Auf nach Japan! – Lasst uns eine Reise planen

Auf nach Japan!

Josh Wood ist ein Autor, den, so behaupte ich zumindest, gar nicht so viele Spieler*innen auf dem Schirm haben. Das ist ein Fehler, denn für mich gehört er auf jeden Fall zu den beachtenswerten Autoren da draußen. Ich besitze in der Tat jedes seiner veröffentlichten Spiele, was nicht schwierig ist, weil das bisher nur drei Stück sind und einige Erweiterungen für das tolle Tiny Towns hat er ebenso gemacht. Die drei Spiele sind alle hervorragend und haben eines gemeinsam. Ihr Erfolg in unseren Breitengraden hält sich in Grenzen, zumindest höre und lese ich selten von seinen Spielen. Cat Lady war sein erstes Spiel und nicht nur für Katzenliebhaber*innen ist dieses kleine pinke Spiel, welches bei Pegasus erschienen ist, eine tolle Erfahrung. Mit Santa Monica kam dann für meinen Geschmack einer der thematisch und spielerisch tollste Tableau-Builder überhaupt heraus und irgendwie hat das keiner auf dem Schirm. Absolut tolles Spiel mit einzigartigem Thema. Nun also Auf nach Japan! Auch das, so viel kann ich schon verraten, wird erst einmal in meiner Sammlung bleiben.

Worum geht es?

Thematisch spielen wir hier eine Reiseplanung und das finde ich erstmal toll und ungewöhnlich. Spielerisch wird das in ein Draftingspiel umgewandelt, mit dem wir ein Tableau vor uns mit Karten ausstatten. Wir bereiten einen sechstägigen Trip nach Japan vor und überlegen uns was wir alles sehen wollen und wie wir das bewerkstelligen. Damit das Ganze für uns noch planbar bleibt beschränken wir uns auf einen Städtetrip nach Tokyo und Kyoto, die wir Dank High Speed Zug schnell erreichen können.

Auf nach Japan! – Spielaufbau für zwei Spieler*innen / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Wir bewegen uns hier auf relativ niedrigem Kennerspielniveau und deshalb wird hier auch niemand überfordert. Jeder hat ein Planungstableau vor sich liegen auf dem die sechs Wochentage an denen wir Verreisen wollen zu sehen sind. Darüber finden wir eine Punkteleiste auf der wir verschiedene Marker am Ende des Spiels für Punkte voranziehen. Gleiches gilt für die Stress-/Entspannungsleiste und natürlich darf auch eine Leiste für unsere Stimmung nicht fehlen. Zwei sehr große Kartenstapel für Tokyo und Kyoto werden gemischt und bereitgelegt. Zwischen die Tableaus der Spieler*innen legen wir noch die Rundenleiste, auf der wir erfahren, wie jede der dreizehn Runden gespielt wird, bevor wir zu unserer Reise aufbrechen.

Zu Spielvorbereitung gehört allerdings auch, dass ein*e Spieler*in die sechs Kategorie-Marker verdeckt mischt und zufällig auf seine Tage verteilt. Alle anderen Spieler*innen legen diese Marker in der gleichen Reihenfolge auf ihre Wochentage. Diese Marker bestimmen den Schwerpunkt, mit dem wir uns an jedem Reisetag beschäftigen wollen. An einem Tag wollen wir uns Tempel anschauen, an einem anderen gut essen gehen und am dritten einfach nur Shoppen.

Auf nach Japan! – Rundenleiste / Foto: Spieltroll

Dann kann es losgehen und als Draftingspiel erfindet es das Rad definitiv nicht neu. Die Rundenleiste gibt vor, dass wir zu Beginn je eine oder zwei Karten von den beiden Städtestapeln ziehen dürfen. Anschließend müssen wir eine oder zwei ausspielen und die anderen auf das Tableau des oder der nächsten Spieler*in legen. So weit so gewöhnlich. Was machen wir mit den Karten die wir ausspielen. Wir sollten möglichst versuchen sie den Tagen mit den entsprechenden Markern zuzuordnen. Wir dürfen an jeden Tag maximal drei Karten auf diese Weise ausspielen und dürfen die neu ausgespielten Karten oben auf bereits liegende oder auch unter sie legen. Der jeweils untersten und somit dritten Karte eines Tages kommt noch eine besondere Bedeutung zu. Sie ist komplett sichtbar und gibt uns ein Tagesziel vor, für das wir Extrapunkte bekommen können. Falls ich es noch nicht gesagt habe, am Ende gewinnt, wer die meisten Punkte gesammelt hat. Diese Ziele verlangen meistens von uns eine bestimmte Menge von Symbolen zu diesem Zeitpunkt der Reise gesammelt zu haben. Darauf komme ich gleich zu sprechen.

Auf nach Japan! – Reisekarten aus Kyoto, eine neutrale Karte und eine aus Tokyo / Foto: Spieltroll

Zwischen den oben beschriebenen Runden schieben sich ab und zu aber auch welche ein, in denen wir die gesammelten Karten unserer Mitspieler*innen, die an mein Tableau weitergegeben wurden, als Rundenkarten auf die Hand nehmen müssen und mit diesen die Runde bestreiten „dürfen“. Ja, den Müll den die anderen nicht wollten müssen wir nun verwerten. Aber natürlich auch hier wieder nicht den ganzen sondern nur einen Teil. Den größten Müll geben wir selbst wieder weiter. Für andere kann sich das aber natürlich auch als durchaus toll und brauchbar erweisen.

