
Und jährlich grüßt das Azultier könnte man meinen, ich frage mich allmählig, ob es überhaupt noch nichtgeflieste Wände in Manuels Palast gibt? Der Besuch in der Alhambra hat ihn anscheinend nicht nur beeindruckt, sondern mit einer regelrechten Obsession bedacht. Überall nur noch Fliesen, das größte Badezimmer der Welt… Na ja, wem es gefällt. Azul wurde und wird von Michael Kiesling weiter gefüttert. Es scheint sich zu verkaufen und viele Fans sind wohl glücklich damit, sonst würden sie es nicht tun. Manchmal, aber nur manchmal habe ich mir sagen lassen, kann ein Pferd auch zu Tode geritten werden. Diesen Eindruck hatte ich zuletzt bei den ganzen unterschiedlichen Azul Spielen, die es inzwischen gibt. Wenn ich ehrlich bin habe ich tatsächlich schon auf eine Duell- oder Zweipersonen-Version gewartet. Momentan ist es ja schwer in Mode bekannte Spiele so nochmal zweit zu verwerten. Das erscheint immer besonders seltsam, wenn das Originalspiel an sich schon besonders gut zu zweit funktionierte und ich könnte solchen Spielen auch den Ausverkauf vorwerfen, wenn da nicht Splendor Duel vor ein paar Jahren die Frage, ob eine solche Variante überhaupt gebraucht wird, mit einem eindeutigen „JA!“ beantwortet hätte. Also gab ich auch Azul Duel eine Chance mich zu überzeugen.
Worum geht es?
Fliesen! Diesmal werden sie nur nicht an die Wand, in den Garten oder an ein Glasfenster angebracht, diesmal ist glaube ich die Kuppel des Gebäudes an der Reihe. Wir wählen wieder Fliesen von den Manufakturen und befüllen unser Tableau wieder in Reihen und Spalten. Es ist auf den ersten Blick gar nicht so viel anders am neuen Azul, aber dennoch zieht es den Schwierigkeitsgrad deutlich an.

Wie läuft das ab?
Ich werde hier mal ein paar Unterschiede an den Anfang stellen. Was fällt auf? Die Manufakturplättchen sind nun zweigeteilt. Jeweils ein Bereich ist in Form eines Mondes abgeteilt und eines von ihnen ist wesentlich größer. Die Fliesen sind nun rund und unser Tableau ist gewachsen. Der Reihen- und Spaltenbereich um je eine weitere Zeile, also ein sechs mal sechs Raster und wir müssen diesen durch vier mal vier Plättchen erst befüllen, bevor wir Fliesen dort ablegen können. Auf der linken Seite des Tableaus ist ein völlig neuer Bereich entstanden, auf dem wir anscheinend weitere Marken sammeln müssen.

Das Material ist umfangreicher wenn auch kleiner geworden. Die Schachtelgröße hat nochmal abgenommen und passt in die in der Industrie gängige Größe der Spiele für Zwei. Das viele Material führt auch zu einem aufwendigeren Spielaufbau. Wir haben nun Kuppelplättchen die verdeckt gemischt werden und von denen drei in einer offenen Auslage für uns zur Auswahl ausliegen. Diese dienen dazu unser Tableau erst mit Farbelementen zu füllen, damit wir wissen, wo wir welche Fliesen anbringen müssen. Wir gestalten uns also unser Spielfeld auch noch selbst in Azul Duel. An dieser Stelle sei auch noch erwähnt, dass es zwei Sorten von Kuppelplättchen gibt. Auf einer gibt es einen Joker Platz, wo wir jede Fliesensorte unterbringen können und auf der anderen bekommen wir eine Bonusfliese, sobald wir das Kuppelplättchen mit drei anderen Fliesen befüllt haben.

Ebenfalls neu sind die Bonusplättchen, die wir verdeckt mischen und als Vorrat bereitlegen. Auf den Mondbereich der kleinen Manufakturen kommt je eines von ihnen verdeckt. Auf die andere Seite legen wir jeweils vier Fliesen, die wir aus dem beigefügten Beutel ziehen. Auf die große Manufaktur kommt eine Fliese mehr und auch die Startspielerfliese wird dort platziert. Die Aufträge aus dem normalen Azul, die auf das Tableau schon aufgedruckt waren, ihr erinnert euch an vollständige Reihen, Spalten und Diagonalen hoffe ich, sind nun ebenfalls in Plättchen Form vorhanden und wurden durch ein weiteres ergänzt und verfügen über Rückseiten, so dass wir nun insgesamt über acht Aufgaben verfügen, von denen pro Partie nur drei mitspielen.

