Roll, Flip, [durch beliebiges englisches Verb ersetzen] & Writes gibt es wie Sand am Meer. Zumindest gefühlt. Groß in Mode, ebbt der Strom langsam ab, zumindest hoffen das einige, aber weit gefehlt. Diverse Autoren haben immer noch diverse Vorschläge in der Schublade und die Verlage bringen immer noch jede Menge auf den Markt. Ich finde das eigentlich auch gut, denn viele spiele ich recht gern. Für jedes gute gibt es allerdings auch zehn schlechte, also sollten die geneigten Spieler*innen auch wissen welche sich lohnen und welche eher in der Versenkung verschwinden sollten. Matthew Dunstan und Phil Walker-Harding, treten gerne mal gemeinsam in Erscheinung. Bei Roll & Writes haben sie aber beide auch schon Solo ihr Können unter Beweis gestellt. Hier folgt nun der nächste Streich. Next Station London ist ein Spiel, dessen Inspiration ich ganz eindeutig bei dem erfolgreichen Computerspiel Mini Metro sehe. Eines, in welches ich selbst schon ziemlich viel Zeit versenkt habe. Außerdem habe ich selbst schon an einer Brett-, bzw. Kartenvariante gearbeitet. Folglich war ich sehr gespannt was Matthew Dunstan hier umgesetzt hat.
Worum geht es?
Wir erstellen einen Metroplan der Londoner Underground. In vier Runden zeichnen wir vier farbige Strecken auf den Plan, auf den die einzelnen Haltestationen bereits eingezeichnet sind. So ergibt sich mit der Zeit ein Liniengeflecht für das wir Punkte erhalten. Je besser wir Strecken miteinander verknüpfen und die unterschiedlichen Stadtviertel anfahren, desto lukrativer für unser Punktekonto.
Wie läuft das ab?
Genreüblich geht der Aufbau schnell. Jede*r erhält ein Blatt zum einzeichnen seiner Linien, welches neben den Stationen, die aus verschiedenen geometrischen Symbolen bestehen, auch die Themse, sowie insgesamt dreizehn Stadtbezirke zeigt. Neun große Bezirke bilden ein drei mal drei Raster. In jeder Ecke des Spielfeldes befinden sich noch ein kleiner Außenbezirk mit jeweils einer Station darin. Der untere Bereich des Zettels steht ganz im Zeichen der Punkteberechnung. Neben diesem Zettel bekommt ein jeder der bis zu vier Mitspieler*innen einen der vier Buntstifte zugelost. Mit weniger Spieler*innen werden die momentan nicht verwendeten am besten einfach zwischen die Spielenden gelegt, denn in jeder Runde wird eine andere Farbe benutzt. Für Jede Farbe gibt es eine farbige Startstation auf dem Spielfeld.
Der Satz aus elf Stationskarten wird gemischt und in der Mitte als verdeckter Stapel bereitgelegt. Dieser besteht aus fünf Untergrundstationen sowie sechs überirdischen. Die Karten werden der Reihe nach umgedreht. Eine Runde endet sobald alle fünf unterirdischen Stationen aufgedeckt wurden.
Ein zweiter kleinerer Kartensatz enthält vier Karten mit Spezialfähigkeiten, die den Buntstiften zugelost werden können, um das Spiel etwas spannender zu gestalten, und aus fünf Zielkarten für das Spielende. Diese werden gemischt und zwei offen ausgelegt. Sie zeigen Ziele, die bei erreichen jeweils mit zehn Bonuspunkten belohnt werden. Dabei handelt es sich um Dinge wie zum Beispiel das Erreichen aller dreizehn Bezirke, oder eine Themsenüberquerung, die sechsmal erfolgen muss. Diese Ziele sind für alle gleich.
Das Spiel beginnt indem eine Karte umgedreht wird. Sie zeigt ein Stationssymbol (Dreieck, Kreis, Quadrat oder Fünfeck). Zwei Karten zeigen einen Joker der für jedes Symbol genutzt werden kann und eine weitere zeigt eine Weiche. Dazu aber später mehr. Das Symbol muss nun von uns angefahren werden. Durch die Farbe wird unsere Startstation angezeigt und wir suchen uns eine Station die wir durch einen Strich auf den angedeuteten Linien des Plans anfahren können. Der Strich darf dabei natürlich nicht über andere bereits gemalte Strecken gehen, sie also nicht kreuzen und auch nicht parallel zu bereits auf diesen Linien laufenden anderen Strecken verlaufen. Strecken dürfen und sollten sich nur an Stationen kreuzen. Mit jeder neuen aufgedeckten Stationskarte darf ich mich erneut entscheiden an welchem Ende meiner Linie ich weitermache. Ich darf unter keinen Umständen eine Abzweigung machen. Dazu dient die Weichenkarte. Wird sie gezogen, so wird sofort eine weitere Karte aufgedeckt, die uns das Stationssymbol vorgibt. Wir dürfen nun aber irgendwo von unserer Strecke eine Abzweigung vornehmen, die dann natürlich ebenfalls als Endpunkt unserer Strecke zählt und weitergebaut werden darf.
