Vor etwas über zwei Jahren zur Messe in Essen ist mir dieses kleine Spiel aufgefallen, dass durch coole illustrationen auf sich aufmerksam machte und angelehnt an Werwölfe von Ted Alspach einen anderen Blickwinkel auf das Szenario werfen wollte. Hier haben wir es nämlich nicht mit einem Partypiel zu tun, bei dem wir die Werwölfe ausfindig machen müssen. Dafür tauchen in diesem kleinen Kartenspiel diverse Charaktere und Rollen aus dem bekannten Spiel wieder auf. Ravensburger hat sich das kleine Spiel für den deutschen Markt gesichert und bringt hier zunächst die Version Amulett auf den Markt. Insgesamt gibt es, wenn ich mich nicht irre, vier Versionen dieses Spiels, die alle miteinander kombiniert werden können. Jedes Set enthält dabei einen Satz von besonderen Charakteren mit einzigartigen Fähigkeiten. Ob und wann Ravensburger die weiteren Sets veröffentlichen wird, kann ich bisher ebenfalls nicht beantworten. Aber auch mit einer Version hat man genügend Abwechslung für viele spaßige Runden. Silver verbindet dabei einige Memoryelemente mit geschicktem Fähigkeitsmanagement der Karten. Memory? Ja, aber nicht so wie ihr denkt…
Worum geht es?
Das Thema ist eigentlich eine kleine Mogelpackung, denn Ted Alspach ist ja der Meister der Werwolf-Spiele, also hat er auch versucht dieses kleine Kartenspiel auf sein Werwolf-Thema zu münzen. Die Spieler versuchen in vier Durchgängen die wenigsten Strafpunkte auf ihren Karten in ihrer Auslage zu erhalten. Die Karten, auf denen Dorfbewohner abgebildet sind haben Kartenwerte und diese Werte stellen Werwölfe dar. Die Auslage vor einem Spieler ist das Dorf. Die Dorfbewohner haben zwar Bezug zu den Werwolfspielen, aber ansonsten wirkt es schon komplett aufgesetzt.
Wie läuft das ab?
Das ganze Spiel besteht nur aus 52 Charakterkarten, 8 Übersichtskarten und einem Amulettmarker. Die Charakterkarten zeigen die Werte 0-13. Alle Karten bis auf die 0 und die 13 sind je vier mal vorhanden. Die beiden anderen jeweils nur zwei mal. Zur Spielvorbereitung werden die Karten gemischt und wenn man mit nur zwei oder drei Spielern spielt, werden danach ein paar Karten zur Seite gelegt. Vor jedem Spieler werden fünf Karten verdeckt ausgelegt. Die Spieler dürfen diese vorerst nicht anschauen. Jeder bekommt außerdem die beiden Übersichtskarten, auf denen er/sie den Spielablauf nachverfolgen kann. Das Amulett sowei der Nachzugstapel kommen in die Tischmitte und eine Karte vom Kartenstapel wird als Ablagestapel offen ausgelegt. Zusätzlich benötigt man noch Stift und Papier, um die Strafpunkte der Runden zu notieren.
Nun kann es losgehen und jeder Spieler darf sich zwei seiner Karten vor sich anschauen und sollte sich auch möglichst merken, wer dort liegt. Wichtig ist, das die Karten in der Auslage nicht umsortiert werden dürfen. Ist man an der Reihe hat man die Wahl zwischen drei möglichen Aktionen. Entweder zieht man vom Nachziehstapel oder aber vom Ablagestapel oder man ruft die Abrechnung aus. Zieht man eine Karte vom Nachziehstapel, so schaut man sie sich geheim an und muss eine Entscheidung treffen. Entweder legt man sie auf den Ablagestapel und lösst ihren Abwurfeffekt aus, sofern sie einen hat, oder aber man tauscht sie gegen eine oder mehrere Karten in der eigenen Auslage aus. Wie das vor sich geht erkläre ich gleich.
Nimmt man eine Karte vom Abwurfstapel, so tauscht man sie gegen eine oder mehrere Karten seiner Auslage. Die Karte vom Awurfstapel kommt auf jeden Fall offen in sein Dorf. Die dritte Möglichkeit die man auswählen kann, ist an eine Bedingung gebunden. Die Abrechnung darf man erst ausrufen, wenn man vier oder weniger Karten in seinem Dorf hat. Es wird laut mitgeteilt das man Abrechnen möchte und dann sind alle anderen Spieler noch einmal am Zug. In einem Zug darf immer nur ein Spieler die Abrechnung ausrufen.
