Sea Salt & Paper – Zwischen Meerjungfrauen und Faltbooten

Sea Salt & Paper

Ein kleiner Hit vom neugegründeten MM-Spiele-Verlag ließ in letzter Zeit aufhorchen. Sea Salt & Paper der beiden wohlbekannten französischen Autoren Bruno Cathala und Theo Rivière konnte schon viele Spieler*innen begeistern und verzückte sogar unlängst die Spiel des Jahres Jury, so dass es auf die Empfehlungsliste für das diesjährige Spiel des Jahres gelangen konnte. Das Spiel hat das Format einer Zigarettenschachtel, ist aber ungleich bekömmlicher und schmackhafter. Mit maritimer Thematik ausgesatten kommt es in ungewöhnlicher Optik daher, denn alle Karten sind mit Origamifaltungen verziert und sehen daher ungewohnt anders und zugleich völlig einzigartig aus. Das fällt natürlich auf, ist aber nicht das einzige, was Sea Salt & Paper besonders macht. Warum ihr euch dieses kleine Spiel unbedingt auchmal anschauen solltet, erfahrt ihr wenn ihr weiterlest.

Worum geht es?

Die Spieler*innen versuchen in diesem Spiel über mehrere Runden das Ziel von vierzig Punkten zu erreichen. Dazu können sie Karten aufnehmen und besondere Pärchen für Sonderaktionen ausspielen. Ansonsten gibt es einige Karten die es sich zu sammeln lohnt. Der Clou liegt hier im Rundenabschluß, für das den Spieler*innen zwei Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Sea Salt & Paper: Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Die Regeln sind sehr simpel, wenngleich auch die Anleitung leider nicht besonders gut ist. Die Karten werden gemischt und als Zugstapel in die Mitte gelegt. Zwei Karten werden offen daneben gelegt. Diese Karten sind jeweils ein eigener Ablagestapel. Dann kann die wilde Schifffahrt auch schon losgehen. Die Spieler*innen spielen abwechselnd im Uhrzeigersinn. Als erstes muss eine Karte der eigenen Hand hinzugefügt werden. Dazu wird entweder eine der beiden offenen Karten von den Ablagestapeln genommen, oder aber zwei vom Stapel blind gezogen. Von diesen wird dann eine auf der Hand behalten und eine auf einen beliebigen Ablagestapel gelegt. Sollte ein Stapel leer sein, muss allerdings ein zweiter gelegt werden. Wichtig ist, dass immer nur die oberste Karte eines jeweiligen Stapels genommen werden darf und die Stapel nciht durchsucht werden dürfen.

Sea Salt & Paper: Zwei Karten vom Stapel / Foto: Spieltroll

Ein normaler Spielzug ist an dieser Stelle bereits beendet und wir sammeln einfach Karten auf der Hand. Die Karten bringen später Punkte und ich erkläre auch gleich wie, aber zunächst zurück zum Spielzug. Sollte ich zwei sogenannte Duo-Karten auf der Hand haben, so kann ich sie nun ausspielen. Das sind Kartenpaare aus zwei gleichen Karten bzw. ein Paar besteht auch aus unterschiedlichen Karten. Ich lege die Karten vor mir ab und lösse so ihren Effekt aus, den ich sofort abhandel. Diese Duo-Karten sind zusammen immer einen Punkt wert, egal ob auf der Hand oder in meiner Auslage.

Sea Salt & Paper: Oder eine aus der Ablage / Foto: Spieltroll

Als drittes überprüfe ich in meinem Zug immer meine Puntke, die ich auf der Hand halte und sollte ich mindestens sieben Punkte haben, so kann ich das Rundenende ausrufen. Hier wird es jetzt wirklich interessant, denn ich kann die Runde sofort beenden indem ich STOP rufe und alle ihre Punkte aufdecken und zählen. Dann erhhält jeder seine Punkte aufs Konto und bei 40 winkt der Sieg. Oder aber ich rufe LETZTE CHANCE aus und alle anderen bekommen noch genau einen Zug. In diesem Fall zähle ich meine Punkte sofort und schaue dann, ob ich nach der Runde der anderen immer noch vorn liege. Ist das der Fall, bekomme ich meine Punkte plus einen Farbbonus in Höhe der Anzahl der Kartenfarbe, die ich am häufigsten auf der Hand und in der Auslage habe. Die anderen Spieler*innen erhalten in diesem Fall nur Punkte für den eigenen Farbbonus. Sollte ich jedoch nun verlieren, so erhalte ich nur meinen Farbbonus und alle anderen die Punkte für ihre Karten.

Ein weiteres Rundenende kann eintreten, wenn der Zugstapel aufgebraucht ist. In diesm Fall endet das Spiel ganz normal und die Punkte werden gezählt.

