber fangen wir vorne an: Zunächst erhält jeder Spieler einen Satz von fünf Gebäudekarten. Diese kann er im Verlauf der Partie errichten. Alle Spieler haben natürlich die gleichen Gebäude. In der Spielmitte wird die Punkteleiste aufgebaut auf der jeder Spieler einen Zählstein in seiner Farbe platziert. In der Mitte dieses Tableaus werden über den Rundenstein die Runden gezählt und außerdem wird angegeben in welcher Richtung man die Karten weitergibt, denn wir haben es bei Paper Tales mal wieder mit einem Drafting-Spiel zu tun. Münzen und Alterungmarker werden ebenfalls in der Mitte bereitgelegt und jeder Spieler bekommt zu beginn drei Gold, sowie eine Übersichtskarte. Das ist dann aber auch bereits das gesamte Spielmaterial. Sämtlich anderen Karten, dabei handelt es sich um Einheitenkarten, werden gemischt und an jeden der bis zu fünf Spieler fünf Karten als Startkarten ausgeteilt.

Paper Tales Punktetableau / Foto: Spieltroll

Das Spiel startet nun in die erste von vier Runden, wobei jede Runde aus sechs Phasen besteht, die nacheinander abgehandelt werden. Die Spieler handeln die Phasen dabei parallel ab, so das kaum Zeitverlust vorhanden ist. Bei den Phasen handelt es sich um das Rekrutieren, das Aufstellen, das Kämpfen, das Gold Einnehmen, das Bauen und das Altern. Die Einheitenkarten sind alle nach dem gleichen Muster gestrickt, sie verfügen oben links über Kosten, die man in Form von Gold bezahlen muss, wenn man sie aufstellen will. Sie haben einen Stärkewert in einem Schild und verfügen über diverse Fertigkeiten, die meistens an eine der sechs Phasen gekoppelt sind oder produzieren einen von drei im Spiel vorhandenen Rohstoffen: Holz, Nahrung oder Kristalle. Die Rohstoffe hat man in Paper Tales nur auf den Karten und kann sie nicht für später sammeln. Sie können für entsprechende Bauvorhaben genutzt werden.

Paper Tales Einheitenkarten / Foto: Spieltroll

Zurück zu den Phasen. In der Rekrutierungsphase schauen sich die Spieler ihre Handkarten an, suchen sich eine von ihnen aus, legen sie vor sich verdeckt ab und geben die restlichen Karten in die von der Runde vorgegebene Richtung weiter. Das passiert solange, bis jeder Spieler fünf Karten vor sich liegen hat. Dann endet die Rekrutierungsphase und es wird aufgestellt. Das Aufstellen dient dazu sein Reich zu schützen und folgt nach ein paar Regeln. Jeder Spieler kann genau vier Karten aufstellen (später fünf), zwei Karten in der vorderen Reihe und zwei in der zweiten Reihe. Die vordere Reihe dient später zum kämpfen und wenn man hier erfolgreich sein möchte, sollten hier Einheiten mit hohen Stärkewerten aufgestellt werden. Beim Aufstellen können die Spieler nun Karten von den zuvor ausgewählten ins Spiel bringen, indem sie sie auf einer der vier Positionen aufstellen. Dies passiert zunächst verdeckt. Sollten dabei Karten die man zuvor aufgesstellt hat ersetzt werden, so legt man diese einfach ab. Am Ende der Aufstellungsphase müssen die Spieler bis auf eine Handkarte alle anderen abwerfen. In dieser Phase ist es auch möglich zuvor bereits aufgestellte Karten woanders zu platzieren. Sind alle Spieler fertig, so werden die Karten umgedreht und die Spieler bezahlen eine entsprechende Menge Gold. Haben sie nicht genügend Gold, so müssen sie Karten, die sie nicht bezahlen können abwerfen.

Paper Tales Spielerauslage / Foto: Spieltroll

Nun folgt die dritte Phase, das Kämpfen. Hierzu werden einfach die Stärkewerte der vorderen Reihe zusammenaddiert und mit seinen benchbarten Spielern verglichen. Hat man mehr oder gleichviel Stärke als ein Gegner, gewinnt man einen Kampf und erhält sofort drei Legendenpunkte und gewinnt man sogar beide Kämpfe, erhält man sechs Punkte. Das ist auch schon der gesamte Kampf und es folgt Phase vier. Das Gold Einnehmen, hierbei erhält jeder Spieler ein Grundeinkommen von zwei Goldstücken und villeicht weiteres Gold durch Einheiten, die in dieser Phase Gold produzieren.

