Meine Frau hat eine Vorliebe für asiatisch anmutende Spiele. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht warum, denn außerhalb von Spielen interessiert sie sich recht wenig für Asien. Seikatsu wäre wahrscheinlich ansonsten total an uns vorbeigezogen, aber meine Frau hat es in einem Onlineshop bei einem Sale entdeckt und es einfach gekauft ohne etwas darüber zu wissen. Hätte also total in die Hose gehen können und wenn man weiß, das wir ganze 5 Euro für das Spiel bezahlt haben, wäre das auch kein großer Verlust gewesen. Umso überraschter waren wir beide, als die Sielschachtel da im Versandkarton lag und das Spiel für den Preis viel größer war, als wir es uns vom Bild her vorgestellt haben. Von außen ist Huch! und IDW hier ein wirklich schönes Produkt gelungen, aber kann es auch spielerisch überzeugen und was für ein Spiel ist Seikatsu eigentlich genau?
Worum geht es?
Die Anleitung klärt uns zunächst darüber auf, dass Seikatsu japanisch ist und soviel wie Leben bedeutet. Im Spiel liegen die Spieler im Wettstreit darüber, wer den schönsten Garten anlegt. Alle teilen sich gemeinsam ein Feld und platzieren Scheiben mit Vögeln und Pflanzen darauf. Hier gilt es für die Spieler möglichst viele gleiche Vögel und oder Pflanzen in die gleichen Reihen zu platzieren um viele Punkte einzuheimsen.
Wie läuft das ab?
Seikatsu ist ein abstraktes, taktisches Legespiel, dessen größter Clou es ist, dass man es zu dritt Spielen kann und das sogar, ich nehme es vorweg richtig gut. Aber auch zu zweit ist es genausogut spielbar. Lediglich die Teamvariante für vier Spieler gefiel uns nicht so gut, aber dazu später mehr. Das Spielbrett zeigt ein Sechseck, von dem jedem Spieler zwei Seitenteile gehören. Farblich sind die Bereiche am Rand in drei Farben geteilt. Pink, blau und grün unterscheiden sich recht deutlich. In der mittigen Ecke einer Farbseite steht unsere Pagode und das Spielfeld besteht aus lauter Kreisen die in geraden Linien quer über das Feld gehen. Für jeden Spieler sieht es von seiner Seite gleich aus und es gibt insgesamt sieben Reihen, um die wir uns kümmern müssen. Die Reihen an den Seiten sind jeweils nur vier Kreise lang, während die mittlerste sieben Kreise umfassen würde, wenn hier nicht der Kreis ganz in der Mitte des Spielfeldes durch einen kleinen See ersetzt wäre, der nicht besetzt werden darf.
Der Rest des Spielmaterials besteht aus einem wunderhübschen Beutel mit Logoaufdruck, indem die 36 Spielchips enthalten sind und die sind richtig wertig und haben im Inlay auch alle ihren Platz. Die Chips zeigen Vögel mit Blumenkränzen und vier von ihnen sind mit Koikarpfen bedruckt, die im Spielverlauf eine Sonderfunktion erfüllen. Drei schöne Blümchenmarker aus Holz dienen als Punkteanzeiger auf der, das Spielfeld umlaufenden, Punkteleiste.
Jeder Spieler sollte so sitzen, dass er seine Pagode mittig vor sich sieht. Die Spielchips werden zunächst ohne die Koichips gemischt und für jeden Spieler wird ein Chip aus dem Beutel gezogen und auf das Feld am Teich gelegt, das eine Blume zeigt, die gegenüber eurer Pagode liegt. Danach werden auch die Koiplättchen in den Beutel gemischt und jeder Spieler zieht zwei Plättchen aus dem Beutel und hält sie vor seinen Mitspielern geheim. Der weiseste Spieler beginnt.
