
An Zenith wäre ich tatsächlich genauso vorbeigelaufen, wie im Vorjahr an Captain Flip. Warum? Die Optik auf der Schachtel hätte mich jeweils nicht angesprochen und erst gar nicht dazu verführt es einmal auszuprobieren. Aber zum Glück gibt es ja ein vielfältiges Informationsspektrum. Im Fall von Captain Flip waren das diverse Blogs, die davon berichteten, dass dieses Spiel ungewöhnlich einfach und gut wäre. Warum ich gerade Captain Flip erwähne? Nun, es ist von einem neuen Verlag: PlayPunk. Dieser konnte gleich eine Nominierung zum Spiel des Jahres einfahren. Zenith ist das zweite Spiel von PlayPunk und landete in diesem Jahr auf der Empfehlungsliste für das Kennerspiel des Jahres. Nun mögen manche unken, der Jahrgang war gerade in diesem Segment auch nicht besonders gut gefüllt, aber ich empfinde das als starke Leistung für einen so jungen Verlag, hinter dem natürlich erfahrene Köpfe stecken. Zenith kam also ohne jedes Vorwissen über den Inhalt auf den Tisch, weil wir es einfach aufgrund des Verlags und seines Vorgängers ausprobieren wollten. Wir bekamen erneut etwas, dass wir nicht erwartet hatten.
Worum geht es?
Menschen, Roboter und Tierwesen leben friedlich in einer Galaxie zusammen. Sie haben in Zenthium eine saubere Energiequelle gefunden und das Leben könnte schön sein, wenn sich die Bewohner*innen nicht nach einer Macht sehnen würden, die ihre Geschicke lenkt. Da kommen die Spieler*innen ins Spiel und es nimmt seinen Lauf. Das ist natürlich nur die Geschichte. Eigentlich geht es darum auf fünf Leisten fünf Scheiben hin und her zubewegen. Wir versuchen sie auf unsere Seite der Macht zu bewegen. Klingt nach gewöhnlichem Tauziehen, aber Zenith verpackt das in einem recht spannenden Gewand.

Wie läuft das ab?
Zenith ist ein Spiel für zwei Spieler*innen und einer Variante für vier, die mir allerdings nur wie eine Notlösung vorkommt, weil sie den Spielverlauf ein wenig verzerrt, Spannung aus dem Spiel nimmt und das Ganze in die Länge zieht.

Das Spiel für zwei findet auf einem Spielbrett statt, das zwischen die Spieler*innen gelegt wird. Wir finden drei Bereiche, den Diplomatie Bereich mit den fünf Planeten und ihren Bahnen in der Mitte. Den Technologiebereich mit drei Entwicklungsleisten. Eine für jedes der drei Völker und auf der anderen Seite den Anführer Bereich. Im Spiel gibt es drei Ressourcen: Kredite, das schon erwähnte Zenthium und Karten. Die Karten existieren mit den Werten eins bis zehn in den fünf Farben der Planeten. Jede Karte hat eine oder mehrere Fähigkeiten bewegt aber auf jeden Fall immer die Planetenscheibe der Kartenfarbe um ein Feld in die Richtung des ausspielenden Spielers. Wer es schafft eine der Planetenscheiben bis auf seine Seite zu bewegen erhält sie in seinen Besitz. Zenith kann auf drei Arten gewonnen werden: du hast drei Scheiben in der gleichen Farbe, vier in verschiedenen oder generell fünf auf deine Seite gezogen.

Der Wert einer Karte steht für ihre Kosten in Krediten. Wir starten das Spiel mit 12 Stück, sowie einem Zenthium und vier Handkarten. Die Handkarten dürfen wir nochmal austauschen, wenn sie uns nicht zusagen.
Im Technologiebereich können wir Bonis erhalten, wenn wir eine Karte des jeweiligen Volks abwerfen und immer mehr Zenthium für jeden Schritt bezahlen. Auch im Anführer Bereich können wir Karten für das Privileg-Abzeichen, welches uns mehr als vier Karten auf der Hand erlaubt, abwerfen. Je nach Volk gibt es einen Zenthium-, Karten- oder Kreditbonus. Das Privileg-Abzeichen erlaubt und am Ende der runde fünf Karten auf der Hand auf seiner silbernen Seite und sechs auf der goldenen.

