Spieleabend #21 – Über den Basar

Ja, richtig gelesen, da ist der letzte Spieleabend doch gerade erst erschienen, da kommt schon der nächste. Genau so ist es. Da es bei uns im Moment so gar nicht mehr wohnlich ist und auch schon fast alle Spiele in Kartons verpackt sind, hat uns die, aus diversen geschilderten Spieleabenden, bekannte Arbeitskollegin zu sich zum Essen und Spielen eingeladen. Diesmal gab es keine Pizza, nein, wir wurden bekocht und auch Sohnemann Nummer zwei stieß mit Freundin dazu. Wer weiß, wann es wieder dazu kommt? Vielleicht findet der nächste Spieleabend dann schon bei uns statt, wenn wir endlich über einen ordentlichen Spieltisch verfügen. Bis dahin vergeht aber noch ein wenig Zeit und weil wir momentan eigentlich nur noch digital zum Spielen kommen, war das eine sehr willkommende Abwechslung.

Da wir an diesem Abend wieder zu fünft sein würden, wurde die Sammlung erneut nach Spielen für bis zu fünf Spielern durchforstet, die einen leichten bis mittleren Schwierigkeitsgrad aufweisen sollten. Ich sage mal, maximal Kennerspielniveau, vielleicht einen Tick mehr. Sohnemann und Freundin spielen glaube ich zwar auch gern schonmal was Forderndes, aber er neigt, wie früher schon bei Tiny Towns beobachtet, zur Überanalysierung und das lähmt vor allem Spiele bei denen man nicht schnell wieder an die Reihe kommt. Das galt es also dringend zu vermeiden. Auf jeden Fall mitnehmen wollten wir Fantastische Reiche. Ich schlug auch sofort Nidavellir vor, aber der Rest fiel uns deutlich schwerer. Meine Frau schlug irgendwann Istanbul vor, wusste aber nicht, ob das zu fünft spielbar ist, was ich verneinte. Dann kam sie mit Small World um die Ecke, auf das sie richtig Laune zu haben schien. Das hielt ich eigentlich für ideal und nachdem uns dann auch noch Parks eingefallen war, was sich noch nicht so lange in unserer Sammlung befindet war das Täschchen auch gut gefüllt. Dann ging ich aber nochmal am Kleiderschrank vorbei, auf dem Istanbul in einem Stapel Spiele lag und sah, dass man es doch zu fünft spielen kann. Also wanderte es auch noch in die Tasche und meine Frau war sehr erfreut.

Mit diesen fünf Spielen brachen wir an diesem Abend auf. Wir wussten zwar, dass wir wie immer nicht alles Spielen würden, aber das ist auch egal. Nach dem Essen bauten wir den Spieltisch noch kurz ins Wohnzimmer um, denn zu fünft in der Küche spielen wollten wir dann doch nicht.

Los legten wir dann tatsächlich mit Istanbul, dass sich, Last Minute sozusagen, noch in die Tasche geschlichen hatte. Lange hatten wir es nicht gespielt und wir waren doch ein wenig gespannt, wie es ankommen würde mit seinem speziellem Mechanismus. Sohnemann sagte sofort, als er die Schachtel erspähte, dass er das Spiel wohl kennen würde. Er sei sich nicht ganz sicher, aber es kommt ihm schon sehr bekannt vor. Wenn er das Spielbrett sehen würde, fällt es ihm bestimmt wieder ein. Nachdem ich das Bündel mit Ortsplättchen herausholte und ausbreitete war die Sache dann doch erledigt und es war ihm komplett unbekannt.

Was mir bei der Erklärung von Istanbul an diesem Abend auffiel, ist die Tatsache, dass es sich ziemlich gut dafür eignet, mit Familienspielern den nächsten Schritt zu gehen. Ich meine, ich hatte immer Probleme ein Spiel zu finden, dass solche Spieler darauf vorbereitet, was bei den meisten Worker-Placement-Spielen gefordert ist. Worker-Placement-Spiele sind ja meistens gar nciht so schwierig zu spielen, aber der Erkläraufwand mit vielen verschiedenen Möglichkeiten nimmt immer sehr viel Zeit in Anspruch. Das schreckt diese Spieler aber häufig ab. Sie wollen Spielen und nicht zugetextet werden. Istanbul hat ja diesen Kniff mit der Bewegung des Händlers über das Feld. Man bewegt sich mit der Figur und lässt einen Arbeiter zurück. Das scheint für viele verständlicher zu sein. Sie können es sich gut vorstellen das man auf seinem Weg über das Feld bestimmte Aktionen macht. Erkläre ich ein Worker-Placement-Spiel mit verschiedensten Einsetzmöglichkeiten so habe ich immer den Eindruck das nach mehr als fünf Möglichkeiten die Langeweile einsetzt und man nicht mehr folgen will. Bei Istanbul war das anders, hier wurde wissbegierig gefragt, was man hier und da machen kann. Keine Ahnung, aber hier funktionierte das wirklich gut.

