The Hunger – Biss zum Sonnenaufgang

The Hunger

Herzlich willkommen zum nächtlichen Vampirrennen! Richard Garfield hat ein neues Spiel am Start und das freut mich immer wieder, auch wenn ich mit seinen letzten Veröffentlichungen nicht immer so ganz zufrieden war. Bei The Hunger bin ich von Beginn an recht zuversichtlich, denn ich konnte ein wenig des Spiels schon vorab sehen und war vom Thema und Spielablauf gleich begeistert. Nun ist es direkt bei Pegasus erschienen und es wird Zeit etwas dazu zu sagen. Richard Garfield lässt ein Thema in seinem Leben anscheinend nicht los und das sind Karten. Mit Karten kennt er sich aus und ich mag seine Spiele die auf Karten basieren (Magic, Robo Rally, Bunny Kingdom etc.). Nahezu alle anderen lassen mich kalt. Ich finde z. B. King of Tokyo gräßlich und auch sein neuerlicher Beitrag zu den Roll & Writes, Dungeon, Dice & Danger, gefällt mir nur so mittel. Da haben wir aber Glück, das The Hunger wieder ganz viele Karten in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Hier geht es hauptsächlich um Karten und um den Deckbau. Lasst euch aber gesagt sein, der Deckbau funktioniert hier ein wenig anders, als ihr das aus normalen Deckbuildern gewohnt seid. Lasst euch erklären…

Worum geht es?

In The Hunger spielen die Spieler*innen Vampire, die genau bis zum Sonnenaufgang Zeit haben auf die Jagd zu gehen und sich mit der wichtigen Blutnahrung zu versorgen. Geweckt wurden die Vampire vom Duft einiger Grabrosen des entfernten Friedhofs. Getrieben von diesem Duft ist es ihre Aufgabe in 15 Runden natürlich die meisten Punkte zu erzielen. Punkte gibt es für Karten in ihrem Deck. Diese stammen von ihrer gejagden Beute, denn gebissene und ausgesaugte Opfer verwandeln sich in Lakaien des Vampirs und landen allesamt im Deck. Die Spieler*innen rennen solange in der Gegend um das Schloss herum, bis es für sie Zeit wird umzukehren, damit sie die sicheren Schlossmauern noch bis zum Morgengrauen erreichen können. Wer es bis zum Friedhof schafft kann vielleicht sogar eine wertvolle Rose ergattern. Zuhause Angekommene kämpfen um den Sieg nach Punkten. Bleibst du auf der Strecke, so bleibt dir nichts.

The Hunger – Spielaufbau für vier Spieler*innen / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

The Hunger verfügt über ein Spielbrett, dass uns die Umgebung um das Vampirschloss zeigt. Um dieses wickelt sich der Weg spiralförmig herum. In der Mitte liegt das Schloß auf einem verschneiten Hochplateau und wir bewegen uns danach in die Ebene, wo uns mehrere Wege zur Verfügung stehen, und schließlich durch den Wald bis hin zum Friedhof. Entlang der Wege gibt es ein paar Gebäude und Brunnen, die für den Spielverlauf wichtig sind. An manchen Stellen gibt es kleinere Friedhöfe und auch Schätze zu finden. Am unteren Rand des Spielfelds befindet sich eine Punkteleiste und an eine Seite des Spielbretts legen wir weitere Tableaus, genannt das Jagdgebiet, an. Dieses skaliert allerdings mit der Spieler*innenanzahl und wird entsprechend größer. Dieses Jagdgebiet ist nichts anderes als eine Kartenauslage, die sich während des Spiels entwickelt. Je länger die Karten liegen bleiben, desto billiger werden sie, denn am Rundenende werden ausliegende Karten eine Spalte weiter nach rechts geschoben. Es gibt drei verschieden teure Spalten.

The Hunger – Jagdtableau mit Rundenleiste und den verschiedenen Spalten / Foto: Spieltroll

Jede*r Spieler*in erhält sechs Startkarten mit seinen Fähigkeiten, einen Spielstein und einen Punktezähler, sowie ein Tableau mit seinem Vampir, das anzeigt, wo welche Karten angelegt werden. Soll eine schwierigere Variante gespielt werden, so können diese Tableaus auch umgedreht werden und geben den Vampiren individuelle Fähigkeiten.

