Nidavellir

Nidavellir

Vor Kurzem hörte man von vielen Seiten den seltsamen Namen eines Spiels immer häufiger: Nidavellir. Das Spiel mit dem recht nichtssagendem Cover, stammt vom Franzosen Serge Laget, den viele wahrscheinlich von seinen Zusammenarbeiten bei Days of Wonder mit Schatten über Camelot, Das Geheimnis der Abtei, Mystery Express oder Cargo Noir kennen dürften. Auch Mare Nostrum ist ein ziemlich bekanntes Spiel von ihm. Bei vielen dieser Spiele arbeitete er mit Größen wie Bruno Cathala, Bruno Faidutti und Antoine Bauza zusammen. Nidavellir ist seit langer Zeit mal wieder ein Lebenszeichen von ihm. Das Spiel kommt für mich wie aus dem nichts ohne große Ankündigung. Alles was ich im Vorfeld darüber gehört hatte sprach mich erstmal auch gar nicht an, denn es sollte sich um ein Auktionsspiel handeln und ich bin kein besonders großer Fan dieser Spiele. Thematisch ging es wohl um Zwerge und Drachen, mehr wusste ich aber auch nicht und ich hätte es nie gekauft, wenn nicht der Zufall ein wenig mitgespielt hätte. Um was handelt es sich hier also genau und lohnt sich das?

Worum geht es?

Nidavellir ist das namensgebende Königreich der Zwerge in dem Jahrtausende lang Frieden herrschte. Nun aber ist Fafnir erwacht und droht mit Vergeltung an denen, die ihn einst gefangen nahmen: den Zwergen. Die Spieler schlüpfen also in die Rolle eines Zwergenanführers, der mit Gold aus der königlichen Schatzkammer ausgestattet, eine Armee von Zwergen ausheben soll, um gegen Fafnir ins Feld zu ziehen. Wie tun wir das? Wir gehen dahin, wo wir Zwerge am ehesten Treffen können, in Tavernen wo sie Trinken und Feiern. Wir klappern die Tavernen ab und versuchen sie mit Gold in unsere Streitmacht zu locken. Denn nur dem Sieger mit der stärksten Streitmacht winkt der Ruhm, gegen Fafnir zu Felde ziehen zu dürfen.

Nidavellir – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Der Spielaufbau ist relativ simpel. Jeder der Spieler erhält sein eigenes Tableau mit einer Punkteskala, einigen Aussparungen und drei Symbolen für die drei Tavernen des Spiels. Zusätzlich bekommt ein jeder Spieler einen Satz aus fünf Kupfermünzen mit den Werten 0, 2, 3, 4, 5. Es gibt ein paar große Pappjuwelen, die die Spielerreihenfolge anzeigen und oben an das Spielertableau angelegt werden. Man benutzt natürlich nur genausoviele Juwelen, wie Spieler am Spiel teilnehmen. Diese werden zufällig an die Spieler ausgeteilt, die sie an ihr Tableau anlegen.

Nidavellir – Der Lachende Drache / Foto: Spieltroll

In die Mitte des Tisches werden die drei Tavernenplättchen untereinander, mit jeweils Platz für eine Kartenreihe unter ihnen, ausgelegt. Der Feiernde Goblin in grün liegt dabei ganz oben, der Lachende Drache in rot folgt als zweites und das tänzelnde Pony in blau folgt als drittes. Die Reihenfolge entspricht der auf unseren Spielertableaus. Die vier Kartenhalter werden für alle Spieler sichtbar irgendwo am Rand des Tisches aufgestellt. in drei der Halterrungen stellen wir jeweils sieben der Heldenkarten, zu denen ich später mehr erkläre. In den letzten Aufsteller stellen wir die Auszeichnungskarten. Bei allen Karten ist wichtig, das wir ihre Banderole links mit allen Symbolen und Zahlen erkennen können.

Nidavellir – Schatzkammer / Foto: Spieltroll

Als nächstes stecken wir die Schatzkammer aus den Pappteilen zusammen, die eher wie eine Tribüne aussieht und stellen die Goldmünzen mit ihren Werten an die entsprechenden Stellen auf diese Tribüne. Die Münzen sehen aus, wie die die wir als Startkapital bekommen haben, nur das sie gold- und nicht kupferfarben sind und höhere Werte von 5 bis 25 aufweisen. Zu guter letzt sortieren wir noch die Zwergenkarten in ihre beiden Rückseiten, die sie als Karten des ersten und zweiten Zeitalters ausweisen. Wir mischen den Stapel des ersten Zeitalters und legen unter jede Taverne soviele Karten, wie Spieler mitspielen (Ausnahme: bei zwei Spielern werden trotzdem drei Karten ausgelegt).

