Bei all den tollen neuen Knizia-Spielen, die in letzter Zeit so herausgekommen sind (schaut euch gerne die Reviews zu Mille Fiori und Witchstone an), haben meine Frau und ich nebenbei noch eine andere Lücke in unserer Sammlung geschlossen. Wir beide lieben ja Deck-Builder und eines wollten wir schon seit Jahren immer mal ausprobieren. Keine Ahnung, warum es immer gescheitert ist. Wettlauf nach El Dorado ist Reiner Knizias zum Spiel des Jahres 2017 nominierter Beitrag zum Thema des Deckbuildings. Hier wird Deckbuilding mit einem Rennspiel verknüpft und das, wie ich immer wieder hörte auf eine absolut wunderbare und sehr einfach Weise. Na, ob das stimmt? Den Spiel des Jahres Preis gewann schließlich doch Kingdomino. Ein Spiel das ich bis heute ebenfalls sehr verehre und regelmäßig Spiele. Mein Vertrauen in Reiner Knizia war nach diversen leider nur recht mittelmäßigen Spielen sehr lange erschüttert, so dass ich ihm wahrscheinlich zu dieser Zeit kein gutes Spiel mehr zugetraut und den Wettlauf nach El Dorado immer ignoriert habe. Das hat nun ein Ende!
Worum geht es?
Genau um das, was uns der Titel schon verrät. Wir sind auf einer Expedition nach El Dorado und wer dieses Ziel am schnellsten erreicht, gewinnt. Der Weg nach El Dorado liegt dabei in Form eines modularen Spielfeldes vor uns auf dem Tisch und wir starten an einem Ende und bewegen uns solange über das Spielfeld bis wir das andere Ende erreichen. Zu diesem Zweck bewegen wir uns mit Symbolen auf unseren Karten über die felder des Spielfelds. Jede Runde stehen uns nur ein paar Karten zur Verfügung und im Spielverlauf können wir diese gegen bessere Austauschen, indem wir neue Karten einkaufen. Da sind wir dann aber schon bei der Spielmechanik und die ist noch nicht an der Reihe.
Wie läuft das ab?
Das Spielfeld, bestehend aus großen Sechsecken mit wiederum vielen kleinen sechseckigen Feldern darauf, wir vor jeder Partie zu einem neuen Parcours zusammengelegt. Das Spiel schlägt uns je nach Schwierigkeitsgrad bereits einige vor, aber im Grunde sind wir völlig frei und können uns eine Strecke auch selbst zusammenlegen. Die Sechseckfelder zeigen uns verschiedenste Sorten Terrain und immer auch ein oder mehrere Symbole pro Feld. Macheten, Paddel, Münzen usw. An den Übergängen der einzelnen großen Spielplatten werden gezackte Papplinien (sog. Blockaden) ausgelegt. Diese werden verdeckt gemischt und dann zufällig auf die Verbindungen zwischen den Spielplatten offen ausgelegt. Auch sie zeigen Symbole und zusätzlich einen Zahlenwert. Jede*r Spieler*in erhält eine Spielfigur und einen Kartensatz bestehend aus acht Karten. Die Figur wird auf die Startposition des spielfeldes gestellt. Zur besseren Übersicht über die Spielmöglichkeiten bekommt jede*r Spieler*in noch eine kleine Pappleiste. An die eine Seite wird das gemischte Deck gelegt und auf der anderen Seite werden die Karten abgelegt.
Als letztes wird noch der Kartenmarkt vorbereitet. Dieser besteht zu Beginn des Spiels aus sechs unterschiedlichen Karten. Jede dieser Karten ist genau dreimal vorhanden. Alle anderen Karten werden ebenfalls bereitgelegt sind aber noch nicht Teil des Marktes. Auch diese Karten sind alle dreimal vorhanden. Die Spieler*innen ziehen vier Karten ihres Decks auf die Hand und das Spiel kann beginnen.
Wer an der Reihe ist, darf bis zu alle seine Karten ausspielen um damit entweder auf dem Spielbrett die Spielfigur zu ziehen oder eine Karte aus dem Markt zu kaufen. Die Felder auf dem Spielbrett zeigen, wie erwähnt ja bestimmte Symbole, im Dschungel zum Beispiel eine Machete. Zeigt unsere Karte eine Machete, dürfen wir mit ihr ein solches Feld betreten. Zeigt das nächste Feld erneut eine Machete, so benötigen wir eine Karte mit einem weiteren Machetensymbol. Später gibt es auch Karten mit mehr Symbolen und mit diesen dürfen wir dann auch mehrere Felder begehen, solange die Anzahl stimmt. Allerdings zeigt auch das Spielbrett Felder mit mehr als einem Symbol. Um diese zu betreten dürfen wir nicht mehrere Karten zusammenlegen, um die geforderte Anzahl Symbole zu erreichen, sondern müssen immer eine Karte haben, die über die Anzahl Symbole verfügt. Auf dem Spielfeld befinden sich auch einige Spezialsymbole die uns auffordern Karten abzuwerfen oder gar komplett aus unserem Deck zu entfernen.
Die Karten, die wir nicht für eine Bewegung benutzen, dürfen wir zum Kaufen verwenden. Karten mit Münzsymbol sind dabei soviel Wert, wie in der Münze als Zahlenwert steht. Alle anderen Karten können für eine halbe Münze hinzugezogen werden. Der Wert wird allerdings abgerundet, so dass wir immer mindestens zwei Karten benötigen, um einen höheren Wert zu erreichen. Es darf nur eine Karte gekauft werden und diese wandert direkt auf den Ablagestapel, ohne das sie benutzt werden kann.