Der Spielablauf ist ziemlich simpel. Zunächst spielt man ein Plättchen aus seiner Hand auf ein leeres Feld des Spielfelds. Man muss es angrenzend an ein bereits liegendes Plättchen auslegen. Danach wird ein Vogelschwarm gewertet, denn dafür bekommen wir während des Spiels Punkte. Sollte ein Vogel auf einem Nachbarfeld den gleichen Vogel zeigen, wie der Vogel des gerade gelegten Plättchens, so bekommen wir einen Punkt für das gerade gelegte Plättchen plus je einen Punkte für jeden gleichen Vogel auf einem angrenzenden Plättchen. Sollte kein angrenzender Vogel übereinstimmen, so bekommen wir keinen Punkt. Die Koiplättchen gelten dabei als Joker, allerdings nur in dem Moment indem man sie ausspielt. Wenn sie später ausliegen, zählen sie nicht mehr als Joker. Danach ziehen wir ein Plättchen aus dem Beutel nach.
Die Plättchen zeigen jeweils eine Kombination von vier Blumenkränzen und vier Vogelarten. Jedes Plättchen kommt genau zweimal im Spiel vor. Nachdem alle Plättchen ausgelget worden sind, endet das Spiel und die Blumen werden gewertet. Wir erhalten gestaffelt Punkte je mehr gleiche Blumen wir in einer Reihe liegen haben. Jeder Spieler schaut hier natürlich die Reihen von seiner Pagodenseite an.
Die Teamvariante für vier Spieler spielt sich ähnlich. Von Beginn an liegen je zwei Plättchen am Teich, wobei die Reihe zur grünen Pagode frei bleibt. Die Spieler eines Teams sitzen sich gegenüber und sind abwechselnd mit dem anderen Team an der Reihe. Die Spieler dürfen sich nicht über ihre Plättchen unterhalten. Ansonsten funktioniert das Spiel genauso wie die anderen Varianten. Eine Soloversion existiert auch noch, über die ich aber nichts sagen kann, weil ich sie nicht ausprobiert habe.
Das Fazit
Seikatsu ist für mich in allen Belangen eine kleine Überraschung. Es fängt bereits beim Material und der Optik an. Das Spiel sieht super gut aus und verfügt über fantastisches Material. Die Spielchips sind sehr wertig und erfüllen rein optisch ihren Zweck hervorragend. Dazu sind sie super in der Spielschachtel untergebracht. Seikatsu als Spiel ist aber ebenfalls ein schönes abstraktes Legespiel, bei dem die Taktik überwiegt. Auf lange Sicht muss man versuchen möglichst viele gleiche Blumenkränze in eine Reihe zu bekommen. Mit den Blumen macht man deutlich mehr Punkte, aber die Sofortpunkte durch die Vogelschwärme sollte man nicht außer Acht lassen, denn oftmals geben sie in engen Partien den Ausschlag und hier muss man auf das reagieren, was man aus dem Beutel zieht. In unseren Partien ging es fast immer eng zu und den Unterschied machten nicht die Punkte durch die Blumen, die gleich ausvielen, sondern die Punkte durch die Vogelschwärme.
Das Beste an Seikatsu ist aber , dass man es auch zu dritt gleichwertig spielen kann und das ist bei abstrakten Spielen eher selten der Fall. Durch die sechseckige Form des Spielbretts sind alle drei Parteien gleichberechtigt und haben die gleichen Chancen. Das einzige was im Raum stehen könnte, ist das Gefühl das der dritte Spieler ein wenig im Vorteil sein könnte, da prinzipiell mehr Chips auf dem Spielfeld liegen, mit denen er punkten könnte. Aber das hat sich in unseren Spielen nicht besonders herausgestellt, so dass es für uns recht gut funktioniert hat.
Seikatsu ist absolut einfach zu spielen und kann jedem erklärt werden. Dafür braucht man im Ganzen nichteinmal fünf Minuten und kann das Spiel auch ziemlich schnell spielen. Eine Partie dauert lediglich 15 bis 30 Minuten und zumindest bei uns blieb es selten bei nur einer Partie. Eine Empfehlung an alle die ein abstraktes, taktisches Spiel für bis zu drei Personen suchen. Die Version für vier hat uns weniger begeistert, sie ist nur der Vollständigkeit halber dabei.
- Verlag: Huch!, IDW Games
- Autor(en): Matt Loomis, Isaac Shalev
- Illustrator(en): Neytirix, Peter Wocken
- Erscheinungsjahr: 2017
- Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
- Dauer: 15 – 30 Minuten