Auf nach Japan! – Tagesboni für den Tagesabschluss / Foto: Spieltroll

Wir sollten übrigens auf noch ein paar Dinge achten. Sobald wir die Stadt wechseln, benötigen wir ein Zugticket und die sind nicht ganz leicht zu bekommen. Mit einem starten wir das Spiel. Nur um das zu verdeutlichen ein kurzes Beispiel. Ich starte am Montag mit drei Karten in Tokyo und plane am Dienstagmorgen einen Tempelbesuch in Kyoto, so brauche ich dafür schon ein Ticket. Will ich mir danach wieder in Tokyo einen Tempel am Dienstag anschauen, benötige ich ein weiteres. Wir sollten also tunlichst darauf achten, den Ort nicht zu oft zu wechseln oder aber uns auch Tickets für die Zugfahrt zu erspielen. Hier kommen die Tagessymbole wieder ins Spiel. Denn sobald wir einen Tag mit drei Karten abgeschlossen haben überprüfen wir die Anzahl der Symbole auf unseren Karten für diesen Tag. Schaffen wir es eines der Symbole an diesem Tag ausliegen zu haben, so verändert sich unsere Stimmung positiv, schaffen wir zwei Symbole, so erhalten wir kleine Zeitplaner-Marker, mit denen wir zusätzlich Karten für einen Tag ziehen dürfen und schaffen wir drei oder mehr passende Symbole, so haben wir die Wahl ein Ticket zu erhalten oder auf einen Bonusspaziergang an dem Tag gehen zu dürfen.

Auf nach Japan! – Spielsituation kurz vor der Reise / Foto: Spieltroll

Durch einen Spaziergang legen wir eine weitere Karte verdeckt als Spaziergang in die Reihe. Kommen wir am Ende zu Auswertung des Tages dürfen wir die Karte umdrehen und schauen ob wir den zu Fuß erreichten Ort tatsächlich in unsere Reise integrieren wollen mit all seinen Konsequenzen, oder ob es bei einem Spaziergang in der Umgebung bleibt der uns einfach einen Punkt bringt. Das kann mitunter sehr belohnend sein. Allerdings, sollten wir an entsprechender Stelle kein Zugticket haben, so kostet das ebenfalls negative Punkte.

Nach den dreizehn Runden brechen wir dann tatsächlich zu unseren geplanten Reisenbauf und berechnen Tag für Tag die Punkte und lösen die Karten auf. Für die Symbole auf den Karten bewegen wir nun den entsprechenden Marker auf der Leiste nach vorn. Je weiter nach vorn wir diese bringen, desto mehr Punkte bringen sie ein. Jede Karte bringt natürlich ebenfalls Punkte und dann bleibt noch das Tagesziel. Für diese schauen wir, ob wir mit den entsprechend geforderten Markern so weit gekommen sind, wie benötigt und kassieren die Belohnung. Am Ende ergibt sich dann eine Punktesumme und die meisten Punkte gewinnen. Ein paar kleinere Spielsysteme, die das Geschehen noch am Rande ergänzen habe ich wegen der Verwirrung mal weggelassen.

Das Fazit

Josh Wood gelingt es auch mit diesem Spiel wieder ein besonderes Erlebnis zu schaffen, allerdings bleibt das Spiel ein wenig hinter seinen anderen zurück. Das liegt daran, dass sich Auf nach Japan! in den ersten paar Partien noch sehr seelenlos anfühlt. Hier wird zunächst stumpf die Mechanik abgearbeitet. Wieviel Liebe hier aber auch im spielerischen Detail liegt, erfahren, bzw. bemerken wir meist erst nach einigen zusätzlichen Partien. Auch ist uns am Anfang nicht gleich alles klar und wie das zusammenspielt. Das wirkt in der Tat auf den ersten Blick alles ein wenig verwirrend, löst sich aber spätestens, wenn zum ersten Mal gewertet wird, auf. Auch dann bemerken manche Spielende erst wie wertvoll Spaziergänge sein können.

Thematisch bleibt das Spiel allerdings wirklich ein wenig fragwürdig, denn so wie es das Spiel von mir fordert würde ich eigentlich keine Reise planen. Ich würde jeden Tag in ein tolles Restaurant gehen oder immer mal zwischendurch einen coolen Laden aufsuchen, um shoppen zu gehen. Das Spiel möchte aber das wir uns geballt an einem Tag vollstopfen, acht Stunden einkaufen gehen bis die Kreditkarte glüht und drei Tempel an einem Tag besuchen. Das wirkt auf mich zumindest komisch.

Josh Wood hat einen guten Blick für das spielerische Detail und so bemerken wir meist erst in späteren Partien, warum wir gerade bei manchen Karten dies und jenes Symbol bekommen und das macht Auf nach Japan! ein wenig schwieriger spielerisch zu ergründen. Insgesamt finde ich die Erfahrung aber durchaus gelungen und gerade auch als Draftingspiel für zwei Spieler*innen ist Auf nach Japan! keine schlechte Wahl. Tolles Material und viel Designaufwand.


  • Verlag: Schwerkraft Verlag
  • Autor(en): Josh Wood
  • Illustrator(en): Chaykov, Kailene Falls, Toshiyuki Hara 原としゆき, Magdalena Pruckner, Erica Ward
  • Erscheinungsjahr: 2025
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 45-60 Minuten

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