Café Barista – Einen Americano, zwei Café Latte und einen Espresso Doppio bitte!

Café Barista

Kennt ihr diese Handyspiele, bei denen ihr in eurem Restaurant Leute auf Zeit bedienen müsst und verschiedene Gerichte oder Getränke zubereitet? Bestimmt kennt ihr die und sie haben auch eine gewisse Faszination. Schon des Öfteren gab es Versuche das Prinzip in die Brettspielwelt umzusetzen, aber so richtig ist das bisher noch keinem gelungen. Also, finde ich zumindest. Als Solospiel vielleicht, aber als Spiel für mehrere Spieler*innen eher nicht. Wobei Kitchen Rush als Echtzeitspiel da einen sehr guten Job macht. Aber Echtzeitspiele sind mir als Stoiker immer ein bisschen zu hektisch. Café Barista schickt sich nun an dieses Spielprinzip auf das Brett oder den Tisch zu holen. Ob es das schaffen kann? Zumindest versucht es optisch schon mal richtig zu punkten, denn es kommt mit niedlichen, kleinen, durchsichtigen Kaffeetassen daher in denen wir bunte Zutaten sammeln, während wir versuchen im hektischen Treiben den Überblick zu behalten. Aber Material und Optik sind ja nicht alles, auch wenn sie durchaus helfen. Das Spiel hat aber einiges mehr zu bieten.

Worum geht es?

Das bereits angerissene Spielprinzip wird hier nur indirekt mit einer Zeitkomponente bedient. Wir haben vier Züge Zeit um eine Bestellung zu bearbeiten. So entsteht der Druck. Ansonsten ziehen wir mit unserem Arbeiter über ein Zutatenbrett und sammeln was wir brauchen um es für die passenden Bestellungen in unsere Tassen zu füllen. Unser kleines Café muss laufen, aber sobald unsere Gegner*innen eine Bestellung erfüllen, erhöht sich der Druck auf uns. Thematisch ist das Spiel sehr gut gelungen, vermittelt es doch erstaunlich gut den Druck den Betreiber*innen eines solchen Geschäfts haben müssen.

Café Barista – Zutatentafel mit drei Spielerfiguren / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Café Barista – Tableau mit Verbesserungen und Rezepten / Foto: Spieltroll

Der Spielaufbau ist schnell erledigt, denn das Spiel hält in seiner Schachtel alles recht ordentlich für uns bereit. In die Mitte des Spieltisches kommt das Zutatenbrett, welches viermal vier Felder mit den acht möglichen Zutaten zeigt. Vier dieser Zutaten sind sehr speziell und nur einmal vorhanden, während Kaffeebohnen, Milch, Wasser und Eis je dreimal auf dem Brett zu finden sind. Die Zutaten sind in zwei kleinen Aufbewahrungsboxen in der Schachtel, die wir so neben das Spielbrett stellen können. Daneben bewahren wir am besten auch den Stapel der Bestellkarten sowie die kleinen, runden Tempoplättchen auf. Die Spieler*innen bekommen alle ihr eigenes kleines Tableau, das rechts die Zeitleiste zeigt, an die wir später unsere Bestellungskarten anlegen. Oberhalb des Tableaus stellen sie je drei der durchsichtigen Tassen auf, so dass die Gegenspieler*innen sie auch gut sehen können. Zusätzlich zu dem Tableau bekommen alle noch eine Barista Figur und vier Verbesserungsplättchen die mit der Rückseite nach oben auf die vier Verbesserungsfelder des eigenen Tableaus gelegt werden. Diese können wir uns im Spielverlauf erspielen um effizienter zu werden.

Café Barista – Zutatenboxen / Foto: Spieltroll

Eine Starperson wird gewählt, die das Startplättchen auf die „Geöffnet“-Seite dreht und vor sich liegen lässt. Der Reihe nach ziehen nun alle drei Bestellungskarten vom Stapel und legen zwei davon in die erste und eine in die zweite Reihe ihrer Zeitleiste. Je weiter unten sich die Karten befinden, desto schneller müssen die Bestellungen fertig sein. Wer als letztes die Karten genommen hat stellt nun als erstes eine Barista Figur auf ein Feld der Zutaten Tafel in der Mitte. Die gewählte Zutat wird gleich genommen und in eine der drei Tassen gegeben. Auf diese Weise verfahren alle Mitspieler*innen. Das Spiel kann beginnen.

