Ausverkauft – Kein Platz mehr frei

Ausverkauft

Da wären wir mal wieder. Die Flut der Roll & Writes hat deutlich abgenommen. Es kommen immer noch vereinzelt welche auf den Markt, aber für mein empfinden wird nicht mehr jeder Scheiß veröffentlicht, oder ich bekomme das einfach nicht mehr so mit. Die Veröffentlichung von Take a Seat, so der Titel im Original, bei Pegasus und Frosted Games habe ich aber sehr wohl mitbekommen, wenngleich ich finde, dass auch diese Veröffentlichung eher eine Stille war. Nicht tausend Youtubeakteure und andere Werbefuzzis, die dir das Spiel permanent schönreden wollen redeten auf den gängigen Kanälen davon. Ich habe mich ein bißchen darauf gefreut, denn in der kleinen Schachtel steckt tatsächlich mal etwas Neues, das ich interessant fand. Die reine Optik, sowohl der Schachtel, als auch des restlichen Spielmaterials ist leider keine besonders anziehende, so dass ich das mangelnde Interesse einfach mal darauf schiebe. Schade eigentlich, denn Ausverkauft stellt den Mechanismus des Share & Write vor, der für alle, die immer Interaktion schreien, vielleicht interessant sein könnte, wobei das Spiel eigentlich auf den Punkt bringt, wie Interaktion trotzdem solistisch sein kann. Okay, einige Baustellen aufgemacht. Lasst mich erklären.

Worum geht es?

In Ausverkauft übernehmen die Spielenden die Rollen von Theaterbesitzer*innen, die am Premierenabend um die Gunst der Zuschauerschaft buhlen. Jede*r hat sein eigenes Theater und muss versuchen die Plätze des eigenen Theaters möglichst passend zu befüllen. Soweit die Aufgabe, gelöst wird das ganze mit der neuartigen Share&Write-Mechanik, bei der die Tickettableaus der Spielenden, zwischen den benachbarten Spieler*innen hin- und herwandern und sich stetig verändern, während, die sich daraus ergebenden Tickets, ganz Polyomino in das eigene Theater platziert werden müssen. Dabei gibt es diverse Möglichkeiten sein Punktekonto zu erhöhen. Wer am Ende die meisten aufweisen kann gewinnt.

Ausverkauft: Theatertableaus / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Die Spielidee ist wirklich schnell erklärt, jedoch ist es auf den ersten Blick ein wenig undurchschaubarer, wie in Ausverkauft gepunktet wird. Die Schachtel ist gut gefüllt, denn die bis zu sechs Spielenden benötigen je zwei Tableaus. Eines ist doppelseitig und zeigt zwei unterschiedliche Theatersäle mit diversen Merkmalen, auf die ich aber erst später zu sprechen komme. Für jetzt muss genügen, dass die Layouts verschieden sind. Das zweite Tableau ist nur einseitig und zeigt die Ticketaktionen. In der Mitte sind vier farbige Tickets abgebildet, die alle unterschiedliche Formen aufweisen, die aus einzelnen Kästchen bestehen. Links und rechts daneben sind jeweils unterschiedliche Symbole in zwei Reihen abgebildet. Ein weißer Pfeil zeigt am oberen Rand jeweils ebenso nach links und rechts. Neben den Tableaus finden wir einen kleinen Kartenstapel, sowie sechs abwischbare Marker in den drei Farben Blau, Grün und Schwarz. Eine Anleitung und ein Begleitzettel, auf dem sämtliche Wertungskarten erklärt werden, komplettieren den Inhalt.

Ausverkauft: Platzanweisertableau / Foto: Spieltroll

Neben den beiden Tableaus erhalten alle einen der Stifte, wobei darauf geachtet werden muss, das verschiedenfarbige Stifte nebeneinandersitzen, um einen besseren Überblick zu behalten. Die Platzanweisertableaus mit den Tickets werden je zwischen zwei Spieler*innen gelegt und beide markieren den Pfeil auf jedem der beiden benachbarten Tableaus mit ihrer Farbe, um den Überblick zu behalten. Jedes dieser Tableaus hat nun also oben zwei verschiedenfarbige Pfeile, die jewils auf den oder die Spieler*in zeigen der oder die diese Farbe benutzt. Als Zielvorgabe, werden vier der Wertungskarten, die es in drei Schwierigkeitsgraden gibt in die Mitte unter die Karten mit den Buchstaben A-D gelegt. Die Buchstaben finden ihre Pendants auf dem Spieler*innentableau und dienen dazu am Ende die Punkte für das jeweilge Ziel einzutragen. Zielkarte A wird am Ende doppelt gewertet. Mit den verschiedenen Schwierigkeiten lässt sich der Grad der Herausforderung gut steuern. In der ersten Partie sollte ruhig mit den vier Stufe 1 Karten begonnen werden.

