Auf den Wegen von Darwin – Einmal um die ganze Welt

Auf den Wegen von Darwin

Zunächst habe ich wirklich gedacht, ich hätte irgendein Darwinjubiläum verpasst, aber es gab gar keins und die Häufung der Spiele mit Darwinthema scheint nur Zufall zu sein. Wenn ich allerdings ein bisschen darüber nachdenke, scheint es fast logisch, dass nach dem Naturthema-Boom der letzten Jahre das Thema dann auch historisch abgegrast wird und da ist Charles Darwin wohl eine recht logische aber auch spannende Wahl, denn da ist schon recht viel passiert in seinem Leben. Hier geht es heute um das Darwin-Familienspiel Auf den Wegen von Darwin, dessen Titel mir irgendwie nur schwer über die Lippen kommt, ersetze ich die Wege doch gerne durch Spuren, was wohl am englischen Titel liegen dürfte, wo es die Footsteps sind. Das Spiel kommt allerdings aus Frankreich und wurde dort für den As d´Or nominiert. Unser Interesse war jedenfalls geweckt und wir haben uns das Spiel einmal angeschaut und ausprobiert. Optisch ist das Spiel auf jeden Fall eine Augenweide.

Worum geht es?

Alles rund um Charles Darwin könnte man sagen. Das Spiel behandelt hauptsächlich die Fahrt der HMS Beagle, mit der Darwin fünf Jahre um die Welt reiste und immer wieder an Land ging, um seine geo- und zoologischen Beobachtungen zu machen. Wir sammeln Tierplättchen die wir über einen Zugmechanismus aus einem Raster auswählen, während wir mit dem Schiff symbolisch die Welt umrunden. Das Spiel müht sich redlich sein Thema zu transportieren und wirft so noch jede Menge kleine Details in den Ring. Die Autoren haben sich jede Mange Mühe gegeben, das Spiel mit zusätzlichen Informationen über Darwin zu versehen. So bekommen wir ein paar historische Fakten serviert und im Almanach können wir zusätzliche Informationen über die Tiere bekommen, die im Spiel vorkommen. Diesen könnt ihr auf der Seite des Spiels bei Asmodee downloaden. Dabei geht es rein um Fakten und nicht um Spielrelevantes. Durchaus lobenswert.

Auf den Wegen von Darwin – Spielplan zu Spielbeginn / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Auf den Wegen von Darwin beinhaltet recht viele verschiedene Teile und benötigt von daher ein wenig Zeit für den Aufbau. Wenn die Spieldauer betrachtet wird, dann vielleicht fast ein bisschen zu viel, aber dazu im Fazit etwas mehr. Es gibt einen Spielplan der in die Mitte gelegt wird und auf dem schon recht viel Relevantes gelagert wird. In der Mitte des Spielplans befindet sich ein drei mal drei Felder großes Raster auf dem die Tierplättchen für das Spiel ausliegen. Das Spiel enthält insgesamt 64 Tierplättchen plus fünf Charakterplättchen, die alle zusammengemischt werden. In einer Partie brauchen wir aber nur 12 pro Spielendem plus neun weitere, die auf dieses Raster gelegt werden. Alle Plättchen die nicht auf dem Spielplan liegen, werden als Stapel neben dem Spielplan bereitgestellt. Um dieses Raster werden wir mit der Beagle auf dem Spielplan herumfahren. Ein Spielstein zeigt das an und startet mittig an einer Kante des Rasters. Auf den Spielplan werden ansonsten noch diverse Marker für Ortskundige, Kompasse und Publikationen gelegt, die wir bei Bedarf erhalten.

Auf den Wegen von Darwin – Theorieplättchen / Foto: Spieltroll

Auf der rechten Seite des Spielplans befindet sich noch eine weitere Ablage für die Theorieplättchen. Auch diese werden zunächst verdeckt gemischt und alle Spieler*innen erhalten ein solches Plättchen. Die restlichen werden auf der Ablage gestapelt und drei offen daneben als Auslage ausgelegt.

