Dieses Jahr sehr früh, wegen der sehr frühen Ferien in NRW, öffnet die größte Spielemesse der Welt am 6. Oktober für vier Tage ihre Pforten. Corona ist zwar nicht vorbei aber Dank Impfungen und Sicherheitskonzepten und einer Sensibilisierung der Bevölkerung scheint es möglich zu sein die Messe in diesem Jahr fast wieder normal veranstalten zu können. Ich werde mich aus gesundheitlicher Vorsicht jedoch auch in diesem Jahr noch von der Messe fernhalten, was ich sehr bereue, denn eigentlich hätte ich so richtig Lust mal wieder durch Messehallen zu schlendern und mir ganz viel anzuschauen. War ich im vergangenen Jahr noch recht verhalten, was Neuheiten anging, denn diese verteilten sich mehr über das ganze Jahr, finde ich dieses Jahr wieder deutlich mehr spannende Spiele vor, über die ich gerne mehr erfahren möchte. Deshalb habe ich mir gedacht, lasse ich meine Vorschau diesmal wieder etwas größer ausfallen und habe mich auf zwölf Spiele und fünf Erweiterungen festgelegt, die ich etwas größer vorstelle und am Ende folgt eine Liste mit allen Dingen, die ich sonst noch interessant fand. Wie immer hangel ich mich an der Preview Liste von boardgamegeek.com entlang und verlinke auch die Artikel der Spiele dort. Los gehts!
Akropolis (Kobold Spieleverlag)
Auf Akropolis freue ich mich in der Tat schon etwas länger und hoffe, dass ich hier nicht reinfalle. Das Spiel mach zunächst einen sehr normalen und einfachen Eindruck, denn im Grunde scheint es sich dabei nur um das nächste Legespiel zu handeln, bei dem die Spieler*innen Punkte sammeln müssen. Das Spiel soll aber einen ganz schönen Mechanismus haben in dem die dreier Hexfeldgrüppchen aufeinandergelegt werden können und so auch das Bauen nach oben eine neue Dimension eröffnet, die Akropolis tiefer machen könnten, als ich zunächst annehmen würde. Wenn es dann noch stimmt, dass sich das ganze auf Familienniveau bewegen würde, sehe ich hier einen potentiellen zukünftigen Hit. Ich freu mich auf jeden Fall darauf.
Atiwa (Lookout Spiele)
Es geht doch nichts über einen neuen großen Rosenberg. Auch wenn ich befürchte so richtig viel neues wird uns hier nicht erwarten: Arbeiter wollen eingesetzt, Hütten gebaut, Land bewirtschaftet, Tiere vermehrt und die Bevölkerung gefüttert werden. Ich liebe es! Ich weiß bisher wirklich noch nicht viel über das Spiel und allein die Tatsache das es von Uwe Rosenberg ist und mal ein neues Setting hat reicht für mich aus. Thematisch bewegen wir uns hier in Ghana und versuchen wohl das Land mithilfe der Fruchtfledermäuse wieder aufzuforsten, die durch ihre Exkremente die Baumsamen verstreuen. Klingt so schön schräg und gleichermaßen so sehr nach Rosenberg, dass ich sehr interessiert an Atiwa bin.
Beer & Bread (Deep Print Games & Pegasus Spiele)
Deep Print Games haben mich bisher noch nicht mit ihren Spielen überzeugt. Ihr Konzept finde ich lobenswert und begrüße das auch, aber wenn die Spiele dann doch immer nur so mittel sind, dann gehen sie vielleicht soch zu schnell wieder unter. Beer & Bread könnte jetzt aber ihr Befreiungsschlag werden, denn das Spiel erregt gerade eine Menge Aufmerksamkeit. In diesem reinen Zweipersonenspiel eilen sich die Spieler*innen das Spielbrett und bauen Getreide an, dass zu Brot und Bier verarbeitet wird. Dazu werden Karten mit mehreren Möglichkeiten gespielt und am Ende zählt nur der Bereich, mit dem wir weniger verdient haben für unsere Siegpunkte. Das Spiel stammt aus der Feder von Scott Almes und sieht auf den ersten Bildern sehr stimmig aus. Da habe ich richtig Lust drauf.