Ausverkauft: Ziel- und Wertungskarten / Foto: Spieltroll
Ausverkauft: Fähigkeiten / Foto: Spieltroll

Ausverkauft wird von allen gleichzeitig gespielt und Wartezeiten entstehen nur, falls jemand sich nicht schnell genug entscheiden kann. Das Spiel läuft folgendermaßen ab. Fünf Spielschritte sind notwendig. Alle Spieler*innen nehmen zunächst das Platzanweisertableau zu ihrer Rechten. In jeder kommenden Runde, insgesamt gibt es 14, wird gewechselt. In Schritt zwei muss eine der Platzanweiserfähigkeiten oder ein Punktewert genommen werden. Dabei handelt es sich um die Symbole neben den Tickets. Diese sind in zwei Spalten jeweils links und rechts neben den Tickets angeordnet. Da ich das Tableau von rechts genommen habe, sind meine zwei Spalten auf der linken Seite unter meinem farbigen Pfeil. Die erste Spalte zeigt besondere Fähigkeiten, die zweite einen Punktewert von eins bis drei. Es sind sieben Symbole pro Spalte. Egal welches ich wähle, später darf ich das andere direkt daneben nciht mehr auswählen. Am Ende werden ich auf meinen beiden Seiten der Platzanweisertableaus insgesamt 14 Felder markiert haben. Die Fähigkeiten kann ich etwas später in der Runde benutzen, die Punkte stehen für das Ende fest.

Ausverkauft: Ticket mit dem ersten Kreis / Foto: Spieltroll

Nach der Fähigkeitswahl, muss ich auf einem der vier farbigen Tickets, einen Kreis in einem Kästchen ausmalen. Ist in einem Ticket noch kein Kreis vorhanden, kann ich mir aussuchen, wo ich einen Kreis mache. Ist aber schon einer vorhanden, muss jeder weitere orthogonal benachbart sein. In Schritt 4 muss ich die so auf dem Ticket entstandenen Form von Kästchen mit Kreisen in meinem Theater einzeichnen, das wiederum farblich zu den Tickets passende Bereiche aufweist. Mindestens ein Kästchen in der Farbe des Tickets muß auf dem Theatertableau beim Einzeichnen der Form übereinstimmen. Auch sonst muss es in das Theaterpassen, darf nicht überlappend eingezeichnet werden usw. Im letzten Schritt wird das Tableau wieder nach rechts zwischen die Spieler*innen gelegt und die Runde ist beendet. In der nächsten Runde wird das Tableau links bearbeitet, bevor ich rechts zurückkehre.

Ausverkauft: Ticket mit dem zweiten Kreis des Gegners / Foto: Spieltroll

Ich bin nun links an der Reihe und erhalte ein Tableau das auf der linken Seite schon eine Fähigkeit markiert hat und das in einem der vier Tickets einen Kreis vorweist. Sollte ich einen größeren Bereich in meinem Theater belegen wollen, so sollte ich meinen Kreis neben den ersten einzeichnen, denn dann darf ich zwei Kästchen im Theater ausfüllen. Das Prinzip dürfte klar sein. Die Platzanweiserfähigkeiten sind dann so Sachen, wie die, dass ich die Form des Tickets drehen darf, das ich die Farbe frei wählen darf, wo ich es einzeichnen muss usw.