Nidavellir – Kartenstapel der Zeitalter / Foto: Spieltroll

Nun kann es losgehen. Nidavellir wird in zwei Zeitaltern gespielt, die aus jeweils drei oder vier Runden bestehen, je nach Spieleranzahl. Eine Runde besteht dabei aus vier Phasen die nacheinander durchgeführt werden. Zunächst kommt die Rundenvorbereitung, in der neue Karten unter die Tavernen gelegt werden. Man beginnt dabei immer von oben. Phase zwei beinhaltet das Gebote Abgeben der Spieler. Diese Phase wird gleichzeitig gespielt und die Spieler entscheiden sich dafür, welche ihrer fünf Münzen sie wo einsetzen. Ihr Spielertableau zeigt die drei Tavernen mit Symbolen und hat unten zwei Aussparrungen an ihrem Geldsack für zwei weitere Münzen. Die Spieler legen nun verdeckt auf jede Taverne eine Münze und zwei in ihren Geldbeutel. Natürlich schauen sie sich die Auslage der Zwerge dafür an und bieten so verdeckt Geld auf eine Reihe in der sie möglicherweise zuerst auswählen möchten.

Nidavellir – Verdeckte Gebote / Foto: Spieltroll

In Phase drei werden die Tavernen von oben nach unten abgehandelt. Zunächst decken alle Spieler das Gebot für die erste Taverne auf. Wer am meisten Geboten hat, darf sich zuerst eine Karte aussuchen. Danach folgen die weiteren Spieler in absteigender Reihenfolge. Bei einem Gleichstand entscheiden die Reihenfolgekristalle an der Spitze des Spielertableaus. Wer hier den höheren Wert hat kommt zuerst dran. Folgendes kann nun passieren: Nimmst du einen Zwerg, schaust du, ob du bereits welche des gleichen Typs hast. Es gibt Schmiede, Jäger, Entdecker, Minenarbeiter und Krieger. Die Zwergenakarten zeigen farblich und mit Symbol und Bild an, zu welchem Typ sie gehören. Am linken Rand ihrer Karten haben sie sogenannte Rangabzeichen. Hast du bereits Zwerge eines Typs, so platzierst du den neuen Zwerg so auf den anderen diesen Typs, das alle Rangabzeichen sichtbar bleiben. Du sammelst die Zwerge rechzs nebden deinem Tableau. Wann immer du eine neue Karte in deine Streitmacht legst, musst du kontrollieren, ob du einen Helden rekrutieren musst. Hast du ein vollständiges Set aus den fünf Kartentypen und noch keinen Helden rekrutiert, so musst du einen Helden aus den Aufstellern auwählen. Viele Helden gehören einer der fünf Typen an und werden genauso auch dort in der Streitmacht platziert. Sie bringen genauso Rangabzeichen mit, die für das weitere rekrutieren von Helden mitzählen. Helden, die keiner dieser Typen angehören, erkennbar durch einen Helm, werden auf die linke Seite des Tableaus gelegt. Alle Helden bringen bestimmte Effekte mit sich, die ab nun befolgt werden. Das können Soforteffekte sein oder sie bringen am Ende besondere Punkte mit sich.

Nidavellir – Münzaustausch / Foto: Spieltroll

Solltest du keinen Zwerg, sondern eine Aufwertungskarte genommen haben, so wertest du irgendeine deiner Münzen, egal ob bereits aufgedeckt oder nicht, um den auf der Karte angegebenen Wert auf und nimmst dir die entsprechende Münze aus der Schatzkammer. Die Münze die du aufwerten wilst, wird im Falle einer Kupfermünze aus dem Spiel genommen oder bei einer Goldmünze zurück in die Schatzkammer gelegt. Der Spieler behält zu jeder Zeit immer fünf Münzen. Etwas Ähnliches passiert, wenn man verdeckt seine Münze mit Wert „0“ irgendwo auf einer Taverne platziert. Auch hier wird eine Münze getauscht. Nur in diesem Fall werden die beiden Münzen im Geldbeutel aufgedeckt. Ihre Werte werden addiert und man erhält eine Münze mit dem gleichen Gegenwert aus der Schatzkammer. Sollte die Münze nicht mehr verfügbar sein, so nimmt man sich sogar die nächsthöhere. Gibt es die aber auch nicht mehr, dann geht man in der Reihenfolge nach unten, solang, bis man eine Münze bekommt. Die höhere der beiden Münzen aus dem Geldbeutel wirft man dann aber ab. Man behält auch hier immer fünf Münzen.

Zu guter letzt wird noch geschaut, ob es Gleichstände bei der Reihenfolge gegeben hat, wenn das der Fall war, so werden die Juwelen unter den Spielern getauscht.