Wer an der Reihe ist muss sich also entscheiden welchen Bereich er ansprechen möchte. Karte abwerfen und Zenthium bezahlen für Technologien, Karte abwerfen und das Privileg sowie einen Bonus erhalten oder eine Karte an eine der Planetenbahnen spielen und die Kredite bezahlen, sowie Fähigkeiten ausführen. Für jede Karte die auf der eigenen Seite an einer der Bahnen liegt, werden Karten um einen Kredit billiger.
Die Fähigkeiten der Karten sind natürlich vielfältig und reichen von weiteren Planetenverschiebungen, über Kredit- und Zenthium Belohnungen bis hin zum Diebstahl oder der Zerstörung von Karten der Gegenseite.

Das Fazit
Zenith ist mit Sicherheit nicht das erste Spiel in dem wir ein Tauziehen veranstalten. Das ist in vielen Spielen für zwei Personen immer wieder ein zentraler Mechanismus. Außergewöhnlich ist hier die Tatsache, dass wir an fünf Tauen gleichzeitig ziehen müssen und wir tatsächlich mit Strategien spielen können. Wir können uns zum Beispiel vornehmen Zenthium zu verdienen um damit den Technologiebaum voranzutreiben, um die sehr mächtigen Boni zu verdienen. Oder wir setzen voll auf Diplomatie und füllen die Reihen unserer Planeten um immer mächtigere Karten für wenig Kredite ausspielen zu können. Ich kann natürlich auch massiv Kredite ansammeln um mächtige Karten früh ausspielen zu können. Verschiedene Wege sind möglich, auch wenn das natürlich nur Theorie ist, denn in der Natur des Spiels liegt es auch zu reagieren. Manchmal verlasse ich meine Strategie, weil die Karten, die ich gerade auf der Hand habe passen, um die Scheiben wieder von meinem Gegenüber wegzulocken.

Zenith ist ein wogendes Hin und Her, alles hat immer eine direkte Wirkung und das macht es für mich zu einem wirklich spannenden Spiel. Auch mal eine Karte des Gegners zu klauen oder zu zerstören stört mich hier nicht im Geringsten, weil die Auswirkung nie zu grausam ist. Außerdem schlägt das Gegenüber genauso zurück. Zenith wächst auch mit der Erfahrung der Spieler*innen, denn die kleinen Scharmützel die es überall gibt, um die ersten Scheibengewinne, weil es einen Bonus dafür gibt, genauso wie für die Technologieleisten auf der zweiten Stufe einen Bonus ausloben oder das Privileg-Abzeichen, gehen besser von der Hand, je länger wir das Spiel schon kennen. Das liegt an der Vielzahl der Symbole, die wir erst kennenlernen müssen. Hier liegt auch ein Kritikpunkt des Spiels. Die Symbole sind nicht immer so klar, wie ich es mir wünschen würde. Hinzu kommt das nicht alle Symbole erklärt werden. Es gibt auch Symbole die sich aus zwei Komponenten zusammensetzen, die wir uns erst zusammensuchen müssen. Am Anfang haben wir auf den zwei Seiten oft Symbole gesucht. Nach ein paar Partien wird das aber besser und das Spiel wird schneller, weil wir schon wissen was wir tun.
Zenith ist aufgrund seiner unterschiedlichen Siegbedingungen sehr spannend gehalten und was mir am besten gefällt ist der Umgang mit den Karten. Ich kann sie für alle Bereiche nutzen, keine Karte ist unspielbar. Vielleicht nur gerade nicht die beste Option. In Zenith steckt mehr drin als ich zunächst vermutet habe und deswegen war ich auch sehr von ihm überrascht. Wir spielen es total gerne zu zweit und es wird uns auch bisher nicht langweilig. Neben der Symbolik ist der einzige Kritikpunkt den ich habe, dass es sich ab und zu, ein wenig zu lang anfühlt bis es einen Abschluss gibt. Ansonsten sollten sich diejenigen, die gerne Spiele für zwei Spielen, Zenith unbedingt mal anschauen.
- Verlag: PlayPunk
- Autor(en): Grégory Grard, Mathieu Roussel
- Illustrator(en): Xavier Gueniffey Durin
- Erscheinungsjahr: 2025
- Spieleranzahl: 2 oder 4 Spieler*innen
- Dauer: 25 – 40 Minuten