Coral (2 Tomatoes Games)
Hier haben mich Bilder des Spielmaterials und wie es benutzt wird, auf den ersten Bildern wirklich neugierig gemacht und ich würde es mir gerne live anschauen. Hier werden verschiedenfarbige Würfel der Spieler*innen so an- und aufeinandergelegt, dass rein optisch ein abstraktes Korallenriff entsteht. Das sieht erstmal recht faszinierend aus. So weit ich das Spielprinzip verstanden habe, bauen die Spieler*innen die Würfel so ein, dass es lukrative und weniger attraktive Orte gibt. Ihre Korallen können sich dann entlang dieser auf den Würfeln bewegen, um die besten Plätze zu erreichen. Am Ende gewinnt aber nur, wer die meisten sichtbaren Teile, betrachtet von oben, vorweisen kann. Im Grunde scheint Coral also ein abstraktes dreidimensionales Spiel zu sein und dabei auch noch eines, welches schnell erklärt und gespielt werden kann, denn eine Spieldauer von 10 bis 20 Minuten spricht dafür.
Endless Winter (Pegasus Spiele)
Auf Endless Winter haben viele Menschen schon ziemlich lange gewartet. Eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne später erscheint es nun endlich auch auf dem regulären Markt. Diverse Menschen auf diversen Kanälen haben schon viel darüber berichtet und mich auch richtig heiß auf das Spielchen gemacht. Freunde von Spielen wie Arnal oder Dune Imperium, bei denen verschiedenste Mechaniken miteinander verwoben werden, dürften an Endless Winter wohl ihre helle Freude haben. Pegasus haben sich der deutschen Umsetzung angenommen und veröffentlichen gleich zu Beginn auch vier der Erweiterungen der Kickstarter-Kampagne dazu. Ich weiss zwar nicht, ob ich dass alles zu Beginn integrieren würde, aber das Spiel mit seiner Optik und seinem Genremix reizt mich schon sehr.
Evergreen (Horrible Guild)
Horrible Guild sind eingentlich immer ein Garant für tolle Spiele. Bei Evergreen spricht mich zunächst mal die tolle, recht klare Optik an. Das Thema ist natürlich auch toll und setzt wohl bei Photosythese an. Das Spielprinzip ist eindeutig davon inspiriert, wenn auch viel weniger konfrontativ und nicht ganz so abstrakt. Die Spieler*innen entwickeln hier die Flora auf ihrem Planeten und wer das am besten schafft gewinnt. Dabei müssen sich die Pflanzen über verschiedene Stufen entwickeln und beeinflussen sich dabei gegenseitig. Der Stand der Sonne ist natürlich von eklatanter Bedeutung. Die Spieler*innen draften dazu Karten und eine interessante Mechanik besagt, dass die Karten, die nicht gewählt werden am Ende die Siegbedingungen beinflussen. Evergreen ist ein Muss für mich.
Fasanerie (2F-Spiele)
Mal wieder stellt Friedemann Friese unter Beweis, dass es ihm nicht um die Optik seiner Spiele geht. Das Cover von Fasanerie ist tatsächlich so scheiße, dass ich es schon wieder lustig finde. Der Rest des Spiels sieht aber gut aus und das Spielprinzip dieses Kartenspiels, bei dem wir Sets sammeln müssen, aber nicht jede Karte mitnehmen können, weil hier auch Zeit als Ressource eine Rolle spielt, gefällt mir erstmal auf dem Papier ganz gut. Das will aber noch nichts heißen. Friese geht immer Risiken ein und erforscht die Grenzen des Möglichen. Zwangsläufig kommen dabei nicht immer gute Spiele heraus. Auf Fasanerie halte ich aber diesmal große Stücke.
Findorff (2F-Spiele)
Das Spiel hat sogar ein F zuviel habe ich schon Spötter sagen hören, aber Findorff schreibt sich tatsächlich so. Friedemann ist Bremer und Findorff ist ein Bremer Stadtteil mit recht viel Geschichte und wie es der Zufall so will, habe ich dort ebenfalls gewohnt. Direkt am Torfkanal, der ein Bestandteil des Spiels zu sein scheint. Findorff steht aber nicht nur aus purem Lokalpatriotismus auf dieser Liste, nein, auch die Bestandteile des Spiels interessieren mich wirklich und wenn es um Wirtschaftsspiele geht hat Herr Friese durchaus bereits bewiesen, dass er das kann.
