Roll Player

Roll Player / Foto: Spieltroll

Ich mag Spiele mit außergewöhnlicher Thematik. Roll Player klingt aber im ersten Moment gar nicht so außergewöhnlich, geht es doch darum sich einen Fantasyhelden zu basteln, aber ein Spiel das den Vorgang der Heldenerstellung eines Fantasy-Rollenspiels zum Thema macht, ist dann doch eher außergewöhnlich. Ich hatte die Beschreibung des Spiels nur gelesen und wusste vor einem halben Jahr bereits, dass ich es unbedingt spielen wollte. Ich konnte mir zu dem Zeitpunkt allerdings überhaupt nicht vorstellen, wie so ein Spiel funktionieren würde. Natürlich mit Würfeln und dem optimalen Einsetzen dieser in sein Tableau. Roll Player verwandelt sich dabei in ein durchaus komplexes Puzzlespiel, das zurecht den Aufdruck Kennerspiel trägt. Das „was“ man hier tut ist nicht schwierig, aber das „wie“ sich das auswirkt macht es zu einem anspruchsvolleren Spiel.

Worum geht es ?

Die Spieler versuchen in Roll Player den optimalen Rollenspielcharakter in einer Fantasywelt zu erstellen. Je besser es ihnen gelingt, desto mehr Punkte bekommen sie am Spielende. Im Vordergrund stehen die sechs Charakterwerte, die durch Würfel im Laufe des Spiels entstehen. Die Spieler übernehmen dabei einen Charakter der über eine Vorgeschichte, eine Klasse und eine Gesinnung immer wieder neue Anforderungen an die Würfel stellt, die die Spieler für ihr Tableau auswählen müssen. Im Zusammenspiel mit Fertigkeiten, Merkmalen, Rüstungen und Waffen entsteht so im Laufe des Spiels ein kompletter Fantasycharakter. Der Spieler der diese ganzen Sachen am besten miteinander kombiniert, wird die meisten Punkte am Spielende erhalten und Roll Player gewinnen.

Wie läuft das ab ?

Zu Beginn des Spiels werfen alle Spieler einen Würfel und ebstimmen so den Startspieler. Dieser sucht sich als erster eines der Charaktertableaus aus und dreht es auf die männliche oder weibliche Seite, was egal ist, da das Geschlecht keinerlei Auswirkungen auf das Spiel hat. Jeder Spieler erhält fünf Gold, zusätzlich erhalten bei drei oder vier Spielern, der dritte ein Gold und der vierte zwei Gold extra. Danach zieht jeder Spieler reihum einen Würfel aus dem Beutel und nimmt sich die Klassenkarte, die der Würfelfarbe entspricht. Zieht man dabei eine Farbe die schon gewählt wurde oder einen goldenen Würfel, so zieht man erneut.

Spielsituation Roll Player / Foto: Spieltroll

Auf den Klassenkarten gibt es immer zwei Klassen, für eine von beiden muß man sich entscheiden und legt die Karte auf das entsprechende Feld des Tableaus. Dann werden die Stapel mit den Vorgeschichten und den Gesinnungen gemischt und jeweils eine Karte an jeden Spieler verteilt. Der Rest kommt aus dem Spiel. Diese Karten werden von den Spielern ebenfalls auf den Tableaus platziert. Auf die Gesinnungskarte und die Klassenkarte wird jeweils ein Holzmarker in der Klassenfarbe gelegt. Die Marktkarten werden gemsicht und in der Mitte bereitgelegt, eine Anzahl der Spieler plus eins wird offen ausgelegt. Außerdem werden die Initiativekarten ebenfalls in der Mitte mit aufsteigenden Nummern platziert. Es spielt immer eine Karte mehr mit als Spieler spielen. Auf alle Karten, die nicht die erste und die letzte sind, wird ein Goldstück gelegt.

Als letzte Handlung der Spielvorbereitung zieht jeder Spieler nun seine ersten Würfel aus dem Beutel. Die Anzahl ist auch wieder spielerabhängig. Die Spieler würfeln mit diesen die ersten Werte aus und verteilen sie anschließend auf ihre Tableaus. Für jeden goldenen Würfel erhält der entsprechende Spieler zwei Gold aus dem Vorrat. Danach beginnt das Spiel.

Das gewählte Charaktertableau zeigt einem zwei Werte an die durch das gewählte Volk modifiziert werden. Jeweils ein Wert um +2 und einer um -2. Die Klassenkarte zeigt einem die Klassenfarbe an, eine spezielle Fähigkeit, die nur diese Klasse ausführen kann und sie zeigt die Werte an, die ich mit meinen Charaktereigenschaften erreichen muß, um überhaupt Punkte zu bekommen, dabei sind die Eigenschaften den Klassen entsprechend verschiedene Punkte Wert. Der Zauberer zum Beispiel bekommt am Spielende vier Siegpunkte wenn er einen Intelligenzwert von 18 hat. Für einen Stärewert von 14+ würde er nur einen Punkt bekommen. Die Klassenfarbe gibt einem auch noch vor, von welcher Würfelfarbe man am Ende die meisten eingebaut haben sollte, denn für jeden Würfel in der Klassenfarbe erhält man am Spielende einen Punkt. Die Karte mit der Vorgeschichte erzählt ein bißchen Flavourtext und damit zusammenhängend verrät sie einem auf welcher Position im Tableau welcher Farbwürfel liegen sollte. In jeder Eigenschaftsreihe, die ja aus drei Würfeln bestehen kann, liegt hier ein farbiger Würfel. Schafft man es am Ende genau auf diesen Positionen die richtigen Farben liegen zu haben, bekommt man auch hier Extrapunkte. Auch die Gesinnungskarte enthält Punktewerte, negative, sowie auch Positive. Diese Karten enthalten ein drei mal drei Felder großes Raster. In der Mitte liegt wieder ein Steinchen in Klassenfarbe. Auf den Feldern drumherum sind die ebtsprechenden Punktewerte abgebildet. Am Ende erhält man entweder Bonuspunkte oder bekommt Punkte abgezogen, je nachdem, auf welcher Position sich am Spielende das Spielsteinchen befindet.

