
Welch ungewöhnliches kleines Schächtelchen? Ganz besonders wenn wir uns den Verlag anschauen. Diese Schachtelgröße ist der geneigte Spielefan von Hans im Glück nicht so sehr gewohnt und rein optisch ist sie schön gestaltet. Die Schachtel ist so klein, weil eigentlich gar nicht so viel darin ist. Ein paar Pappmarker und diverse Karten. Duell lässt vermuten, dass wir es hier mit einem Spiel für zwei Spielende zu tun bekommen, jedoch prangt auch eine 4 auf der Schachtel, was ihr aber nicht so ernst nehmen solltet. Die Autoren dieses kleinen Kartenspiels waren mir bis dato völlig unbekannt und so verwunderte es mich schon, dass Hans im Glück hier ganz schön die Werbetrommel gerührt hat und das schon vor der SPIEL. Ist das ein gutes Zeichen? Keinen Plan, aber es gab auf jeden Fall jede Menge Turniere und Veranstaltungen in den Spieleläden um die Veröffentlichung ein wenig zu stützen. Womit aber haben wir es hier genau zu tun? Duell um Cardia ist kein Sammelkartenspiel (zumindest bis jetzt nicht). Es ist einfach nur ein schnelles Kartenduell mit einem „easy to play hart to master“ Mechanismus. Da werde ich ja immer hellhörig.
Worum geht es?
Natürlich wie immer fast egal, aber wir streiten uns um die Vorherrschaft in der Stadt Cardia die einst von einem Djinn erschaffen wurde. Das Spielgeschehen lässt sich schnell zusammenfassen: Die Kontrahenten spielen pro Runde verdeckt eine Karte von ihrer Hand und der höhere Wert gewinnt ein Siegel. Die niedrigere Karte darf ihren Karteneffekt auslösen und wer zuerst fünf Siegel sein Eigen nennt gewinnt.

Wie läuft das ab?
Zunächst mal einen kleinen Blick auf den Inhalt der Schachtel. Die Kontrahenten spielen beide mit dem exakt gleichen Deck und deshalb gibt es hier zwei identische Kartenstapel aus 16 Karten mit verschiedenen Rückseiten. Die Karten haben die Werte von 1 bis 16 und verfügen über unterschiedlichste Fähigkeiten. Wir finden zwei weitere Decks aus je 16 Karten in der Schachtel die zwar wieder identisch sind, aber andere Karten enthalten als die Spielstapel. Darüber hinaus sind noch ein paar weitere Ortskarten, sowie ein paar Übersichten enthalten. Ein paar kleine Punchboards mit Siegelmarken und einigen Modifikatoren finden sich ebenfalls in der Schachtel. Das ist durchaus überschaubar.

Ein Deck besteht aus jeweils vier Karten von vier farbig gekennzeichneten Fraktionen. Die Spieler*innen müssen sich vor einer Partie immer auf ein Deck einigen. Sie spielen immer mit dem exakt gleichen Kartensatz. Das Grundspiel sieht vor ersteinmal den empfohlenen Startsatz auszuprobieren und ohne Orte zu spielen, bis das Spielprinzip verstanden ist. Erfahrene Spieler*innen können aber auch gleich mit den Orten starten.


Die Spieler*innen mischen ihre Decks und ziehen je fünf Karten. Dann geht es auch schon los. Beide Seiten spielen je eine Karte verdeckt in die Mitte. Ziel ist es Siegel zu gewinnen. Wer fünf Stück besitzt gewinnt. Die Kontrahenten drehen ihre Karten um und die Kartenwerte werden verglichen. Wer die höhere Karte gespielt hat bekommt ein Siegel und legt es auf die Karte um anzuzeigen, dass diese Karte ein Siegel gewonnen hat. Wer die niedrigere Karte gelegt hat darf die Fähigkeit der Karte ausführen. Dabei gibt es einmalige Soforteffekte, die unmittelbar abgehandelt werden und dauerhafte Effekte, die durch eine Marke gekennzeichnet werden. Sobald die Marke auf der Karte liegt, tritt die Fähigkeit in Kraft. Wird die Marke irgendwie entfernt, ist sie nicht mehr aktiv. Einige Effekte senken oder erhöhen die Kartewerte nachträglich, was zu Folge hat, das Siegel durchaus mal die Seiten wechseln. Dadurch werden in der Regel aber keine weiteren Fähigkeiten ausgelöst, weil ja nun eine Karte unterlegen ist. Das passiert nur im aktuellen Duell. Am Ende einer jeden Runde wird eine Karte vom Stapel nachgezogen.