The Hunger – Startkarten / Foto: Spieltroll

Der Rest der Karten wird, wie bei Bunny Kingdom, in einen riesigen Stapel gemischt und als Zugstapel bereitgelegt. Auf dem Spielbrett werden noch verdeckt Schätze und Friedhofsplättchen ausgelegt. Die Friedhofsplättchen bringen uns Soforteffekte oder zeigen uns Wege auf, am Ende der Partie zusätzliche Punkte zu bekommen. Zu Beginn des Spiels bekommen alle Teilnehmer*innen zwei dieser Plättchen und suchen sich eins aus. Außerdem werden auf dem Spielplan offen zwei dieser Plättchen ausgelegt, die für alle Spieler*innen gelten. Dann geht es auch schon los.

The Hunger – Jagdziele / Foto: Spieltroll

Die Vampir*innen mischen ihre Decks und ziehen je drei Karten auf die Hand. In der ersten Runde wird die Zugreihenfolge dadurch bestimmt, dass alle Spieler*innen die Geschwindigkeitswerte auf ihren Handkarten zusammenrechnen und der höchste Wert bestimmt wer anfängt. Gibt es Gleichstände entscheidet das Alter der Spieler*innen. Wer älter ist kommt früher an die Reihe. Die Spielsteine der Spieler*innen werden so auf das Schloss gelegt, dass derjenige der zuerst beginnt, ganz oben liegt. Die Geschwindigkeitswerte? Ja, am besten erkläre ich euch erstmal die Karten. Insgesamt gibt es vier verschiedene Kartentypen, von denen aber nur drei im Nachziehstapel vorkommen. Gegenstände, und von denen gibt es in diesem Spiel erstmal nur drei Stück, genauergesagt handelt es sich dabei um die drei Rosen, die am Friedhof verdient werden können, sind die erste Sorte. Im Nachziehstapel und auf unserer Hand befinden sich Fähigkeiten, sowie Menschen und Gefährten im Nachziehstapel. Alle Karten verfügen über eine Wertangabe die oben links sichtbar ist. Dieser Wert ist die Geschwindigkeit. Rechts oben und links über der Fähigkeit in einem Bluttropfen befinden sich die Siegpunkte, die die jeweilige Karte Wert ist. Am unteren Rand der Karte sind bei vielen Karten individuelle Fähigkeiten aufgedruckt und auch Symbole für ihre jeweilige Fraktion. Menschen teilen sich nämlich nochmal in vier Gruppen auf: Bürgerliche, Geistliche, Adelige und Kämpferische.

The Hunger – unterschiedliche Menschen / Foto: Spieltroll

Bin ich an der Reihe durchläuft mein Zug drei einfache Phasen. Ganz zu Beginn lege ich meine drei Handkarten offen in meine Auslage. Gibt es Karten darunter, die Effekte beim Aufdecken haben, so werden sie sofort abgehandelt. Zum Beispiel „decke eine weitere Karte auf“. Habe ich alles abgehandelt beginnt die ‚Bewegen und Jagen Phase‘. Ich muss mich immer zuerst bewegen und dazu zähle ich meine Geschwindigkeitswerte zusammen. Ich darf meinen Spielstein um soviele Felder in eine Richtung bewegen, wie meine Geschwindigkeit vorgibt, darf aber auch weniger Felder laufen, da ich die Geschwindigkeitspunkte auch noch für die Jagd benötige. Komme ich an Kreuzungen darf ich mich für einen Weg entscheiden. Wichtig ist nur, dass ich innerhalb einer Bewegung nicht die Richtung wechseln darf. Komme ich auf ein Feld, auf dem ich einen Bonus erhalten kann, wie zum Beispiel einen Schatz oder Ähnliches, so erhalte ich diesen sofort. Lande ich auf einem Feld, auf dem bereits ein anderer Vampir steht, so darf ich diesen auf ein benachbartes Feld verschieben. Lediglich das Schloss und der Friedhof sind von dieser Regelung ausgenommen.