Nidavellir – Verschiedene Zwergentypen / Foto: Spieltroll

In Phase vier werden dann nur noch alle Münzen wieder eingesammelt. Sollte das erste Zeitalter beendet sein, kommt es zu einer Zwischenwertung, am Ende vom zweiten Zeitalter folgt die Schlußwertung. Die Zwischenwertung prüft auf die Menge der Rangabzeichen eines jeden Typs. Derjenige, der die meisten Rangabzeichen eines Typs hat, bekommt die Auszeichnungskarte für diesen Typ. Bei Gleichständen, werden diese nicht vergeben. Diese Auszeichnungskarten bringen bestimmte Vorteile mit. Die Kriegerkarte erlaubt das Aufwerten einer Münze um den Wert fünf. Wer die meisten Jäger hat, bekommt eine besondere Tauschmünze mit Wert drei anstatt null usw. Allesamt Boni, die man im weiteren Spielverlauf sinnvoll einsetzen kann. Das zweite Zeitalter wird dann genauso fortgesetzt.

Die Schlusswertung sieht dann etwas anders aus. Die Spieler erhalten Punkte für ihre Streitmacht. Auch hier wertet jeder Zwergentyp seine Punkte anders. Die Krieger zum Beispiel haben auf ihren Rangabzeichen Punktewerte stehen, sogenannte Mutwerte. Man addiert die Mutwerte einfach und wer den insgesamt höchten Mutwert bei den Kriegern hat, bekommt als Bonus den Wert seiner höchsten Münze noch als Punkte oben drauf. Jäger und Schmiede muss man einfach sammeln und man erhält Punkte gemäß der Skala auf seinem Tabelau. Jäger sind dabei seltener als Schmiede und deshalb nach hinten heraus ein wenig wertvoller. So bekommt man zum Beispiel für sieben Jäger 49 Punkte für sieben Schmiede aber nur 42. Auch Entdecker bringen uns Punkte für ihre Mutwerte, aber ihre Mutwerte sind viel höher als die der Krieger. Auch die Minenarbeiter haben Mutwerte, die aber sehr niedrig sind. Hier wird der gesamte Mutwert mit der Anzahl der Rangabzeichen für die Punkte multipliziert und dann gibt es da ja noch die diversen Helden, die das Punkten noch viel interessanter machen und auch der Gesamtwert unserer fünf Münzen am Ende des Spiels wird in Punkte umgewandelt.

Nidavellir – Verschiedene Helden / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Nidavellir ist für mich eine echte Überraschung. Es kam aus dem Nichts und räumte bei uns tatsächlich total ab. Was dabei noch viel mehr verwundert ist die Tatsache, dass es eigentlich ein einfaches Set Collection Spiel mit einem Auktionsmechanismus ist, von dem man denkt, man hat soetwas Ähnliches schon tausenmal anders gespielt. Aber, dem ist nicht so und verdammt nochmal macht das Spaß! Zunächst mutet das alles etwas seltsam an mit den Kartenaufstellern und dieser Münztribüne, aber der Auktionsmechanismus bringt ständig sehr interessante Entscheidungen mit sich. Wann werte ich meine Münzen überhaupt auf? Welche Münzen will ich eventuell eintauschen? Wann benutze ich welche Münze wofür? Jede Runde hat einfach sehr gute Entscheidungen, die sich für den Spieler wichtig anfühlen. Seine Münzen darf man nie zu sehr vernachlässigen, denn zum einen erlauben sie es uns bessere Gebote abzugeben und zum anderen sind höherwertige Münzen auch mehr Siegpunkte am Ende und in unseren Testpartien machten oftmals die Münzen den Unterschied aus.

Nidavellir funktioniert mit jeder Spielerzahl, wenngleich Partien mit mehr Spielern mir noch besser gefallen haben. Das Spiel bietet genug Raum sich in unterschiedlichen Partien mit anderen Strategien zu befassen. Einige der Helden sind extrem nützlich und den richtigen Weg mich durch das Spiel zu navegieren habe ich immer noch nicht gefunden. Soll ich früh meine Münzen aufwerten, oder erstmal versuchen schnell ein Set für einen begehrten Helden zusammenzubekommen? Die Entscheidung ist dabei sicherlich auch ein wenig von der Spielerzahl abhängig, denn mit mehr Spielern ist es etwas unwahrscheinlicher auch einen guten Zwerg abzubekommen, wenn die Mitspieler gut aufpassen. Keine Ahnung was es genau ist bei Nidavellir, aber es macht tierischen Spaß und hat uns in jeder Partie sehr gut gefallen.

Das Material ist Spitze und sieht gut aus und als echtes Kennerspiel würde ich es nicht bezeichnen. Das einzige, was etwas mehr Durchblick erfordert ist das Punkten am Spielende, aber das erfordert etwas Kopfrechenleistung, ansosnten ist das Spiel für mich eher ein Familienspiel mit Ambitionen. Nidavellir wird irgendwann mal wieder mit zu meiner Arbeitskollegin genommen und dort vorgestellt. Ich denke so ein Spiel wird bei ihr gut ankommen.


  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor(en): Serge Laget
  • Illustrator(en): Jean-Marie Minguez
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
  • Dauer: 40 – 60 Minuten

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