Auf diese Weise spielen wir solange bis entweder jemand fünf Siegel auf seinen Karten hat, oder jemand keine Karte mehr nachziehen kann oder aber eine Karte sagt das jemand gewinnt. Mehr Regeln hält das Grundspiel erstmal nicht bereit.
Das normale Duell beinhaltet aber immer auch noch eine Ortskarte, die dem Duell spezielle Regeln auferlegt. So lässt einen der Bazaar am Ende einer Runde keine Karten mehr nachziehen es sei denn wir habengenau eine oder keine Karte mehr auf der Hand, dann ziehen wir genau eine nach.

Die Decks lassen sich nach ein paar Partien durch die zusätzlichen Karten modifizieren. Wobei am Ende in beiden Decks die gleichen Karten vertreten sein müssen.
Das Fazit
Wenig Spiel in der Schachtel mit einiges an Tiefgang. Duell um Cardia hat Chancen auf beides. Entweder könnte es ein zeitloser Klassiker werden, bei dem irgendwann jeder die Fähigkeiten der Karten des Spiels kennt und sich Profis mit Berechnungen der Wahrscheinlichkeiten der bestimmten Kartenkombinationen gegenseitig eins auswischen wollen oder es wird ein Rohrkrepierer, weil es für die meisten einfach zu langweilig und glücksabhängig ist. Wie passt das zusammen? Ganz gut sogar, denn das System Duell um Cardia lässt sich beherrschen, wenn du unzählige Partien gespielt hast und weißt welche Karten du in welchen Situationen spielen musst. Und damit ist natürlich auch gemeint, dass die Spieler*innen wissen, wann sie besser welche Karten spielen müssen, wenn bestimmte andere beim Gegner noch nicht aufgetaucht sind. Das sind dann aber Fähigkeiten und eine Art des Spielens auf die viele, mich inzwischen eingeschlossen keinen Bock mehr haben das Spiel zu spielen. Ein bisschen so wie bei Magic. Leute die nur ein bisschen Kartenspielen wollen, werden nicht gegen Profis antreten, weil das keinem etwas bringt. Insgesamt empfinde ich das Spiel in seiner Variation aber als ein bisschen zu dünn und zu schnell ausgespielt.

Hinzu kommt, wer mit Orten und modifizierten Decks spielt erhöht den Glücksfaktor in meinen Augen sogar noch und dann fängt Duell um Cardia an einfach auf Dauer keinen Bock mehr zu machen. Hast du durch Zufall nur Karten einer Fabre auf der Hand und dein Gegenüber lässt dich alle Karten dieser Farbe abschmeißen, herzlichen Glückwunsch, da kannst du gleich hinlegen und die nächste Partie spielen. Das ist auch der größte Vorteil von Duell um Cardia, es ist wahnsinnig kurzweilig und lädt diejenigen, die es toll finden, immer zur nächsten Partie ein.
Die Spieler*innenzahl vier bezieht sich nur auf die Tatsache, dass sich vier spielbare Decks in der Schachtel befinden. An einer einzelnen Partie nehmen immer nur zwei Spieler*innen teil.
Duell um Cardia lässt mich sehr unentschlossen zurück. Den Mechanismus finde ich simpel und einfach gut. Das Spiel machte mir auch ein paar Runden lang Spaß, dann wurde es aber irgendwie zu eintönig, weil es immer wieder die gleichen Situationen erzeugt und die Orte brachten da keine Abhilfe, weil es für meinen Geschmack an den falschen Stellschrauben damit dreht und das Spiel glückslastiger wird. Also finde ich es wohl so mittel!
- Verlag: Hans im Glück
- Autor(en): Faouzi Boughida, Mathieu Rivero
- Illustrator(en): Florian Herold, Qistina Khalidah, Dominik Mayer, Ingram Schell, Jonas Schmutzler
- Erscheinungsjahr: 2025
- Spieleranzahl: 2 Spieler*innen
- Dauer: 15 Minuten