Fast 25 Jahre ist dieses Spiel jetzt alt und es veränderte die Spielwelt nachhaltig. Catan, wie es nach seiner Umbenennung von 2015, nur noch heißt ist ein Meilenstein in der Spielehistorie, ohne das es viele Spiele in der heutigen Form wahrscheinlich nicht gegeben hätte, oder wir würden natürlich über ein anderes Spiel reden, das die Türen für eine neue Spieleflut geöffnet hätte. Insbesondere in Übersee, allen voran in den Vereinigten Staaten schlug die Siedler von Catan dann auch noch massiver ein und veränderte eine komplette Sicht- und Denkweise auf Brettspiele. Seit Catan gibt es überhaupt erst den Begriff „Eurogame“ in der Brettspielerszene. In Amerika nennt man so ein Spiel dann auch „German-Style-Game“.
Der zu diesem Zeitpunkt erst zwanzig Jahre alte Spieltroll, der schon damals ein begeisterter Brettspielverrückter war hatte irgendwo von diesem revolutionären Spiel gelesen und musste es sofort haben. Ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht mehr genau daran erinnern, wo ich es gekauft habe, aber ich war bereits beim lesen der sehr kurzen Regeln begeistert. Die Einstiegsregel passte auf eine einzige Seite! Meine damalige Spielrunde und ich spielten es am Wochenende gleich mehrmals und wir waren alle total begeistert von dem simplen, friedfertigen Siedlungsspiel mit Handelseinschlag. Es hatte genau die richtige Menge Glück, die man durch schlaues Handeln ausgleichen konnte und durch den Räuber konnte man seine Mitspieler auch ein wenig ärgern.
Aber für all diejenigen die es nicht kennen sollten, wahrscheinlich sag ich lieber, für die paar, die Catan nicht kennen, erstmal ein kurzer Überblick, worum es geht und wie man es spielt:
In Catan versuchen wir eine Insel zu besiedeln. Das machen wir in dem wir Siedlungen und Städte an bestimmte Rohstoffgebiete bauen und mit den Erträgen dieser Felder Handel mit unseren Mitspielern treiben. Für Siedlungen, Städte, Straßen, Ritter und bestimmte Entwicklungen im Spiel bekommen wir Punkte und wer als erster eine bestimmte Punktezahl erreicht gewinnt. Das ist alles.
Um dieses Ziel zu erreichen bauen wir zunächst mal eine Insel aus 19 sechseckigen Fliesen zusammen, die die verschiedenen Rohstoffsorten erbringen, dabei gibt es eine Wüste, auf der die Räuberfigur platziert wird, sowie je zweimal ein Gebirgs- und ein Lehmfeld für die Rohstoffe Erz und Lehm, sowie je dreimal eine Wiese für Wolle, Wälder für Holz und Felder für Getreide. Um diese Fliesen legen wir einen Kranz aus Wasserfeldern, wobei wir auf jeder zweiten einen der Häfen platziern, die uns das Handeln ein wenig erleichtern. Im Anschluß mischen wir die Zahlenchips und verteilen sie auf den Landfeldern mit Ausnahme der Wüste. Nun verfügt jedes Landfeld über einen Zahlenwert zwischen 2 und 12. Die Zahlen 2 und 12 sind jeweils nur einmal verhanden, die 7 gar nicht und alle anderen sind zweifach vertreten. Am Anfang eines jeden Zuges würfelt ein Spieler mit zwei Würfeln die Erträge aus und die Felder die erwürfelt wurden produzieren Rohstoffe für denjenigen der eine Siedlung oder Stadt an einem der Kantenfelder des Sechsecks gebaut hat. Eine Siedlung erzeugt einen Rohstoff, eine Stadt zwei. Die Spieler bekommen jeweils eine Karte des jeweiligen Rohstoffs auf die Hand. Zum Spielstart darf reihum jeder Spieler schon eine Siedlung mit anhängender Straße errichten, nachdem der letzte in der Reihe seine Straße und Siedlung gesetzt hat, wird in umgekehrter Reihenfolge eine weitere Siedlung samt Straße platziert, hierbei ist zu beachten das zwischen den Siedlungen immer mindestens eine freie Ecke liegen muss. Man startet also bereits mit zwei Siedlungen. Dieses Prinzip das zunächst alle reihum etwas tun und dann rückwärts alle nocheinmal etwas tun war auch neu zu diesem Zeitpunkt und wurde danach ziemlich oft auch in anderen Spielen bis heute eingebaut.
