Under Falling Skies

Under Falling Skies

Selten kommt es vor, dass ich hier reine Solospiele vorstelle und meinen Senf dazu abgebe, denn ich bin eigentlich gar nicht ein so großer Fan davon mich alleine hinzusetzen und ein Spiel zu spielen. Irgendetwas rätseln, wenn ich alleine bin, kommt da schon öfter vor. Bisher habe ich hier nur einige wenige reine Solospiele besprochen. Darunter das hervorragende Coffee Roaster mit Bagbuilding und Push Your Luck-Mechanik, was mich eine zeitlang ziemlich intensiv begleitet hat. Oder auch das zwiespältige Der Unterhändler, welches ich rein von der Story, die es erzählen will, zwar toll finde, aber dessen Mechanik mit der Vermeidung von Glück, mich trotzdem nicht überzeugen konnte. Auf diesem Teil des Spielemarkts hat sich eine Menge getan. Mit Under Falling Skies kam vor gut zwei Jahren bereits ein weiterer Vertreter des reinen Solospiels auf die Bildfläche und auch dieses Spiel klang für mich damals relativ interessant, so dass ich es mir direkt zugelegt habe. Anfänglich war ich schon von der gesamten Mechanik des Spiels angetan und habe es immer mal wieder gespielt. Leider ist es vorerst dabei geblieben und ich habe nie eine Review dazu verfasst, denn in der Schachtel lauerte noch ein ziemlich unfangreicher Kampagnenteil, ohne den ich Under Falling Skies auf gar keinen Fall rezensieren wollte. Bis vor ein paar Wochen hat es gedauert, bis ich Zeit und Lust dazu fand, mich der Kampagne zu widmen. Eieiei, es war ein riesiger Fehler, Under Falling Skies solange einfach im Regal stehen zu lassen, denn das normale Spiel, dient eigentlich nur dazu die Grundregeln des Spiels zu erlernen, um auf die Kampagne vorbereitet zu sein. Lest selbst.

Worum geht es?

Ganz „klassisch“ um eine Alieninvasion unseres Planeten. Dabei bedient sich das Spiel der Optik alter Arcade-Klassiker wie zum Beispiel Space Invaders, was einem wohl als erstes in den Sinn kommt, wenn das Spiel aufgebaut vor einem liegt. Auch Roland Emmerichs Independence Day kommt einem immer wieder in den Kopf. Mechanisch ist Under Falling Skies eine Art Würfelpuzzle, indem wir mit unseren Würfelarbeitern innerhalb einer bestimmten Rundenanzahl verhindern müssen, das feindliche Jäger unsere Stadt zerstören und zu guter letzt das Alienmutterschiff der Oberfläche zu nah kommt. Die Würfel werden dabei nach bestimmten Regeln in den fünf Reihen des Spielfelds platziert und wir versuchen gleichermaßen uns zu verteidigen, forschen an einer Lösung, produzieren Energie und müssen unsere Basis ausbauen, um der Situation her zu werden. Eine Menge zu tun.

Under Falling Skies – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Under Falling Skies ist ein sehr modulares Spiel. An allen Ecken und Kanten kann etwas gedreht werden, um den Schwierigkeitsgrad zu verändern und mehr Variabilität ins Spiel zu bringen. Aus diesem Grund sind sämtliche Spielplanteile nicht fest miteinander verbunden. Wir bauen und das Spielfeld aus zwei Basisteilen, einem Stadtteil und vier Himmelsteilen zusammen, die in dieser Reihenfolge übereinander gelegt werden. Unsere Basis ist unterirdisch und mit diversen Räumen ausgestattet. Links und rechts befinden sich zwei Leisten. Die Linke dient der Verwaltung unserer Energie mit Hilfe eines gelben Markers und rechts notieren wir uns mit einem roten Marker den Schaden unserer Stadt.

