Es sind schon ein paar Monate vergangen, seitdem ich zum letzten mal etwas in meiner kleinen Rückblickserie veröffentlicht habe. Damals ging es um das Spielejahr 1991, also um etwas das schon ziemlich lange her ist. Heute katapultiere ich mich wieder in die noch junge Vergangenheit. Das Jahr 2015 markiert so ein bißchen den spielerischen Neuanfang für mich persönlich. In diesem Jahr war ich das erste mal zusammen mit meiner Frau auf der SPIEL in Essen und wir begannen uns so nach und nach wieder eine kleine Sammlung von Spielen zuzulegen. In den Jahren davor gab es nur mal ab und zu etwas Neues und ein Großteil meiner alten, doch recht umfangreichen Sammlung, fiel über einige Jahre hinweg den finanziellen Nöten zum Opfer, die uns in dieser Zeit plagten. Diese Zeiten gingen 2015 so langsam vorbei und Brettspiele spielen wurde wieder zu einem Luxus den wir uns leisten wollten, denn wir spielen so verdammt gern und nach vielen Jahren der spielerischen Entbehrung brach die neue Welt der Brettspiele über uns herein. 2015 schien ein fantastisches Jahr zu sein, um wieder zurückzukommen.
Das seltsamste für mich in diesem Jahr war tatsächlich die Tatsache, dass alle Welt über ein Spiel redete, dass ich schon Jahre zuvor als eher nicht so gut abgetan hatte. Selbst auf der U-Bahnfahrt zur Spiel redeten zwei kleinere Grüppchen links und rechts neben uns unabhängig voneinander über Pandemic Legacy. Das Legacy-Konzept erschloss sich mir zu dieser Zeit noch kein bißchen und alles was ich darüber las, gefiel mir überhaupt nicht. Eine Reaktion, die es damals glaube ich recht häufig gab. Spiele die man zum Teil zerstören musste und die man nachdem sie „durchgespielt“ waren, nicht mehr spielbar sind. Das konnte ich nach Jahren der fast Abstinenz nicht glauben und nicht einordnen. Und dann auch noch Pandemie. Ein Spiel das mir nur mäßig gefiel, weil es immer die Gefahr des „du hast verloren und kannst nichts dagegen tun“ in sich barg. Wie sich heute zeigt, lag ich zumindest was das Legacy-Konzept angeht falsch. Pandemie ist in meinen Augen immer noch kein gutes Spiel auch wenn ich weiß, daß ich da mit meiner Meinung allein auf weiter Flur stehe.
2015, ein Jahr indem für mich persönlich viel passierte. Auch in der Welt passierte ziemlich viel. Das Jahr gilt heute vielen als der Wendepunkt in unserer Gesellschaft. Nur ein Jahr, nachdem sich mal wieder alle nach dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft in den Armen lagen, begann sich ein Riss durch die Gesellschaft zu bilden. Flüchtlingkrise, AFD usw. und so fort. Ein bestimmter Teil der Gesellschaft wollte sich zumindest außerhalb von Arbeitsstress und Weltproblemen in seiner Freizeit einen Eskapismus schaffen und ich glaube da kommt dieser unglaubliche Boom der Brettspielindustrie in den letzten Jahre her. Auch Covid konnte diesen Boom dieses Jahr nicht klein kriegen. Die Leute haben einfach keinen Bock sich rund um die Uhr mit Problemen zu beschäftigen. Brett- und Kartenspiele sorgen für eine schöne Auszeit und der Markt macht mit. In 2015 kamen so unfassbar viele gute Spiele auf den Markt, dass es den Rahmen dieses kleinen Beitrags sprengen würde, sie alle aufzuzählen.
Ich starte meinen Blick auf die Spiele dieses Jahrgangs wie immer mit der boardgamegeek.com Hitliste. Lohnte sich der Blick 1991 kaum weil einfach nicht viel gutes erschien, so sieht es 2015 gaaaaaanz anders aus. Die Top Ten aus 2015 die ich hier aufliste, sind allesamt unter den einhundert besten Spielen aller Zeiten gemäß dieser Liste. Und schaut man sich diese gigantische Liste weiter an, so sind alleine aus dem Jahr 2015, 87 Spiele unter den ersten 1000. Was wirklich eine ziemlich gute Marke ist, wenn man sich anschaut, wieviele Jahre diese List umfasst.
- Pandemic Legacy – Season 1
- Im Wandel der Zeitalter: Eine neue Geschichte der Zivilisation
- 7 Wonders Duel
- Viticulture Essential Edition
- Food Chain Magnate
- Blood Rage
- Kingdom Death Monster
- Auf den Spuren von Marco Polo
- The Gallerist
- Mombasa
Man könnte diese Liste noch um einige weitere nennenswerte Spiele erweitern. Räuber der Nordsee, Codenames, Champions of Midgard, T.I.M.E. Stories, Zombicide Black Plague und, und, und. Aber, ich schau mir in diesem kleinen Format ja immer so an, was ich davon kenne und schon gespielt habe. Das ergibt in diesem Jahr dann doch ein recht zwiespältiges Bild. Pandemic Legacy Season 1, zu diesem Thema können geneigte Leser unter den Spieltagebüchern fündig werden und meinen ausführlichen Spielbericht zu dem Spiel nachlesen. Großartiges Spielerlebnis trotz Pandemie-Spielmechanik. Im Wandel der Zeitalter habe ich bisher leider nur ein einziges Mal mit viel zu wenig Zeit gespielt und fand vieles ganz ganz toll, aber möchte hier kein Urteil über das Spiel fällen. Der dritte Platz aus diesem Jahrgang ist aber eines der Spiele, die ich rauf und runter gespielt habe und auch immer noch spiele. 7 Wonders Duel ist eines der besten Spiele für zwei überhaupt und übertrifft in seiner eleganten Art und Weise auch den sehr guten großen Bruder.
