3 Ring Circus – Zwei sind auf jeden Fall zu wenig

3 Ring Circus

Das Drei-Manegen-Prinzip der amerikanischen Zirkusprägung konnte sich in Europa nicht durchsetzen und deshalb wirkt das Thema, das allein durch den Titel schon vorgegeben wird, auf die meisten Europäer etwas seltsam. Aber der Titel passt definitiv zum Spielprinzip und sollte sich gleich etwas genauer darstellen, wenn ich dieses kurz skizziere. Ich bin aber dennoch sehr überrascht, dass KOSMOS das Spiel auf Deutsch herausgebracht haben. Es stammt zwar im Original von ihrem Partnerverlag Devir, aber es scheint mir dennoch nicht ganz in das Portfolio von KOSMOS zu passen. Egal, rein optisch muss ich sagen, macht 3 Ring Circus von außen erstmal was her und wirkt farbenfroh und bunt als auch ein wenig antiquiert. Schon mal ein Pluspunkt vorneweg. Nun muss mir ja nur noch das Spiel, das sich in der Schachtel verbirgt gefallen. Aber die Namen Fabio Lopiano, dessen Spiel Merw ich sehr verehre und Remo Conzadori, der mich erst vor kurzem mit Captain Flip sehr begeistern konnte, sprechen für das Spiel. Die Neugier war geweckt.

Worum geht es?

Das Spiel möchte uns thematisch in die Welt des Zirkus entführen und gibt sich rein optisch dabei auch alle Mühe. Wir haben es aber mit einem Euro zu tun und da ist das mit dem Thema ja immer so eine Sache. Das Spiel bleibt für meinen Geschmack allerdings rein mechanisch. Das Thema kommt so gut wie nie an die Oberfläche. Wir heuern Artisten an und bewegen uns auf einer Strecke durch die USA, um in Klein-, Großstädten und Metropolen aufzutreten. Das Publikum erwartet jedes Mal etwas anderen und wir müssen uns ganz nebenbei nicht nur gegen unsere Mitspieler*innen sondern auch gegen den berühmten Zirkus Barnum & Bailey behaupten.

3 Ring Circus – Spielbrett zum Spielstart für 4 Spieler*innen / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Ich habe mir vorgenommen nicht mehr so sehr ins Detail zu gehen bei den Spielbeschreibungen und das wäre hier auch wirklich langweilig, denn 3 Ring Circus hat viele kleine Details zu bieten, die ich gar nicht alle wiedergeben möchte.

3 Ring Circus – Abdeckteile für weniger als 4 Spieler*innen / Foto: Spieltroll

Zum Spielaufbau sei gesagt, dass alle Mitspielenden ihr eigenes Tableau für ihren eigenen Zirkus bespielen. Dieses Tableau dient, ähnlich wie bei Flügelschlag, als Ablage für die drei Reihen Artistenkarten, die wir im Spielverlauf zusammenstellen. Darüber hinaus bauen wir in der Tischmitte aber auch noch ein Spielbrett für alle Beteiligten auf. Dieses zeigt einen Teil der Ostküste der USA mit verschiedenen farblichen Bereichen und einer Route mit lauter kleinen und größeren Städten. Außerdem finden wir hier den Kartenmarkt und eine Punktezählleiste. Sollten wir mit weniger als vier Spieler*innen spielen, so werden Teilbereiche des Spielbretts mit neutralen Pappen abgedeckt. Dadurch wird die Route kleiner. Im Spiel zu zweit bleibt so nur ein sehr kleiner spielbarer Bereich übrig.

3 Ring Circus – Spielmaterial / Foto: Spieltroll

Das Spielmaterial muss auf jeden Fall erwähnt werden, denn wir haben für jede Spieler*innenfarbe kleine bedruckte Zirkuszelte als Stationsmarkierungen, sowie eine kleine Popkorntüte als Punktezähler und einen Zirkuswagen als Spielstein. Das sieht optisch alles ganz toll aus. Dazu gesellen sich auch noch die Spielkarten, die sich in drei Stapel aufteilen lassen. Der eine sind die sogenannten Ticketkarten, auf deren Vorderseiten wir die guten Artisten mit den großen Shows wiederfinden. Auf den Geldkarten sind die etwas weniger guten Artisten zu finden. Die Stärke der Artisten lässt sich am Punktewert auf der Karte erkennen. Der dritte, viel kleinere, Stapel sind die Wertungskarten, die wir im Verlauf des Spiels ergattern können, die uns am Spielende viele Punkte einbringen sollen. Der Rest des Spielmaterials besteht aus einigen Pappmarkern mit denen wir im Grunde nur das Spiel von Partie zu Partie anders gestalten können, indem wir sie zufällig auf der Karte verteilen.