Ein Spielzug folgt dann fünf einfachen Schritten die nacheinander abgehandelt werden müssen. Als erstes in einem Zug darf die eigene Theke erweitert werden. Das betrifft die schon erwähnten Verbesserungsplättchen. Zu Beginn des Spiels spielt diese Option noch keine Rolle, da sie nicht ausgeführt werden kann. Um eine Verbesserung zu erhalten, müssen nämlich zwei fertige Bestellungen abgelegt werden. Dann darf eines der Plättchen umgedreht werden und wir erhalten den jeweiligen Bonus, der uns hilft effizienter zu arbeiten.

Café Barista – Zwei fertige Bestellungen / Foto: Spieltroll

Als nächstes müssen wir unsere Barista Figur bewegen und Zutaten sammeln. Wir dürfen die Barista Figur ein bis drei Felder weit orthogonal bewegen. Auf jedem Feld das wir betreten sammeln wir die entsprechende Zutat. Besetzte Felder dürfen dabei betreten werden und wir sammeln auch die Zutaten, aber wir dürfen nicht auf einem besetzen Feld stehenbleiben. In dieser Phase können wir Tempoplättchen einsetzen, um unsere Barista Figur weitere Felder ziehen zu lassen. Es darf auch mehrfach dasselbe Feld betreten werden. Eine der Verbesserungen erlaubt uns zum Beispiel die diagonale Bewegung auf der Tafel, was unsere Reichweite und Flexibilität enorm erhöht.

Café Barista – drei Tassen mit Zutaten / Foto: Spieltroll

Im dritten Schritt bereite ich die Bestellungen zu und muss die zuvor gesammelten Zutaten auf die drei Tassen verteilen. Ich muss nicht alle verwenden und darf diese Zutaten auch wieder ablegen. Zutaten dürfen aus Tassen auch nicht wieder entfernt werden, außer ich gebe die Bestellung auf, dann leere ich die ganze Tasse und lege die Zutaten in den Vorrat zurück.

Café Barista – Rezept erfüllt! / Foto: Spieltroll

Anschließend überprüfe ich, ob ich Bestellungen abschließen kann. Sollten die Zutaten in einer Tasse zu denen einer Bestellkarte passen, lege ich die Zutaten zurück in den Vorrat, stelle die Tasse wieder leer oberhalb meines Tableaus auf und entferne die Karte aus meiner Zeitleiste und lege sie links oben neben mein Tableau, wo ich fertige Bestellungen sammle. Unter den Bestellkarten gibt es sogenannte Spezialbestellungen, die wir an einem gelben Band erkennen können. Diese Bestellungen benötigen Spezialzutaten um erfüllt zu werden. Wenn wir eine solche Bestellung erfüllen, so bekommen wir als weitere Belohnung auch ein Tempoplättchen, welches wir später einsetzen können. Nun folgt der Clou. Für jede fertige Bestellung von dir müssen die nachfolgen zwei Spieler*innen zu deiner linken, als die als nächstes an der Reihe sind, jeweils die gleiche Anzahl an neuen Bestellungen in ihre erste Reihe legen. Sollte dadurch irgendwann der Bestellungskartenstapel leerlaufen, wird sofort das Startplättchen auf „Geschlossen“ gedreht und das Spielende hat begonnen.

Café Barista – Jede Menge Rezepte / Foto: Spieltroll

Am Ende unseres Zuges müssen wir noch die Bestellungen an unserer Zeitleiste aktualisieren. Das bedeutet alle nicht fertigen wandern einen Schritt nach unten. sollten dabei welche von Schritt vier nach unten geschoben werden müssen, so wandern auch diese links unten neben unser Tableau, wo wir die negativen Bewertungen für unser Café aufbewahren. Als Trost bekommen wir für jede Karte ein Tempoplättchen. Sobald hier bei irgendwem fünf Karten liegen sollten, wird das Startplättchen ebenfalls auf die „Geschlossen“-Seite gedreht.

Sobald die „Geschlossen“-Seite oben liegt, wird die Runde noch beendet und anschließend die Punkte gezählt. Jede abgeschlossene Bestellung zählt dabei einen Punkt, jede Verbesserung zwei und jede Strafkarte zählt einen Minuspunkt. Bei einem Gleichstand gewinnen die meisten Tempoplättchen.

