Vor nun mehr zweieinhalb Jahren habe ich das Städtebauspiel Sprawlopolis hier vorgestellt. Damals noch die englische Version von Quined Games, da es eine Version mit deutschen Karten nicht gab. Seit dem ist viel Zeit vergangen und das Micro-Spiel, das nur aus 18 Karten besteht, ist im letzten Jahr auf deutsch bei Frosted Games erschienen. Inzwischen haben sie viele der, im Original von button shy herausgegebenen Micro-Spiele im Programm. Das Verkaufsargument der button shy Spiele ist die Tatsache, dass sie imemr nur aus wenig Spielmaterial bestehen und sie in einer kleinen Tasche überall mithingenommen werden können. Ich habe nun also meine Version ausgetauscht und mir letztes Jahr auch gleich Agropolis mitgenommen, um dass es heute gehen soll. Bei Agropolis handelt es sich sowohl um ein eigenständiges Spiel, als auch um eine Erweiterung für Sprawlopolis. Beides macht durchaus Sinn, denn obwohl der Spielablauf identisch ist, bietet es doch genug Eigenständigkeit durch seine anderen Aufgaben. Als Erweiterung läuft es aber zu ganz großer Form auf.
Worum geht es?
In Sprawlopolis ging es darum, auf vier einzelne Gebiete heruntergebrochen ein Stadtgebiet möglichst sinnig nach den Bedürfnissen der Bürger, die von Anfang an klar auf dem Tisch liegen, zu errichten. In Agropolis wird genau das gleiche verlangt nur mit vier neuen Gebieten für einen Bauernhof, oder sagen wir besser ein Agrarlandschaft mit Weinbergen und Tieren. Auch hier bekommen wir Aufträge von Beginn des Spiels an, auf die wir hinarbeiten müssen. Als Erweiterung zu Sprawlopolis müssen wir sogar beide Bereiche unter einen Hut bekommen.
Wie läuft das ab?
Agropolis besteht aus insgesamt 25 Karten. Das eigentliche Spiel benutzt, genau wie Sprawlopolis, 18 Karten. Sechs weitere Karten sind für das sogenannte Kombopolis spiel, bei dem Agropolis als Erweiterung zu Sprawlopolis genutzt wird. Die letzte Karte ist einfach ein Wertungsübersichtskarte, auf der wir für die verschiedenen Spielmodi die Wertungsvoraussetzungen ablesen können.
Agropolis funktioniert exakt wie sein Vorgänger. Wir mischen die 18 Karten und ziehen drei davon, die uns die Herausforderungen für die jeweilige Partie vorgeben. Die Karten sind so aufgebaut, das sie auf der einen Seite jeweils vier unterscheidliche Landstücke in rechteckform aufweisen, die alle gleichgroß sind. Diese werden auf unterschiedliche Art von Straßen durchzogen. Auf der Rückseite finden wir die Herausforderungen, die uns eine Art und Weise vorgeben, wie wir Punkte bekommen können. Oben Links in der Ecke finden wir eine Zahl von 1 bis 18 vor, die nicht nur die Karten nummeriert, sondern uns auch vorgibt, wieviele Punkte wir erreichen müssen. Ein Beispiel zum Verständnis. Die Karte Weinhandel hat die Nummer 1. Unsere Aufgabe besteht darin Straßen durch zwei oder mehr Weinzonen zu führen. Für jede solche Straße erhalten wir zwei Punkte. Für jede Straße die durch kein oder nur ein Weingebiet führt bekommen wir einen Punkt abgezogen. Unser Punkteziel für diese Karte ist also nur einen Punkt zu erreichen. Das klingt erstmal ganz leicht, aber da die Straßen fast überall zu finden sind und uns jede Straße die nicht durch mindestens zwei Weingebiete führt bestraft, ist das gar nicht so leicht. Und wir haben nicht nur eine, sondern drei dieser Aufgaben.
Nachdem wir die Herausforderungen offen ausgelegt haben, ziehen wir noch drei Karten vom Nachziehstapel auf die Hand und legen eine Karte als Startkarte offen vor uns aus. Das Spiel läuft dann einfach so ab, dass ich eine von den drei Karten aus meiner Hand platzieren muss und dann eine Karte nachziehe. Das Spiel läuft dann solange weiter, bis ich alle Karten ausgespielt habe. Beim Anlegen muss ich beachten, dass die Karten immer an einer Kante angelegt werden müssen, oder ich mit ihnen bestehende Felder überbaue. Die Karten dürfen dabei beliebig gedreht werden. Sie müssen allerdings alle gleich ausgerichtet liegen. Straßen dürfen ins Leere laufen und nur das Anlegen über Eck ist verboten.
Am Spielende erhalten wir nicht nur für die Herausforderungen Punkte, sondern auch für das jeweils größte Gebiet, jeder der vier Zonen. Pro Feld gibt es dafür einen Punkt und für jede Straße, die sich in unserer Auslage befindet müssen wir einen Punkt wieder abziehen. Das Ergebnis am Ende verrät uns, wie gut wir abgeschnitten haben.
