Endlich ist es da! Faraway war einer der Hype Titel des letzten Jahres auf der SPIEL in Essen. Ja, bereits letztes Jahr und recht schnell wurde verkündet das es eine deutsche Version von KOSMOS geben würde. Diese erschien jetzt aber erst kurz vor der diesjährigen Messe. Faraway ist ein relativ kleines Kartenspiel mit überschaubarem Inhalt. So ein Getöse um ein Spiel macht mich ja immer erstmal neugierig und ich warte in solchen Fällen gerne ein wenig ab. Ich schaue mir Videos darüber an, lese Rezensionen und Ersteindrücke und entscheide mich dann meist etwas später dafür oder dagegen es auszuprobieren. Natürlich muss mir erstmal gefallen was ich da sehe. Nicht nur optisch sondern auch spielerisch. Oft werde ich dabei positiv oder negativ überrascht. Selten nehme ich mir Spiele vor nur um sie wegen anderer Meinungen zu überprüfen. Bei Faraway war ich aber wirklich gespannt, wie sich das Spiel spielt. Hat sich das Warten nun also gelohnt?
Worum geht es?
Ich könnte jetzt hier die Geschichte um den geheimnisvollen Kontinent Alula, der jenseits des Nebelmeeres liegt erzählen, der unmöglich zu kartographieren ist, weil er sich ständig wandelt und die Landmassen sich permanent verschieben, aber diese Geschichte ist für das Spiel absolut irrelevant und bietet uns nur eine äußere Fassade für dieses ansonsten rein mechanisch funktionierende Spiel. Unsere Aufgabe ist es eine Auslage von acht Karten zu draften, die von links nach rechts vor uns ausgelegt werden und unsere Reiseroute ergeben. Am Spielende werten wir dieses Karten mit all ihren Punktekriterien allerdings von rechts nach links. Mehr ist nicht zu tun.
Wie läuft das ab?
Im Grunde ist so schon fast alles gesagt, ich werde das ganze jetzt noch etwas genauer beschreiben. Bis zu sechs Spieler*innen können an einer Partie teilnehmen. Das Spielmaterial besteht aus einem Wertungsblock sowie zwei Kartendecks. Einem kleinen Heiligtum Stapel der aus 45 Karten besteht und einen großen der aus 68 nummerierten Regionskarten besteht.
Zur Spielvorbereitung werden beide Stapel gemischt und in der Tischmitte bereitgelegt. An jede*n Spieler*in werden drei Handkarten verdeckt ausgeteilt und in der Tischmitte eine Auslage aufgedeckt, die aus einer Karte mehr als Spieler*innen besteht. Nun kann es auch schon losgehen. Die Spieler*innen entscheiden sich für eine ihrer drei Handkarten und legen sie verdeckt vor sich ab. Nachdem alle gewählt haben werden die Karten umgedreht und als erste Karte in ihre Reihen gelegt. Die Spieler*innen müssen nun eine Karte aus der Auslage auf ihre Hand nehmen. Wer die Karte mit der niedrigsten Nummer gespielt hat, wählt zuerst. Dann beginnt Runde zwei und jede weitere Runde spielt sich genauso wie die zweite. In Runde zwei kommt ein weiterer Schritt hinzu, denn die Spieler*innen die eine Karte in ihre Reihe gelegt haben, die vom Wert her höher ist als die zuvor liegende, haben Heiligtümer entdeckt und ziehen diese verdeckt vom Heiligtum Stapel und fügen sie ihrer Auslage oberhalb der Regionskarten hinzu. Sollten die Spieler*innen Karten mit Landkartensymbol in ihrer Auslage haben, so ziehen sie für jede Landkarte eine weitere Karte und haben mehr Karten zur Auswahl aus denen sie ihr Heiligtum wählen dürfen. So entsteht in acht Runden eine Auslage vor jedem.