The Hunger – Gefährtenkarten / Foto: Spieltroll

Nach der Bewegung beginnt die Jagd und hier kaufe ich quasi neue Karten mit meiner Geschwindigkeit ein. Im Jagdgebiet liegen Karten aus und diese kann ich für die entsprechende Geschwindigkeit erwerben. Alle Karten in der ersten Spalte kosten drei, in Spalte zwei 2 und in der letzten, wo sich auch mehrere Karten sammeln können nur noch eine Geschwindigkeit. Stehen Siegpunkte auf der Karte, so erhalte ich diese sofort und lege die Karte dann auf meinen Ablagestapel. Die Ausnahme bilden hier Karten mit der „Bereit“-Fähigkeit die ich oben auf mein Deck legen darf. Jage ich Menschen in der Ebene oder im Wald, bekomme ich noch Extra-Siegpunkte.

The Hunger – Zugreihenfolge / Foto: Spieltroll

Am Ende meines Zuges drehe ich meinen Spielstein um, so dass alle erkennen können das ich bereits an der Reihe war. Alle Karten kommen aus meiner Auslage auf den Ablagestapel und ich führe eventuell noch anfallende Effekte aus und ziehe abschließend drei neue Karten für die nächste Runde. Dann ist die nächste Mitspieler*in an der Reihe und die Reihenfolge ist nochmal etwas ziemlich Interessantes, denn die Reihenfolge wird immer zu Beginn einer Runde bestimmt. Dazu werden die Regionen des Spielfelds betrachtet: Berge, Ebene und Wald. Spieler*innen im Wald sind zuerst an der Reihe, danach die in der Ebene und dann erst die Berge. Sind mehrere Spieler*innen im gleichen Gebiet entscheidet der Weg, auf dem sie sich befinden: Straße, Gleise, Seeweg. Straße kommt vor Gleis und erst zum Schluss der Seeweg. Als weiterer Tiebreaker gilt dann die Entfernung zum Schloss in Feldern und anschließend noch welche Scheibe am weitesten oben liegt. So ist immer klar geregelt wer wann an der Reihe ist.

The Hunger – Ein Vampir – Einfache Seite / Foto: Spieltroll

An kleinen Friedhöfen können die Spieler*innen weitere Punkteplättchen einsammeln und auf Schatzfeldern warten lukrative Belohnungen. Natürlich müssen sie auf solchen Feldern zum Stehen kommen.

Was sind nun aber der Clou und der Knackpunkt an diesem Spiel. Zum einen ist es das Klong!-Element, zu wissen wann Schluss sein muss. Im normalen Spiel muss ich ins Schloss oder eines der drei Felder davor zurückkommen, um überhaupt an der Wertung für das Spiel teilnehmen zu dürfen. Auf den drei Feldern vor dem Schloss gibt es zudem noch gehörige Minuspunkte. Für Neulinge empfiehlt es sich dringend die alternative Beginnerseite des Spielbretts zu nehmen, denn hier berechtigt das gesamte Hochtableau zur Teilnahme an der Schlusswertung mit ebenfalls horenden Minuspunkten. Die Spieler*innen müssen also abschätzen, wie weit sie gehen können und das hat nicht nur etwas mit der Entfernung zum Schloss zu tun, nämlich noch viel gehöriger mit ihren Decks, denn diese sind zu Beginn so schön funktionell und ich komme gut damit voran. Bis ich beginne meinen Blut- und Punktedurst zu stillen. Menschen sind nämlich Klötze am Bein. Sie behindern mich wo es geht. Sie verlangsamen das Deck gehörig. Fähigkeiten sind toll, aber bringen halt keine Punkte und sind ziemlich selten. In der Erstpartie habe ich hier noch niemanden gesehen, der sich und sein Deck nicht massiv überschätzt hat und so schmelzen die Vampire unter der Sonne. Manche Partie hatte so auch schon gar keine*n Sieger*in.

