Fiese Freunde Fette Feten – Hunter & Cron Edition

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Fiese Freunde Fette Feten / Foto: Spieltroll

Fiese Freunde Fette Feten ist ja fast schon ein Klassiker. Das Spiel von Friedemann Friese aus Bremen erschien bereits 2005 zum ersten mal. Ich komme aus der Nähe von Bremen und habe zu der Zeit eigentlich alle Spiele von Friedemann im Bremer Viertel in der Spielerei gekauft, ein sehr kleiner Spieleladen mit großer Brettspielauswahl. Kurze Zeit später habe ich meinen eigenen Laden aufgemacht und auch bei mir gab es viele 2F-Spiele zu kaufen. Fiese Freunde Fette Feten gehörte immer zu meinen liebsten 2F-Spielen. Leider habe ich meine Version irgendwann mal verkaufen müssen und war umso erfreuter, als ich mitbekommen habe, das Hunter & Cron eine Neuauflage von Fiese Freunde planten. Ich danke euch sehr dafür, denn das Spiel ist lange Zeit etwas total einzigartiges im deutschsprachigen Raum gewesen. Viele Spiele, die sich mit dem Leben auseinandersetzen gab und gibt es auf deutscher Sprache bisher nicht. Friesetypisch ist das Spiel auch nicht ganz ernst gemeint und mit viel Zynismus gesegnet. Ich mag sowas.

Worum geht es ?

Um nicht mehr und weniger als das Leben könnte man sagen. Die Spieler spielen quasi ein Leben. Ihre Figur wird durch die Pubertät ins Leben entlassen und kann über das Ersteigern von Lebenskarten sein eigenes Leben gestalten. Dabei gilt es Lebensziele zu erfüllen, die die anderen Spieler nicht kennen. Die Lebenskarten verändern diverse Werte auf dem Spieltableau des Spielers und man muß sich genau überlegen, wie man gedenkt, die Lebensziele zu erfüllen. Die Spieler gehen dabei Beziehungen mit Mitspielern und neutralen Personen ein und gestalten so auch das Leben der anderen mit. Zu den eigenen Zielen gibt es auch noch offen ausliegende Megaziele, die ebenfalls erfüllt werden können. Um zu gewinnen, muß ein Spieler es schaffen fünf Ziele zu erfüllen.

Wie läuft das ab ?

Die Anleitung in der Hunter & Cron Edition ist bereits überarbeitet worden, ist aber leider immer noch nicht gut. Ein wenig chaotisch könnte man sagen, dabei ist das Spiel eigentlich gar nicht so schwer und die Altersangabe auf der Packung hat eher etwas mit geistiger Reife gegenüber dem Thema zu tun, denn natürlich wird in dem Spiel auch Sex gehabt, Alkohol getrunken und auch die ein oder andere Droge kann konsumiert werden. Soviel vorweg, Fiese Freunde Fette Feten ist kein Spiel für Moralapostel und super zartbesaitete Personen. Die werden an Thema und Spiel sicherlich keine Freude haben. Es ist ein zynischer Blick auf die Welt und das Leben.

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Fiese Freunde Fette Feten Spielsituation / Foto: Spieltroll

Aber nun zum wesentlichen, wie funktioniert das Spiel. Zum Spielstart bekommt jeder Spieler ein Tableau auf dem einige unterschiedliche Bereiche zu sehen sind. Es gibt im unteren Bereich die Beziehungsleiste, in der wir die Marker der Personen platzieren, mit denen wir befreundet sind oder in irgendeineer anderen Art von Beziehung stehen. Hier gibt es Felder für verliebt, verlobt, verheiratet und glücklich verheiratet. Zwei weitere Felder für Expartner existieren auch noch. Den meisten Platz und das zentrale Element des Spiels ist aber das Persönlichkeitsprofil, dass sich aus neun verschiedenen Eigenschaften zusammensetzt. Auf diesen Eigenschaften platziert man zu Spielbeginn jeweils einen Marker im obersten Feld. Je weiter der Marker im Verlauf des Spiels nach unten wandert, desto höher der Wert. Die Leiste reicht von 0 (Startposition) bis 3. Am Ende der Leiste kommt jeweils noch eine andere durchgestrichene Eigenschaft, die verdeutlicht, wenn man weitere Punkte in einer Eigenschaft bekommen sollte und man hat bereits den Maximalwert von drei, so wird die durchgestrichene Eigenschaft zurück auf Null gesetzt. Das ist der einzige Weg im Spiel seine Eigenschaften wieder nach unten zu bekommen, ansonsten finden immer nur Erhöhungen statt. Die Eigenschaften versuchen dabei thematisch passend zu sein. Wer zum Beispiel viel säuft, der ist nicht besonders intelligent, wer viele Drogen nimmt, hat kein Geld usw.

Zusätzlich zu diesem Tableau bekommt jeder Spieler noch Spielermarker seiner Farbe, die er auf die Seite seines Geschlechts dreht, sowie ein paar Einklagemarker, von denen er jedem Mitspieler einen seiner Farbe gibt. Ansonsten werden noch die neutralen Personen ausgesucht, dabei ist darauf zu achten das insgesamt mit den Spielern je fünf weibliche und fünf männliche Personen im Spiel sind. Spielen also drei Jungs, so nehmen noch 2 männliche und 5 weibliche neutrale Personen am Spiel teil. Möchte einer der Jungs eine Frau verkörpern, werden die neutralen Personen natürlich entsprechend angepasst. Als letztes werden noch Zeitmarker verteilt, die quasi das Zahlungsmittel in Fiese Freunde Fette Feten sind. Die Anzahl, die die Spieler bekommen hängt von ihrer Anzahl und Position ab. Die Spieler erhalten nun ihre Lebensziele. Es gibt fünf verschiedene Sorten von Zielen und davon jeweils sieben Stück im Spiel. Diese werden zu sieben Stapeln mit jeweils fünf Zielen (einem von jeder Kategorie) zufällig zusammengestellt. Jeder Spieler erhält einen Zielstapel zufällig. Alle anderen bleiben in der Tischmitte liegen. In der Hunter & Cron Edition ist ein Extra Ziel enthalten.

