Josh Wood kannte ich bis vor ein paar Jahren überhaupt nicht und dann kam über Pegasus das AEG-Spiel Cat Lady in unseren Katzenhaushalt. Meine Frau liebt Katzen und als sie dieses Spiel in einem Buchladen rumstehen sah, musste sie es kaufen. Wir waren beide sehr angetan von dem Spiel, dass auf angenehme Weise funktionierte und für uns jede Menge spaßige Spielmomente bereithielt. Der Designer war eben dieser Josh Wood, der bei Cat Lady nicht nur für das Spieldesign, sondern auch für die niedlichen Illustrationen verantwortlich war. Josh Wood ist Mitarbeiter von AEG und so verwundert es nicht, dass man in der letzten Zeit öfter von seiner Beteiligung an AEG-Produkten hört. Nun kam sein neues Spiel Santa Monica endlich zu uns und wir freuten uns sehr es ausprobieren zu können, da auch dieses Spiel optisch wieder einiges hermacht und wir gespannt waren, ob er uns auch dieses Mal wieder fesseln kann.
Worum geht es?
Das Thema ist zwar eigentlich nicht neu, denn im Kern ist Santa Monica ein Städtebauspiel, aber wir konzentrieren uns hier schon auf etwas Neues. Wir bauen einen Strand oder organisieren ihn einfach neu. In Santa Monica nehmen wir uns des berühmten Strandabschnitts von Los Angeles an und müssen versuchen die meisten Punkte aus dem Sand herauszuholen, indem wir Strandabschnitte gekonnt mit der Promenade verbinden und dafür sorgen müssen, dass sowohl die Einheimischen Bewohner, als auch die Touristen hier voll auf ihre Kosten kommen. Dazu legen wir Karten in zwei Reihen vor uns aus und müssen die so angelockten Bewohner geschickt über die Karten steuern, dass sie an die punktebringenden Orte gelangen.
Wie läuft das ab?
Wir bekommen eine riesige Schachtel, wenn wir uns Santa Monica nach Hause geholt haben und sind wahrscheinlich ersteinmal ein wenig enttäuscht, wenn man sie öffnet und sich das Material anschaut. Nicht weil es wenig oder qualitativ schlecht wäre, nein, es sieht ein wenig verloren aus in dieser riesigen Box. Okay, dass muss ja nichts heißen. Das Spiel kann ja trotzdem gut sein. Das Material verspricht auf jeden Fall schon mal einiges. Schöne bedruckte Holzfiguren und Holzmünzen, und ansonsten alles mit coolen Artworks versehen.
Da es sich bei Santa Monica im Kern um ein Kartenspiel handelt, ist der Aufbau recht flott erledigt. Es gibt allerdings viele verschiedene Komponenten, die erwähnt werden wollen. Fangen wir mit den sogenannten Merksmalskarten an. Von ihnen gibt es insgesamt 78 Stück und sie sind das Hauptspielelement. Diese Karten zeigen uns entweder Strandabschnitte oder Teile der Promenande. Die Karten werden gemischt und eine Auslage wird gebildet. Wir legen zwei Reihen übereinander von jeweils vier Karten offen aus. Der Rest wird als Nachziehstapel bereitgelegt. Die untere Reihe ist dabei die Reihe, aus der wir uns bedienen können. Die Karten der oberen Reihe zeigen uns an, welche Karte als nächstes in die untere rutschen wird, wenn wir eine Karte auswählen. Die obere Reihe wird immer wieder aufgefüllt.
Neben diese Auslage werden zwei große Sanddollarplättchen gelegt, von denen es insgesamt vier gibt. Sie sind beidseitig bedruckt und zeigen uns auf jeder Seite je eine Aktion an, für die wir Sanddollars bezahlen und dann ausführen können. Sanddollars sind eine Währung des Spiels und wird durch weiße bedruckte Holzmarker angezeigt. Auf der anderen Seite der Auslage wird eines der drei im Spiel enthaltenen Wertungsplättchen ausgelegt. Dieses Plättchen zeigt uns bereits von Beginn an, wofür wir am Ende zusätzliche Punkte erzielen können. Als letzten Teil der Auslage müssen wir noch zwei Spielsteine vor der Auslage aufstellen. Einer ist ein rosa Foodtruck, der unter die zweite Spalte von links gestellt wird und als zweites den sogenannten Gourmet, der ebenfalls in rosa unter die vierte Spalte ganz rechts gestellt wird.