Nachdem man die Erträge erwürfelt und alle Spieler ihre Rohstoffkarten bekommen haben, darf der aktive Spieler mit allen anderen Handeln, um passende Rohstoffkombinationen zu bekommen, für die er im Anschluss etwas bauen kann. Gebaut werden können Siedlungen, Städte, Straßen und Entwicklungskarten. Für Städte benötigt man immer eine Siedlung, man wertet also quasi bestehende Siedlungen zu Städten auf. Siedlungen sind einen Punkt wert, Städte zwei, wenn mann die längste zusammenhängende Strecke an Straßen hat, mindestens jedoch fünf, bekommt man die Auszeichnung für die „Längste Handelsstraße“ die zwei Punkte wert ist. Unter den Entwicklungskarten befinden sich jede Menge Ritter mit denen man den Räuber versetzen darf, um Zahlenfelder zu blokieren, die Mitspielern besonders viel bringen. Solange der Räuber auf einem solchen Feld steht, erbringen diese keine Rohstofferträge. Zusätzlich darf der versetzende Spieler bei einem der angrenzenden Mitspieler eine Rohstoffkarte verdeckt ziehen. Wer im Verlauf des Spiels die meisten Ritter ausspielt, mindest jedoch drei, erhält auch hier die besondere Auszeichnung „Größte Rittermacht“ die ebenfalls zwei Siegpunkte wert ist. Weitere Entwicklungskarten ermöglichen spezielle Vorteile oder bringen direkte Siegpunkte.
Sollte ein Spieler beim Ertragswurf die auf den Zahlenchips nicht vorhandene 7 würfeln, so wird der Räuber aktiv und es wird zunächst geschaut, wer mehr als sieben Handkarten besitzt. Alle mit mehr Karten müssen die Hälfte (abgerundet) ihrer Karten ablegen. Danach versetzt der aktive Spieler den Räuber wie zuvor schon beschrieben und stiehlt auch so eine Karte.
Bleiben noch die Häfen zu erklären: es gibt einen Hafen für jeden Rohstoff und fünf Häfen die mit einem Fragezeichen gekennzeichnet sind. Generell ist es möglich Rohstoffe auch ohne die Mitspieler zu tauschen, sollte man keinen Handelspartner finden. Dann tauscht man im Verhältnis 4:1. An den Spezialhäfen tauscht man dann im Verhältnis 2:1, aber nur den jeweiligen Rohstoff dieses Hafens. Die Fragezeichenhäfen sind auf keinen speziellen Rohstoff begrenzt und erlauben das Tauschen im Verhältnis 3:1.
Wer es als erster schafft sein Reich soweit auszubauen und zehn Siegpunkte erreicht gewinnt das Spiel.
All das klingt aus der heutigen Sicht, selbst für mich überhaupt nicht mehr besonders, aber damals gab es ein solches Spiel überhaupt noch nicht. Ein modulares Spielbrett, das man vor jedem Spiel wieder völlig neu zusammenbauen konnte war ein völlig neues Element in der Spielewelt. Die konstruktiv kooperative Grundausrichtung des Spiels war ebenso etwas bis dato nicht oft Gesehenes. Die Spieler spielen nebeneinander, versuchen etwas aufzubauen und unterstützen sich durch den Handel sogar noch und niemand versucht den anderen zu zerstören. Diese Spielkonzepte kamen besonders in Amerika wahnsinnig gut an, dort war man ja bisher fast immer nur mit „Player Elemination“ konfrontiert, also das Ausscheiden während des laufenden Spiels durch irgendwelche Konflikte. Auch viele kleine Dinge, wie das schon bei der Spielaufstellung erwähnte Prinzip der Reihenfolge der Aufstellung, waren damals wirklich so innovativ. Heute gehört das alles zum normalen Repertoir der Brettspielszene.