Das Spiel wird über eine Kartenauslage gespielt. Am Anfang werden die Pubertätskarten gemischt und pro Spieler eine bestimmt Anzahl offen ausgelegt. Der Startspieler beginnt und sucht sich entweder eine von den Karten aus und führt sie aus oder passt. Sobald er passt ist die Pubertät für ihn beendet und er kassiert eine bestimmte Anzahl an Zeitmarkern, hat dann aber nicht viel erlebt. Sollte er sich für eine Karte entscheiden, so führt er die unten auf der Karte aufgeführten Effekte aus. Dieses sind meistens Veränderungen der Eigenschaften, können aber auch schon Freundschaften und Sex beinhalten. Die dritte Aktionsmöglichkeit ist die, dass man ein Ziel bereits in der Pubertät erfüllen kann, dann legt man das Ziel offen vor sich aus und handelt etwaige Effekte ab. Wenn alle Spieler die Pubertät durchlaufen haben startet das eigentliche Spiel mit den Lebenskarten. Es gibt zwei verschiedene Stapel von Lebenskarten und je nach Spieleranzahl wird von jedem Stapel eine bestimmt Anzahl offen aufgedeckt. Der Startspieler beginnt und wählt zwischen einer von vier Aktionsmöglichkeiten. Erstens er wählt eine der offenen Karten und versteigert sie, oder er steigt aus, oder er efüllt eine Zielkarte oder er tauscht seine Lebensziele. Wenn er eine der Karten auswählt dann startet eine Versteigerung und alle anderen Spieler bieten mit um diese Karte. Geboten werden Zeitmarker. Null ist auch ein akzeptables Gebot. Kauft er selber die Karte, ist der nächste Spieler an der Reihe, ansonsten sucht er immer wieder aus, um welche Karte es geht. Nachdem er eine Karte gekauft hat, führt er sie auch aus und verändert seine Eigenschaften bekommt neue Freundschaften, was auch immer. Hierzu ist noch zu sagen, dass alle Karten Vorraussetzungen haben damit man sie überhaupt spielen darf und die muß der Spieler natürlich erfüllen können

Beim Aussteigen erhält man wieder Zeitmarker darf aber an der Versteigerungsrunde bis zum Schluß nicht mehr teilnehmen. Kann man eines seiner Ziele erfüllen, so handelt man das Ziel ab. Wenn man Ziele tauschen will, so gibt man hierfür 4 Zeitmarker ab und darf sich einen der verbliebenen Zielkartenstapel anschauen und beliebig viele der Ziele tauschen. Bedingung ist, dass nur gleiche Zielkategorien getauscht werden dürfen.

So spielen die Spieler Runde für Runde bis einer von ihnen fünf Ziele erfüllt hat und gewinnt. Nun fragt man sich, ob das alles war. Natürlich nicht ganz, denn das Salz in der Suppe sind die Beziehungen der Spieler untereinander, die sich über die gespielten Karten ergeben. Manche Karten bringen einem zum Beispiel ein paar Eigenschaftpunkte ein, wenn man mit sie zusammen mit einem Freund erlebt. Sollte der Spieler, der die Karte ausführen will, zum Beispiel einen neutralen Freund und zwei Mitspieler (gelb und rot) in seiner Freundesleiste liegen haben, so muß er sich entscheiden, mit wem er das Ereignis teilen möchte. Wählt er den neutralen Freund, dann können sich die anderen Freunde über ihren Einklagemarker ins Spiel bringen. Der Spieler muß dann einen der einklagenden Spieler mit zu dem Ereignis nehmen und beide Spieler bekommen dann die Ergebnisse der Karte. Genauso kann er natürlich auch einen Mitspieler mitnehmen, mit dem er befreundet ist, obwohl ihm das nicht gefällt und seine Eigenschaften dadurch nicht in seinem Sinne geändert werden. Hier wird das Spiel zum Teil ganz schön arschig, aber es heißt ja nicht umsonst „Fiese“ Freunde….

Das Fazit

Ich finde das Spiel totale Klasse und das in jeder Hinsicht. Die Materialien sind hochwertig und die Artworks von Maura Kalusky wie immer spitze. Das Thema wird mit Witz und Zynismus behandelt und ich mag das sehr. Leute die damit nicht so richtig warm werden kann ich aber auch verstehen, die sollten die Finger davon lassen. Auch Spieler dich nicht so gerne im Wettbewerb stehen sollten einen weiten Bogen um die Fiesen Freunde machen, denn das Spiel läd dazu ein sich gegenseitig einen Strich durch die Rechnung zu machen. Aber Leute die das alles nicht so bierernst nehmen haben damit bestimmt eine Menge Spaß. Daumen hoch und Danke an alle Beteiligten, dass ihr es möglich gemacht habt das Fiese Freunde Fette Feten nochmal erscheinen konnte.


  • Verlag: 2F Spiele
  • Autor(en): Marcel-André Casasola Merkle, Friedemann Friese
  • Erscheinungsjahr: 2005/2018
  • Spieleranzahl: 2 – 6
  • Dauer: 60 Minuten

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