„Sie wollten das beste Team… man hat EUCH geschickt!“ prangt da auf der Schachtel und macht neben dem Artwork mit kleinen niedlichen Comicfiguren gleich mal klar wo die Reise hingeht. Bomb Busters nimmt sich überhaupt nicht ernst und ich finde das gut. Es gibt aber auch Gegenstimmen die besagen, dass sie genau wegen der Optik an dem Spiel einfach vorbeigelaufen sind. Ein bisschen sieht das schon so aus als wären die MicroMacro Figuren aus ihrer 2D-Welt ausgebrochen und würden jetzt Bomben entschärfen. Ich finde das tatsächlich überhaupt nicht abschreckend und bin von der Schachtel die mit 66 Missionen, frontal für ganz viel Spielspaß wirbt überhaupt nicht abgestoßen. Familienspiel steht drauf und das ist auch drin, weil die Regeln der Grundmechanik wirklich überschaubar sind und Schritt für Schritt durch die Missionsstruktur aufgebaut werden. Aber ich erklär euch mal was euch hier erwartet, natürlich, wie immer so Spoiler frei wie möglich.
Worum geht es?
Bomb Busters ist im Kern ein Deduktionsspiel für bis zu fünf Spieler*innen. Thematisch sind wir ein Bombenentschärfungsteam, das sich damit beschäftigt eine Bombe Schritt für Schritt, Kabel für Kabel, zu entschärfen, ohne dass das Team in die Luft fliegt. Wir spielen also kooperativ und müssen dabei sämtliche blauen Kabel von unseren Spielbrettern entfernen. Unsere Mitspieler*innen sehen diese aber natürlich nicht, sonst wäre das Ganze ja witzlos. Durch geschicktes deduzieren können wir meistens wissen, wo sich welche Zahlen auf den Brettern befinden und wer an der Reihe ist, darf versuchen gleiche Kabel zu entfernen.
Wie läuft das ab?
Keine Angst. Das klingt zwar alles noch recht kryptisch, aber Bomb Busters ist im Kern wirklich einfach und macht einen guten Job einen in das Spiel einzuführen und gestaltet das Spiel in minimalsten Schritten immer ein bisschen schwieriger.
Der Spielaufbau ist nicht ganz so schnell erledigt und braucht vor jeder Partie ein bisschen Zeit, denn die verschiedenen Kabel wollen verdeckt gemischt und an die Spieler*innen verteilt werden. Aber nicht so vorschnell, dass könnte tödlich enden. Bomb Busters verfügt über ein Spielbrett, das vor allem eine riesige Anzeige ist. Dort gibt es einen Lebenspunkteanzeiger für das Team, besondere Ausrüstungskarten werden hier abgelegt und auch die aktuelle Mission sowie ein paar Informationen über gefährliche Kabel werden hier angezeigt. Der Teamcaptain hat überdies die Möglichkeit hier die Zahlen anzuzeigen, die bereits aus dem Spiel sind, um es ein bisschen übersichtlicher zu machen.
Ich erkläre das Spiel mal anhand der ersten Tutorialmission. Von denen gibt es insgesamt Acht, bis einen das Spiel auf weitere Missionen loslässt. Alle Spieler*innen erhalten je ein Bänkchen für ihre Kabel, eine Charakterkarte und einige verdeckte Kabel. In der ersten Mission spielen nur blaue Kabel mit den Werten eins bis sechs mit und es gibt von jedem Zahlenwert insgesamt vier. Es spielen außerdem in jeder Partie mindestens vier Bänkchen mit, was bedeutet zu zweit erhalten beide zwei und bei drei Spieler*innen ist jemand mit einem doppelten Bänkchen gesegnet. Wichtig zu wissen ist, das die Kabel pro Bänkchen verteilt werden und nicht pro Spieler*in.
