Eine Stadt für Amytis – Tic Tac Two

Eine Stadt für Amytis

Irgendwie kam mir das Cover von Eine Stadt für Amytis sehr bekannt vor, als ich das Spiel im Geschäft meines Vertrauens zuerst sah. Nur ein paar Meter weiter und Minuten später sah ich dann auch den Grund. Nova Era stand dort ebenfalls im Regal und sofort war mir klar, warum mir das so bekannt vorkam. Agnès Repoche ist die Künstlerin, die für beide Cover Illustrationen verantwortlich ist und sie hat einen eindeutig zuzuordnenden Stil. Meine Frau war über das Spiel gestolpert, nicht wegen des Covers, sondern da es einSpiel für 2 Spieler*innen ist und die Beschreibung ganz spannend klang. Wir haben eigentlich nichts Großartiges erwartet, aber auch wenn es ein wenig unscheinbar wirkt, lasst euch da mal nicht täuschen. Wir hatten erstaunlich viel Spaß mit Eine Stadt für Amytis und waren doch sehr überrascht von dem eigentlich sehr simplen Spielprinzip. Die Autoren waren mir bis dato auch nicht bekannt und so kann ich mit Fug und Recht behaupten das dieses kleine Spiel für uns bisher eine der größeren Überraschungenen in diesem Jahr war. Lasst es mich euch ein wenig näher bringen.

Worum geht es?

Eine Stadt für Amytis ist ein doch recht einzigartiges Spiel auch wenn wir das Thema vernachlässigen können. Der König von Babylon möchte eine Stadt für seine Gemahlin errichten – Punkt. Das Spiel bleibt sehr abstrakt und es dreht sich alles nur um die Mechaniken und die sind hier in der Kombination auch tatsächlich recht gelungen. Wir setzen Arbeiter ein, um uns Plättchen aus einer zentralen Auslage zu erspielen, die wir dann wiederum auf unserem eigenen Tableau so auslegen müssen das sie uns viele Punkte bringen. Mit den Arbeitern auf dem zentralen Tableau spielen wir darüber hinaus noch eine Art Tic Tac Toe und können uns wertvolle Bonuspunkte für das Spielende sichern. Klingt wild, ist aber sehr gut durchdacht und führt zu einigen taktischen Möglichkeiten.

Eine Stadt für Amytis – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Die kleine Schachtel lässt kein großes Spiel vermuten, aber breiten wir alles aus, so kommt doch einiges zusammen. In der Tischmitte liegt ein drei mal drei Felder großes Tableau auf dem wir Stapel zu je fünf Plättchen bilden, die wir natürlich verdeckt gemischt haben, um sie dann offen dort abzulegen. Wir sehen also jeweils nur das oberste Plättchen. Die beiden Spieler*innen legen ihr Tableau jeweils auf ihre Seite und erhalten ein paar hübsche Scheiben und Figuren, die als Vorrat bereitgelegt werden. Eine der Scheiben kommt auf das Punktetableau, das wir genau wie das Bonustableau irgendwo in der Mitte des Tisches platzieren. Die Auftragskarten werden gemischt, an jeden zwei davon ausgeteilt und die anderen als Stapel bereitgelegt. Zum schluß bilden wir noch eine Auslage von drei Aufträgen in der Mitte.

Eine Stadt für Amytis – Das zentrale Brett mit den Gebäudeplättchen / Foto: Spieltroll

Das Spiel kann beginnen und wir haben einen festen Zugablauf. Zunächst müssen wir eine unserer Figuren auf einem der Stapel in der Mitte platzieren. Das entsprechede Plättchen nehmen wir uns und legen es in unserer eigenen Auslage aus. Dann werten wir es gemäß seinen Regeln. Die Plättchen zeigen immer eines von sechs unterschiedlichen Gebäuden. Darüber hinaus gibt es die Gebäude in vier verschiedenen Farben. Die Farben sind nur für die Aufträge relevant. Die verschiedenen Gebäudearten punkten unterschiedlich. So erhalten wir zum Beispiel für eine Mauer die platziert wird, zwei Punkte für jede sichtbare Mauer an den Rändern unseres Tableaus. Wir dürfen natürlich auch Plättchen übereinander platzieren und müssen das sogar für bestimmte Punktevorgaben mancher Gebäude und Endboni.

