Top 10 Brettspielcover

Ich hatte wirklich schon lange vor eine Top 10 Liste über Brettspielcover zu machen. Seit meinem Beitrag über Brettspielillustratoren (Die heimlichen Helden) lag dieser Entwurf in meinem Backend herum. Nun soll es soweit sein und hier gilt natürlich mehr als bei anderen Beiträgen: Vorsicht Geschmack! Artworks sind inzwischen wahnsinnig wichtig für Brettspiele geworden. Zum Glück möchte ich sagen, denn für jemaden der die graue Vorzeit der Brettspiele vor 1995 noch aktiv miterlebt hat, ist das was heutzutage die Regale ziert ein wahres Feuerwerk der Farben und Bilder. Ich möchte das nicht mehr missen und heute habe ich eher das Problem, dass gute Cover einen sogar blenden können. Sie bewirken das ich im Laden vor einem Spiel stehen bleibe oder auf der Messe verweile und das ist natürlich gewollt. Früher war das einfach nicht wichtig, da die Gruppe der Spielenden noch sehr klein war und eh das gekauft hat was gut war. Heute ist das bei der schieren Massse an Veröffentlichungen nicht mehr möglich alles zu kennen und auszuprobieren. Hier wird eine gelungene Optik zum Köder.

Diese Liste zu entwickeln war gar nicht mal so leicht. Ich fing an alle Cover die mir irgendwann mal aufgefallen sind auf einen Zettel zu schreiben. Ohne sie nochmal anzuschauen, einfach aus dem Gedächtnis heraus. Danach hab ich alle Spiele nochmal bei Boardgamegeek nachgeschlagen und mir das Cover rauskopiert, wenn ich es würdig für die Liste empfand. Dabei sind noch 25 übriggeblieben, die ich dann relativ lange habe sacken lassen. Zu guter letzt mussten noch 15 weichen und nun sind wir hier. Ich muss dazu sagen, dass es hier rein um die Optik gehen soll. Fünf der Spiele in meiner Liste habe ich noch nie gespielt, finde ihre Cover aber so großartig, dass sie einen Platz hier verdienen. Hier würde mich wie immer auch eure Meinung interessieren, denn mir ist bewusst das Geschmäcker verschieden sind und manche von euch meine Auswahl wahrscheinlich scheußlich finden werden. Deshalb schreibt doch bitte in die Kommentare, wenn ihr andere Vorschläge habt.

Platz 10 – Yinzi

(Spielworxx – Harald Lieske)

Ganz ehrlich, ich weiß absolut gar nichts über dieses Spiel. Zumindest mal nicht mehr als ich bei boardgamegeek.com darüber lesen kann. Es geht wohl um komplexen Handel in China während der Ming-Dynastie. Der vielzitierte Sack Reis in China ist dabei gerade umgefallen. Völlig egal. Dieses durchaus minimalistische Spielecover gefällt mir, immer wenn ich es sehe, ein bißchen besser. Aquarelle finde ich in der Regel eher nicht so gut, aber Harald Lieske zeigt hier doch recht eindrucksvoll, was die Vorteile dieser Technik sein können. Nämlich hervorragend Strukturen durch den Einsatz von mehr oder weniger Farbe zu erzeugen. Außerdem ist der Einsatz von leerem Raum, der weißen Fläche, Teil dieses meisterhaften Kunstwerks. Eine wunderschöne Szene, die mich schon einmal fast dazu verleitet hätte dieses Spiel zu kaufen, um es zu entdecken auch wenn es spielerisch wohl gar nciht so mein Fall sein dürfte.

Platz 9 – London 1888

(NekoCorp – Stephan Kot)

Auf meinem Platz Nummer Neun wird es noch ein weniger vager. Auch dieses Spiel kenne ich nicht, aber das Cover hat es mir wirklich angetan. Spielerisch ist London 1888 wohl ein ziemlich kruder unausgegorener Mischmasch. Ein Spiel indem zunächst kooperativ Informationen und Ausrüstung gesammelt werden muss, bevor die Spieler*innen sich danach durch Ereignisse auf eine der beiden Seiten schlagen, um dann entweder Jack The Ripper zu überführen oder für seine Flucht zu sorgen. Das Spiel is wohl relativ selten und hat nie den Weg zu einer großen Öffentlichkeit gefunden. Das Cover jedoch finde ich ziemlich gelungen, da es mir das Thema mit nur einem Blick verrät. Dabei ist es ebenfalls wie mein Platz zehn recht minimalistisch. Hier wird einfach sehr viel schwarz gelassen und das trifft ja auch die Stimmung des Themas. Der Ripper war nachts unterwegs und suchte seine Opfer. Dieser von wenigen Lichtern erhellte Straßenzug stimmt mich einfach perfekt auf das Thema ein. Durch die Schrift und den Aufbau des Covers wirkt es für mich schonfast wie ein Filmplakat. Aber eines von einem Film, den ich gerne im Kino sehen würde. Der Künstler Stephan Kot ist mir ansonsten nicht bekannt, was ich angesichts dieses Covers sehr schade finde.