Gebäudekarte Stadt / Foto: Spieltroll

In der Bauphase können die Spieler nun eines ihrer fünf Gebäude errichten. Es gibt eine Taverne, eine Kaserne, eine Mine, die Stadt und den Tempel. Jedes Gebäude verfügt über zwei Stufen. Eine braune Seite, die die erste Stufe darstellt und eine graue für die zweite Stufe. Es ist möglich mit nur einer Bauaktion ein Gebäude gleich auf Stufe zwei zu errichten, wenn man genügend Rohstoffe für einen doppelten Ausbau hat. Ansonsten darf man pro Runde entweder ein neues Gebäude errichten, oder ein bestehendes ausbauen. Das erste Gebäude ist dabei gratis, ab dem zweiten Gebäude muss man aber mit Gold das Grundstück bezahlen. Hierfür werden pro zuvor errichtetem Gebäude zwei Gold fällig. Die Gebäude bringen einem am Spielende nicht nur Legendenpunkte ein, nein sie haben auch nützliche Fähigkeiten während des Spiels, sie versorgen einen mit Rohstoffen, extra Gold und Stärke und sobald man sein erstes Gebäude auf Stufe zwei besitzt erhält man einen fünften Aufstellungsplatz, so dass man ab sofort in der vorderen Reihe eine weitere Einheit aufstellen kann.

Paper Tales Gebäudekarten / Foto: Spieltroll

Die letzte Phase ist dann das Altern, in der jede Einheit einen Alterungschip erhält, die noch keinen hat. Bei den meisten Einheiten bedeutet der zweite Chip den Tod der entsprechenden Einheit und sie muss abgelegt werden. Gerade hier gibt es aber viele Einheiteneffekte, die mit dieser Mechnik spielen. Danach beginnt das Spiel von vorn mit der zweiten Runde und so weiter, bis nach Runde vier die Punkte ausgezählt werden. Hier erhält jeder noch Punkte für seine Gebäude und wer die meisten Punkte gesammelt hat gewinnt.

Das Fazit

Paper Tales hat mich, nachdem ich sehr lange mit mir gehadert habe, es mir zuzulegen, sofort am Haken gehabt. Ich möchte sogar sagen, ich hatte seit Magic in den Anfangstagen nicht mehr dieses Gefühl Kartenkombinationen ergründen zu wollen und herauszufinden, wie man bei diesem Spiel mehr Punkte macht. Das Spielgefühl ist dabei zunächst ein recht seltsames. Nach nur einer Runde, dachten wir noch: „Das Spiel ist doch gleich vorbei, wie soll man hier überhaupt viele Punkte machen.“, aber bereits in der nächsten Runde fielen uns die ersten Kombinationsmöglichkeiten von Karten auf, mit denen man sich massive Vorteile erschaffen konnte und die ersten Ideen entstanden. Auch wurden die Gebäude von uns zunächst nicht hoch genug eingeschätzt. Man hat gerade so richtig Blut geleckt, da sagt das Spiel: „Ende“! Aber man hätte soviel besser machen können. Das Draften der Karten ist bei Paper Tales in der tat das A und O, nimmt man sich hier zu wenig Zeit, um Kombinationen zu erforschen und darüber nachzudenken, ob man eine Kombi noch über die vorhanden Runden zu einem lukrativen Ende bringen kann, dann dauert Paper Tales in der Tat nur 15 Minuten. Aber die angegebenen 30 bis 45 Minuten kommen schon ganz gut hin, weil man die Zeit zum überlegen einfach braucht. Man darf ja auch nicht nur seine eigenen Karten im Blick haben, wenn man dem Gegner plötzlich die fehlende Karte weiterreicht, die ihm einen riesigen Vorteil verschafft, kann das schon fast die Niederlage bedeuten. Paper Tales verzeiht da nicht allzu viel und von daher ist das Kennerniveau schon sehr angebracht.

Kritik habe ich aber auch ein wenig anzubringen. Zum einen sind für meinen Geschmack viel zu wenig verschiedene Einheitenkarten im Spiel vorhanden. Das Spiel kommt lediglich mit 81 Einheitenkarten daher, davon sind manche bis zu drei mal vorhanden. Das sind viel zu wenig um langzeitig zu motivieren. Inzwischen ist auch auf deutsch eine Erweiterung angekündigt, die man aber wieder teuer bezahlen darf und damit wären wir bei Kritikpunkt Nummer zwei und Frosted Games im allgemeinen. Ich finde ihre Preispolitik tatsächlich eher frech. Man kann Glück haben und Paper Tales zu einem angemessenen Preis finden, aber in der Regel ist man hier mit 35 Euro dabei. Für den Inhalt der Box ist das wirklich viel, man bekommt ein paar qualitativ, nicht allzu gute Karte, ein paar Pappteile, ein Punktetableau und ein paar Holzsteine. Ich würde das auch gar nicht an die so große Glocke hängen, aber es fällt mir bei Frosted Games nicht zum ersten mal auf, das die Spiele zwar spielerisch ansprechend sind, aber der Preis für den Inhalt einiger Schachteln echt enorm ist. Man siehe zum Beispiel die Unterhändler-Erweiterungen. Hätte man hier wenigstens ein paar mehr Einheitenkarten, dann ok, aber so. Wie gesagt ich habe lange gehadert, weil ich es lange zu keinem Preis finden konnte, der mir angemessen erschien, aber es ist möglich. Für alle, für die der Preis keine Rolle spielt, gilt hier unbedingt mal anschauen, es könnte sich lohnen.



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