Wurde die letzte unterirdische Station gezogen endet die Runde mit der ersten Linie und wir erhalten Punkte für diese. Zunächst ermitteln wir, durch wieviele Bezirke wir gefahren sind. Diese Punktezahl multiplizieren wir mit der größten Anzahl von Stationen eines der angefahrenen Bezirke. Dazu erhalten wir zwei Punkte für jede Themseüberquerung. Zusätzlich markieren wir noch Sightseeingstationen, die wir im Spielverlauf sammeln. Das sind Stationen mit einem Sternenkranz um das Symbol. Für jede dieser Stationen, die wir mit der Strecke angefahren haben, markieren wir einen Kreis. Am Spielende erhalten wir die Punkte, die im letzten markierten Kreis stehen. Dann beginnt die nächste Runde, indem wir alle unsere Buntstifte um eine Position weitergeben.
Alles verläuft identisch wie mit der ersten Linie, nur das der Platz ein wenig enger wird. Stationen die wir bereits angefahren haben sollten wir möglichst mit weiteren Linien verbinden, denn das gibt am Ende Extrapunkte. So spielen wir die vier Farben durch, zählen am Ende diese Punkte zusammen, addieren die Sightseeingpunkte und erhalten für jede Station die wir mit mindestens zwei Farben angefahren haben zwei Punkte, für jede mit drei Linien erreichte, fünf Punkte und für jede, die wir sogar mit vier Linien erreicht haben, neun Punkte. Dazu noch Bonuspunkte für die Ziele und die meisten Punkte gewinnen.
Die Spezialfähigkeiten für die Bunstifte, erlauben es den Spieler*innen einmal pro Linie ihren Einsatz. Das sind so tolle Dinge, wie eine Station für die Rundenpunkte doppelt zu zählen oder eine zusätzliche Weise zu setzen usw. Zusätzlich zu allem Erwähntem existiert auf dem Spielzetttel auch noch der Hauptbahnhof, der mit einem Sternsymbol aufwartet. Dieser darf immer im Austausch für das Symbol der Runde angefahren werden, wenn es gewünscht ist.
Das Fazit
Next Station London kommt spät zur Party, aber es ist einer dieser Gäste, den ich sehr gerne dabei habe. Ich habe mich viel mit Mini Metro und der Umsetzung in ein analoges Spiel auseinandergesetzt und allein die Symbolik der Stationen erinnert mich fatal an das Computerspiel, aber auf den Ansatz als Roll & Write mit festinstallierten Stationen wäre ich nicht gekommen. Das Spielprinzip macht wirklich Spaß und ganz nebenbei sieht es auch hinterher wirklich einem Linienplan recht ähnlich. Von daher thematisch schon ganz gelungen.
Durch die Fähigkeiten der Stifte, die das Spiel Farbvorteile nennt, und die verschiedenen Ziele gewinnt das Spiel an Wiederspielreiz, aber man sollte keinen Hehl daraus machen, dass Next Station London nach einigen Partien nach weiteren Spielplänen und mehr Zielen schreit und als Spieler*in kommt es einem so vor, dass es nicht lange dauern kann, bis hier andere Städte mit anderen Zielen und anderen Regeln um die Ecke biegen werden.
Das Material ist gut, auch wenn die quietschige Optik nicht ganz mein Fall ist. Die Buntstifte sind von guter Qualität und der Block kommt mit genügend Blättern daher. Next Station London gehört für mich ganz eindeutig zu den besseren Flip & Writes, auch wenn ich bezweifel, dass es mich länger fesseln wird, allerdings macht mir das Spiel momentan sehr viel Spaß und kommt bei uns regelmäßig auf den Tisch, dass ich euch es nur empfehlen kann.
- Verlag: HCM Kinzel
- Autor(en): Matthew Dunstan
- Illustrator(en): Maxime Morin
- Erscheinungsjahr: 2022
- Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler*innen
- Dauer: 25-30 Minuten
4 Gedanken zu „Next Station London – Wir gehen in den Untergrund“