Platz 8 – Fire in the Sky: The Great Pacific War 1941 – 1945

(Multi-Man Publishing – Nicolás Eskubi)

Einen der besten Einsätze von Leerraum, und das auch noch mit eher ungewöhnlicher Farbgebung, schafft das Wargame aus dem Kleinstverlag Multi-Man Publishing. Inzwischen wurde es bei Phalanx neu aufgelegt (mit viel generischerem Cover) und gilt in Wargamerkreisen als recht gelungenes Spiel. Auch dieses Spiel habe ich noch nie gespielt. Bei Wargames bin ich zwar nicht generell raus, aber ich habe schon seit sehr langer Zeit keines mehr gespielt (wenn ich von Root einmal absehe). Fire in the Sky war mir wegen dieses Covers allerdings schon länger bekannt, denn es fällt einfach auf. Die Farbgebung ist speziell aber trotzdem stimmig und trotz des Minimalismus, weiss ich sofort was abgeht. Zudem passt das Dargestellte auch noch ziemlich gut zum Titel. Manchmal braucht es einfach wenig, um Wirkung zu erzielen und genau dafür ist Fire in the Sky ein perfektes Beispiel. Der Künstler Nicolás Eskubi ist in diesem Fall soetwas wie ein Spezialist für Wargames und ist schon des öfteren für seine Illustrationen ausgezeichnet worden.

Platz 7 – Vampire: The Masquerade – Vendetta

(Horrible Guild – Martin Mottet)

Auch mein siebter Platz gehört einem Spiel, dass ich noch nie in den Fingern gehabt habe. Spiele zu Vampire: The Masquerade ziehen immer meine Aufmerksamkeit auf sich und so war es auch hier. Das Cover hat mich total abgeholt, aber spielerisch sprach es mich dann doch nicht an. Schade, denn dieses Cover finde ich richtig cool. Schräge Optik, regennaßer Asphalt mit Spiegelung, eine gewisse Tiefe und eine extrem geile und moderne Farbgebung, die dem Spiel schon fast einen Cyberpunk-Touch verleihen. Das Cover ist für mich auch so außergewöhnlich, da es überhaupt nicht nach einem Brettspiel aussieht. Es könnte viel eher zu einem Videospiel gehören. Martin Mottet ist ein relativer Neuling in der Szene, sollte aber im Auge behalten werden. Auch das Cover zu The Queen´s Dilemma stammt von ihm, welches mir ebenfalls sehr gut gefällt. Vendetta gehört für mich auf jeden Fall zu den besten Brettspielcovern und wirkt modern und frisch.

Platz 6 – Everdell

(Starling Games – Andew Bosley)

Als ich dieses Cover 2018 zum ersten Mal bei meiner Schwester auf der Couch in meinem Handy erblickte, war ich hin und weg. Ich zeigte es sofort meiner Frau und wir gingen auch noch die anderen Illustrationen durch. Für uns stand fest, dass wir dieses Spiel unbedingt spielen wollten. Es war uns sogar egal, dass es nur auf Englisch erschien und wir noch nicht wussten wie wir daran kommen sollten. Keine Kreditkarte für Kickstarter am Start und der Pledge Manager war schon durch. Über einige seltsame Kanäle konnten wir im Ausland ein vorbestellbares Exemplar ergattern, das uns dann irgendwann nach der Messe in Essen 2018 erreichte. Soviel Aufwand habe ich ansonsten noch nie für ein Spiel betrieben. Es hat sich aus meiner Sicht gelohnt und soll verdeutlichen, wieviel Macht die Außenwirkung haben kann. Everdell hat natürlich einen Niedlichkeitsfaktor, den ich nicht verleugnen kann, aber das Cover ist hervorragend. Fast schon klassisch, hat es eine schöne Tiefe und bietet dem Betrachter einen Einblick in diese zauberhaftwirkende Welt. Es macht definitv Lust in diese Welt einzutauchen und wenn ich mir bedenke, was ich für Hebel in Bewegung gesetzt habe, um bereits 2018 an eine Version zu kommen, sollte das erklären, warum ich es zu den besten Brettspielcovern zähle.

