Sky Team ist als Spiel des Jahres 2024 in aller Munde und wurde im Vorfeld auch bereits heiß diskutiert. Die üblichen Diskussionen über den Schwierigkeitsgrad blieben allerdings erstaunlicherweise im Hintergrund. In diesem Jahr ging es eher um die Tatsache das Sky Team ein Spiel für nur 2 Personen ist und ob das ein würdiger Preisträger, für das gemeinhin als Familienspielepreis gedeutete Spiel des Jahres, wäre. Die Frage darf durchaus gestellt werden und ich kann sie nachvollziehen aber sage auch gleichzeitig, dass die Antwort auf diese Frage nur „Ja“ sein kann. Ich werde in meinem Fazit näher darauf eingehen. Für mich steht sogar eher die begrenzte Kommunikation im Widerspruch, aber auch darüber will ich mich erst später auslassen. Sky Team ist ein gutes Spiel und ein guter Preisträger, soviel werde ich zu meiner Meinung schon vorab preisgeben. Es wäre nicht meine Wahl gewesen, aber die Entscheidung ist durchaus nachvollziehbar. Deshalb höre ich jetzt auch direkt mit dem Vorgeplänkel auf und schreite gleich zur längt überfälligen Review voran.
Worum geht es?
In diesem kooperativen Spiel für zwei Personen schlüpfen die Spieler*innen in die Rollen eines Pilotenduos. Pilot und Copilot haben die Aufgabe ein Passagierflugzeug auf diversen Flughäfen zu landen. Die beiden Spieler*innen müssen dafür Würfel auf einem gemeinsamen Tableau platzieren, von denen bis zum Spielende bestimmte Vorgänge am Flugzeug geregelt werden müssen. So muss das Flugzeug zum Beispiel in der Waage gehalten werden, bevor zur Landung angesetzt wird, die Geschwindigkeit muss reguliert werden und auch Fahrwerk und Landeklappen sollten eingestellt werden. Natürlich befinden sich auch andere Flugzeuge in der Luft, die wir auf uns aufmerksam machen müssen. Die beiden verfügen nur über ihre eigenen Informationen und dürfen nicht miteinander über ihre verborgenen Würfel reden. So entsteht ein spannendes Zusammenspiel
Wie läuft das ab?
Der Star des Spiels ist ohne Zweifel das hübsch gestaltete Material. Das Spiel findet zu großen Teilen auf dem zentralen Tableau zwischen den beiden Spielenden statt. Auf der Pilot*innenseite ist alles blau und bei der Copilot*in orange. Beide haben spezifische Aufgaben, die nur von ihnen erfüllt werden können. Zu Spielbeginn wird das Spielbrett mit all seinen Komponenten vorbereitet, beide Spieler*innen bekommen einen Sichtschirm und vier Würfel. Der Zielflughaben wird gewählt und schon kann es losgehen.
Eine Partie dauert genau sieben Runden und die Dauer wird durch die Höhenleiste oben rechts angezeigt. Diese wird im Verlauf des Spiels immer weiter nach unten geschoben, bis wir am Flughafen ankommen. Durch farbige Pfeile zeigt sie uns zudem an, wer die jeweilige Runde beginnt. Die Spieler*innen dürfen solange miteinander ihre Taktik absprechen und kommunizieren, bis sie ihre Würfel werfen. Danach herrscht Funkstille zwischen den beiden und abwechselnd platzieren sie ihre Würfel auf dem Tableau. Dieses gibt Farben und Werte für die Würfel vor.
Es gibt zwei Aktionen die von beiden Spieler*innen in jeder Runde bedient werden müssen. Beide müssen je einen Würfel ins Ruder legen und versuchen da Flugzeug möglichst gerade zu halten. Dafür benötigen sie Würfelwerte die recht dicht beieinander liegen. Für jeden Punkt unterschied wird das Flugzeug in die jeweilige Richtung gedreht. Sollten sie es zu weit drehen gerät das Flugzeug ins Trudeln und das Spiel ist verloren. Außerdem muss das Flugzeug bis zur Landung gerade ausgerichtet sein. Die zweite gemeinsame Aktion ist die Geschwindigkeit des Flugzeugs. Hier sehen wir eine Skala mit drei Bereichen, die durch zwei bewegliche Pfeile angezeigt wird. Außerdem gehört die Entfernungsleiste oben links mit dazu. Auch hier müssen beide Spieler*innen je einen Würfel platzieren. Beide Würfel werden zusammengezählt und ergeben die Geschwindigkeit. Die Skala wird herangezogen und sollte der Wert hinter dem ersten Pfeil liegen, kommen wir nicht voran und die Entfernungsleiste bleibt unberührt. Ist der Wert zwischen den beiden Pfeilen, so wird die Entfernungsleiste um ein Feld nach unten bewegt. Sollte der Geschwindigkeitswert gar über dem zweiten Pfeil liegen, so bewegt sich die Leiste um zwei Felder nach unten. Sollten sich noch kleine Flugzeuge auf den Feldern befinden, so haben wir verloren, da wir mit einem anderen Flugzeug kollidieren. Auch dürfen wir nicht über das Ziel hinausschießen.