Under Falling Skies – Basis und Stadtplättchen / Foto: Spieltroll

Über der Basis liegt ein schmales Stadtplättchen, auf dem etwaige Sonderregeln der Stadt vermerkt sind. Im Grundspiel sind bereits drei enthalten. Die eine Seite zeigt in blau eine normale Version und auf der Rückseite gibt es jeweils eine rote beschädigte Variante der Stadt, bei der die Fähigkeit ein wenig stärker ausfällt. Die Erdbewohner werden als besonders Wiederständig angesehen und somit fällt es etwas leichter eine angegriffene Stadt zu verteidigen. Das Stadtplättchen gibt außerdem an, welche Basisteile von dieser Stadt genutzt werden. Jedes Basisteil hat zwei Seiten und kann entweder als oberer oder unterer Teil der Basis verwendet werden. Noch über der Stadt werden vier Himmelsplättchen von hell nach dunkel ausgelegt. Diese Plättchen sind in Reihen und Spalten unterteilt die einzelne Felder für die Alienraumschiffe vorgeben. Linker Hand am Rand der Himmelsplättchen erstreckt sich eine Forschungsleiste auf der ein grüner Marker immer weiter nach oben vorrücken muss. Um das Spiel zu gewinnen muss er das oberste Feld erreichen. Von oben wird ein weiteres Plättchen in form des Mutterschiffs Reihe für Reihe im Spielverlauf nach unten bewegt. Auf einer Leiste am rechten Rand werden Effekte angezeigt, die eintreten, wenn das Mutterschiff die jeweilige Reihe erreicht. Sollte das Mutterschiff hier bis nach ganz unten kommen, ist das Spiel verloren.

Under Falling Skies – ALienraumschiffe / Foto: Spieltroll

Zum Spielaufbau gehören weiterhin noch fünf rote Alienraumschiffe, von denen in jede Spalte des Spielfelds eines auf das Mutterschiff gestellt wird. Vier durchsichtige Raumschiffe liegen als Vorrat bereit. Die Basis gibt auf einem Feld an, wo der sogenannte Tunnelbohrer startet. Ein orangefarbener Spielstein, der zunächst nach und nach die Basis weiter ausbohren muss, bevor wir die Räumlichkeiten die dort abgebildet sind nutzen können. Zunächst stehen nur eingeschränkte Räume zur Verfügung. Außerdem werden die fünf Würfel für den Start bereit gelegt. Drei sind grau und zwei weiß. Zwei weitere blaue Würfel kommen in späteren Partien zum Einsatz. Für die Kampagne befindet sich auch ein weiteres orangefarbenes Raumschiff beim Spielmaterial.

Under Falling Skies – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Der Spielablauf ist dann recht simpel. Zu Beginn würfeln wir mit unseren fünf Würfeln. Dies ist die Würfelphase, in der wir die Würfel dann auch auf dem Spielfeld einsetzen müssen. Eingesetzt werden dürfen Würfel in jeweils einem Raum in unserer Basis. Es gibt verschiedene Räume mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Zu Beginn einer Partie stehen uns nur die Räume der Basis zur Verfügung, die hinter dem Tunnelbohrer liegen. Auf die unterschiedlichen Räume komme ich gleich näher zu sprechen. Zur Spielmechanik gehört, dass wir pro Spalte nur einen der Würfel einsetzen dürfen. Fünf Spalten = Fünf Würfel. Die Würfel sind dabei ganz normale sechsseitige Würfel. Wir dürfen auch jeden Würfel überall platzieren. Der einzige Unterschied ist, dass wir nachdem wir einen der beiden weißen Würfel eingesetzt haben, wir den Rest der noch nicht zugewiesenen Würfel, neuwerfen müssen. Erst dann dürfen wir weitere Würfel einsetzen. Das ist aber noch nicht alles, denn nachdem wir einen Würfel eingesetzt haben, müssen wir alle kleinen Raumschiffe in der entsprechenden Spalte um den Wert des Würfels nach unten Richtung Stadt ziehen. Auf den einzelnen Feldern des Spielfelds können sich Symbole befinden, die dann wiederum weitere Dinge auslösen oder bedeuten. Zum einen gibt es Pfeile, die auf die benachbarten Spalten zeigen. Kommt ein Raumschiff darauf zum Stehen, so wechselt es die Spalte. Dann gibt es noch Symbole, die das Mutterschiff zeigen. Landet ein Schiff auf einem solchen Feld, so wird das große Mutterschiff sofort um eine Reihe nach unten gezogen, was wir in den meisten Fällen tunlichst vermeiden wollen. Die dritte Art Feld zeigt eine Explosion mit einer Zahl. Kommt ein Schiff hier zum stehen, so haben wir die Chance es in der nächsten Phase abzuschießen, indem wir mit einem richtig platzierten Würfel den Wert des Feldes erreichen oder überbieten. Diese Phase geht solange bis wir alle fünf Würfel eingesetzt haben.