Sea Salt & Paper: Sammelkarten / Foto: Spieltroll

Die Karten sind hier natürlich das Meersalz in der Fischsuppe. Muscheln, Oktopoden, Pinguine und Anker sind schlichte Sammelkarten von denen es im Stapel unterschiedlich viele gibt und je nachdem bringen sie Punkte. Muscheln gibt es zum Beispiel sechs Stück, habe ich eine bekomme ich Null Punkte, bei vier sind es schon sechs. Zusätzlich gibt es pro Sorte eine Punktemultiplikatorkarte, die für zusätzliche Punkte sorgt. Die Duo-Karten machen das ganze jetzt aber spielerisch und taktisch interessant. Zwei Krabben erlauben mir das durchsuchen eines Ablagestapels aus dem ich dann eine Karte auf die Hand nehme. Zwei Boote geben mir noch einen Zug. Zwei Fische geben mir die oberste Karte des Zugstapels auf die Hand und das Hai/Schwimmer-Pärchen lässt mich eine Karte von der Hand eines Gegenspielers klauen. So lassen sich auch ein paar Kombos lostreten.

Sea Salt & Paper: Duo-Karten / Foto: Spieltroll

Ganz besonders sind aber die vier Meerjungfrauen, die unseren Farbbonus erhöhen. Jede Meerjungfrau erhöht einen anderen Farbbonus, sollten wir mehrere haben. Sollte ich sogar alle vier auf der Hand halten, so habe ich sofort die gesamte Partie gewonnen.

Sea Salt & Paper: Rundenübersicht und Farbverteilung / Foto: Spieltroll

Erwähnt werden sollte noch das Sea Salt & Paper nach dem Color ADD Alphabet für Farbenblinde gestaltet wurde und die Farben unterschiedlich oft auf unterschiedlichen Karten vorkommen.

Sea Salt & Paper: Die Meerjungfrau / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Ich bin ziemlich begeistert von diesem kleinen Spielchen, auch wenn die See hier doch nicht so ruhig ist, wie sie mir anfangs erschien. Bei uns zu Hause wird viel zu zweit gespielt und für diese Spielerzahl finde ich Sea Salt & Paper ideal. Deshalb fiel es uns zunächst auch gar nicht auf, das Partien mit vier Spieler*innen doch recht chaotisch und unberechenbar ausfallen können. Das macht leider einige taktische Spielereien ein bißchen kaputt. Zu dritt ist das noch gerade erträglich, aber zu zweit ist das Spiel echt eine Bombe. Den zweiten Kritikpunkt hatte ich schon ober erwähnt und das ist die irgendwie nicht ganz eindeutige Anleitung. Ich kann nichtmal genau sagen woran es liegt. Ich musste sie dennoch dreimal lesen, bevor ich sicher war, wie Sea Salt & Paper richitg gespielt wird. Das ist halt seltsam, weil es doch ziemlich simpel und schnell zu erklären ist.

Spielerisch ist es ein wirkliches kleines Highlight im Zweispieler*innenbereich. Die Kontrahenten belauern sich immer um die besten Karten, von denen du ja irgendwann mitbekommst, welche auf der Gegenseite gesammlt werden, also tut es doppelt weh, wenn du dich mal dazu entscheiden musst etwas Wertvolles abzulegen, was du einfach weniger gut gebrauchen kannst. Die Möglichkeit durch die Duokarten bestimmte Aktionen von der Reling zu lassen ist ebenfalls klasse gelöst. Vor allem weil ich sie für Kombos auch auf der Hand halten kann, bis ich mehreres auslöse, was das Gegenüber aber auch wiederum kontern kann, indem das Spiel vorzeitig beendet wird. Großartig!

Die beiden Möglichkeiten die Runde zu beenden sind wohl das taktischte Moment des Spiels, obwohl hier auch gegen die Mitspieler*innen gepokert, bzw. gewettet wird. Ist mein eventueller Vorsprung groß genug, oder bekommen sie mich noch ein. Oder vielleicht lag ich zum Zeitpunkt der letzten Chance gar nicht vorn? Alles möglich und das macht den Ausgang jeder Runde sehr spannend und Sea Salt & Paper zu einem geilen kleinen Kartenspiel.

Sea Salt & Paper: So klein, geht überall mit hin / Foto: Spieltroll

Die Optik von Sea Salt & Paper wird andernorts schon zur genüge abgefeiert. Ich sag dazu nur so viel, dass sie einfach anders ist und das Spiel zu einem Hingucker macht. Ob mir das nun gefällt oder nicht. Die Symbolik ist klar verständlich und gut gewählt und die Größe unschlagbar. Macht sie Sea Salt & Paper doch zu einem idealen Reisespiel, dass uns wahrscheinlich gerne begleiten wird.


  • Verlag: MM-Spiele, Hutter Trade
  • Autor(en): Bruno Cathala, Théo Rivière
  • Illustrator(en): Pierre-Yves Gallard, Lucien Derainne
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 30 Minuten

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