Ausverkauft: Theater mit verschiedensten Symbolen / Foto: Spieltroll

In dem Theater gibt es neben den farbigen Bereichen noch Plätze mit VIP-Tickets darauf, Säulen, die die Sicht behindern, usw. All diese Dinge beziehen sich auf die Zielkarten. So kann es gefordert sein Spalten zu besetzen, oder alle VIP-Plätze in einem bestimmten Bereich. Oder alle Plätze um die Säulen sollen besetzt werden. Durchgängige Reihen oder gar ein möglichst großes Quadrat soll besetzt werden. Die 16 Aufgabenkarten verlangen diverse Dinge von uns. Alles wird mit Punkten belohnt. Als zusätzlicher Punkteanreiz gibt es sehr viele Punkte in den Farbmehrheitswertungen auf den Tickets. Wer die meisten Kreise in einem Ticket hat erhält Bonuspunkte, sollte das bei der gleichen Farbe gegen beide Nachbarn gelingen, hagelt es richtig viele Punkte. Ist natürlich schwierig, weil die Polyominoformen immer größer werden, und evtl. nicht mehr ins Theater passen.

Ausverkauft ist in einer gesonderten Solovariante spielbar.

Das Fazit

Das Prinzip dürfte klar sein und weiter ins Detail möchte ich eigentlich auch gar nicht gehen. Ausverkauft ist irgendwie ein faszinierendes Spiel. Ich hatte Lust es auszuprobieren, nachdem ich davon laß. Als ich es dann sah, war ich vom Äußeren etwas abgeschreckt. Für meinen Geschmack ist Ausverkauft kein besonders attraktives Spiel. Sowohl das Cover finde ich unstimmig und wenig einladend, als auch die Gestaltung des Spielmaterials. Diese ist in Form des Theaters sogar viel zu fitzelig und die ganzen Symbole sind schwer zu sehen. Hier hätte ich mir ein klareres Design gewünscht, das etwas mehr zum Spielgeschen passt. Die Platzanweisertableaus sind okay. Es muss nur aufgepasst werden, da sie viel hin- und herwandern, das keiner mit den kleinen Fettfingerchen ausversehen die gemalten Kreise und Kreuze wegwischt. Mit etwas Vorsicht ist das aber nicht allzu schwierig. Es gibt also durchaus ein paar Problemchen, die Ausverkauft so mitbringt, aber das Spiel an sich finde ich dennoch ganz gelungen.

Es macht Spaß sich die Tableaus zu teilen und immer wieder etwas neues vorzufinden, mit dem ich in meinem Theater zurechtkommen muss. Zudem macht die Vorausplanung der Fähigkeiten Sinn und fordert ein wenig mitdenken, wann ich am besten eine Form drehen möchte und wann ich die Farbe wechseln muss. Zudem will ich aber auch bei den Kreisen in den Tickets vorne liegen, denn dafür gibt es ordentlich Punkte. Auch die Ziele können mächtig reinhauen wenn ich sie erreichen kann. Die Punkte auf dem Anweisertableau sind eher nebensächlich, aber evtl. das Zünglein an der Waage.

Ausverkauft ist einerseits sehr Interaktiv, denn ich muss mich mit dem, was meine Nachbarn sich da auf den gemeinsamen Tableaus zurechtspielen, auch bei mir zurechtkommen. Es ist also Interaktion da, jedoch ist diese nur verzögert und indirekt. Am Ende wurschtel ich wieder alleine auf meinen Tableaus herum und zeichne die Dinge ein. Was meine Gegner*innen tun, kann ich nicht beeinflussen und ich kann auch nur hoffen, dass ich besser sein werde als sie, denn wir kämpfen zwar um die gleichen Punkte in der Mitte, haben aber keinen Einfluß aufeinander. Das einzige Lement das hier heraussticht sind die gemeinsamen Tickets, bei denen wir uns hochschaukeln können, aber überlasse ich dann auf der anderen Seite zuviele Tickets, nur weil ich in dem einen gut sein will um für eine Farbe massiv Punkte zu bekommen? Es gibt defintiv Interaktion bleibt im Kern aber dennoch ein solistisches Rumwerken auf dem eigenen Tableau. Wer über die Äußerlichkeiten hinwegsieht und mit besonderen Roll, Flip, Sonstwas & Writes Freude hat, der sollte sich Ausverkauft unbedingt einmal anschauen. Es ist deutlich besser als es aussieht.


  • Verlag: Pegasus Spiele, Frosted Games
  • Autor(en): Eloi Pujadas, Ferran Renalias
  • Illustrator(en): Meeple Foundry
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler*innen
  • Dauer: 30 – 45 Minuten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.