Under Falling Skies – Himmelsplättchen / Foto: Spieltroll

Danach folgt die Raumphase in der wir die Räume in einer von uns gewählten Reihenfolge abarbeiten. Es gibt Luftabwehr-Räume, die in der Raumphase keinen Effekt mehr haben, sondern ein gegnerisches Raumschiff direkt um ein Feld weniger herabfliegen lässt. In der Grundversion des Spiels gibt es ansonsten nur drei Räume: Energie-, Forschungs- und Kampfflugzeug-Räume. Energieräume produzieren Energie in der Höhe des Würfels den wir in ihnen platzieren. Ein solcher Raum kann Modifikatoren wie zum Beispiel -2 oder Ähnliches aufweisen. Forschungsräume benötigen wir, um auf der Forschungsleiste voranzukommen. Die Forschungsleiste zeigt uns Zahlen in grünen Kreisen. Um weiterzuziehen muss unser Würfel mindestens diese Zahl aufweisen. Wir können allerdings auch mit einem Würfel mehrere Kreise voranziehen, wenn die Augenzahl des Würfels ausreicht. Wichtig dabei ist noch zu wissen, dass mehrere Räume nicht zusammengezählt werden dürfen, sondern einzeln zählen. die Kampfflugzeug-Räume sind diejenigen, mit denen wir die feindlichen Raumschiffe vom Himmel holen können, wenn wir hier einen Würfel platziert haben, der für den Wert der Felder reicht. Ein Würfel reicht aus, um alle Raumschiffe auf solchen Feldern zu zerstören.

Einige Räume haben nicht nur Modifikationen, sondern auch Energiekosten, die wir vor ihrem Einsatz bezahlen müssen. Außerdem gibt es zusammenhängende Räume, die nur funktionieren, wenn beide, oder noch mehr Würfel in diesem Raum auch platziert wurden. In der Raumphase wird auch der Tunnelbohrer ganz zum Schluß ausgeführt. Auch sein Einsatz kostet eine Energie. Der Tunnelbohrer zieht dann soweit, wie der Würfel vor ihm im nichtausgebohrten Bereich gesetzt wurde. Auch hier ist natürlich das Ein-Würfel-Pro-Spalte-Prinzip zu beachten.

Under Falling Skies – Mutterschiffeffekt / Foto: Spieltroll

Als dritte und letzte Phase kommt dann noch das Mutterschiff an die Reihe. Das Mutterschiff wird um eine Reihe nach unten versetzt und der Effekt rechts am Rand tritt in Kraft. Hier treten vier Effekte auf: entweder, wird der Tunnelbohrer um zwei Felder zurückgezogen, der Marker der Forschungsleiste um ein Feld nach unten bewegt, ein neues (weißes) Raumschiff kommt ins Spiel oder aber unsere Stadt erleidet einen Schadenspunkt. Kommt das Schiff am Ende der Leiste an, haben wir das Spiel verloren. Als letzten Schritt werden in dieser Phase die zerstörten oder neu ins Spiel kommenden Raumschiffe wieder auf ihre Abwurfpunkte im Mutterschiff gestellt, was bedeutet, dass sie wieder im Spiel sind und gezogen werden müssen, wenn wir einen Würfel platzieren.

Under Falling Skies – Roboterraum und -würfel / Foto: Spieltroll

Dies ist das Grundspiel, wie wir es zunächst ausprobieren, wenn wir die Schachtel öffnen. Hier kann durchaus schon mit den verschiedenen Seiten der Spielfelder und Städte variiert werden. Wenn es etwas schwieriger werden soll wird das Bedrohungslevel erhöht, indem die Himmelsplättchen umgedreht werden. Jedes das auf die Rücksite gedreht wird, erhöht den Schwierigkeitsgrad. Für das vollständige Spiel kommen dann noch die blauen Würfel mit ins Spiel. Sie sind Roboterwürfel, die wir durch Roboter-Räume ins Spiel holen können. Sie sind von der Platzierungsregel ausgenommen und werden nach ihrer „Installation“ in einem Raum unserer Wahl platziert und führen ihn in der Raumphase aus. Zusätzlich verlieren sie einen Stärkepunkt und wir drehen sie im Anschluß auf die nächstniedrigere Augenzahl. Roboter dürfen nicht in Luftabwehrräumen und Mehrfelderräumen eingesetzt werden.

So und an dieser Stelle hört das Grundspiel eigentlich auf, denn wir gewinnen nun also entweder indem wir es mit unserem Forschungsmarker auf das oberste Feld schaffen, oder wir verlieren, falls unsere Stadt zuviel Schaden genommen hat, oder das Mutterschiff am Ende der Leiste angekommen ist. Wenn wir all das Material aus der Schachtel genommen haben stellen wir aber fest, das die Schachtel noch zu ungefähr 60 Prozent gefüllt ist und wir das Material bisher nicht angefasst haben. In der Anleitung können wir dann weiterblättern und mit dem Kampagnenspiel beginnen. Das werde ich hier aber nicht spoilern, sondern nur ein wenig in meinem Fazit darauf eingehen.