Café Barista – Spiel zu zweit / Foto: Spieltroll

Das Spiel zu zweit funktioniert ein wenig anders, aber dennoch genauso gut. Hier spielen zunächst beide mit je zwei Barista Figuren. Die Regeln bleiben für die Bewegung ansonsten gleich. Es muss eine Figur bewegt werden und es dürfen nie zwei auf einem Feld stehen. Fertige Bestellungen erfordern vom Gegner dieselbe Menge zu nehmen und in Reihe eins zu legen. Die absolut wichtigste Änderung aber ist, dass wir während wir die offenen Bestellungen am Ende des Zugs nach unten schieben immer eine neue Bestellungskarte vom Stapel ziehen und in Reihe einlegen müssen. Wird das vergessen, dauert eine Partie ewig und das Spiel erzeugt keinen Druck.

Das Fazit

Genau den eben erwähnten Fehler, haben wir in unserer ersten Partie, die wir nur zu zweit absolvierten gemacht. Wir haben diesen Satz in der Anleitung schlicht überlesen und so vor uns hin gespielt. Joa ganz nett, aber so richtig was passiert ist nicht. Es war eher so ein hin und her. Aber fügst du immer eine neue Karte am Ende eines Zuges hinzu. Halleluja, dann geht es richtig ab und du kommst in Schweiß. Da kannst du gar nicht so schnell gucken, wie sich deine Zeitleiste füllt und dann schiebt deine Frau dir auch noch zwei neue Bestellungen in die Reihe und Angstperlen kommen auf die Stirn. Irgendwann entscheidest du dich dann irgendeine Bestellung, die du eh nie erfüllen wirst, weil sie irgendwas Exotisches als Zutat braucht, was du gerade nicht einsammeln kannst, nach unten durchrutschen zu lassen und als negative Karte in Kauf zu nehmen. Café Barista funktioniert und das ganz toll. Egal ob nur zu zweit mit der Sonderregel oder mit bis zu vier Spieler*innen am Tisch. In voller Besetzung geht Spieler*in Nummer drei in der Reihe immer leer aus, sobald Bestellungen fertiggestellt werden. Die Reihen füllen sich beständig und alle Kämpfen. Das Stapelende haben wir außer in der falsch gespielten Partie sonst nie gesehen. Das Spiel war bei uns immer vorher zu Ende und dauerte nie länger als dreißig Minuten.

Café Barista – Schachtelordnung / Foto: Spieltroll

Das Spielprinzip funktioniert also ziemlich gut und Emotionen sind auch am Tisch. Ständig ärgert sich jemand darüber, dass wer so effizient Bestellungen abarbeiten konnte und groß ist die Freude wenn einem ein Coup gelingt und drei Bestellungen in einer Runde fertig sind. Das tolle Material gehört zum guten Spielgefühl hinzu auch wenn wir es hier mit Plastik zu tun bekommen. Es sieht einfach toll aus ist aber auch fummelig, weil recht klein. Nichts für die Grobmotoriker unter uns.

Da die Karten zufällig gezogen werden kann hier auch jemand richtig Pech haben und nur Spezialbestellungen ziehen, die immer schwieriger sind als die normalen, weil wir eben auch besondere Zutaten benötigen, die nur einfach auf dem Spielfeld zu finden sind. Wenn ich zufällig genau auf der anderen Seite des Spielfeldes stehe oder das Feld gerade besetzt ist, habe ich auch schnell ein Zeitproblem für eine solche Bestellung. Natürlich sind sie durch das Tempoplättchen auch belohnend, aber kommen zwei oder drei davon in kurzer Reihenfolge, sieht es auch schnell Zappenduster aus. Würde das Spiel länger dauern wäre das für mich ein Problem, aber bei einer dreißigminütigen, kurzweiligen Partie ist es für mich vertretbar.

Café Barista – Jede Menge Rezeptkarten / Foto: Spieltroll

Ich finde Café Barista in seiner Einfachheit und wegen des schnellen Spiels sehr gelungen und habe immer Lust eine Partie zu spielen. Für mich ist es bisher einer der gelungensten Vertreter dieses Restaurantgenres.


  • Verlag: Korea Board Games, Asmodee
  • Autor(en): Euijin Han
  • Illustrator(en): Siwon Hwang
  • Erscheinungsjahr: 2024
  • Spieleranzahl: 2-4 Spieler*innen
  • Dauer: 30 Minuten

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