Die Kabel werden dann auf den Bänkchen sortiert nach ihren Zahlenwerten von links nach rechts aufgestellt. Der Teamcaptain beginnt und gibt einen Tipp mit Hilfe eines kleinen Pfeilplättchens, das er von vorne so vor sein Bänkchen legt, das die Mitspieler*innen erkennen können auf welches Plättchen er zeigt. Dies Plättchen zeigt den Zahlenwert an, den er damit preisgibt. Alle anderen Spieler*innen tun es gleich und enthüllen so ein Plättchen mit einem Pfeil. Dann geht die Partie auch schon los. Gewonnen wird, wenn alle blauen Kabel von den Bänkchen geräumt wurden. Das erreichen wir mit zwei möglichen Aktionen. Entweder führen wir einen Soloschnitt durch, den wir nur machen dürfen, wenn wir vier gleiche Zahlenwerte oder alle übriggebliebenen gleichen Zahlen von unserem eigenen Brett entfernen können. Die zweite Möglichkeit ist der Duo-Schnitt, bei dem wir auf ein Kabel eines Teammitglieds zeigen und den Zahlenwert nennen. Diesen müssen wir allerdings auch selbst auf unserem Brett haben. Ist die Ansage richtig werden beide Kabel entfernt. Ist sie falsch, verlieren wir einen Lebenspunkt und das Teammitglied auf dessen Zahl gezeigt wurde legt ein weiteres Pfeilplättchen vor sein Bänkchen, das den richtigen Zahlenwert anzeigt. Wir dürfen natürlich nicht darüber reden, was hier passiert, sondern nur diese Aussagen tätigen. Reihum wird solange weitergespielt, bis alle blauen Kabel entfernt wurden.
Das alleine wäre recht schnell langweilig, deswegen wird nach und nach der Schwierigkeitsgrad erhöht. Zunächst mit mehr Kabeln, so dass wir irgendwann im vollen Spiel Kabel von eins bis zwölf auf unseren Bänkchen vorfinden. Das macht es interessanter aber da fehlt noch was. Um den richtigen Kick aus dem Spiel herauszuholen gibt es noch zwei Sorten Kabel: Gelbe und Rote. Roten dürfen niemals durchgeschnitten werden, also bis zum Schluss müssen diese auf den Bänkchen stehen bleiben, erwischen wir sie vorher, ist es sofort vorbei und gelbe können mit einem zweiten gelben Kabel kombiniert werden. Hier lautet der Tipp natürlich: „Das Kabel ist gelb!“. Schön und gut, aber wie werden diese einsortiert? Das ist der Clou. Es gibt jedes Kabel einmal in gelb und rot. Also mit den Zahlenwerten eins bis zwölf. Gelbe Kabel tragen den Zusatz .1 und rote .5, so dass nach einer blauen 8 eine gelbe 8.1 und eine rote 8.5 kommen könnte, bevor sich weitere Zahlen anschließen. Das sorgt für genügend Verwirrung und Spannung. Mit kleinen Holzsteinen können wir uns auf dem Spielbrett an die entsprechenden Zahlen, die in der Partie enthalten sind, erinnern.
Ausrüstungskarten unterstützen uns mit einmaligen Fähigkeiten, wenn wir die entsprechenden Kabelwerte, denen sie zugeordnet sind, zumindest einmal entfernt haben. Erst dann werden sie benutzbar. Unsere Charakterkarte erlaubt uns einen einmaligen Move pro Partie. Mit ihr dürfen wir einen Tipp abgeben und auf zwei Kabel mit einem Wert zeigen. Es muss nur eins davon richtig sein, um im Spiel zu bleiben. Das falsche bleibt einfach verdeckt.
Das ist aber noch lange nicht alles. Acht Trainingsmissionen gibt es. Danach hält die Spielschachtel weitere kleine Schachteln für uns bereit und insgesamt 66 Missionen von denen ich hier jetzt nichts spoilern werde. Der Schwierigkeitsgrad wird weiter angezogen, soviel sei gesagt.
