Heute mal wieder ein bißchen in der Vergangenheit zurück möchte ich an eines der großartigsten Spiele überhaupt erinnern. Natürlich ist das nur meine Meinung, aber in meinen Augen handelt es sich hier um das Meisterwerk des umtriebigen französischen Spieleautors Bruno Cathala. Zu unrechterweise wurde es im Jahr des deutschen Releases 2015 von der Spiele des Jahres Jury nicht mal mit einer Nominierung für die gängigen Preise gewürdigt. Skandalös wenn man sich die Preisträger in den Jahren 2014 und 2015 anschaut. Egal, jeder sollte dieses, von Days of Wonder, wunderschön herausgebrachte Spiel kennen und es gespielt haben, denn es wartet mit einem der genialsten Spielmechanismen auf, die die Spielewelt, zumindest bis zum Erscheinen, erleben durfte. Das Spiel ist sehr umfangreich und mit viel Material ausgestattet, aber wie für ein Days of Wonder Spiel üblich recht einfach zu erlernen.
Worum geht es?
Im Sultanat Naqala ist ein Machtvakuum entstanden, denn der alte Sultan ist verstorben und fünf Stämme ringen um die Macht des Stadtstaates. Die Spieler kommen als Teil einer Karawane hier an und wollen die Macht an sich reißen und sich das fabelhafte Königreich aus den Legenden von 1001 Nacht zu Untertan machen. Hierzu müssen sie die verschiedenen Stämme geschickt gegen- und miteinander benutzen, um die meiste Macht zu erhalten und sich durch die meisten Punkte den Sieg zu sichern.
Wie läuft das ab?
Die Prämisse klingt recht alltäglich, aber der Spielmechanismus ist es überhaupt nicht. Zum Spielaufbau: am Anfang werden die 30 Ortsplättchen gemischt und dann offen zu einem fünf mal sechs Plättchen großem Spielplan ausgelegt. Es gibt Plättchen mit rotem Wert, die Marktplätze und Oasen und welche mit blauem Wert. Dies sind die Heiligen Orte und Gebäude. Die Werte dieser Orte reicht von 4 bis 15 Punkte und wer auch immer sie am Ende kontrolliert, bekommt genau diese Punktewerte gutgeschrieben. Die blauen Orte sind dabei meistens mehr Punkte Wert. Jeder Ort verfügt auch über eine bestimmte Fähigkeit.
Als zweites wirft man alle 90 im Spiel enthaltenen Meeple in den Stoffsack und mischt sie gut durch. Die Meeples haben fünf Farben und stehen für die fünf Stämme und Funktionen. Von drei Sorten (blau, grün und rot) gibt es je 18 Meeple und 20 von weiß, sowie 16 von gelb. Danach zieht man immer drei Meeple und stellt sie auf eines der Plättchen, so dass am Ende alle Meeple bunt verteilt stehen. Es ist völlig egal in welcher Konstellation sie nun auf dem Spielbrett stehen. Jeder Spieler erhält seinen Spielstein und die entsprechenden Kamelspielsteine in seiner Farbe dazu und die beiden Leisten für die Zugreihenfolge und zum Bieten werden an den Rand des Spielfelds gelegt. Sämtliche anderen Spielsteine (Palmen und Paläste), sowie Münzen werden als Vorrat bereitgelegt. Die Dschinnkarten werden gemischt und drei von ihnen offen ausgelegt, sowie der Rest als Nachziehstapel daneben gelegt. Die Rohstoffkarten, die es auch noch gibt, werden ebenfalls gemischt und danach werden neun von ihnen in einer Reihe nebeneinander offen ausgelegt. Die restlichen Karten werden ans Ende der Reihe als Nachziehstapel gelegt. Jeder Spieler bekommt noch Münzen im Wert von 50 aus dem Vorrat und eine völlig überdimensionierte Spielhilfe, auf deren Rückseite aber alle 22 Dschinne des Spiels mit ihren Fähigkeiten erklärt werden.
Nun sind bereits sämtliche neuen Spieler von der schieren Materialfielfalt des Spiels eingeschüchtert und harren der Dinge die da kommen mögen. Allerdings ist alles halb so schlimm, wie bei jedem Eurogame geht es in der Regel darum die meisten Punkte zu erzielen und das ist bei Five Tribes genauso. Es gibt allerdings eine Menge verschiedene Möglichkeiten Punkte zu machen und bevor ich den Spielablauf kurz erkäre, möchte ich zumindsest erwähnen wofür man Punkte bekommen kann. Wie schon erwähnt bekommt man die Punkte für seine Plättchen auf dem Spielfeld. Den Besitz zeigt man durch seine Kamele an. Für jedes Gold in seinem Besitz bekommt man einen Siegpunkt. Man erhält für jeden Wesir (gelber Meeple) der am Ende in seinem Besitz ist einen Siegpunkt und für jeden Spieler der weniger gelbe Meeple besitzt als man selber erhält man nochmal 10 Punkte. Jeder weiße Meeple (Ältester) erhält man zwei Siegpunkte. Auch die Dschinns sind verschiedene Menge an Punkten Wert. Im Verlauf des Spiels hat man die Möglichkeit Palmen und Paläste auf Plättchen zu platzieren und bekommt für jede Palme auf seinen Plättchen drei Punkte und fünf für Paläste. Die letzte Punktemöglichkeit besteht aus den Rohstoffkarten. Hier muss man Sets aus bis zu neun unterschiedlichen Rohstoffen sammeln. Je mehr verschiedene Karten man in einem Set hat, desto mehr Punkte und jedes Set zählt.