Aus meiner Sicht öffnete die Siedler von Catan auch ein weiteres Türchen für die Industrie. Durch sein modulares Konzept, des Spielfeldes und eigentlich des gesamten Spielmaterials, wurde es das erste Spiel für das es unzählige Erweiterungen gab und das machte auch Sinn, die Siedler wurde so häufig gespielt, das einigen das normale Spiel nach einiger Zeit einfach nicht mehr reichte und Klaus Teuber ergänzende Konzepte nachschob. Er hatte bestimmt noch einiges in der Pipeline, denn ursprünglich war das Spiel noch viel größer angedacht. Die Entdecker und Löwenherz sind zwei weitere Spiele, die unmittelbar mit der Entwicklung von Catan zusammenhängen. Beide Spiele enthalten weitere Mechanismen, die Teuber für die Siedler angedacht hatte. Man sollte die Insel halt erst noch entdecken und anschließend durch Ritter erobern. Zum Glück aus heutiger Sicht muss man sagen hat er es bewusst kleiner gehalten und veröffentlichte im nachhinein Erweiterungen zum Grundspiel. Es gab auch viel Schnickschnack aber die Seefahrererweiterung lohnt sich auf alle Fälle, denn sie ermöglicht größere Welten zu besiedeln, in Form von Archipelen oder geteilten Inseln und deren Verbindung mit Seestraßen über Schiffen. Für Leute die wirklich große Partien spielen wollen empfehle ich ausch noch die Städte und Ritter Erweiterung, in der nicht alles gelungen ist, aber die ein wirklich großes Spielgefühl mit mehr Möglichkeiten erzeugt. Die Schattenseite dieser Erweiterungen durch die modulare Spielweise ist aber auch das viele Verlage den Erfolg von Erweiterungen bemerkten und fortan für bestehende Spiele alles rausgerotzt wurde was nur ging. Das brachte nicht immer nur Gutes zu Tage und manchmal wurde es gar so ärgerlich das man bereits beim Kauf eines Spieles bemerkte, das Mechanismen ausgegliedert wurden um sie in späteren Erweiterungen dann doch in das Spiel zu integrieren nur um nochmal Kohle zu verdienen. Aber darüber an anderer Stelle später einmal mehr.
Ich habe es schon erwähnt, aus der heutigen Sicht wirkt die Siedler von Catan auf mich gar nicht mehr so toll, wie ich es 1995 fand, das liegt aber einfach daran, dass es soviele modernere Spiele gibt für die Catan der Lehrmeister war und die insgesamt besser sind, aber für die Brettspiele im Ganzen war es eines der wichtigsten, wenn nicht sogar das wichtigste Spiel überhaupt. In meiner Spielrund kam es neulich auch nochmal auf den Tisch. Der Name war bekannt und ich pries es an, aber ich hatte es selbst auch Jahre lang nicht gespielt und den Ruf den es hatte konnte es leider nicht ganz halten. Keiner fand es schlecht, aber das die Leute in Jubelstürme ausbrachen fand eben auch nicht statt. Trotzdem sollte es jeder Brettspieler der etwas auf sich hält mal gespielt haben.
- Verlag: Kosmos
- Autor(en): Klaus Teuber
- Illustrator(en): Volkan Baga, Tanja Donner, Pete Fenlon, Jason Hawkins, Michaela Kienle, Harald Lieske, Michael Menzel, Marion Pott, Matt Schwabel, Franz Vohwinkel, Stephen Graham Walsh
- Erscheinungsjahr: 1995
- Spieleranzahl: 3 – 4 (6 mit Erweiterungen)
- Dauer: 75 Minuten
13 Gedanken zu „Klassiker – Die Siedler von Catan“