Diesen Monat habe ich einfach mal ins blaue hinein irgendeinen Jahrgang ausgewählt und mich mit ihm beschäftigt. Die zufällige Wahl fiel auf das Jahr 1988 und wie sich herausstellte kamen jede Menge Erinnerungen wieder hoch, die zu diesem Jahr passten. Vorwegnehmen möchte ich aber, dass 1988 nicht gerade eines der besten Spielejahre war. Überhaupt war die Auswahl an Spielen in dieser Zeit noch immer recht überschaubar und ist in keinster Weise mit heute oder der Zeit vor ein paar Jahren zu vergleichen. Eine Art kleinen Trend gab es aber schon in diesem Jahr. Man hatte erkannt das Spiele mehr sein können, als das bloße Würfeln eines Würfels mit anschließendem Bewegen einer Figur und so kamen alternative Spielkonzepte in den Spielemarkt und mit Barbarossa und die Rätselmeister wurde sogar eines von ihnen zum Spiel des Jahres ausgezeichnet. So besonders viel damit anfangen, konnte ich damals als Dreizehnjäriger aber noch nichts.
1988 bewegte die Menschen wahrscheinlich in wahnsinnig vielerlei Hinsicht, große Veränderungen in der Weltpolitik standen bevor, aber die Spielebranche war nicht gerade besonders innovativ oder aufregend. Zumindest nicht bis in dieses Jahr, in dem Spiele wie Barbarossa und Bausack auf sich aufmerksam machten und der Spielerschaft alternative und innovative Spielkonzepte näherbrachte. Der kleine Spieltroll, der schon damals gerne Brettspiele mit seinen Freunden spielte, fand diese Entwicklung, wenn ich mich richtig erinnere allerdings ziemlich doof. Zum Geburtstag gabs das Spiel des Jahres, für das er sich nicht wirklich begeistern konnte und Spiele mit Bausteinen rangen ihm nur ein müdes Lächeln ab. Barbarossa und die Rätselmeister wurde am Geburtstag direkt gespielt und danach nur noch selten angefasst. Ich weiss noch wie enttäuscht ich über das Spiel war, indem man mit Knetmasse irgendwelche Figuren gestalten sollte, die es dann zu erraten galt. Meine Freunde und ich stellten sich als ziemlich unbegabte Knetgummikünstler heraus, wir waren dem Kindergartenalter ja auch schon deutlich entwachsen und fanden das irgendwie uncool. So lagen ständig irgendwelche unförmigen Klumpen in der Mitte, die sich kaum erraten ließen.
Aber schauen wir uns doch wie immer erstmal die Top 10 Boardgamegeekliste aus diesem Jahr an, um zu sehen, welche Spiele sich bis heute als die besten Spiele dieses Jahrgangs herausgestellt haben. Soviel schonmal vorneweg, besondere Großtaten sind in diesem Jahr nicht zu vermelden:
- Merchant of Venus
- Set!
- Inkognito
- Full Metal Planète
- Blood Bowl (Second Edition)
- Angola
- Hol´s der Geier
- Scrabble Scattergories
- Super Cluedo
- Ligretto
Uiuiui, da haben wir ja die Creme de la Creme in diesem Jahr am Start! Na ganz so hoffnungslos ist es dann vielleicht doch nicht. Platz eins für Merchant of Venus und das wahrscheinlich sogar zu recht, auch wenn es nur ein recht mittelmäßiges Spiel ist und mir damals, so um 1990 rum alles an Englischkenntnissen abverlangt hat, was ich zur Verfügung hatte. In dieser Zeit hatte ich festgestellt, das die miefigen Spiele, die hier in Deutschland so auf den Markt kommen mir alle irgendwie nicht mehr gefielen. Mein Rollenspielerherz verlangte nach Exotischerem und so schaute ich mich in England und Amerika um und hatte über den ein oder anderen Versandhändler schon so einige wirklich teure Spiele erworben. Das ganze Taschengeld wurde gespart und dann in solche Spiele versenkt. Durch einen Freund kannte ich ein paar Avalon Hill Spiele, die immer sehr interessant aussahen und so beschloß ich Merchant of Venus zu kaufen. Das Spiel kam gefühlt mit 2000 Pappcountern die ich in Ü-Eier-Verpackungen im Spielkarton sortiert aufbewahrte, damit nicht alles durcheinanderflog, denn das Spiel war für mich durch den Preis so eine Art Schatz, den es zu beschützen galt. Leider habe ich das Spiel nur ein paar mal mit Freunden spielen können, da die Regeln uns vor eine üble Herausforderung stellten und die Spieldauer exorbitant lang war.