Das Fazit
Ich glaube ganz fest, dass wir es hier mit einem Kandidaten für das Spiel des Jahres zu tun haben. Bomb Busters ist insgesamt nämlich eines dieser Spiele das Generationen an den Tisch holen kann. Ein einfaches Spiel, das sich immer schwieriger gestalten lässt, für diejenigen, die sich tiefer damit einlassen wollen. Das holt auch gleich einige der Vielspieler*innen mit ab. Die Trainingsmissionen sind für diese zwar nach ein paar Runden geschenkt und zwei oder drei weniger hätten es auch getan, aber für die anderen, die etwas weniger engagierten Spieler*innen, sind diese Lernmissionen eine wunderbare Geschichte, um weiter einzutauchen.
Der Vergleich aus der Überschrift mit Sudoku kommt auch nicht von ungefähr, denn eigentlich ist es genau das, was wir hier tun. Wir suchen Zahlen, von denen wir wissen, dass sie da sind. Wir wissen nur nicht wo. An welcher Position auf dem Brett stehen sie? Bei Sudoku scheitern wir aber nicht durch die falsche Zahl, die können wir wegradieren. Das ist hier anders. Falsche Zahlen können wir zwar durch Lebenspunkte ebenfalls wegradieren, aber die doofen farbigen Kabel sind eine permanente Gefahrenquelle. Die Mitspieler*innen sorgen dabei immer wieder für Spannungsmomente und so passierte es bei unseren Runden immer wieder, das alle gebannt dasaßen und an den Lippen des oder der nächsten Spieler*in hingen, um zu sehen, ob er oder sie es auch gecheckt hat. Banges Warten, das Bomb Busters ungemein thematisch macht, oder es sich zumindest anfühlen lässt, denn ich war ja noch nie in einer Bombenentschärfungssituation und komme da auch hoffentlich nicht hinein. Schnipp! Bumm!
Neben dem optischen Problem, dass einige haben könnten, weil es unscheinbar wirkt, hat Bomb Busters eigentlich nur ein Problem, denn ich empfinde das Spiel, nicht, wie einige andere, nur zu viert spielbar, sondern möchte auch ausdrücklich die Drei- und Zweispieler*innenlösung hervorheben. Auch das funktioniert vorzüglich. Nein, das einzige Problem sind die Bänkchen für die Plättchen, die ein wenig zu billig ausgefallen und vom Gewicht her zu leicht ausgefallen sind. Sie fallen zu einfach um und das kann den Spielspaß wirklich trüben. Die zweite „Problematik“ ist der Spielaufbau. Es liegt in der Natur dieses Spiels, dass wir hier immer wieder alles abbauen, umdrehen und neu verteilen müssen. Rote und gelbe Kabel natürlich getrennt voneinander, dann aufdecken und dann mit den blauen mischen und verteilen. Du brauchst ein wenig Geduld. Wen das aber nicht stört kann hier ein außergewöhnliches Spiel kennenlernen, dass uns zu jeder Zeit eine Menge Spaß gebracht hat und wir sind auch noch längst nicht durch alle Missionen durch und fühlen uns immer noch herausgefordert. Mehr kannst du von so einem Spiel kaum erwarten.
Bomb Busters bleibt immer wieder spannend. Niemand weiß immer alles. Irgendwann kommt der Punkt an dem es kniffliger wird und der Faktor Mensch ist nicht zu unterschätzen. Für mich ist Bomb Busters ein neuer Stern am kooperativen Himmel und ich sollte mich schon sehr täuschen, wenn wir dieses Spiel nicht auf größerer Bühne im nächsten Jahr wiedersehen.
- Verlag: Pegasus Spiele
- Autor(en): Hisashi Hayashi
- Illustrator(en): Dominique Ferland
- Erscheinungsjahr: 2024
- Spieleranzahl: 2-5 Spieler*innen
- Dauer: 30 Minuten