Ökosystem – Die Drafting-Einführung

Ökosystem

Ich mag ja Drafting-Spiele sehr gern, von daher bin ich immer dabei, wenn es etwas auszuwählen gibt. Für diejenigen die mit dem Begriff nichts anfangen können, sei kurz erwähnt, dass in der Brettspielszene damit in der Regel das Auswählen einer Karte/Würfel etc. aus einer begrenzten Auswahl gemeint ist. Es geht also darum, das für uns Beste aus einer beschränkten Auswahl zu wählen. Mehr müsst ihr gar nicht wissen. Warum mag ich das so sehr? Ich war in einem früheren Leben mal Magicspieler und da gibt es den Spielmodus des Boosterdrafts, bei dem die Teilnehmenden sich aus frisch geöffneten Boosterpacks Karten auswählen und so nach und nach ein Deck entwickeln, mit dem sie danach gegen die anderen antreten. Es geht also darum schnell zu erfassen, welche Synergien in den Karten stecken und spielstarke Karten zu identifizieren. Das überträgt sich als Mechanik auf heutige Brett- und Kartenspiele. Ökosystem ist ein Spiel das nur auf diese Mechanik setzt und uns damit herausfordert gegen unsere Mitspieler*innen auf diese Weise die meisten Punkte aus unserem Tableau herauszuholen. Es gibt gute und schlechte Draftingspiele. Ökosystem ist so…

Worum geht es?

In Ökosystem geht es genauer gesagt um das Ökosystem Wald und seine Bewohner. Wir als Spieler*innen draften die unterschiedlichen Karten, um eine fünf mal vier Karten große Auslage zu bilden. Die Karten in unsere Auslage haben verschiedene Möglichkeiten uns mit Punkten zu belohnen und wir versuchen uns daran. Das Thema tritt also erstmal in den Hintergrund, denn es geht rein um die Punkte. Zugute halten möchte ich Ökosystem aber, dass es versucht seine Karten thematisch umzusetzen. Soll heißen, du kannst schon von Eigenschaften der Tiere auf Punktemöglichkeiten schließen.

Ökosystem – Verschiedene Karten und ihre Art zu Punkten / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Ökosystem ist, wie schon erwähnt, Drafting pur. Eine Blaupause für diese Mechanik sozusagen. Bis zu sechs Spieler*innen können mitspielen und erhalten zu Beginn eine Übersichtskarte, auf der wir alle Punktemöglichkeiten der im Spiel befindlichen Karten wiederfinden. Insgesamt gibt es elf verschiedene Kartenarten von der Wiese über den Bach bis hin zu Bären, Hirschen und Bienen.

Ökosystem – Auslage vor den Spieler*innen / Foto: Spieltroll

Alle Karten werden gemischt und als Stapel bereitgelegt. An alle Spielenden werden jeweils zehn Karten ausgeteilt. Ökosystem wird in zwei Runden gespielt. Die Spieler*innen wählen alle jeweils eine Karte von ihrer Hand aus, die sie ausspielen möchten und geben die restlichen Karten an ihren linken Nachbarn weiter. Anschließend decken sie gleichzeitig ihre Karten auf und legen sie in ihr vier Karten hohes und fünf Karten breites Raster. Ab Spielzug zwei müssen die Karten immer angrenzend an bereits ausliegende Karten gelegt werden. Dies setzen die Spieler*innen fort bis alle ihre ersten zehn Karten ausliegen haben. Anschließend verfahren sie mit zehn neuen Karten genauso, außer dass die Richtung geändert wird. Am Ende wird gewertet und wer die meisten Punkte hat gewinnt.

Ökosystem – Verschiedene Karten des Ökosystems / Foto: Spieltroll

Simpel oder? Japp, aber es gibt noch zwei Besonderheiten die erwähnenswert sind. Zum einen wird bei der Wertung noch die Diversität der Auslage belohnt. Dabei wird geschaut, wie viele der unterschiedlichen Karten sich nicht in den Auslagen befinden. Diese Ökosystem-Lücken werden mit Punkten vergütet. Wer wenige hat kommt gut weg, wer zu Monokulturen in seiner Auslage neigt, kann bei sechs oder mehr Lücken auch mit negativen Punkten bestraft werden.

Zweite erwähnenswerte Geschichte ist das Spiel zu zweit. Normale Draftingspiele sind für zwei Spielende meist wenig spannend, denn du draftest ja dann nur hin und her. Damit es etwas interessanter wird, simulieren wir hier einen dritten Spieler. Auch dieser erhält eine zehner Kartenhand und spielt mit. Wir geben also unsere Karten an diesen und der andere nimmt ebenfalls Karten von diesem auf. Anschließend decken wir eine zufällige Karte seiner Hand auf und für Mehrheitsverhältnis etc. bei der Punktevergabe spielt dieser Dummy-Spieler auch mit.

Ökosystem – Fertige Auslage nach zwei Runden / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Ja viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Das Punkten funktioniert dann je nach Karte unterschiedlich. Bären zum Beispiel wollen benachbart Forellen und Bienen liegen haben. Forellen wiederum bringen zwei Punkte für angrenzende Bäche und Libellen. Wer die größte Wiese ausliegen hat erhält gar 15 Punkte usw. und so fort. Ökosystem packt hier nichts wirklich Besonderes aus. Es geht um Set Collection und Nachbarschaftsboni. Trotz der elf verschiedenen Möglichkeiten geht das Spiel dank der thematischen Verknüpfung recht gut von der Hand. Ökosystem ist schnell gespielt und lässt wenige Fragen offen. Auch zu zweit funktioniert es gut, wenn ihr das Hantieren mit einem Dummy mögt. Die Überschrift sagt es schon, wer mit Drafting nichts anfangen kann, sollte das hier vielleicht zum Einstieg benutzen. Simpler geht es kaum, es sei denn die Kartenvariable wird nach unten geschraubt. Auf Dauer ist Ökosystem ein wenig eintönig und lockt wohl auf gar keinen Fall Vielspieler*innen vor dem Ofen hervor. Schwerkraft hat es deswegen auch zu Recht in seine Leichtkraft-Serie eingereiht. Kein großer Wurf aber für Einsteiger*innen in das Hobby voll okay.


  • Verlag: Schwerkraft Verlag
  • Autor(en): Matt Simpson
  • Illustrator(en): Lindsay Falsone
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieleranzahl: 2-6 Spieler*innen
  • Dauer: 15-20 Minuten

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