Das restliche Spielmaterial in Form von Spielsteinen und Marker wird bereitgelegt. Jeder Spieler erhält noch eine Referenzkarte als Hilfestellung und dazu sein Startplättchen, das insgesamt so groß ist, das es übereinander eine Promenaden- und eine Strandkarte darstellt. Von diesen Startplättchen gibt es insgesamt sechs Stück und es werden verdeckt soviele ausgewählt, wie Spieler am Spiel teilnehmen. Sie werden offen ausgelegt und dann verdraftet. Der erwählte Startspieler beginnt uns sucht sich eines der Plättchen aus. Auf ihnen ist am unteren Rand noch ein Platzierungsbonus angegeben und zeigt dem Spieler, was er zum Spielstart bekommt. Das können bestimmte Figuren und Sanddollars sein. Auf jeden Fall bekommt jeder Spieler eine grüne Spielfigur, die sein sogenannter VIP ist. Dieser VIP spielt im weiteren Verlauf noch eine wichtige Rolle. An der oberen Kante des Startplättchen ist angegeben für welche Kartentypen unser VIP Siegpunkte erhält, wenn er sie besucht hat.
Nun ist die Vorbereitung abgeschlossen und wir können loslegen. Santa Monica ist ein recht simples Spiel mit einigen sehr schönen Mechanismen. Wenn wir am Zug sind, passieren genau drei Dinge. Als erstes müssen wir eine Karte aus der Auslage wählen und einbauen oder eine der beiden Sanddollaraktionen ausführen. Wählen wir dabei genau die Karte vor der der Foodtruck oder der Gourmet steht, so erhalten wir eine Belohnung. Der Foodtruck bringt uns einen Sanddollar und der Gourmet erlaubt es uns eine unserer Figuren in unserer Auslage um ein Feld zu bewegen. Mit Figuren sind entweder unser VIP, die orangen Touristen oder die blauen Einheimischen gemeint. Unser Startplättchen besteht aus zwei Feldern übereinander und jede Karte die wir an unseren Strand einbauen, gilt als zusätzliches Feld. Figuren dürfen dabei nur orthogonal ziehen. Der Foodtruck und der Gourmet werden anschließend um ein Feld nach rechts verschoben. Ist einer der beiden ganz rechts angekommen wandert er ganz nach links. Sollten beide auf der gleichen Position stehen, erhalten wir den Bonus beider Figuren und nur der Truck wird zwei Felder versetzt. Wenn wir Sanddollars besitzen, können wir anstelle einer Karte zu wählen auch eine der Sanddollaraktionen der beiden Plättchen ausführen, die es uns in vielen Fällen erlauben, besondere Karten aus der Auslage zu nehmen, mehr Karten zu nehmen oder auch Karten aus der hinteren Reihe auszuwählen.
Als zweites, nachdem wir die Karte in unsere Auslage eingebaut haben, wird die Platzierungsaktion der Karte ausgeführt. Die beiden Arten dürfen immer nur entweder in die obere Reihe (Strände) oder unten (Promenade) gelegt werden. Sie müssen außerdem so eingebaut werden dass man sie erreichen kann und sie jeweils mit einer Seite an eine andere Karte oder das Startplättchen angrenzen. Auf den Karten gibt es verschiedene Informationen. Die sind bei den Stränden an der Oberseite der Karte zu sehen und bei den Promenaden an der Unterseite. Ganz links befindet sich in einem abgetrennten Bereich die Platzierungsaktion. Dabei kann es sich um den Erhalt von Sanddollars, das Platzieren von Figuren oder auch um das Bewegen von Figuren handeln. Im Bereich rechts daneben stehen oftmals Wertungsmöglichkeiten für das Spielende. Hierbei müssen wir Nachbarschaften von bestimmten Kartentypen beachten oder aber Ketten von bestimmten Kartentypen bilden. Die Kartentypen sind ebenfalls angegeben und es gibt insgesamt sechs verschiedene Typen. Auf einigen Karten, um das auch abzuhandeln, gibt es sogenannte Aktivitätenringe und dort ist es unsere Aufgabe, eine bestimmte Menge von bestimmten Personen zu versammeln, um Punkte am Ende des Spiels zu bekommen. Durch diese Ringe ist es wichtig seine Figuren auch über seinen Strand zu bewegen.