Platz 5 – When I Dream

(Repos Production – Gaël Lannurien)

Dieses Cover überrascht vielleicht viele, aber ich finde es ganz hervorragend. Natürlich ist die Message simpel, aber, wie ich finde, wirkungsvoll und wunderschön umgesetzt. Der Franzose Gaël Lannurien hat einen ganz eigenen Stil, den ich immer wieder herausfiltern kann. Seine neue Version von Ginkgopolis z.B. oder aber Legendary Inventors sind andere Beispiele für seine Kunst. Sein Schaffen gefällt mir einfach. So auch bei diesem Spiel, dass ich mal wieder nicht gespielt habe. Ein kleiner Junge, der im Traum so ziemlich alles erleben kann und das wundervoll und farbenfroh in dieser Wolke mit Erlebnissen gemalt, ziert dieses Coverartwork, das ansonsten aber komplett weiß bleibt und dieses bunte Bild hervorhebt. An der Spielillustration waren insgesamt sehr viele Künstler beteiligt, aber das Cover hat Lannurien geschaffen. Optisch wirkungsvoll.

Platz 4 – Baumkronen

(Weird City Games – Vincent Dutrait)

In der Abbildung habe ich mich für das etwas größere Originalcover entschieden, also nicht wundern. Eine solche Top Ten Liste kann nicht ohne Vincent Dutrait stattfinden. Der französische Meister, der soviele Spiele mit seiner Kunst verschönert. Ich finde Baumkronen einfach sehr gelungen und es liegt im derzeitigen Naturtrend natürlich ganz weit vorn. Dutrait malt noch mit Pinsel und Stift und das ausschließlich. Seine Bilder wirken dadurch immer sehr organisch und strahlen eine gewisse Wärme aus. Hier stimmt alles von der Farbkomposition, der Tiefe und dem Bildaufbau. Die Schrift ergänzt sich ebenfalls gut. Von Vincent Dutrait könnten einige Bilder hier auftauchen, denn seine Cover sind eigentlich fast immer sehenswert. Baumkronen konnte mich aber im letzten Jahr komplett überzeugen und bleibt mir einfach etwas eindringlicher im Gedächtnis.

Platz 3 – Scythe

(Stonemaier Games – Jakub Rozalski)

Einige müssen jetzt ganz tapfer sein, denn ich muss hier mal wieder erwähnen, dass ich die Artworks von Jakub Rozalski um längen besser finde als das Spiel Scythe. Wobei ich mich da nur auf das Hauptspiel beziehen kann, ich hatte noch nie eine Veranlassung mehr als nur das zu spielen. Scythe ist ein solides Spiel, aber so richtig richtig gut fand ich es bisher nie. Vielleicht muss ich einfach noch mehr Partien spielen, aber die Vermutung liegt nahe, dass es mir einfach nur so Mittel gefällt. Anders ist es halt mit Jakub Rozalskis World Building und seinen fantastischen Bildern. Ich habe es schon in meinem Illustratoren Beitrag vor drei Jahren geschrieben und kann es nur wiederholen. Seine Bilder wirken wie authentische Werke aus dem neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert, nur das diese monströsen Maschinen überall herumstehen. Das alleine reicht aus um eine immense Faszination loszutreten. Ich mag seine furchterregenden Welten und die Düsternis die hier überall mitschwingt.

Platz 2 – Abyss

(Bombyx – Xavier Collette)

Okay, hier trete ich in ausgetretene Pfade, aber ich kann sie guten Gewissens mitgehen. Xavier Collette und Bombyx sind ein Risiko eingegangen und haben damit ein nahezu ikonisches Brettspielcover geschaffen. Ein fieser Geselle schaut uns da direkt von der Schachtel aus an. Mies gelaunt scheint er zu sein und auch ein bißchen gefährlich mutet er an. Die Haut und die Blasen wirken so, als wäre es ein Unterwasserwesen und somit können wir die Thematik erahnen. Das Cover ist ansonsten komplett blank. Keine Informationen, nicht einmal der Name des Spiels steht auf dem Cover. Das ist schon sehr gewagt und zeimlich einmalig bis Canvas das im letzten Jahr ebenso tat. Ein Zeichen das hier alles der Kunst und der Wirkung des Covers untergeordnet wird und es funktioniert. Auf einige mag das abschreckend wirken, aber die meisten macht es neugierig. Sie wollen mehr über das Spiel erfahren, dass sich hinter diesem grimmigen Monster verbirgt. Xavier Collette ist auch der Meister der schrägen und schrulligen Figuren und hat ein Talent diese wunderbar umzusetzen (schaut euch Mysterium an). Ich bin begeistert und freue mich durch die Neuauflage endlich dieses Meisterwerk in meiner Sammlung zu haben, denn auch spielerisch weiß Bombxy zu überzeugen.