Die Spieler*innen bekommen alle auch noch ein Forschungsbuch. So nennt das Spiel das Spielertabelau auf dem wir unsere Plättchen sammeln und es kommt einem während des Spiels auch vor wie ein Sammelalbum. Auch hier finden wir ein viermal vier Felder großes Raster vor. Jede Spalte ist dabei einem Weltteil (Amerika, Afrika, Asien und Ozeanien) farblich zugeteilt. Jede Reihe einer Tierklasse (Arthropoden, Säugetiere, Vögel und Reptilien). In diesem Bereich sammeln wir unsere Tierplättchen .Links daneben gibt es noch einmal drei Felder auf denen wir Charakterplättchen sammeln können. Rechts legen wir unsere Theorieplättchen ab und auch für Kompasse, Publikationen und Ortskundige gibt es entsprechende Ablagefelder. Von letzteren dürfen wir maximal zwei Stück zurzeit haben und alle Spieler*innen starten mit einem Marker auf ihrem Forschungsbuch.

Auf den Wegen von Darwin – Forschungsbuch mitten im Spiel / Foto: Spieltroll

Das Spiel kann beginnen und hat einen sehr simplen Ablauf. Wer an der Reihe ist, muss genau zwei Dinge tun. Als erstes ein Tier studieren oder sich Inspirieren lassen und danach die Beagle bewegen. Das machen die Spieler*innen dann solange bis alle genau 12 Plättchen gesammelt haben. Mit dem ersten Punkt ist gemeint, dass der oder die Spieler*in sich eines der drei Plättchen der Reihe oder Spalte an der die Beagle steht aussucht und in sein Forschungsbuch legt. Ein Tier wird studiert und ein Charakter inspiriert uns. Danach wird dann die Beagle im Uhrzeigersinn um das Raster bewegt. Ein bis drei Felder weiter, je nachdem wie weit das Plättchen, welches wir gewählt haben, von der Beagle entfernt war. Das war wirklich schon alles. Die Schwierigkeit liegt dann aber in der Auswahl der Plättchen und den Entscheidungen auf dem eigenen Tableau.

Auf den Wegen von Darwin – Die HMS Beagle auf Fahrt / Foto: Spieltroll
Auf den Wegen von Darwin – Tierplättchen

Schauen wir uns die Plättchen noch etwas genauer an. Diese sind alle gleich aufgebaut. Die wunderbar illustrierten Tiere sind nicht alles, was wir auf den Plättchen sehen. Die Plättchen sind einem Weltteil und einer Tierklasse zugeordnet, was wir am Tiersymbol und der Farbe recht schnell identifizieren können. Unten rechts verfügen die einzelnen Plättchen aber auch über eine Fähigkeit zu punkten oder über einen Sofortbonus, den wir erhalten, wenn wir es an die richtige Stelle in unserem Buch gelegt haben. Hier gibt es fünf verschiedene Dinge, die passieren können. Dazu müsst ihr aber wissen, dass am Ende des Spiels, also nach zwölf Plättchen von oben auf euer Raster geschaut wird und nur alle sichtbaren Plättchen für eure Punkte zählen. Das Raster ist also viel größer als es sein muss, denn ihr könnt es nie komplett befüllen.

Auf den Wegen von Darwin – Charakterplättchen / Foto: Spieltroll

Ist ein Kranz mit Punkten darin zu sehen, so erhalten wir für das Tier am Spielende diese Entdeckungspunkte. Sehen wir eine Landkarte, so ist das Tierplättchen pro Kompass in unserem Besitz einen Punkt wert. Ist ein Kompass abgebildet so erhalten wir einen Kompassmarker, von denen wir nicht mehr als fünf auf unserem Tableau lagern dürfen. Ist ein Ortskundiger abgebildet, so erhalten wir auch hier einen entsprechenden Marker. Auf manchen Tierplättchen gibt es unten links auch noch ein goldenes Krönchen. Dies sind besondere Tiere und wer ein solches ausspielt erhält den Darwin-Marker, der am Spielende zwei Siegpunkte wert ist. Die Charakterplättchen funktionieren genauso, sind nur sehr viel seltener anzutreffen und bringen bis zu zwei Boni mit sich.