Terra Nova (KOSMOS)
Ich bin erst vor kurzem mit meiner Frau in die Welt von Terra Mystica eingetreten und wir sind noch dabei die riesige Big Box zu erforschen. Da kam Terra Nova um die Ecke gebogen und ich war sehr lange recht verwirrt, was KOSMOS da für ein spiel herausbringt, das optische Ähnlichkeiten zu Terra Mystica hat, aber nicht von Feuerland ist. Hierbei handelt es sich tatsächlich um eine familienfreundlichere Version des Spiels, die in allen Belangen eingedampft wurde. Weniger Rohstoffe, Völker, Gebiete und Komplexität. My First Terra Mystica sollte es vielleicht besser heißen. Ich habe wirklich keine Ahnung wer das braucht, aber vielleicht wird es ja ein Hit und kann als Terra Mystica Tutorial dienen.
The Guild of Merchant Explorers (AEG)
Okay, die schlechte Nachricht gleich vorneweg, dieses Spiel erscheint nicht mehr zur Messe auf deutsch. Erst zu Beginn von 2023 wird es wohl den deutschen Markt erreichen. The Guild of Merchant Explorers klingt vom Titel her schon nach eierlegender Wollmilchsau, scheint aber ein großes Flip & Write zu sein, bei dem wir nichts aufschreiben, sondern mit Würfeln auf unserem Tableau markieren. Das Spiel läuft über verschiedene Runden/Reisen, bei denen wir bestimmte Dinge auf dem Brett belassen, bevor wir zur nächsten Reise aufbrechen. Am Ende wird alles ausgewertet. Die Optik des Spiels würde ich als eher schlicht, aber durchaus gelungen bezeichnen. Ich mag solche Spiele und muss mich nun leider doch noch ein klein wenig länger gedulden.
Turing Machine (Le Scorpion Masqué)
Turing Machine erregte auch schon eine Menge Aufmerksamkeit im Vorfeld der SPIEL, was wohl an der Optik des Spiels liegen dürfte, denn sofern ich die Beschreibungen richtig verstanden habe, ist es eigentlich nur ein deduktives Codeknackerspiel, wie seinerzeit Mastermind. Der Clou sind die Lochkarten und die Möglichkeit gegen das Spiel zu agieren, dass heißt, wir spielen kompetetiv gegen das Spiel oder aber eben Solo oder im Team auch miteinander. Das Spiel handelt durch seine Lochkarten logisch und wir müssen ihm Fragen stellen, die es beantworten kann. Im Prinzip funktioniert das dann genau wie ein analoger Computer aus grauer Vorzeit und das amcht das Spiel auch so genial. Ob das Spaß macht? Weiß ich nicht, aber ich finde es zumindest so interessant, dass ich es mir auf jeden Fall anschauen möchte.
Virtù (Strohmann Games)
Strohmann Games hat ein sehr gutes Händchen in den letzten Jahren bewiesen und liegen, so glaube ich, auch hier wieder nicht falsch. Virtù scheint zwar ein ganz schöner Brecher zu sein, aber die Mechanik interessiert mich wirklich ziemlich und auch die Optik macht mir wirklich Lust auf mehr. In Virtù bauen wir uns mit Hilfe von Karten unser eigenes Rondell, dass uns dann mit Aktionen versorgt. Allein das finde ich schon spannend. Dann kommt noch eine individuelle Version für zwei Spieler*innen dazu und auch die Thematik, in der wir versuchen Regionen von Italien während der Renaissance zu kontrollieren macht mich wirklich neugierig. Der Schwierigkeitsgrad soll zudem relativ hoch sein, was mich hier nicht abschreckt.
Nach den Spielen nun noch ein paar Erweiterungen auf die ich mich sehr freue und die mich neugierig gemacht haben.
Die Abenteuer des Robin Hood: Bruder Tuck in Gefahr (KOSMOS)
Noch während wir Robin Hood seinerzeit das erste mal spielten, lachten wir bereits darüber, dass wir wissen würden, dass bestimmt eine Erweiterung mit Bruder Tuck folgen würde. Er fehlte dann doch ein bißchen. Nun ist es endlich soweit und das Spiel braucht solche Erweiterungen auch, denn es ist viel zu gut um nur im Schrank zu stehen, nachdem alles gespielt und gesehen wurde. Diese Erweiterung ist für mich ein Selbstläufer. Jede*r der oder die Die Abenteuer von Robin Hood gespielt hat wird sich eine umfangreiche Erweiterung wünschen. Von daher ist das hier eine Pflicht für mich.