Ein Spielzug besteht dann aus drei einfachen Phasen, oder sagen wir zwei einfachen und einer umfangreichen. Als erstes bieten die Spieler auf ihre Zugreihenfolge. Ein Spieler beginnt und kann auf einen Platz der Zugreihenfolge bieten. Die ersten sechs Plätze kosten von 18 bis 1 Münze und die letzten drei sind kostenlos. Alle Spieler bieten reihum auf einen Platz. Dann folgt mit Phase zwei das eigentliche Spiel, hier müssen die Spieler einige Aktionen ausführen. Als erstes stellt der Spieler der an der Reihe ist, seinen Spielstein von der Bieterleiste zurück auf die Leiste mit der Zugreihenfolge. Da er als erstes dran ist, muss er auch im nächsten Zug als erster das Bieten beginnen. Dann muss man Meeple bewegen. Man sucht sich ein Plättchen aus, auf dem noch mindestens ein Meeple steht, nimmt alle in die Hand und setzt nun beginnend auf einem benachbarten Plättchen auf jedem Plättchen ein Meeple ein, bis die Hand leer ist. Dabei gilt es folgende drei Dinge zu beachten: der letzte Meeple den man einsetzt muss auf einem Plättchen eingesetzt werden, auf dem zumindest schon ein Meeple dieser Farbe steht. Zweitens wird immer nur vertikal und horizontal auf nächste Plättchen eingesetzt, niemals diagonal und zu guter letzt darf man niemals auf ein Plättchen zurück, von dem man gerade gekommen ist.
Hat man die Meeple bewegt folgt eine Reihe von Aktionen die man machen kann. Als erstes nimmt man nun alle Meeple der Farbe die man zuletzt eingesetzt hat von dem Plättchen auf die Hand. Sollte das Plättchen leer sein, kann man es mit einem seiner Kamele für sich besetzen und man hat die ersten Punkte schonmal im Sack. Danach darf man die Aktion des Stammes ausführen, den man nun in seiner Hand hält und als nächstes darf man dann noch die Aktion des Plättchens ausführen auf dem die Bewegung geendet hat, unabhänigig davon, ob man es in Besitz genommen hat oder nicht. Als letztes darf man in dieser Phase noch Rohstoffkarten verkaufen. um Geld zu bekommen.
Die fünf namensgebenden Stämme verfügen alle über andere Aktionen, die gelben Wesire zum Beispiel stellt man lediglich als Punktelieferant vor sich ab. Genauso macht man es mit den weißen Ältesten, die neben Punkten aber auch noch als eine Art Zahlungsmittel für die Dschinn dienen. Die grünen Meeple sind Kaufleute und für jeden von ihnen darf man sich eine der Rohstoffkarten nehmen. Bei den blauen handelt es sich um Baumeister, die Geld verdienen und die roten sind Meuchler, mit denen man Meeple von den Plättchen entfernen darf.
Die Plättchenaktionen sind ebenfalls sehr wichtig. Auf Oasen darf man eine Palme einsetzen, auf den Gebäude Plättchen einen Palast. Auf den Märkten darf man Gold ausgeben um Rohstoffkarten zu kaufen und auf den Heiligen Orten hat man die Möglichkeit Dschinn zu erwerben. Das ist es dann auch schon, all diese Schritte durchläuft ein Spieler, bevor der nächste dran ist und am Ende der Runde werden die ausliegenden Karten noch aufgefüllt und das Spiel endet entweder, wenn ein Spieler sein letztes Kamel gesetzt hat oder keine legale Meeple-Bewegung mehr möglich ist.
Das Fazit
Five Tribes ist toll! Es sieht gut aus und ist fabelhaft ausgestattet. Der Spielmechnismus, den ich hier versucht habe zu Erklären ist das Herzstück des Spiels und klingt bei all den Möglichkeiten ersteinmal total kompliziert. Ist er aber gar nicht. Days Of Wonder achten wirklich darauf, ihre Spiele niemals zu komplex zu gestalten und das ist auch hier der Fall. Bruno Cathalas Mechnismus ist vielschichtig und variantenreich, aber durchaus schnell gelernt. Für mich ist Five Tribes bis heute das beste Eurogame überhaupt. Ich habe immer wieder Spaß es zu spielen, denn es gibt soviele Möglichkeiten, wie man versuchen kann zum Sieg zu kommen. Egal, ob man sich auf die Rohstoffe fokussiert und versucht möglichst große Sets zu sammeln, oder man durch die Orstaktionen auf die Dschinn und ihre mächtigen Fähigkeiten setzt. Baumeister sinnvoll einzusetzen und richtig viel Gold zu schefflen ist genauso möglich. Man kann in jeder Partie etwas neues ausprobieren und alles wird getragen von diesem superinteressanten Mechanismus. Five Tribes ist eines von diesen Spielen, die in absoluter regelmäßigkeit bei uns auf den Tisch kommt und das heisst in der heutigen Zeit der fantastischen Brettspielfülle schon einiges. Deshalb auch ein mehr als verdientes Prädikat!
- Verlag: Days Of Wonder
- Autor(en): Bruno Cathala
- Erscheinungsjahr: 2015
- Spieleranzahl: 2 – 4
- Dauer: 40 – 80 Minuten
3 Gedanken zu „Five Tribes“