3 Ring Circus – Ticketkarten in der Auslage / Foto: Spieltroll

Die Aufgabe der Spieler*innen besteht nun im Spielverlauf darin, eine Show mit Artisten auf dem eigenen Tableau aufzustellen und in den USA herumzureisen und das Publikum in den diversen Städten zu begeistern. Die Geschmäcker des Publikums sind aber natürlich verschieden und so finden wir nicht überall ein gnädiges Publikum für unsere Show. Mit unserem ersten Spielzug setzen wir unseren Zirkuswagen in einer der Metropolen auf dem Spielbrett ein und können danach eine von zwei möglichen Aktionen ausführen. Artisten einstellen oder eine Vorführung geben. Artisten spielen wir von der Hand auf unser Tableau aus. Dieses hat je fünf Plätze in drei Reihen (Manegen). Diese zeigen den zeitlichen Ablauf von links nach rechts. Die schlechteren Nummern mit den niedrigen Werten dienen als Anheizer bevor zum Schluss die besten Nummern kommen. Dies wird durch die Kartenwerte symbolisiert und wenn ich Artisten ausspiele, dann werden sie in der Reihe so ausgelegt, dass die Reihe von links nach rechts immer zahlenmäßig ansteigt. Dabei sollte ich allerdings auf die Kartenfähigkeiten ganz unten achten, denn diese beeinflussen mitunter benachbarte Karten. Um Karten auszuspielen muss ich immer ihren Wert mit Geldkarten bezahlen. Dabei gilt der der Wert einer Karte auch als Wert für das Ausspielen. Ich zahle aber nur die Differenz zur vorherigen Karte. Spiele ich also eine 14 nach eine eins muss ich 13 bezahlen, liegt eine neun vor meiner 14, zahle ich nur fünf Dollar.

3 Ring Circus – Spieler*innentableau leer / Foto: Spieltroll

Auch 3 Ring Circus bedient sich an gängigen Vorgaben. Sobald ich ein Symbol abdecke erhalte ich einen sogenannten Platzierungsbonus. Das können Karten sein oder ein Punktebonus etc.

3 Ring Circus – Vorstellung in einer Metropole / Foto: Spieltroll

Meine zweite Zugmöglichkeit ist das Geben einer Vorstellung. Diese Aktion besteht aus drei Teilen. Zuerst muss ich Reisen. Das bedeutet, ich darf mich auf dem Spielbrett mit meinem Wagen bewegen, und zwar um so viele Felder wie ich Zugsymbole auf meinem Tableau sehen kann. Da ich im späteren Spielverlauf mehr Karten auf dem Tableau liegen haben werde und meine Show größer wird, kann ich weniger weit Reisen. Allerdings muss ich Kleinstädte auf dem Spielbrett, auf denen ein Zelt steht, also wo bereits eine Vorstellung gegeben wurde, überspringen. Großstädte und Metropolen darf ich überspringen, wenn dort ein anderer Zirkuswagen steht. Je nach Größe der Stadt passieren unterschiedliche Dinge. Kleinstädte haben keine Voraussetzungen und wir verdienen eine Geldkarte plus weitere Geldkarten, für Geldsymbole auf unserem Tableau. Zusätzlich bekommen wir weitere Geldkarten, wenn in den Nachbarkleinstädten noch keine Zelte stehen.

3 Ring Circus – Der BArnumwagen bestimmt die Wertungen und das Spielende / Foto: Spieltroll

Großstädte erfordern eine gewisse Qualität des Zirkus und das wird durch den Podest Wert ausgedrückt, den ich ebenfalls auf meinem Tableau finde. Je größer desto besser, denn umso mehr Belohnungen erhalte ich. In Großstädten können mehrere Vorstellungen gegeben werden und jedes Mal stelle ich ein Zelt auf eines ihrer Felder und erhalte die angegebene Belohnung. Ich kann meinen Podest Wert auch noch verbessern, wenn ich die bevorzugten Artistentypen dabei habe, die diese Stadt sehen möchte.