Eine Stadt für Amytis – Verschiedene Gebäudefähigkeiten / Foto: Spieltroll

Besetzte Felder sind tabu und wir sollten möglichst versuchen drei unserer Figuren in eine orthogonale oder diagonale Reihe zu bekommen, denn dann dürfen wir eine unserer Scheiben auf einem der Spielendeboni platzieren, die dann nur wir erhalten. Unsere Figuren nehmen wir erst zurück, nachdem wir alle eingesetzt haben. So blockieren wir die Stapel und haben nach dem Zurücknehmen direkt die erste Wahl auf unsere freigegebenen Stapel. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, der ein kleines Glücksmoment mit sich bringt, der einigen sauer aufstoßen wird.

Eine Stadt für Amytis – Auftragskarten / Foto: Spieltroll

Die Aufträge zeigen bunte Symbole in den vier Farben der Gebäude und unsere zusätzliche Aufgabe, die mit massiven Punkten belohnt wird, ist es diese exakte Farbkombination in der gewünschten Anordnung auf unserem Tableau herzustellen. Dabei ist die Höhe der Gebäude egal. Was zählt ist das was wir von oben auf dem Tableau liegen sehen. Neue Aufträge können wir über die Palastplättchen bekommen. Um noch ein wenig mehr Variation in das Spiel zu bringen, sind die Fähigkeitskarten der Gebäude zweiseitig und erlauben es uns eine beliebige Kombination aus Fähigkeiten zu spielen.

Die meisten Punkte am Ende gewinnen die Partie.

Das Fazit

Eine Stadt für Amytis ist ein wirklich recht einfaches Spiel mit erstaunlich viel taktischem Tiefgang. Zunächst sind dort also die verschiedenen Gebäudearten, die uns auf verschiedenste Weisen mit Punkten belohnen. Die Mauern am Rand platzieren, möglichst viele sichtbare Wohngebäude, möglicht viele unterschiedliche Gebäude usw. Die Gebäudekarten bieten hier einen guten Mix, der dafür sorgt, dass wir uns gut überlegen müssen, welche Gebäude sich für uns am meisten lohnen. Dazu gesellen sich dann natürlich noch die jeweiligen Farben der Gebäude, denn wir wollen auch die sehr lukrativen Aufträge gut abschließen. Das macht natürlich die Paläste besonders wertvoll, da wir nur durch sie zusätzliche Aufträge generieren können. Hier liegt auch der einzige Kritikpunkt begraben, den ich gelten lassen würde. Wer mehr Aufträge bekommt und diese sicher ausführt, hat einen erheblichen Punktevorsprung. Da nur Paläste neue zusätzliche Aufträge bringen, müssen diese auch zwangsläufig besetzt werden. Theoretisch ist es hier möglich das jemand ein ganzes Spiel über Pech hat und Paläste nur unter vom Gegenüber besetzten Stapeln zum Vorschein kommen, so dass einem einfach der Zugang verwehrt bleibt. Figuren werden ja immer erst im eigenen Zug abgeräumt und können dann anschließend wieder besetzt werden. Ob das aber für das Gegenüber immer Sinn macht, steht auf einem ganz anderen Blatt, denn wenn du es verstehst das beste aus den Plättchen herauszuholen, sind auch diese einfach immer lukrativ.

Eine Stadt für Amytis – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Das Tic Tac Toe Element wirkt dann auch tatsächlich am ehesten wie ein Bonus. Wenn es klappt ist das toll und ich belohne mich mit ein paar zusätzlichen Punkten am Ende der Partie. Meist war es aber lukrativer sich die guten Plättchen zu schnappen, als auf die Position zu schielen. Aber auch das ist sehr situativ und kann ein Teil einer funktionierenden Taktik sein.

Eine Stadt für Amytis – Spielendeboni / Foto: Spieltroll

Bei uns kam Eine Stadt für Amytis richtig gut an. Der Mix aus Worker Placement, Legespiel und Tic Tac Toe mit Spielendeboni traf bei uns genau ins schwarze und war für uns eine faustdicke Überraschung, die seitdem gerne auf unserem Spieltisch landet. Ein schöner Schlagabtausch mit genügend Knobelfaktor und der richtigen Prise Glück. Richtig gutes Spiel für zwei.


  • Verlag: Game Factory
  • Autor(en): Jérémy Ducret, Romaric Galonnier
  • Illustrator(en): Agnès Ripoche
  • Erscheinungsjahr: 2025
  • Spieleranzahl: 2 Spieler*innen
  • Dauer: 30 Minuten

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