Das Spielprinzip von Azul wurde ansonsten nicht verändert nur ergänzt. Sind wir an der Reihe haben wir die Wahl zwischen drei bzw. vier Aktionen. Wir können natürlich Fliesen nehmen und nehmen in diesem Fall wie gewohnt alle Fliesen einer Farbe einer Manufaktur. Wir legen die gewählten Fliesen auf unser Tableau in die gewünschte Reihe. Alle verbliebenden Fliesen der Manufaktur stapeln wir nun im Mondbereich der Manufaktur außer bei der großen, wo die Fliesen auf die dafür vorgesehenen Felder des Mondbereichs gelegt werden. Wir dürfen außer von einer Manufaktur auch die gleichfarbigen Fliesen der Mondbereiche nehmen die oben auf den Stapeln liegen. Wird eine der kleinen Manufakturen komplett geleert, drehen wir das Bonusplättchen um. Wir dürfen als Aktion nun auch ein offenes Bonusplättchen nehmen. Diese zeigen Halbkreise von zwei Fliesensorten. Wir erhalten jede Runde zwei Stück, weil wir diese Aktion nur zweimal wählen können. Die Plättchen werden im linken Bereich des Tableaus aufbewahrt, wo pro Runde nur zwei Platz finden. Wir können diese einsetzen um eine Fliese in unseren Reihen zu ergänzen, sobald wir zwei gleiche Teile haben oder aber drei insgesamt. Die dritte Aktionsmöglichkeit besteht darin ein Kuppelplättchen zu nehmen und unser Tableau damit auszubauen. Auch diese Aktion machen wir genau zwei Mal pro Runde.

Nachdem alles verbaut wurde, wird wie gewohnt gewertet. Das unterscheidet sich nur mit einer kleinen Ausnahme vom Original. Wir erhalten wieder für gleichfarbige Fliesen nebeneinander Punkte. Die Joker zählen dabei ganz normal mit. Sollten wir eine Kuppel gefüllt haben und erhalten eine der Spezialfliesen, so bekommen wir Punkte für diese je nach Reihe in der sie gelegt wurde. Recht am Rand ist in jeder Reihe ein Punktewert aufgedruckt.
Insgesamt dauert Azul Duel so fünf Runden und am Ende gewinnt wer die meisten Punkte erspielt hat, die wir auf dem Mitteltableau bequem zählen können.
Das Fazit
Auch Azul gelingt, wie einst Splendor, hier das Kunststück eine durchaus relevante Version des eigenen Spielprinzips. Kiesling hat es verstanden das Spiel für zwei eine Spur anspruchsvoller zu gestalten, ohne es aber zu überfrachten, auch wenn das im ersten Moment durch das ungewohnte Material so wirken könnte. Auch hier eine Parallele zu Splendor Duel. Ich schätze diese Version und spiele sie tatsächlich gern im Moment und auch hier ziehe ich eine Parallele zu Splendor. Auch Splendor Duel mag ich wirklich gern und hätte im Vorfeld gedacht ich brauche es nicht, da ich die Version des Originals zu zweit ebenfalls sehr schätze. Azul finde ich zu zweit richtig gut. Läuft es bei mir mit Azul Duel so, wie mit Splendor Duel, werde ich am Ende wieder eher zum Original greifen, nachdem der anfängliche Spaß mit ihm verflogen ist. Warum? Das habe ich mich bei Splendor schon öfter gefragt und kann glaube ich mit erscheinen von Azul Duel nun endlich eine Antwort darauf geben. Es ist die Eleganz des Designs.
Azul und auch Splendor sind sehr elegante und klare Spiele. Es gibt nicht viele Regeln und die Paar die es gibt sind sofort präsent. Sie spielen sich beide schnell sehr rund, als ob nie etwas anderes gespielt wurde und hier liegt die Größe, die mich dann doch eher zu den Originalen zurückbringt. Ich bin ein Vielspieler, also verfangen sich diese Duel Versionen, die das einfache Spielprinzip ein wenig aufbohren und mehr Herausforderung im direkten Duell bieten auch bei meiner Frau und mir. Genau das ist hier der Fall. Diese Version wirkt spannend durch die neuen Möglichkeiten, ist nicht überfrachtet und dennoch nicht so elegant wie das Original.


Azul Duel sieht dazu auch noch wunderschön aus hat aber auch ein bis zwei Makel in der Produktion, die ich nicht verhehlen will. Die Tableaus der Spieler*innen sind nicht angemessen für diese Art Spiel. Viel zu dünn und labbrig stehen sie in der Mitte gerne hoch und lassen die glatten hübschen Steine zu den Seiten herunterrutschen. Das ist beim Spielen in der Tat ein Ärgernis und sollte behoben werden, auch wenn der Preis ein wenig steigt. Der relativ überflüssige Turm zur Steinaufbewahrung ist ebenfalls ein Ärgernis, weil er in die Schachtel passen muss. Dazu muss er zusammengefaltet werden, was nicht schlimm ist. Aber, der Boden muss dazu in den Turm hineingefaltet werden, wozu er immer wieder leicht gebogen werden muss. Das ist nicht optimal. Macht ihn einfach kleiner, er muss nicht so hoch sein, nur so, dass er auch ausgefaltet in die Schachtel passt.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dieser Version und wer viel zu zweit spielt sollte hier ruhig mal einen Blick riskieren. Insbesondere diejenigen, die Azul nicht kennen, könnten hier gut bedient werden. Ich selbst finde es gibt für beide Azuls eine Daseinsberechtigung in meiner Sammlung, bin mir aber nicht sicher, wie lange das anhält. So könnte Azul Duel bei Platzmangel irgendwann rausfliegen, denn Azul bleibt definitiv.
- Verlag: Next Move Games
- Autor(en): Michael Kiesling
- Illustrator(en): Maëva da Silva
- Erscheinungsjahr: 2025
- Spieleranzahl: 2 Spieler*innen
- Dauer: 30 – 45 Minuten
Ein Gedanke zu „Azul Duel – Fliesematenten“