3 Ring Circus – Artisten und Attraktionen auf Geldkarten / Foto: Spieltroll

Metropolen funktionieren wieder ein bisschen anders, denn diese wollen einen ganz bestimmten Artisten sehen. Die Artisten haben neben ihrem Wert und den Fähigkeiten noch zwei weitere Merkmale. Zum einen den schon erwähnten Typ, es gibt Clowns, Magiere, Reiter und Haustiere. Aber es gibt auch noch drei verschiedene Farben die für Tiere, Akrobaten und besondere Künstler stehen. Eine Metropole zeigt uns genau den Artisten mit Farbe und Wert an, den es sehen will.

Am Ende müssen wir den Barnum-Wagen auch noch bewegen, denn wenn dieser eine Metropole erreicht, findet eine Wertung statt, bei der es darum geht in der Region die meisten Auftritte gehabt zu haben, was an den Zelten ja sichtbar ist.

3 Ring Circus – Auslage auf einem Spielertableau / Foto: Spieltroll

Am Ende des Spiels gibt es natürlich genreüblich für diverse Dinge noch Punkte. Auf den Artisten gibt es Punkte zu verdienen genauso für die Wertungskarten, die wir uns auf unser Tableau gelegt haben.

Das Fazit

Ich hatte große Hoffnungen in 3 Ring Circus denn all das klang im Vorfeld erstmal ganz spannend und mutete auch optisch cool an. Unsere Spielerfahrung mit dem Spiel war dann allerdings alles andere als cool. Das ging schon beim Regelstudium in der Anleitung los. Diese ist meiner Meinung nach absolut umständlich und gruselig gesetzt. Wichtige kleine Details gehen einfach unter und das Wirrwarr ist ziemlich groß. Insgesamt sind die Regeln gar nicht so komplex aber die Anleitung ist relativ dick und das liegt nicht an einer reichlichen Bebilderung. Während der Erstpartie tauchten dann mehrere Detailfragen auf, die wir gar nicht genau beantworten konnten und uns aus dem Gelesenen zunächst nicht genau erklären konnten. Okay sind wir vielleicht beide zu doof oder standen auf dem Schlauch. Zumindest die Metropolregel mit den Artisten war sehr schwammig beschrieben und wir haben gar nicht bemerkt, dass der entsprechende Artist als Mini-Illustration auf der Karte abgebildet ist und dachten daher es müsse nicht genau dieser sein. Das lief einfach nicht rund.

Außerdem bemerkten wir schon in dieser Partie, die wir zu zweit absolvierten, dass 3 Ring Circus eindeutig nicht für zwei Spieler*innen gedacht ist. Zu zweit schleifst du eine neutrale Farbe immer als Krücke mit, damit das Spiel überhaupt gut funktioniert. Auch kann es passieren das dir die Zelte ausgehen, dann ziehst du am Ende des Spiels nur noch Geldkarten und das finde ich nicht gut gelöst. Das soll wohl auch bei drei Spieler*innen vorkommen, aber da ging es sich bisher immer aus.

Das Spiel an sich ist nicht schlecht und hat schöne Ideen, ist aber tatsächlich fast komplett unthematisch. Ein typisches Eurogame das zum Klötzchen ablegen und Zahlengeschiebe wird und das Thema vergessen lässt. Da helfen auch die ganzen schönen Illustrationen nichts. Der Wiederspielreiz blieb auch aus. Wir wollten nach der verkorksten ersten Partie nochmal ausprobieren was wir falsch gemacht hatten, aber das Spielgeschehen war nicht so aufregend, dass du es immer wieder spielen willst. Nett aber ein bisschen belanglos. Zu zweit kann ich 3 Ring Circus also nun überhaupt nicht empfehlen und würde die Spielerzahl sogar von der Packung streichen und das Spiel zu einem drei bis vier Personenspiel machen.


  • Verlag: KOSMOS
  • Autor(en): Fabio Lopiano, Remo Conzadori
  • Illustrator(en): Edu Valls
  • Erscheinungsjahr: 2024
  • Spieleranzahl: 1-4 Spieler*innen
  • Dauer: 45 – 75 Minuten

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