Kommen wir nun zum Austausch der Karten. Hier geht man wie folgt vor. Man darf immer gegen eine oder mehrere Karten austauschen. Zunächst bestimmt man durch Hochschieben die Karten, die man austauschen möchte. Ob die Karten offen oder verdeckt liegen ist dabei egal. Wichtig ist nur, das man nur gleiche Karten wegtauschen darf. Also zunächst werden die Karten benannt und dann umgedreht. Zeigen sie alle die gleiche Karte, legt man sie auf den Abwurfstapel und ergänzt die neue Karte in sein Dorf. Liegt man falsch, so behält man alle Karten in seinem Dorf und nun bleiben sie auch offen liegen. Die neue Karte erhält man nun zusätzlich in sein Dorf. Sollten sogar drei verschiede Karten aufgedeckt werden, so muss man sogar noch eine weitere Karten vom verdeckten Stapel ziehen und in sein Dorf legen.
Ziel ist aber möglichst wenig Punkte zu haben und deshalb sollte man möglichst richtig liegen. Es gibt dann drei Möglichkeiten, wie ein Durchgang enden kann. Entweder ruft ein Spieler die Abrechnung aus, der Nachziehstapel ist aufgebraucht oder aber beide Dorfbewohner liegen offen in den Auslagen aller Spieler. Das Spiel endet dann sobald der zweite aufgedeckt wird. Die Dorfbewohner sind die beiden Karten mit Wert 0 aus dem Charakterstapel.
Bei der Abrechnung werden nun alle Karten in allen Dörfern aufgedeckt und die Strafpunkte aller Spieler gezählt und für die Runde notiert. Nur der Spieler, der die Abrechnung ausgerufen hat, muß seine Punkte mit den anderen Spielern vergleichen. Hat er die niedrigste Summe am Tisch, so erhält er keine Strafpunkte und erhält das Amulett für die nächste Runde. Hat er nicht die niedrigste Summe, so erhält er seine Strafpunkte plus zehn weitere Strafpunkte für die zu früh ausgerufene Abrechnung. Danach wird die nächste Runde gespielt. Nach vier Runden gewinnt derjenige das Spiel, der die wenigsten Strafpunkte vorweisen kann.
Das Silberamulett darf in der nächsten Runde eingesetzt werden, um eine Karte zu schützen. Weder der Spieler selbst, noch seine Gegenspieler dürfen sich die Karte anschauen. Für alle anderen Belange zählt sie aber weiterhin als im Spiel und auch zur Abrechnung wird sie herangezogen.
Das klingt jetzt noch gar nicht so interessant, aber die Dorfbewohner unterscheiden sich nicht nur durch ihre Wertigkeit. Sie haben auch alle noch unterschiedliche Fähigkeiten und da kommen wir dann zu den Ähnlichkeiten mit den Werwolfspielen zurück. Es gibt auch hier solche Charaktere wie den Leibwächter, der auf einen anderen Dorfbewohner gelegt wird und diesen und sich selsbst beschützt. Auch eine Seherin ist vorhanden, die es einem Spieler erlaubt eine Karte von irgendeinem Spieler anzuschauen. Die Dorfbewohner sorgen dabei für jede Menge Interaktion zwischen den einzelnen Spielern.
Das Fazit
Silver Amulett ist ein kleines feines Kartenspiel für bis zu vier Personen, die auf interaktive Kartenspiele stehen. Bei einem Spieleabend oder auch mal Zwischendurch macht Silver eine durchaus gute Figur. Definitiv kein Spiel, das man mehrere Stunden am Stück spielen kann, aber das muss man ja auch nicht tun. Das Spielprinzip ist ein wenig ungewöhnlich, da man sich hier die Positionen seiner Karten merken muss, um erfolgreich zu sein und wer jetzt sagt, es sind ja nur fünf Karten, der muss ersteinmal eine Partie gespielt haben in der ständig Karten getauscht werden und man darum buhlt die niedrigsten Karten in seinem Dorf zu haben. Eine Partie dauert meistens auch gar nicht so lange wie man glaubt, denn der Stapel ist durchaus schnell leer gespielt, wenn viel getauscht wird. Nach einigen Partien stellt sich aber durchaus eine Ermüdung der Charaktere heraus und man würde gerne auch noch andere Charaktere auszuprobieren. Von daher hoffe ich, dass auch die weiteren Versionen noch ihren Weg nach Deutschland finden, so dass man ein wenig mehr Abwechslung erhält.
Silver Amulett ist ein schickes Spiel. Die Kartenrückseiten machen einiges her und auch die Illustrationen auf den Karten sind ein wahrer Hingucker. Die Symbolik ist gut und unaufdringlich. Ein schönes Spiel mit Luft nach oben mit ein bis zwei weiteren Sets.
- Verlag: Ravensburger
- Autor(en): Ted Alspach
- Illustrator(en): Andrey Gordeev, Taylor Bogle
- Erscheinungsjahr: 2020
- Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
- Dauer: 30 – 45 Minuten
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