Die Unterscheide von Agropolis zu Sprawlopolis sind neben den neuen vier Zonen und den anderen Herausforderungen, noch die Möglichkeit ein schwierigeres Spiel zu spielen und die Tatsache, dass die Zone Tiere noch durch verschiedene Tierarten unterschieden wird. Beides hängt in der Tat auch zusammen, denn auf manchen Karten finden wir unter der großen Nummer ein Futtersymbol gefolgt von einer dieser Tierarten. Ist das der Fall, so müssen wir unsere Zielpunktezahl pro Tiersymbol der abgebildeten Art um eins erhöhen. Die Karten haben am unteren Rand alle noch eine Futterleiste, die evtl. Tiersymbole zeigt. Also zeigt eine der drei Karten oben eine Kuh, so zählen wir sämtliche Kuhsymbole auf unseren drei Herausforderungen, also z.B. vier und erhöhen unsere benötigte Punktezahl dann um vier.
Kommen wir nun zu Kombopolis. Zu diesem Zweck finden wir sechs weitere Karten in der Schachtel, die auf der Zonenseite ein Mischmasch aus den beiden Spielen zeigen. Je zwei Zonen sind aus Sprawlopolis, sowie Agropolis. Das Spiel wird wie folgt vorbereitet. Zunächst werden beide Spielstapel getrennt voneinander gemischt und als Nachziehstapel bereitgelegt. Je eine Karte wird als Herausforderung von jedem Stapel gezogen. Die sechs Kombopoliskarten werden ebenfalls gemsicht und eine als dritte Herausforderung gezogen. Eine weitere Karte wird als Startkarte vor uns ausgelegt. Der Spielablauf ist dann ähnlich. Ich ziehe zu Beginn von jedem Stapel eine Karte, muss eine der beiden Karten einbauen und schmeiße die jeweils andere Karte ab. Das mache ich solange, bis ich alle Karten durchgespielt habe. Auf dieses Weise spiele ich genauso viele Runden wie in einer normalen Partie von Sprawl- oder Agropolis.
Bei der Zonenwertung am Ende muss ich mich dann allerdings für je zwei Zonen aus dem einen und anderen Spiel entscheiden.
Auch Agropolis soll sich natürlich mit mehr Spieler*innen spielen lassen, aber ganz ehrlich, es ist und bleibt ein Solospiel. Die Version von Frosted Games kommuniziert das ganz deutlich auf der Schachtel und deklariert eine Mehrspieler*innenpartie als Variante in den Regeln.
Das Fazit
Hier habt es euch wahrscheinlich schon gedacht, wenn ihr euch meinen Artikel von damals durchgelesen habt. Ich mag dieses Spiel sehr und Agropolis ist in diesem Fall ja tatsächlich das gleiche Spiel – nur anders. Als ich Sprawlopolis damals für mich entdeckt habe, war ich fast schon süchtig nach dem Spiel. Ich habe es immer gespielt, wenn ich kurz Zeit hatte. Egal ob auf dem Sofa oder an einem Tisch. Eine Partie ging immer und ich habe viele gebraucht, bis ich einiges durchschaut habe und im Durchschnitt mehr Punkte gemacht habe. Das Spiel bleibt immer fordernd und du musst dich richtig anstrengen um die erforderlichen Punkte und mehr überhaupt zu machen. Der Twist ist ja der, das die Karten, die von dir wenig Punkte wollen, sie dir auch nur sehr schwer zur Verfügung stellen, während die Karten die viele Punkte benötigen auch einfach zu beherrschen sind. Hinzu kommt die „Glückskomponente“, dass sich Herausforderungen sinnvoll ergänzen können, oder aber einem das Leben so richtig schwer machen. Ich bin später dazu übergegangen mir meine Punkte für bestimmte Kartenkombinationen aufzuschreiben, um zu sehen, wie erfolgreich ich damit sein kann. Dann habe ich mir diese Kombinationen, die besonders schwierig waren wieder und wieder vorgenommen. Freakig! Aber es macht einfach Spaß.
Agropolis setzt dem Ganzen noch einen drauf, wie ich finde. Nicht nur, dass es ganz nebenbei noch einen eingebeuten Expertenmodus hat, mit dem ich mir das Leben selber noch schwerer machen kann, nein auch die Möglichkeit beide Spiele miteinander zu kombinieren ist fantastisch gelöst. Das Spiel verlängert sich dadurch nichtmal merklich, da wir immer noch „nur“ die Hälfte der Karten benutzen und so die gleiche Größe erreichen.
Für Fans von Sprawlopolis ist Agropolis sicherlich ein Muß. Alle anderen, die es nur mal kennen-, und vielleicht lieben lernen wollen, können sich frei entscheiden, denn beide Versionen funktionieren identisch gut. Hier bekommt man natürlich den schwierigen Modus, sowie die Kombopolis Karten gleich dazu. Sprawlopolis enthält in der neuen Version drei kleine Mini-Erweiterungen. Es liegt an euch: Stadt oder Agrarbetrieb. Aber im Bereich der Micro-Games sind beide sicherlich kleine Meisterwerke.
- Verlag: Frosted Games
- Autor(en): Danny Devine, Jason Tagmire, Paul Kluka, Steven Aramini
- Illustrator(en): atelier 198, Danny Devine
- Erscheinungsjahr: 2022
- Spieleranzahl: 1 Spieler
- Dauer: 10-20 Minuten