Bei Viticulture besteht meine Erfahrung aus ein paar Versuchen die Appversion zu spielen, die aber leider in einem nicht performanten Zustand ist. Es ist ein Graus dieses wahrscheinlich sehr gute Brettspiel zu spielen. Viticulture ist eines meiner Schwarzen Löcher. Ein Spiel, dass ich immer noch allzugerne ausprobieren möchte. Auch alle folgenden Plätze in den Top Ten habe ich persönlich leider noch nicht ausprobieren können. Einige, wie zum Beispiel Blood Rage und Mombasa, interessieren mich leider bis heute überhaupt nicht. Andere sind mir schlichtweg zu teuer Food Chain Magnate, Kingdom Death Monster oder The Gallerist. Bei diesen Spielen würde ich auf jedenfall gerne mal einen Blick riskieren und mir eine Meinung bilden, aber leider hat sich das bis jetzt noch nicht ergeben. Für Auf den Spuren von Marco Polo habe ich allerdings bisher keine Erklärung und das steht hier immer noch ungespielt herum. Man merkt halt an diesem Jahrgang doch, dass wir erst wieder in diesem Jahr angefangen haben uns vermehrt mit Spielen zu beschäftigen und wir viele wahrscheinlich tolle Spiele noch immer vor uns haben.
Das Spiel des Jahres 2015 ist mir allerdings sehr wohl bekannt und zu Colt Express habe ich sogar hier im Blog schon meine Meinung kund getan. Leider ein Spiel, dass bei mir einen schwierigen Stand hatte auch wenn es wohl ein großer Erfolg gewesen ist. Auf der Nominierungsliste standen mit Machi Koro und The Game dann aber noch zwei Spiele, die wir ausgiebig gespielt haben. Das Machi Koro Prinzip haben wir etwas später in Valeria aufgegriffen und es ehört in dieser Form zu einem unserer liebsten Spiele überhaupt. Mit Patchwork befand sich noch ein weiterer heutiger Klassiker auf der Empfehlungsliste. Cacao, Loony Quest, Simsala… Bumm?, Ugo! und Vollmondnacht von Ted Alspach befanden sich ebenfalls auf der Empfehlungsliste. Beim Kennerspiel des Jahres sah es dann ähnlich aus. Broom Service ist es geworden, ein Spiel das meine Frau unbedingt spielen wollte. Auch dieses Spiel hatte es bei uns beiden recht schwer. Orleans und Elysium waren ebenfalls nominiert und wären für mein dafürhalten beide eine bessere Wahl gewesen ganz zu schweigen von dem fantastischen Five Tribes, das nicht einmal auf der Empfehlungsliste Erwähnung fand. Aber immerhin war auch hier das schon genannte Auf den Spuren des Marco Polo mit dabei. Auch die Arler Erde von Herrn Rosenberg wurde empfohlen, welches wir ebenfalls noch ungespielt in unserer Sammlung wissen. Der Vollständigkeit halber sei auch noch das letzte Spiel Deus erwähnt, dass ich leider bis heute nicht kenne.
Der Deutsche Spielepreis bietet dann noch ein paar andere Spiele auf. Auf den Spuren von Marco Polo gewann in diesem Jahr den beliebten Publikumspreis. Orleans und Colt Express kommen auf die Plätze. Murano von den Brands, Arler Erder, Five Tribes, Cacao, Machi Koro, Aquasphere und Patchwork vervollständigen die zehn Plätze des Deutschen Spiele Preises. Wie fast immer eine sehr schöne Auswahl.
2015 war ein sehr ergiebiger und spielerisch toller Jahrgang. Die Mitte dieses Jahrzehnts war der Startschuss für einen neuerlichen Boom der Bretspielbranche der bis zum heutigen Tage anhält und den wir als Spieler genießen sollten. Momentan kommen in jedem Jahr soviele tolle Spiele auf den Markt, dass es eine wahre Freude ist. Wenn ich Stimmen auf boardgamegeek lese die behaupten, dass momentan schlechte Spielejahre sind, kann ich ihnen nur sagen, sie haben das Glück der späten Geburt und kennen viele der schwachen Jahrgänge überhaupt gar nicht. Natürlich kommen in jedem Jahr auch viele schlechte Spieler heraus, aber ich finde in jedem Jahr mehr Spiele die ich spielen möchte, als ich spielen kann. Das ist der absolute Überfluss. Ich als Fan freue mich. Was aber sind meiner bescheidenen Meinung nach die Spiele, die ich in meine Ludothek aus diesem Jahrgang aufnehmen würde. Allerdings muss ich 2015 große Kenntnislücken offenbaren und bitte das zu bedenken. Pandemic Legacy gehört definitv hinein. 7 Wonders Duel gehört dazu und für mich persönlich auch Spiele wie Zombicide Black Plague, Potion Explosion und Die Blutige Herberge um mal noch ein paar weitere Titel zu benennen.
Gehört für euch noch etwas anderes aus diesem Jahr in eine Ludothek? Wenn ja, immer rein damit in die Kommentare…