Am 21. Juli werden die begehrten Preise in Berlin vergeben. Bis dahin müssen wir uns gedulden und können weiter darüber diskutieren, welches der nun nominierten Spiele denn die besten Chancen hat, gerechtfertigter oder ungerechtfertigter Weise nomniert worden ist, oder warum nicht eigentlich Spiel X, Ypsilon oder Zett ausgewählt wurde? „Warum gibt es eigentlich noch immer keinen Preis für ein Expertenspiel?“, ist auch so eine beliebte Frage. Auch in diesem Jahr habe ich im Vorfeld meine Kristallkugel angeschmissen und mich am großen Rätselraten beteiligt. So schlecht habe ich gar nicht gelegen, auch wenn die Jury sich natürlich auch immer treu bleibt und die ein oder andere Überraschung für die Spielefans bereit hält. Hier eine kleine Übersicht.
Kinderspiel des Jahres 2024
Die Nominierten
Der Vollständigkeit halber möchte ich die Nominierten des Kinderspiels zuerst abhandeln, ohne zuviele Worte darüber zu verlieren, denn in diesem Bereich kenne ich mich einfach nicht mehr aus.
Große kleine Edelsteine (Wolfgang Warsch/Schmidt Spiele)
Ein alter Bekannter bei den Spielen des Jahres war in den letzten Jahren der Österreicher Wolfgang Warsch und auch in diesem Jahr hat er es wieder zu einer Nominierung gebracht. Sein Beitrag zu den Kinderspielen ist zumindest derjenige, der mich auf dem Papier am meisten anspricht.
Taco Katze Pizza Junior (Dave Campbell, Thierry Denoual/Blue Orange)
Hierbei handelt es sich um die Kinderspiel-Umsetzung von Taco Katze Ziege Käse Pizza, dass 2021 schonmal im Dunstkreis für den Spiel des Jahres Preis auftauchte und von vielen als Empfehlungstitel gehandelt wurde.
Die magischen Schlüssel (Arno Steinwender & Markus Slawitschek/Game Factory & Happy Baobab)
Rein optisch ein sehr schönes Kinderspiel mit tollem Material. Mehr kann ich auch hier leider nicht beisteuern.
Die Empfehlungsliste
- Fluffy Valley (Maxime Rambourg, Théo Rivière/Loki)
- Lecker Lava (Sophia Wagner/Drei Magier)
- Die Nadel im Heuhaufen (Thomas Sellner/Schmidt Spiele)
Spiel des Jahres 2024
Die Nominierten
Auf den Wegen von Darwin (Grégory Grard, Matthieu Verdier/Sorry We Are French)
Hier kann ich mal getrost ein Häkchen dran machen, denn in meiner Prognose habe ich diesen Titel genauso als Nominierten gesehen. Mittlerweile würde ich sogar so weit gehen und das Spiel als den nächsten Titelträger bezeichnen, da ich Sky Team ursprünglich nicht in dieser Preis Kategorie gesehen hätte und es der Jury dann auch irgendwie nicht zutraue ein Spiel für zwei Personen als Preisträger auszuzeichnen
Captain Flip (Paolo Mori, Remo Conzadori/PlayPunk)
Ich habe Captain Flip noch nicht selbst spielen können, verstehe aber aufgrund der reinen Beschreibung des Spiels, was daran durchaus so faszinierend sein kann, es für diesen Preis zu nominieren. Ich hatte den Titel als Außenseiter auf dem Radar, wollte es aber zunächst spielen, bevor ich einen Tipp abgebe, was aber dann doch nicht geklappt hat. Habe ich so nicht auf dem Schirm gehabt.
Sky Team (Luc Rémond/KOSMOS & Scorpion Masqué)
Die dritte Nominierung ist wohl keine Überraschung, denn in der breiten Masse waren sich eigentlich alle einig, dass Sky Team irgendwo bei den Preisen auftauchen wird. Ich allerdings sah den Titel aufgrund seiner Komplexität in fortgeschritteneren Missionen eher im Kennerbereich, ähnlich einem Die Crew. Das sah die Jury nun aber wieder anders und nominierte Sky Team zum Familienspiel 2024. Aufgrund der Nominierung in dieser Kategorie, glaube ich aber, wie oben schon angedeutet, dass Auf den Wegen von Darwin die Nase vorn haben könnte. Zum einen tut sich die Jury schwer mit Spielen für nur zwei Spieler*innen und ich persönlich finde den Bereich der Familienspiele für Spiele mit eingeschränkter Kommunikation immer ein bisschen schwierig. Aber lassen wir uns überraschen, einen Preis verdient hätte es alle mal.
Die Empfehlungsliste
Auf der Empfehlungsliste finden sich sowohl ein paar Bekannte als auch Überraschungen wieder.
- Ghost Writer (Mary Flanagan, Max Seidmann/Pegasus Spiele)
- Harmonies (Johan Benvenuto/Libellud)
- Passt nicht! (Thomas Weber/Schmidt Spiele)
- Schätz it if you can (Ralf zur Linde/Moses)
- Trekking – Reise durch die Zeit (Charlie Bink/Game Factory)
- Trio (Kaya Miyano/Cocktail Games)
Harmonies war für mich der Toppfavorit auf den Titel und bleibt auch meiner Meinung nach der stärkste Titel in dieser Kategorie. Ich kann aber verstehen, dass vielleicht nicht schon wieder ein Legespiel den Titel gewinnen sollte. Von daher habe ich kein Problem damit. Ghost Writer, Passt nicht! und Trio fanden sich auch auf meiner Empfehlungsliste wieder, sind also für mich keine Überraschung. Schätz it if you can hatte ich tatsächlich überhaupt nicht auf der Rechnung, scheint aber das Party-Beuteschema der Jury zu bedienen. Trekking ist ein sehr schönes und gutes Spiel, über das ich auch kurz nachgedacht habe, es aber dann doch gegenüber anderen Spielen ein bisschen zu schwach fand, obwohl das Spiel vom Schwierigkeitsgrad, der Optik und auch der Wissensvermittlung zu überzeugen weiss.