Imperial Settlers: Empires of the North – Wrath of the Lighthouse (Portal Games)
Etwas weniger euphorisch sieht es da schon mit dieser Erweiterung aus, von der ich hoffe, dass sie im nächsten Jahr, wenn Portal seine ganzen Probleme überwunden hat und wieder Spiele veröffentlichen konnte, auch auf deutsch bei Pegasus erscheint, die ja die deutsche Version von Imperial Settlers: Empires of the North herausgeben und vertreiben. Hier handelt es sich um eine Solokampagen in 15 Kapiteln für das Spiel. Bisher gehörte es nicht zu den Spielen, auf die ich Solo so richtig Lust hatte, aber mit dieser Erweiterung könnte das anders aussehen, wenn sie gelungen ist. Hier heisst es für mich allerdings erstmal abwarten und anschauen. Die Erweiterung bietet wie erwähnt eine Solokampagne mit 15 einzigartigen Szenarios die über ein Geschichtsbuch miteinander verbunden sind. Die Geschichte soll überdies in viele verschiedene Richtungen gehen können, so dass durchaus auch Abwechslung geboten wird. Ich bleibe erstmal skeptisch und neugierig.
Project L: Finesse & Ghost Piece (Boardcubator)
Hierbei handelt es sich nicht um eine, sondern gleich um zwei Erweiterungen für ein Spiel, dass mich zuletzt doch durchaus überrascht hat und von dem ich gar nicht gedacht hätte noch Erweiterungen zu bekommen. Finesse erweitert das Spiel um zusätzliche Aufträge, die es zu Erfüllen gilt. Dabei müssen bestimmte Steine zur Erfüllung benutzt werden. Dies führt eine weitere Ebene ein, die dem Spiel ein bißchen mehr Tiefe verleihen könnte und das durch minimalen Aufwand, ohne das Spiel zu stark zu verändern. Etwas anders sieht es mit Ghost Piece aus, welches schwarze Puzzleteile (die Ghost Pieces) und neue level 5 Aufträge ins Spiel integriert. Die Ghost Pieces können im Spielverlauf gesplittet werden, so dass wir sie auf mehrere Puzzle aufteilen können. Hier bin ich mir noch nicht sicher, ob sie mir das Spiel nicht zu sehr verändern, aber anschauen werde ich sie mir auf jeden Fall.
The Loop: Die Pelzbrigade (Boardgame Box)
Gerade erst entdeckt und für richtig gut befunden, ist The Loop eines unserer Lieblingsspiele geworden und auch Foozilla ist schon bei uns eingezogen. Da darf neuer Input in Form von zusätzlichen Charakteren nciht fehlen. Hier kommen zwei neue. Radakatz der Schwarze Katzauberer, der in seiner Auslage mit vier Karten hantieren darf und Arsene Lupus, der Wannwolf, der über die neue Ressource 14-Kohle verfügt und seinen Mitspieler*innen nutzbar macht, mit der sie direkt in bestimmte Ären springen könnne. Klingt ziemlich gut für mich, und ich freue mich sie zu besitzen.
Witchstone: Full Moon (Huch!)
Witchstone hat ziemlich eingeschlagen im letzten Jahr und von daher erfreue mich über eine Erweiterung, die mir das Spiel hoffentlich nciht zu sehr überfrachtet, aber hier sollen nur ein paar Miniaturen enthalten sein, ein paar Karten für Spezialfähigkeiten der Charaktere und ein paar neue Teile für unsere Zauberkessel in denen wir unsere Aktionssuppe zusammenköcheln. Die Erweiterung bleibt dabei Modular und kann beliebig hinzugenommen werden.
Nun folgt noch eine Linkliste zu den Boardgamegeek Artikeln der Spiele, die ich ebenfalls als durchaus interessant ansehe. Inzwischen ist die Liste auf mehr als 1100 Veröffentlichungen angewachssen, da ist es für manchen von euch vielleicht hilfreich eine kleine Vorauswahl zu bekommen.
- Crossing Oceans
- Discordia
- Dorfromantik: Das Brettspiel
- Dracula: Walpurgis Night
- Dragonquest: Fantasy Dice Game