Bekommen wir Sanddollars, so legen wir sie in unseren Vorrat. Gibt es Figuren, so stellen wir die angegebene Anzahl auf die Karte und müssen wir eine bestimmte Anzahl von Figuren bewegen, so ziehen wir sie wie oben erklärt, orthogonal über die Karten. Wir dürfen allerdings keine Figur öfter bewegen. Sollten wir zum Beispiel vier Touristen um je zwei Felder bewegen dürfen, so dürfen wir bis zu vier Touristen ziehen, aber nicht zwei um je vier oder einen um acht Felder. Haben wir nciht genügend Figuren dieser Farbe, verfällt der Rest einfach. Sollten wir durch eine Bewegung, den VIP ziehen, so hinterlassen wir Fussspurplättchen. Diese Plättchen kommen einmalig auf die Karten, die auf unserem Startplättchen angegeben sind. Am Spielende bringen uns diese Fußspuren ebenfalls Punkte ein.
Nachdem wir all unsere Platzierungseffekte ausgeführt haben füllen wir noch die Auslage wieder auf und der nächste Spieler ist an der Reihe. Wenn der erste Spieler insgesamt 14 Karten in seiner Auslage hat, wird die aktuelle Runde noch beendet und jeder erhält noch eine „Letzte Bewegung“ bei der der VIP und jeder Tourist sich ein Feld bewegen darf und alle Einheimischen noch einmal um drei Felder. Danach werden die Punkte gezählt. Man erhält Punkte für Ketten und NAchbarschaften auf bestimmten Karten und des Wertungsplättchens. Sanddollars bringen noch im Verhältnis 2:1 Punkte
Das Fazit
Santa Monica ist ein wirklich tolles Spiel. Ich kann es nicht anders sagen. Im ersten Moment war ich wirklich ein bißchen geschockt, als ich die Schachtel aufgemacht habe. Nachdem alles in seinen Tüten verstaut war und ich das Pappinlay aud der Schachtel nahm, hätte noch zehnmal soviel Material in die Schachtel gepasst, wenn nicht sogar nochmehr. Das Verhältnis der großen Schachtel zum Spielinhalt passt einfach überhaupt nicht. Zum Glück ist das Spiel, dass sich hinter dieser blendenden Verpackung verbirgt doch ein so gutes. Das Spiel wirkt mit seinen Pastelltönen und seiner Optik irgendwie stylisch und auch das Material macht hier wirklich Laune. Die Figuren sind mit kleinen Fotoapparaten und Sonnenbrillen bedruckt und auch die Sanddollars sind recht chic. Das macht alles einen sehr guten Eindruck. Aber nicht nur die Optik stimmt, auch wenn sie einem als erstes ins Auge springt, nein, auch das Spiel, das Santa Monica zu Grunde liegt ist toll.
Dabei scheint es erst einmal gar nicht soviel Neues zu bringen. Karten zu einer sinnvollen Stadt auslegen und damit Punkte in Ketten und nachbarschaftlichen Abhängigkeiten zu machen, ist natürlich absolut nichts Neues, aber das ganze mit den Figuren zu ergänzen, die wir über die Karten zu bestimmten Zielen bewegen müssen, macht Santa Monica dann doch wieder zu etwas Besonderem. Plötzlich bekommt unsere kleine Stadt vor unseren Augen ein wenig Leben und wir versuchen möglichst alle zu ihren Zielen zu bewegen. Das macht erstaunlich viel Spaß und da es überhaupt nicht kompliziert ist, ist Santa Monica für mich soetwas wie ein kleiner Geheimtipp, den sich auch Familien die gerne mal etwas mehr Spielen anschauen sollten. Der Preis könnte zwar abschrecken, wenn man weiß was drin ist, aber die Qualität ist dafür ziemlich gut.
Ich bin voll des Lobes für Santa Monica und muss gestehen das es eines meiner bisher liebsten Städtebauspiele ist, auch wenn man hier eigentlich keine Stadt, sondern „nur“ einen Strand baut.
- Verlag: Skellig-Games, AEG
- Autor(en): Josh Wood
- Illustrator(en): Jeremy Nguyen, Josh Wood
- Erscheinungsjahr: 2021
- Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
- Dauer: 40 – 60 Minuten