Under Falling Skies – Kampagneninhalt / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Solltet ihr, wie ich, Under Falling Skies nach dem Grundspiel erstmal links liegen gelassen haben, so solltet ihr es schnell wieder hervorkramen, falls ihr Bock auf eines der wohl besten Solospiele überhaupt habt, denn das ist Under Falling Skies definitiv, wenn die Kampagne mit einbezogen wird. Im Prinzip ist Under Falling Skies im Kampagnenmodus ein Legacyspiel mit wiederverwendbaren Teilen. Die Kampagne stellt einen bei jeder Partie vor die Wahl aus zwei Set-Ups, die sich aus zwei Missionen, zwei Städten, zwei Charakteren mit Spezialfähigkeiten und eventuell neuen Basen etc. zusammensetzen. Diese werden auch noch zufällig zusammengestellt und wir spielen einfach eine Partie. Die Dinge, die wir nicht benötigen, stecken wir in einen Beutel. Für den Rest der Kampagne wird das nicht benötigt. Bei einer Alieninvasion kann nicht alles gerettet werden und all diese Dinge zählen als Verluste. Dann spielen wir eine Partie und je nach Ausgang geht es dann weiter. Die Dinge die nicht zerstört werden können später erneut auftauchen. Soviel kann ich hier sagen, ohne genau auf alles einzugehen. Jede Menge Sonderregeln und Extras erwarten einen im Verlauf der Kampagene und sie ist wirklich Abwechslungsreich gestaltet. Aber das beste daran ist, dass sie erneut spielbar ist und komplett anders aussehen kann. Das ist wirklich ganz groß für ein solches Solospiel. Es bleibt nicht immer das Gleiche, sondern hat einen wirklich hohen Wiederspielreiz.

Das Grundspiel alleine ist allerdings schon richtig gut. Ein tolles Würfelpuzzle, weswegen es mir wahrscheinlich so gut gefällt. Ich puzzle hier ein wenig vor mich hin und überlege mir welcher Würfel wo gut passen könnte. Das wichtigste Spielelement sind dann natürlich die weißen Würfel, denn die können alles kaputtmachen oder die Hoffnung bringen. Das System ist gut überlegt und funktioniert hervorragend. Die Regeln sind eigentlich ganz schnell erlernt, auch wenn ich sagen muss, es gibt viele kleinteilige Dinge, die ich nach längerer Abstinenz immer erst wieder nachvollziehen muss. Also nicht ganz so intuitiv, wie ich es mir wünschen würde, aber auch kein Riesenaufwand es neuzulernen, denn die Anleitung hält sich wirklich in Grenzen und ist gut geschrieben.

Under Falling Skies macht mir wirklich immer wieder Spaß. Allein das Grundspiel reicht um mich immer mal wieder zurückszuholen. Hat man die Kampagne einmal gespielt, können natürlich auch die ganzen Bestandteile für Einelpartien herangezogen werden und das Spiel sieht auch hierfür Möglichkeiten vor es auf einen bestimmten Schwierigkeitsgrad hin zu modifizieren. Das Spiel ist von vorne bis hinten wahnsinng gut durchdacht und rein spielerisch eines der besten Solospiele die ich kenne. Jede Entscheidung, die ich hier treffe fühlt sich wichtig an und kann das Spiel verändern. Der Schwierigkeitsgrad eine Partie ist von Anfang an recht hoch und kann noch gesteigert werden. Wohlgemerkt der Schwierigkeitsgrad zu gewinnen, nicht zu spielen. Das Spiel ist auf Kennerniveau kann aber auch von ambitionierten Wenigspielern gemeistert werden.

Auch von der Materialseite ist hier alles okay. Jede Menge Pappe und diesse tollen kleinen Miniraumjäger, die tatsächlich den Anschein erwecken man spielt eine aktuelle Version von Space Invaders. Ich kann hier keine negativen Punkte erkennen und kann Under Falling Skies uneingeschränkt jedem empfehlen, der oder die sich gerne mal solo mit einem Würfelpuzzle hinsetzen möchte. Will man aber erleben, was dieses Spiel zu bieten hat, kommt man um die Kampagne einfach nicht herum, denn erst diese wird einem afuzeigen, wozu das Spielsystem in der Lage ist, wenn man plötzlich anfängt die Regeln in seinem Sinn auszunutzen, die einem die Sonderregeln zur Verfügung stellen, um die einzelnen Partien zu schaffen. Hervorragend in jeder Beziehung!


  • Verlag: CGE
  • Autor(en): Tomáš Uhlíř
  • Illustrator(en): Kwanchai Moriya, Petr Boháček
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Spieleranzahl: 1 Spieler
  • Dauer: 20-40 Minuten

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