Seit Oktober waren wir in unserer Kollegenspielrunde nicht mehr zusammengekommen um nette Spieleabende miteinander zu verleben. Das hatte natürlich auch Gründe, aber die müssen hier nicht ausgebreitet werden. Nur soviel sei gesagt, seit geraumer Zeit haben wir Sohnemann nicht mehr gesehen, denn in unserem Betrieb ist er intern an einen anderen Standort gewechselt, so dass wir ihn nicht mehr täglich zu sehen bekommen. In der Tat war diese Zusammenkunft das erste Treffen seit seinem Standortwechsel und so war die Freude des Wiedersehens natürlich groß und die Gespräche am Anfang intensiv und ausführlich, bevor alles abrupt von einem „Ich habe Hunger!“ beendet und die obligatorische Pizza bestellt wurde. Wir waren etwas spät dran für einen Samstagabend und so sollte es fast fünfzig Minuten dauern bis die Pizza geliefert werden sollte. Die Tradition des Pizzaspiels folgte.
Diesmal, konnten wir uns sogar erlauben, ein neues Spiel auszuprobieren, was erst noch erklärt werden musste, denn die Pizza ließ ja ein wenig auf sich warten. In letzter Zeit fesselte mich kein Flip & Write mehr als Next Station: London und das sollten auch unsere Kollegen kennenlernen. Für diese Situation war es das ideale Spiel, da die Erklärung wirklich schnell von der Hand geht und alle sofort im Spiel waren. Wir habe die „einfache“ Variante ohne Fähigkeiten der Buntstifte gespielt. Ja, in diesem Spiel haben unterschiedliche Buntstifte unterschiedliche Fähigkeiten. Um nicht zuviel Erklärung abzuleisten, ließen wir diese einfach weg. Auch in dieser, immer sehr skeptischen Runde, kam Next Station: London sehr gut an. Besonders gelobt wurden die einfach und schnellen Regeln, sowie das Ergebnis am Ende. Der Plan sieht halt tatsächlich, wenn auch wie ein sehr wirrer Straßen- oder U-Bahnlinienplan aus. Für mich gehört das Spiel zu den Highlights des letzten Jahres und hat es dennoch nicht in meine Jahrescharts geschafft. Das zeigt wie gut das vergangene Jahr tatsächlich war. Im nachhinein würde ich es aber mit meiner Nummer zehn tauschen, denn inzwischen hat sich Next Station: London als noch größerer Dauerbrenner als Get On Board erwiesen. Beide Spiele fanden in dieser Runde schon großen Anklang und sind an Spieleabenden als kleine Appetithappen geeignet, bevor ein etwas längeres und umfangreicheres Spiel auf den Tisch kommt.
An diesem Abend folgte ersteinmal die Pizza, bevor wir zum großen Spiel des Abends kommen. Das sollte endlich mal Valeria: Königreich der Karten sein. Ein Spiel das zu den Lieblingsspielen meiner Frau und mir gehört und das wir schon so oft mitgenommen hatten und es dann doch nie gepasst hat. Diesmal setzte ich mich selbst unter Druck, damit wir es auf jeden Fall spielen. Da wir inzwischen die große Sammlerbox besitzen, in der alle Materialien sortiert einen Platz haben und diese viel zu groß ist, um sie rumzuschleppen, habe ich am Vortag eine Kollektion von Karten und Spielmaterial zusammengestellt. All die Mühe sollte einfach nicht umsonst sein und so holte ich das Spiel nach der Pizza gleichmal aus der Versenkung. Alles was wir für die Partie benötigten hatte in dem Tapestry-Karton der neuen Erweiterung platz. Lediglich die +10 Marker für die Ressourcenbretter hatte ich dummerweise liegengelassen. War aber egal, wir konnten uns auch so behelfen. Während die Kollegen kurz auf dem Balkon ein wenig Luft schnappten, baute ich Valeria mit all seinen kleinen Kartenhäufchen schonmal auf. Wir können es im Schlaf spielen und erklären und spielen eigentlich immer die Variante mit den verschiedenen Dorfbewohner*innen und fügen ebenfalls die Blutrote See Erweiterung hinzu. Feuer und Eis, sowie Schattental sind eh dabei, da sie nur mehr Variation bringen und keine nennenswerten regeltechnischen Erweiterungen bieten. Valeria ist trotzdem nicht übermäßig kompliziert. Machi Koro läßt ja grüßen. Das selbe Spielprinzip, nur das Thema hat mehr Zugkraft. Die Regelerklärung ist für soviel Spiel doch recht kurz und wir konnten auch schnell starten. Valeria eignet sich gut für solche Runden, da man auch schon drauflosspielen kann und sich das Spiel von selbst während des Spiels erklärt. Ein bischen Symbolik noch und fertig ist der Spielspaß.
Alle sammeln fleißig Punkte und irgendwann merkt man auf was die anderen aus sind. Ich zum Beispiel brauchte viele Monster und Handwerker. Also habe ich versucht mein Dorf so zu gestalten, dass ich viel Stärke bekam und ganz nebenbei habe ich fleißig Handwerkersymbole gesammelt. Sohnemann hat das Spiel auch schnell verstanden und hatte einen Herzog der ihm für Ressourcen besonders viel Punkte gebracht hat, also sammelte er fleißig Ressourcen ein, was ich allerdings nicht sofort geblickt habe. Meine Frau spielte erstaunlich zurückhaltend und sammelte gefühlt alles, während unsere Kollegin, durch einen Adligen begünstigt, besondere Bossmonster erledigen wollte. Insgesamt eine spannende Partie, die am Ende durch einen einzigen Punkt entschieden wurde. Alle hatten Spaß und das Spiel kam sehr gut an. Dauerte auch entspannte eineinhalb Stunden, die uns aber deutlich kürzer vorkamen.
Nach einer kleinen Pause spielten wir dann das zweite Spiel, das ich am Tag vorher umpacken musste, da die Schachtel mir einfach zu groß war es mitzunehmen. Wir besitzen die Legendary Version von Eine Wundervolle Welt aus der Spieleschmiede und da ist natürlich jede Menge Extramaterial drin, die wir alle nicht mitschleppen wollten. Also mußte auch hier eine Ersatzschachtel her, die das Material aufnahm. Alles aber kein Problem. Auch hier ist das Spiel an sich schnell erklärt, auch wenn der eigentliche Mechanismus und die Reihenfolge in der die Runde gespielt wird, bei unseren Gastgebern für unverständnis sorgte, bis sie es einmal gesehen hatten. Ich weiß nur nicht, ob es am teilweise konsumierten Alkohol oder an der Erklärung gelegen hat. Ich tippe auf Ersteres. Sohnemann hatte es nach zwei Durchläufen auch verstanden und hätte gerne noch eine Runde gespielt, aber der Abend war dann doch schon recht weit fortgeschritten, so dass wir nach dieser Partie den Abend beendeten. Meine Frau gewann. Wir spielten natürlich mit den gleichen Ländern und nicht mit den asymetrischen Varianten.
Insgesamt kamen auch diesmal die Spiele gut an, auch wenn wir zwei schon etwas ältere dabei hatten, die bei uns zu Hause aber Dauerbrenner sind. Next Station: London spiele ich inzwischen andauernd, egal ob Solo, über die Boardgamearena oder mit diversen Spieler*innen am Tisch.
Hoffentlich gibt es nun wieder regelmäßig Spiele in dieser Runde.