Die restlichen Felder dienen einigen Schaltern, die wir bis zur Landung auf grün geschaltet haben müssen. Dazu gehört nicht viel, denn wir müssen nur die richtigen Würfel mit den richtigen Farben und Werten dort platzieren. Über die Radiofelder können wir Flugzeuge auf der Entfernungsleiste entfernen und die gemischten Kaffe Felder bringen uns Würfel Modifikatoren die wir beliebig einsetzen können. Der Pilot muss zusätzlich noch die Bremsen bedienen um die Landung zu erleichtern. Am Ende jeder Runde wird die Höhenleiste um eins gesenkt und der Flughafen am Boden kommt näher. In der letzten Runde müssen wir nun nur noch landen und dazu müssen wir Geschwindigkeitswürfel platzieren, deren Wert nicht höher als der unserer Bremsen ist. Wenn dann noch alle Schalter auf grün stehen, das Flugzeug waagerecht ist und sich kein Flugzeug auf der Entfernungsleiste befindet, sollte uns all das bis zum Spielende gelingen, so gewinnen wir Sky Team gemeinsam.
Sky Team kommt mit weiterem Spielmaterial in Form von diversen Flughäfen und einem Flug-Logbuch über das ich aber nicht weiter spoilern möchte.
Das Fazit
Nun wird es Zeit die aufgeworfenen Fragen vom Anfang zu beantworten. Ich sagte ja bereits das Sky Team für mich ein gutes Spiel ist und auch als Preisträger für das Spiel des Jahres in Ordnung geht. Darf ein Spiel für nur zwei Spieler*innen Preisträger sein. Ganz unbedingt sogar und die Jury trägt damit sogar den modernen Zeiten Rechnung. Früher ging es mehr darum Familien an den Tisch zu bekommen. Ich denke darüber ist der Preis weit hinaus. Familien sind nicht immer mehr groß und die Spiele haben sich genauso verändert. Die Spieler*innenzahlen pro Spiel gehen deutlich zurück, weil inzwischen auch sehr viele Menschen zu zweit in ihrer Partnerschaft spielen. Es wäre meines Erachtens nach also töricht den Preis nicht auch für zwei Personenspiele zu öffnen, abgesehen davon das er nie für diese geschlossen war. Ich begrüße das sehr. Mein Problem mit Sky Team ist viel mehr die begrenzte Kommunikation und das Fantum der Jury für solche Spiele. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Halbwertszeit dieser Spiele nicht so sonderlich hoch ist und ich persönlich finde sie nur in größeren Runden spaßig und gesellig. Sich zu zweit anzuschweigen während wir ein Spiel spielen fühlt sich komisch an und hat mir auch bei Sky Team nicht so richtig Freude bereitet. Das ist wahrscheinlich der größte Kritikpunkt den ich hier anzubringen habe.
Das Spielprinzip an sich ist toll und ein faszinierendes Würfelpuzzle das ohne Zweifel mit zwei Spieler*innen gut funktioniert, wenn sich beide darauf einlassen, auch wenn es thematisch natürlich Quatsch ist, dass Pilot und Copilot nicht miteinander kommunizieren können. Sky Team funktioniert aber auch ganz hervorragend als Solospiel. Sehr simple Regeln dafür findet ihr auf Boardgamegeek, die dem Spiel überhaupt keinen Abbruch tun. Es macht genau so viel Spaß als Solospiel und ich bevorzuge es sogar, da ein weiterer großer Vorteil von Sky Team, neben der schnellen Erlernbarkeit, auch das schnelle Spiel ist. In nicht einmal zwanzig Minuten bist du durch und das macht es zu einem super Spiel, dass du mal kurz zwischendurch hervorholen kannst um ein wenig Zeit totzuschlagen und der Schwierigkeitsgrad wird auch konstant gesteigert durch all das was sich da noch so in der Schachtel finden lässt.
Für mich also ein faszinierendes Solospiel in toller Optik mit super Material und sehr viel Spielspaß in der Schachtel, der dich länger zu fesseln weiß.
- Verlag: KOSMOS
- Autor(en): Luc Rémond
- Illustrator(en): Eric Hibbeler, Adrien Rives
- Erscheinungsjahr: 2024
- Spieleranzahl: 1-2 Spieler*innen
- Dauer: 15 Minuten