Keine Angst, bin ich nicht, aber mir ist aufgefallen, dass ich mir in letzter Zeit immer mehr und öfter Spiele auch für das Solospiel zulege. Das ist ganz unmerklich so passiert. Mir fiel neulich auf, dass da inzwischen doch schon so einige Solospiele im Regal schlummern und darauf warten entdeckt zu werden. Das ist ja schon irgendwie seltsam, da ich ja eigentlich eine Partnerin habe mit der ich viele Brettspiele spielen kann. Also zweisam sozusagen. Dennoch wird das immer mehr. Fast jedes Spiel verfügt heutzutage schon über einen Solomodus oder eine Möglichkeit das Spiel auch alleine zu spielen. Früher hast du noch als verrückt gegolten, wenn du mal ein Brettspiel vor dir nur für dich alleine aufgebaut hast. Die Tür hinter dir abgeschlossen, nur damit keiner hereinkommt und fragt was du da machst?! „Ich spiele ein Brettspiel!“, „Alleine?! Gegen dich selbst?“, „Ja schon irgendwie.“, „Freak!“. Da warst du schnell als leicht seltsam abgestempelt. Heutzutage ist das aber völlig normal und auch genauso okay wie damals schon. Die Akzeptanz ist aber anders, weil einfach viel mehr Leute spielen.
Dennoch bleibt das Solospielen immer noch eine Randerscheinung, weil das Hobby natürlich in erster Linie auch ein geselliges ist, bei dem du einfach mit Leuten in Kontakt kommst. Wobei so ganz stimmt das gar nicht. Du kannst in Kontakt kommen, wenn du es willst, aber es gibt ja auch durchaus Menschen die gerne und fast ausschließlich nur mit und gegen ihre*n Partner*in spielen. Das schöne ist ja, dass es inzwischen Spiele für fast jede dieser Situationen gibt. Du kannst mit Leuten zusammen Abenteuer erleben oder dich auch in Spielen bekriegen. Es gibt auch Spiele bei denen du das eine vortäuscht und tatsächlich das andere im Sinn hast.
Das tolle am Solospiel ist in der Tat das du völlig ungebunden und frei bist. Damit will ich nicht sagen, dass dir Regeln egal sind, sondern zum einen kannst du dich wann immer du willst an den Tisch setzen und ein Spiel auspacken. Keine Wartezeit auf eine*n Partner*in der oder die mal gerade keine Lust hat. Oder Kollegen, die erst nach der Arbeit nach Hause müssen, um dann geschniegelt und gebügelt an deiner Tür zu stehen, um ein paar Stunden mit dir ein Spiel zu spielen. Ich kann es tun und lassen wann ich will. Und was noch viel besser ist, ich kann es auch aufhören wann ich möchte. Keine ätzenden Partien mehr durchstehen, die ich eh schon verloren habe. Herrlich. Ich kann auch Pausen einlegen und bei längeren Kampagnen, sofern ich den Platz habe, auch mal eine Partie aufgebaut stehen lassen, um immer wieder mal zurückzukehren.
Ein weiterer nicht unwichtiger Punkt beim Solospielen ist auch das eigene Tempo. Ich kann Dinge durchdenken so lange ich will, werde von keinem Alphatier in Situationen gedrängt, sondern bin einfach selber das Alphatier, wenn ich mir ein kooperatives Spiel alleine vornehme. Ich kann auf niemanden außer mich selbst sauer sein, falls mal wieder jemand beim Dungeoncrawl doch noch die unwichtige Tür öffnet und den Drachen in den Gang lässt, der die Gruppe mit seinem Feueratem auslöscht (ausbrennt wäre wohl der richtigere Begriff). Das ist die eine Art Solo zu spielen. Ich nehme einfach ein kooperatives Spiel und übernheme soviele Rollen wie nötig selbst und Spiele sie alle. Mehrere Charaktere aus einer Hand also.
Inzwischen gibt es aber auch, wie bereits erwähnt, diverse Solomodi in Spielen, die extra entiwckelt wurden. Der Bedarf scheint also da zu sein, sonst würde nicht so viel Zeit und Energie hinein fließen. Immer noch eher selten, obwohl ebenfalls deutlich auf dem Vormarsch sind die reinen Solospiele, die mir eigentlich sogar am liebsten sind, denn sie bieten meiner Erfahrung nach die beste Langzeitmotivation. Spiele bei denen ich einfach nur meine eigene Punktezahl zu überbieten suche, sind mir nach einiger Zeit meist langweilig. Spiele wie Under Falling Skies bieten eine längere Motivation. Die Siegbedingungen sind allein auf das Solospiel zugeschnitten und so erlebe ich immer wieder neue Partien. Im besten Fall sogar in Form einer kleinen Kampagne. Ich kann da immer wieder nur die nachträgliche veröffentlichte Online Kampagne für Hadrianswall erwähnen. Es macht derbe Spaß die gestellten Aufgaben zu versuchen und sie sich nach und nach zu erarbeiten.
Es gibt aber tatsächlich noch eine Verwendung für Solomodi in normalen Spielen und die sollte ebenfalls nie unterschätzt werden. Es kann helfen das Spiel so zu erlernen, bevor ihr es anderen Spieler*innen beibringen wollt. So verinnerlichen sich bestimmte Regeln schonmal, bevor sie in der Gruppe zum Einsatz kommen.
Ich muss endlich mal Das Vermächtnis von Yu ausprobieren… das steht hier schon ganz schön lange rum…
Bis dahin spielt schön!