Insgesamt halten sich die Überraschungen hier also in Grenzen und Vieles ist so erwartet worden. Der Jahrgang für die sogenannten Familienspiele war kein schlechter in der Breite, wenn auch die Spitze etwas dünn besiedelt scheint. Insgesamt eine ausgewogene Liste.
Kennerspiel des Jahres 2024
Die Nominierten
e-Mission (Matt Leacock, Matteo Menapace/Schmidt Spiele)
Hier muss ich glaube ich gar nicht mehr viel dazu sagen. Auch von mir wurde es im Vorfeld als eines der drei zu Nominierenden Spiele gesehen. Rein spielerisch und thematisch sind wir hier weit vorn und e-Mission könnte ein wichtiges Spiel sein, dass auch zu Lernzwecken im schulischen Umfeld eingesetzt werden könnte. Das Material und die Optik lassen aber ein wenig zu wünschen übrig, dennoch sehe ich hier einen, wenn nicht sogar den Topfavoriten in dieser Kategorie.
Die Gilde der fahrenden Händler (Matthew Dunstan, Brett J. Gilbert/AEG & Skellig Games)
Lange hat es gedauert. Erst kam das Spiel ein wenig spät auf deutsch heraus und erschien kurz nach der Nominierungsphase im letzten Jahr. Nun schon fast in Vergessenheit geraten, wird die Jury ihm aber gerecht. Ich sah das Spiel in meiner Vorschau auf der Empfehlungsliste. Das es nun sogar in den Stand eines Nominierten gehoben wurde, finde ich nicht verkehrt, hätte ich nur nicht erwartet. Auch wenn sich der graue Pöppel gut auf der Packung machen würde, glaube ich nicht wirklich an den Titel. Tolles Spiel in toller Optik.
Zug um Zug Legacy: Legenden des Westens (Rob Daviau, Matt Leacock, Alan R. Moon/Days of Wonder)
Für mich das zweitbeste Spiel des letzten Jahres und völlig verdient nominiert. Nur erwartet hätte ich es nicht. Die Spielerfahrung war jedoch so gut und hat uns so viel Spaß gemacht, das die Jury da wohl nicht dran vorbeikommen konnte. Aufgrund des Legacy-Charakters und das es sich dabei ja eigentlich um einen Aufguss eines alten Preisträgers handelt, glaube ich hier auch nicht an den Preis. Wenn es gewinnt umso besser, aber ich würde nicht darauf wetten.
Die Empfehlungsliste
Die Empfehlungsliste für das Kennerspiel des Jahres ist relativ kurz mit nur vier Titeln.
- Bier Pioniere (Thomas Spitzer/Spielefaible)
- Botanicus (Vieri Masseini, Samuele Tabellini/Hans im Glück)
- Mischwald (Kosch/Lookout Spiele)
- Ritual (Tomás Tarragón/Strohmann Games)
Auf meiner Empfehlungsliste standen insgesamt auch nur fünf Spiele und zwei davon sind jetzt Nominierte. Mischwald ist für mich tatsächlich eine kleine Enttäuschung, denn das habe ich wirklich als gesetzt für den Preis angesehen. Immerhin ist es dann doch auf diese Liste gekommen. Ritual und Botanicus habe ich in der Tat nicht auf der Rechnung gehabt. Botanicus konnte ich noch nicht spielen, will aber unbedingt. Ritual ist aufgrund seiner Echtzeit-Mechanik einfach nicht mein Spiel und deshalb auch nie auf meinem Radar gewesen. Zu Bier Pioniere kann ich nur sagen, das es okay ist das Spiel hier zu sehen. Der Schwierigkeitsgrad ist eh zu hoch für den Preis und auch eine solche Optik sollte 2024 nicht mehr ausgezeichnet werden. Das sind Spielezeiten zu denen ich optisch nicht mehr zurück möchte, auch wenn es an den modernen Zeiten viel zu kritisieren gibt.
Sonderpreise gibt es in diesem Jahr nicht und so sind meine Tipps für die Preise Große kleine Edelsteine, weil es mich am meisten anspricht. Auf den Spuren von Darwin, weil ich die anderen beiden der Jury nicht zutraue und e-Mission, wobei ich persönlich Die Gilde der fahrenden Händler präferieren würde. Am 21. Juli 2023 wissen wir alle mehr.
Ich möchte meine Meinung etwas modifizieren. Am Wochenende war es mir nun endlich möglich Captain Flip zu spielen und ich bin seit dem überzeugt davon, das Captain Flip den Titel erhalten wird. Das Prinzip ist super simpel, jeder kann mitspielen eine Partie dauert selten länger as 15 Minuten und der Impuls es sofort wieder zu spielen ist sehr groß. Glücksmoment und Taktik passen mit der Spieldauer und Komplexität gut zusammen. Kein Meilenstein der Spielhistorie aber definitv ein Preisträger der den Preis verdient hätte.