Inkognito war dann in diesem Jahrgang tatsächlich so eine Art Highlight, zu der ich gleich noch komme und Spiele wie Super Cluedo, was einfach nur die „Mehr von Allem“-Variante mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad von Cluedo war, sowie Scrabble Scattegories und Ligretto kannte man schon, aber es waren halt nur Neuauflagen oder keine großen Würfe. Die anderen Spiele kenne ich tatsächlich nicht, bis auf Blood Bowl, über das ich hier natürlich ein paar Sätze verlieren muss, weil es in einer der späteren Varianten zu meinen All-Time-Favourites gehört. Die Zweite Edition des Spiels war mein Zugang zu der Welt des Blood Bowl, ohne das es spätere Erlebnisse niemals gegeben hätte. Ich bekam das Spiel im Sommer des Jahres 1989 und kann mich daran noch ziemlich genau erinnern, denn wir waren zwar keine arme Familie, aber meine Eltern konnten sich keine großen Urlaube erlauben und so saß ich im Sommer immer in unserem kleinen Kaff fest, während viele meiner Freunde in den Sommerferien wegfuhren. Ich empfand das gar nicht als so schlimm, aber meine Mutter schenkte mir am Anfang des Sommers immer ein Spiel, das auch richtig teuer sein durfte, damit ich etwas hatte mit dem ich mich im Sommer beschäftigen konnte. 1989 durfte ich mir Blood Bowl aus England bestellen und es war fantastisch. Es war bunt, hatte Miniaturen, es war Fantasy und es ging um Sport… ich war im Bann und hab in diesem Sommer immer wieder mit diversen Freunden Blood Bowl gespielt und alle hatten Spaß, so dass wir Turniere veranstalteten. Aus heutiger Sicht würde ich keinem empfehlen sich diese Version des Spiels zuzulegen, aber damals war es wirklich toll. Es sei noch erwähnt das Barbarossa in dieser Boardgamegeekliste Platz 11 gewesen wäre.
Aber genug der Erinnerungen, kommen wir nun wie jedesmal zu den beiden wichtigen Spielepreisen. Okay, machen wir es kurz, den deutschen Spielepreis gab es natürlich noch gar nicht, der wurde erst 1990 zum ersten mal verliehen, aber das Spiel des Jahres gab es schon, aber natürlich auch nur mit einem Preis und nicht wie heute mit drei Auszeichnungen. Das Spiel des Jahres war ja, wie schon erwähnt, Barbarossa und die Rätselmeister oder einfach Babarossa, wie es eigentlich überall nur hieß. Klaus Teuber war der Autor der ja nur sechs Jahre später mit Catan die Spielewelt nachhaltig auf den Kopf stellen sollte. 1988 wurde außerdem zwei Sonderpreise vergeben. Zum einen an das Spiel Sauerbaum, für eine kooperative Spielerfahrung. Hier haben wir also einen der ganz frühen Vertreter kooperativen Spielens und damit passt es in die innovative Zeit. Außerdem hat es einen ökologischen Hintergrund, denn es geht darum gemeinsam einen Baum von sauren Regentropf zu befreien. Das zweite sonderpreiswürdige Spiel ist Inkognito, dass als besonders schönes Spiel ausgezeichnet wurde und das kann ich nur unterschreiben, denn es war mit den vebezianischen Karnevalsfiguren und dem schönen Spielplan eine Augenweide. Außerdem hatte es diesen für damalige Verhältniss coolen Mechanismus mit den farbigen Kugeln in der riesigen Figur, von denen immer drei zum Vorschein kamen. Inkognito war in diesem Jahr eh das bessere Spiel, im Vergleich mit Barbarossa, wenn man mich fragt.
Auf der Empfehlungsliste stand dann schon der Bausack von Zoch, den ich damals nicht zu schätzen wusste, aber das Spiel ist bis heute erhältlich und gehört zu den besten Spielen dieser kreativen Art. Schoko und Co besaß ich sogar selber und erinner mich nur noch daran, dass es um ein Wirtschaftsspiel in einer Schokoladenfabrik ging, aber mehr ist nicht hängengeblieben. Targui hingegen besaß mein bester Kumpel und ich fand das Spiel immer total gut, aber das hab ich auch seit über zwanzig jahren nicht mehr gespielt. Zu den restlichen Spielen auf der Empfehlungsliste kann ich leider gar nichsts sagen, weil ich sie entweder nicht gespielt habe oder gar nicht kenne. Der Vollständigkeit halber seien nur die Namen noch erwähnt: Forum Romanum, Hol´s der Geier, Janus, Loa, Mississippi und Scalino.
Abschließend wie immer meine Empfehlungen für die Ludothek und das ist in diesem Jahrgang wahrlich nicht einfach. Von all den erwähnten Spielen besitze ich keines mehr würde aber Blood Bowl in einer späteren Version auf jeden Fall empfehlen und wenn es aus diesem Jahr ein Spiel in die Ludothek schaffen muss, dann auf jeden Fall der Bausack und als zweite Empfehlung Inkognito. Mehr sollte es aus diesem recht schwachen Jahrgang gar nicht sein. Bis zum nächsten Jahrgang!