Roll Player spielt sich ansonsten recht simpel. Der Spieler der an der Reihe ist, nimmt eine Anzahl Würfel aus dem Beutel, die der Initiativekartenanzahl entspricht, würfelt sie und platziert die Würfel auf den Initiativekarten entsprechend der gewürfelten Augenanzahl. Den niedrigsten auf der eins und so weiter. Bei gleichen Zahlen sucht er sich aus welcher auf welche Karte gelegt wird. Dann wählt jeder Spieler reihum eine Karte samt Würfel und eventuellem Gold aus. Den Würfel muß der Spieler in sein Tableau einbauen. Der Clou dabei ist, das jedes Attribut über eine eigene Aktion verfügt, wenn man einen Würfel einsetzt. Das kann zum Beispiel sein, das man einen Würfel seiner Auslage von einer Seite auf die gegenüberliegende drehen darf, oder einen Würfel um eine Zahl erhöht und einen anderen um eine Zahl senkt. Diese Aktion darf man im Anschluß ebenfalls ausführen und hat somit die Möglichkeit seine Werte zu modifizieren. Hier müssen die Spieler weise wählen und können erheblichen Einfluß auf die Wertung nehmen.

Nachdem alle ihre Würfel eingesetzt haben, dürfen die Spieler in Initiativereihenfolge im Markt einkaufen. Die Marktkarten kosten alle eine bestimmte Menge an Gold. Möchte ein Spieler keine der ausliegenden Karten kaufen, so darf er eine von ihnen für 2 Gold verkaufen. Unter diesen Karten gibt es Waffen und Rüstungen. Die Rüstungen gehören zu Sets, die am Ende des Spiels umso mehr Punkte bringen, je mehr man von ihnen hat. Die Waffen ermöglichen meist irgendwelche Veränderungen an den Würfeln vorzunehmen. Außerdem gibt es noch Fertigkeiten und Merkmale die man für seinen Helden kaufen kann. Merkmalskarten bringen einem in den meisten Fällen eine Möglichkeit mehr Siegpunkte zu machen. Wenn man ein Merkmal kauft, muß man seinen Gesinnungsmarker in eine bestimmte Richtung bewegen. Fertigkeiten können durch eine solche Richtungsbewegung der Gesinnung eingesetzt werden. Allerdings muß in diesem Fall die Bewegung auf dem Gesinnungsraster möglich sein.

Am Ende des Zuges wird alles wieder aufgeräumt und eine neue Runde beginnt. Das Spiel endet, wenn die Spieler ihren letzten möglichen Würfel in ihr Tableau eingesetzt haben. Danach werden die Punkte gezählt und der Sieger ermittelt.

Das Fazit

Roll Player ist ein ziemlich ausgefuchstes Spiel. Der eigentliche Spielvorgang ist ja keinesfalls schwierig oder komplex, aber durch die Vielzahl an Dingen, die man in dem Moment bedenken muss, wenn man sich für einen Würfel entscheidet ist immens. Man versucht das Optimum mit seiner Wahl zu erreichen. Die Farben der Würfel spielen eine Rolle, die Position wo man sie ablegt ist wichtig, der Wert des Würfels spielt die Hauptrolle, dann kann man noch Aktionen mit ihnen auslösen und, und, und. Im Prinzip ist es also ein Puzzlespiel, bei dem man versucht das optimale herauszuholen. Roll Player skaliert mit der Anzahl der Spieler sehr gut und ist ein durch und durch gelungenes Spiel. Das Material ist ebenfalls sehr gut und bietet genügend Variationsmöglichkeiten, um das Spiel immer wieder spielen zu können.

Keith Matejka ist es gelungen eine außergewöhnliche Thematik in ein interessantes und forderndes Spiel zu verwandeln, dass sich in erster Linie an diejenigen Spieler richtet die Spaß an Knobeleien und Optimierung haben. Mit der bereits für nächstes Jahr angekündigten Erweiterung ist dann sogar noch möglich seinen Charakter in Kämpfe zu schicken. Ich kann Roll Player, trotz des etwas arg konstruierten Namen, uneingeschränkt empfehlen.


  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor(en): Keith Matejka
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Spieleranzahl: 1 – 5
  • Dauer: 60 – 120 Minuten

3 Gedanken zu „Roll Player“

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