Nach dem Ziehen und Kaufen, werden alle Karten aus dem eigenen Spielbereich auf den Ablagestapel gelegt. Nun müssen sich die Spieler*innen entscheiden, ob sie noch Karten von ihrer Hand ungenutzt abschmeißen wollen oder nicht. Danach wird wieder auf vier Karten nachgezogen. Es ist erlaubt nicht alle Karten in einer Runde auszuspielen und diese für einen späteren Zug auf der Hand zu behalten.
Die Spieler*innen versuchen so möglichst schnell durch die Landschaft zu ziehen und werden bald feststellen, dass sie um effektiver zu sein, neue Karten brauchen werden und auch einige der alten Karten loswerden wollen. Ein zusätzliches Hindernis stellen die Blockaden an den jeweiligen Spielfeldgrenzen dar. Auch diese müssen von den Spieler*innen überquert werden. Allerdings nur vom ersten Ankömmling. Wer als erstes ein neues Spielfeld betreten will muss auch die Kosten der Blockade ausgeben, erhält diese dann aber als Kompensation. Sollten am Spielende mehrere Spieler*innen in der gleichen Runde eintreffen, so fungieren sie als Tiebreaker. Der Wettlauf nach El Dorado endet, sobald ein*e Spieler*in eines der drei Zielfelder erreicht. Die laufende Runde wird noch zu Ende gespielt und jeder der es schafft in dieser Runde noch anzukommen hat Chancen zu gewinnen. Dann werden die Anzahl der überwundenen Blockaden herangezogen und sind auch diese gleich, so entscheidet die höchste Zahl auf einer Blockade über den Sieg.
Auch zu zweit ist der Wettlauf nach El Dorado ein tolles Spiel und das kommt durch den kleinen Kniff, das beide Spieler*innen einfach mit zwei Figuren an den Start gehen und der Wettlauf erst beendet ist, wenn jemand zwei Figuren im Ziel hat. In diesem Spielmodus müssen sich die Spieler*innen bei jeder Karte immer für eine der Figuren entscheiden. Karten dürfen nicht auf beide Figuren aufgeteilt werden. Das funktioniert ganz hervorragend.
Um das Spiel noch ein wenig interessanter zu gestalten gibt es noch eine Variante in der auf einigen der Gebirgsfelder des Spielplans Höhlenplättchen mit zusätzlichen Belohnungen verdeckt ausgelegt werden. Dies wird dem Thema der Entdecker auch ein wenig gerechter. Die Spieler*innen müssen neben einem dieser Felder mit ihrer Spielfigur zum stehen kommen, um ein solches Plättchen zu erhalten. Diese beinhalten Belohnungen, wie zusätzliche Symbole etc, die auch für spätere Züge aufgespart werden können. Wettlauf nach El Dorado wird dadurch nur unwesentlich komplexer, aber so können spätere Partien auch für Neulinge nochmal aufgewertet werden.
Das Fazit
Ich bin tatsächlich dankbar, nach all den Jahren endlich den Wettlauf nach El Dorado ausprobiert zu haben und würde das auch allen anderen empfehlen, die aich auf Familienspielniveau bewegen. Auch viele Kennerspieler*innen werden hieran ihre wahre Freude haben. Das Spiel ist völlig unkompliziert und in wenigen Minuten zu erlernen. Es belohnt durch einen sehr hohen Spaßfaktor. Das ist eine Eigenschaft die Rennspielen im allgemeinen innewohnt. Sie sind meistens sehr gesellige und interaktive Spiele am Tisch und der Wettlauf nach El Dorado ist da keine Ausnahme. Absolut faszinierend ist es aber, wie Knizia es schafft den Deckbuildingmechanismus so toll in das Spiel zu integrieren. Es fühlt sich wahnsinnig organisch an, so als wenn Rennspiel und Deckbuilder schon immer zusammengehörten. Ich wundere mich tatsächlich wirklich, warum es danach nicht weitere Spiele gegeben hat, die etwas Ähnliches probieren. Vielleicht weil der Doktor hier der Perfektion schon ganz nahe war und es nichts besser zu machen gibt.
Wettlauf nach El Dorado ist einer seiner, wenn nicht sogar sein bester Titel bisher und die Tatsache das ich ihn solange links liegen ließ ist wirklich nur seinen ganzen halherzigen Veröffentlichungen zu Beginn dieses Jahrzehnts zu verdanken. Der Name Knizia hatte nach fulminanten frühen Jahren in den 90ern für mich eindeutig an Klang verloren. Wettlauf nach El Dorado stellt für mich die Rückkehr zu nennenswerten Spielen von ihm dar. Das konnte er in den letzten Jahren immer wieder unter Beweis stellen.
Dieses Spiel ist seicht genug, um auch Wenigspieler*innen mitzunhemen, interessant genug, um auch Vielspieler*innen anzusprechen und bietet genug Abwechslung und spannende Momente für viele Spieleabende. Das Material ist mehr als solide, und das Aussehen großartig. Die Kartenqualität könnte besser sein, denn unsere Kopie sieht jetzt nach, zugegebenermaßen einigen Durchläufen, obwohl es erst seit zwei Monaten in unserem Besitz ist, ziemlich durchgenudelt aus. Da merkt man dann doch, dass es sich eher an Gelegenheitsspieler*innen wendet. Meine absolute Empfehlung für alle, die es noch nicht gespielt haben sollten. Ein perfektes Gateway-Spiel.
- Verlag: Ravensburger
- Autor(en): Reiner Knizia
- Illustrator(en): Franz Vohwinkel
- Erscheinungsjahr: 2017
- Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
- Dauer: 30 – 60 Minuten
Ein Gedanke zu „Wettlauf nach El Dorado“