Nach diesen acht Runden werden die Regionskarten umgedreht, so dass nur noch die Rückseiten zu sehen sind. Die Heiligtümer bleiben wie sie sind. Alle Spieler*innen decken die Karte ganz rechts auf und werten diese. Für die Wertung dürfen nur alle aufgedeckten Karten zu Rate gezogen werden. Mit allen weiteren Karten verfahren sie ebenso. Das bedeutet für die Karte, die von ihnen als erstes ausgespielt wurde, stehen alle Karten zur Verfügung. Für die Letzte nur die Heiligtümer. Das ist der spielerische Clou an Faraway.
Wie berechnen sich nun aber die Punkte und was gibt es zu beachten? Sowohl die Regions- als auch Heiligtum Karten haben eine Farbe. Rot, Grün, Gelb und Blau. Bei den Heiligtümern gibt es noch neutrale graue Karten. Jede Regionskarte hat eine einzigartige Nummer und ein Symbol für Tag oder Nacht. Neben der Nummer haben manche das schon erwähnte Landkartensymbol. Oben rechts in der Ecke können ebenfalls Symbole stehen. Derer gibt es drei verschiedene. Im unteren Bereich der Karte gibt es, nicht auf allen Karten zwar, aber Fähigkeiten die uns mit Punkten belohnen. Hier gibt es zum Beispiel Karten die uns einfach mit Punkten belohnen können oder welche die uns eine bestimmte Menge Punkte für ein bestimmtes Symbol geben und wieder andere wollen dass wir farbige Kartensets sammeln. Einige dieser Fähigkeiten sind dabei noch an Voraussetzungen gekoppelt, die es verlangen bestimmte Symbole in der Auslage vorzufinden. Hierbei ist natürlich immer zu beachten, dass die Symbole auf den offenen Karten sichtbar sein müssen. Heiligtümer sind immer sichtbar und bringen ebenfalls ab und an Punktemöglichkeiten mit, die allerdings nie an Voraussetzungen gekoppelt sind.
Am Ende gewinnt natürlich wer die meisten Punkte erspielt hat. Bei einem Gelichstand werden die Kartenwerte zusammengezählt und wer den niedrigeren Wert vor sich liegen hat gewinnt.
Das Fazit
Ja, hier gibt es nicht viel zu beschreiben, denn Faraway ist simpel in seiner Machart und kann recht schnell erklärt werden. Dennoch kommt es häufiger vor als gedacht, dass die Spieler*innen da sitzen und es erst nach der ersten Partie wirklich verstanden haben, weil sie es gesehen und erfahren haben. Zumindest haben wir den Satzanfang: „Ah jetzt…“ des Öfteren vernommen.
Faraway ist im Kern wirklich simpel zu spielen und auch zu erklären, dennoch steckt viel mehr Überlegung in ihm, als du auf den ersten Blick glaubst. Am Ende sind acht Karten auch gar nicht so viel um große Pläne umzusetzen und das erfährst du durchaus in der einen oder anderen Partie. Das Zusammenspiel von Kartennummer und Auslage ist gewieft und erfordert gute Planung, denn sonst kommst du hier auf keinen grünen Zweig, weil die gewollten Karten schon immer weg sind. Die Heiligtümer sind dabei von zentraler Bedeutung, weil sie immer offen sind und daher planbarer. Die drei Symbole hingegen neigen immer wieder dazu nicht zu kommen, wenn sie gebraucht werden.
Was soll ich hier groß drum herum reden. Faraway ist ein tolles Füllerspiel bei dem es meist nicht bei nur einer Partie bleibt und sich ein längerer Spielspaß ergibt als zunächst geplant wurde. Eine Partie ist in 15 bis 20 Minuten gespielt und passt daher in jeden Spieleabend. Wer es etwas taktischer haben möchte, der kann die Experten Variante spielen, bei der am Anfang allen Mitspielenden fünf Karten ausgeteilt werde und sie sich drei aussuchen dürfen. Die Autoren haben ein schönes kleines Spiel entwickelt bei dem ich den Hype tatsächlich nachvollziehen kann. Ein wirklich gutes Spiel.
- Verlag: KOSMOS
- Autor(en): Johannes Goupy, Corentin Lebrat
- Illustrator(en): Maxime Morin
- Erscheinungsjahr: 2024
- Spieleranzahl: 2-6 Spieler*innen
- Dauer: 25 Minuten