Das Spiel selbst kam gut an. Sohnemanns Freundin, die Kindergärtnerin von Beruf ist, stellte sich als harte Nuss für ihren Freund heraus. Ihm gönnte sie gar nichts und wurde schon fast zur Furie, wenn er einen guten Zug machte. Die armen Kinder haben wir uns manchmal gedacht. Nee, so schlimm war es auch nicht. Die beiden stritten jedenfalls recht stark um den finalen Sieg. Ich selbst nutze solche Partien in dieser Runde gerne um neue Wege zu gehen und mal anders zu spielen, als ich es sonst tun würde. Sohnemann setzte aber ganz stark auf die Teestube und holte sich massiv viel Geld, und baute zunächst seinen Karren komplett aus, bevor er sich überhaupt anfing für die Waren zu interessieren. Das klappte erstaunlich gut und er konnte mit dieser Strategie ganz knapp gewinnen, denn sowohl seine Freundin, als auch meine Frau und ich hätten alle im nächsten Zug gewinnen können. Er war leider nur zuerst an der Reihe.

Danach ging es nahtlos weiter und wir spielten Fantastische Reiche. Das tolle an dem Spiel ist, dass man es in fünf Minuten erklären kann, dann einfach losspielt, ausprobiert und dann kommt so gut wie sicher der nächste Versuch und dann der nächste und der nächste und ehe man sich versieht spielt man eine ganze Weile Fantastische Reiche. Auch wir haben drei Partien gespielt und es kam gan gut an. Wir wollten noch was drittes, etwas umfangreicheres spielen, weswegen wir dann aufhörten, aber es lief gut. Nicht für mich allerdings. Ich spielte zwei meiner schlechtesten Runden jemals. Meine Frau brauchte eine Runde sich an das Spiel zu fünft zu gewöhnen und gewann dann wie gewohnt. Das Spiel zu fünft gefiel mir in der Gesamtheit nicht so gut. Ich würde mein Limit auf vier Spieler setzen. Meine Review in der Pandemie konnte leider nicht auf diese Information zurückgreifen. Das Spiel ist immer noch stark und wurde auch zu recht für den Kennerspielpreis nominiert, aber zu fünft und sechst wird das Spiel etwas zu abhängig, von dem was kommt. Zu zweit ist das Spiel fast am stärksten.

Als drittes Spiel des Abends kam das gute alte Small World auf den Tisch. Ein Spiel bei dem ich mich bei der Erklärung immer ein wenig schwer tue, aber auch das klappte zu später Stunde irgendwie. Erstaunlicherweise dauerte unsere Partie ziemlich lang, was aber auch daran lag, das alle Neulinge es gut verstanden haben und sich als durchaus harte Gegner herausstellten. Ich hatte richtig Glück bei der Auswahl meiner Völker. Zunächst spielte ich die Rattenmenschen, die durch ihre schiere Masse eine große Anzahl Gebiete erobern konnten. Sie dehnten sich maximal aus und im richtigen Moment wechslete ich auf die Amazonen mit Helden und hier hatte ich erneut Glück, denn man ließ mich einfach gewehren. Vier meiner untergegangenen Ratten wurden bis zum Schluß nicht erobert, was mir jede Runde gute Einnahmen brachte, während meine Amazonen das Land im Sturm eroberten. Eine ganz starke Kombination. Rechtzeitig vor dem Ende wechslete ich dann nochmal auf die Wohlhabenden Halblinge um mir einen Extrageldschub zu gönnen. Ein paar Tage nach dieser Partie spielte ich online eine Partie Small World und hatte Exakt die gleiche Kombination von Völkern in einem Spiel zu fünft und konnte dort mit großem Abstand gewinnen. Nicht so an diesem Abend, die Kindergärtnerin war besser. Keine Ahnung wie sie das gemacht hat, aber sie war ein paar Münzen besser. Zunächst spielte sie die Wassermänner und hatte eine sehr gute Ausbreitung. Auch sie konnte sich lange halten. Sie wechselte auf die Menschen mit denen sie sehr viel Geld scheffelte und wechselte zum Schluß noch auf die Elfen. Meine Frau war sehr enttäuscht, weil sie Small World so gerne spielt und so schlecht in dieser Partie abgeschnitten hat. Zum Schluß war aber auch wirklich die Luft raus und wir packten nur noch zusammen und machten schnell Schluß. Alle waren müde und die Partie dauerte etwas länger als zwei Stunden.

Ein sehr schöner Spieleabend mit sehr gelungenen Spielerlebnissen. Istanbul nach langer Zeit war echt der Hit. Das Spiel hatte ich schon fast vergessen und die Erweiterungen habe ich noch nie ausprobiert. Die werde ich mir mal zulegen und schauen ob da was geht. Fantastische Reiche geht immer und auch Small World stellte sich wiedermal als gutes Leichtgewicht heraus, das man mit fast jedem spielen kann.

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