Platz 1 – Brass: Birmingham

(Roxley Games – Lina Cossette & David Forest)

Darf es einen anderen Platz eins geben? Sicherlich, aber auch hier betrete ich die ausgelatschten Pfade vieler begeisterter Fans. Das Cover von Brass: Birmingham hatte mich sofort, als ich es zum ersten mal sah. Hier stimmt einfach alles. Die Stimmung, die Farben, der Detailgrad und vor allem kommt das Thema perfekt durch. Die Tristesse der Industrialisierung trieft aus dem Bild. Der Mensch nur indirekt zu sehen, weil er in dieser Maschinerie nichts mehr wert ist. Absolut großartig. Lina Cossette und David Forest haben sich als Mr. Cuddington in den letzten Jahren mit fabelhaften Illustrationen einen schwergewichtigen Namen in der Szene erarbeitet und dieses Bild ist eigentlich gar nicht so typisch für das Schaffen der beiden, weil sie eigentlich eher fröhliche und bunte, zum Teil schon niedliche Charaktere erschaffen. Aber soetwas können sie eben auch und ich liebe dieses triste Cover. Mochte es wirklich von der ersten Sekunde. Das Spiel finde ich gut, aber das Cover ist in meinen Augen deutlich besser. Mehr davon!


So, dass war es dann auch schon. Das waren meine zehn liebsten Brettspielcover. Welches sind eure? Falls Interesse besteht, verrate ich euch natürlich auch noch die fünfzehn weiteren, die ich im Vorfeld rausgeschmissen habe. Ich wünsche mir in Zukunft noch viel mehr so schöne Bilder auf den Covern dieser Brettspiele und das auch die letzten Verlage einsehen, dass es gut ist, gutaussehende Spiele zu veröffentlichen. Zu guter letzt möchte ich hier noch anteasern, dass ich gerade einen zweiten Teil über Brettspielillustratoren vorbereite. Nachdem der erste immer noch zu den meistgeklickten Beiträgen auf diesem Blog gehört und bereits über drei Jahre alt ist, habe ich gedacht, kann ich nochmal ein paar Illustratoren in den Fokus rücken. Den ersten Beitrag findet ihr hier.

4 Gedanken zu „Top 10 Brettspielcover“

  1. Hallo Marco, schöne Zusammenstellung. Ich erinnere mich ebenfalls noch mit Schaudern an die Urzeit der Brettspiele. Da waren wirklich viele zeitlos lieblose Cover dabei. Heutzutage kann man sich die Wand ja mit Spieleschachteln anstatt Gemälden verzieren (und manche tun das auch). Ein paar von meinen Lieblingscovern hast du schon aufgezählt (Everdell ♥), so hier sind noch ein paar, in keiner speziellen Reihenfolge:
    Dominion, Maus und Mystik, Nemesis, Xenoshyft, Ashes, Die Tavernen in Tiefenthal, Andor, Mage Knight, Tainted Grail, Ozeane,…
    Jens

    1. Oh, da muss ich mich natürlich auch unbedingt beteiligen. Eines meiner Lieblinge ist das Cover von Cryo. Absoluter Kaufgrund, vor allem da der Spielplan auch so cool aussieht. Dann noch ein Meinungsspalter: Dionsaur Island. Einfach cooler Retrolook. Sehr stimmungsvoll das Cover von Mysterium, da kriegt man gleich Lust auf das Spiel. Als Klassiker muss ich noch Tikal nennen. Die Grüntöne haben es mir einfach angetan, Thema Dschungel durch und durch. Nah und Fern ist auch ein tolles Cover, obwohl mir das Spiel nicht so gefällt. Dann natürlich die Illus der Krosmaster Spiele (Arena, Blast etc.) – ich liebe die Miniaturen und die Zeichner. Leider zockt das niemand mit mir, aber wir haben mal einen schönen Sommer mit fast täglichen Spielen verbracht. Immer ein Platz in meinem Herzen. Zwei schöne Coverillus habe ich noch: Berge des Wahnsinns und Forgotten Waters. Die schönsten Spielpläne wäre auch ein tolles Thema. Da wäre dann meinerseits auch Andor dabei, da finde ich den illustrierten Spielplan den Hammer. Oder auch Der Hexer von Salem (Cover eher naja, Spielplan echt schick).

      1. Ja, das mit den Spielplänen habe ich auch schon überlegt, hatte ja bei dem besagten Illustratoren-Beitrag von den Michael Menzel Spielplänen geschwärmt. Bei Dinosaur Island spaltet sich sogar meine Meinung. Es gibt Tage da find ich das cool und dann wiederum kann ich mir das nicht anschauen und denke ein Speedboot kommt auf die Insel mit Tubbs und Crocket an Bord. Mysterium gehörte übrigens zu den 15 die ich leider noch gestrichen habe. Danke für die coolen Anregungen.

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