Auf den Wegen von Darwin – Darwinmarker = 2 Siegpunkte / Foto: Spieltroll

Neben den beiden Aktionen, die wir tun müssen, dürfen wir auch noch Sonderaktionen durchführen. Ortskundige können wir zum Beispiel benutzen um die Beagle vor unserer Plättchen Wahl um ein Feld vor oder zurück zu setzen. Eine weitere Möglichkeit einen Ortskundigen zu benutzen besteht darin, die drei Plättchen der Beagle Reihe unter einen Stapel zu legen und drei neue Plättchen zu ziehen. Wir können auch eine Theorie aufstellen. Das passiert, wen wir ein Tierplättchen mit einem anderen überbauen. Das kann sehr lukrativ sein, denn die Theorien bringen uns am Spielende Siegpunkte ein. Sobald wir eine Reihe oder Spalte des eigenen Rasters komplett haben, können wir auch eine Publikation schreiben. Diese sind immer fünf Siegpunkte wert. Sobald die Plättchen aufgebraucht sind und alle Mitspielenden je 12 Plättchen haben ist das Spiel beendet und die Punkte werden ausgezählt.

Das Fazit

Auf den Wegen von Darwin ist ein simples und dennoch faszinierendes Familienspiel, das in meinen Augen nur einen Fehler hat. Es hört dann auf, wenn es gerade Spaß macht. Während ja immer gesagt wird, man solle aufhören, wenn es am schönsten ist, finde ich das hier echt doof. Es wirkt dadurch so unglaublich „ernst“. Willst du gewinnen, muss hier alles sitzen. Bei nur zwölf Plättchen solltest du wenig bis keine Füller wählen müssen. Dafür ist die Auswahl aber auch sehr begrenzt. Warum ich damit ein „Problem“ habe mögt ihr fragen und dann sage ich nur das Wort Familienspiel. Ein Familienspiel sollte so nicht sein. Das Spiel ist wirklich gut. Der Mechanismus funktioniert gut, die Plättchen sind vielfältig und das Tableau Puzzle ist durchaus anspruchsvoll. Die Optik ist super und das ganze Spiel lädt zum Spielen ein und während du noch so vor dich hin spielst und versuchst dein Tableau punktemäßig zu optimieren ruft plötzlich jemand: „Letzte Runde, dann sind die Plättchen alle!“ Schade gerade jetzt entwickelt sich hier doch was.

Auf den Wegen von Darwin bietet dir genau das, jede Menge Wege um Punkte zu machen, jedoch kannst du gar nicht alles berücksichtigen, weil du gar nicht alles machen kannst. Entweder baust du breit auf deinem Tableau, um Publikationen zu schreiben oder baust stapelnd für Theorien, die aber dann auch noch durch die Auslage gefüttert werden wollen. Du kannst auch Landkarten und Kompasse sammeln, um hier stark zu punkten. Alles möglich, aber spielst du mit wenig Fokus, so wird sich das rächen. Das finde ich für ein Familienspiel fast zu hart. Ich glaube aber, dass dieser Kritikpunkt nur mein ganz persönlicher ist. Das Spiel ist wirklich gelungen und gefällt mir ansonsten ausgesprochen gut.

Aufgrund der knackigen zwölf Runden dauert eine Partie auch nur zwischen zwanzig und dreißig Minuten, was ebenfalls zu dem seltsamen Gefühl führt irgendwas vergessen zu haben, wenn du dir anschaust, was du alles vorbereitet hast und was alles auf dem Tisch liegt, wenn du eine Partie spielst. Das fühlt sich irgendwie nach einem längeren, größeren Spiel an, als es tatsächlich ist. Aber wie gesagt, das sind eigentlich nur diffuse Gefühle, die den Spielspaß nicht schmälern sollten. Kenner- und Vielspieler*innen sind wahrscheinlich ein bisschen unterfordert von Auf den Wegen von Darwin. Allen anderen würde ich dennoch raten mal einen Blick zu riskieren.


  • Verlag: Sorry We Are French, Asmodee
  • Autor(en): Grégory Grard, Matthieu Verdier
  • Illustrator(en): Maud Briand, David Sitbon
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 2-5 Spieler*innen
  • Dauer: 20-30 Minuten

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