The Hunger – Ein Vampir – fortgeschrittene Seite / Foto: Spieltroll

Fünfzehn Runden dauert der Spaß und die sind mitunter ganz schön lang, aber dann meistens doch viel zu kurz um ins heimelige Schloss zurückzukommen. Finde ich unter den Schätzen einen Sonnenschirm, so habe ich sogar noch eine weitere Runde Zeit. Aber diese dämlichen Menschen sorgen dafür, dass ich einfach nicht weit genug ziehen kann.

Am Ende gewinnt natürlich, wer die meisten Siegpunkte machen konnte und da kann durch die Freidhofplättchen nocheinmal ein kleines Sümmchen zusammenkommen.

Das Fazit

The Hunger ist ein gelungenes Spiel, erinnert aber stark an Klong!, ohne ganz dessen Klasse zu erreichen. Hier stehen zwar noch ein paar andere Entscheidungen im Vordergrund und ich empfinde den Deckbau in diesem Spiel als ein wenig knackiger als den in Klong!, aber insgesamt ist Klong! von den Mechanismen eine Klasse eleganter.

Bevor ich merkte, das jede weitere Karte mein Startdeck nur noch schlechter machte, war die erste Partie schon klar verloren. Ich hatte zwar viele Punkte im Deck, aber ich kam mit Mühe und Not gerade so auf das Bergplateau zurück. The Hunger erfordert Übung und so können die ersten Partien schon frustig sein. Ich habe viele kleine Details hier noch ausgelassen, weil das Spiel viele kleine fitzelige Regeln hat, die ich mir merken muss. Im Grunde ist das Spielgeschehen einfach, aber durch diese vielen kleinen Dinge würde ich das hier definitv als Kennerspiel einordnen. Wir haben in unserer Erstpartie ganz großkotzig mit der Spielbrettseite für erfahrenen Spieler*innen angefangen und das bitter bezahlt. Keiner kam nur annähernd ins Ziel. Die Rosen im Friedhof sind auch zu verlockend, denn sie kommen mit extrem guten Fähigkeiten daher und können uns belohnen, wenn wir sie früh ergattern. Irgendwann hatte ich dann aber den Dreh so einigermaßen raus und kam zumindest auf der Anfängerseite gut ins Ziel. Das Schloss lockt bei frühzeitiger Rückkehr ebenfalls mit Bonuspunkten. Hier können die Spieler*innen viel ausprobieren mit dem Deck.

The Hunger – Rosenkarten / Foto: Spieltroll

Es gibt übrigens auch noch eine Verschlingen-Mechanik mit der es möglich ist, den ein oder anderen Menschen zu verspeisen, um ihn aus dem Weg zu haben. Grausam aber effektiv. Ist aber relativ selten möglich. Das ganze Spiel ist übrigens nicht so düster wie es sich anhört und alles ist mit einem gehörigen Schuß Humor zu sehen. So gibt es zum Beispiel Menschen mit einer Chilifähigkeit (haben wohl was scharfes gegessen), sobald sie auftauchen müssen wir in unserem Zug zum nächsten Brunnen stürmen. Blöd nur wenn der in der falschen Richtung liegt. Auch Betrunkene können wir beißen und sind dann selbst so bedüdelt, dass wir immer vom Schloss wegziehen. Das ist toll, solange wir noch in Richtung Friedhof unterwegs sind, aber wenn wir zurück wollen nerven die ganz schön.

Die Mechanik ist simpel, aber dank der ganzen kleinen fitzeligen Regeln schwer zu meistern. Es gibt einfach viele kleine Dinge auf die geachtet werden muss. Mir machte The Hunger eigentlich in jeder Runde bisher Spaß. Das Spiel lässt sich mit bis zu sechs Spieler*innen spielen und davon würde ich deutlich abraten, denn selbst zu viert dauerte eine Partie schon ganz schön lang und die Downtime ist nicht unerheblich. Bei uns zieht The Hunger erstmal in die Sammlung ein, weil wir wirklich viel Spaß damit hatten. Mal wieder ein Spiel von Herrn Garfield, dass ich als gelungen ansehe.


  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor*in(en): Richard Garfield
  • Illustrator*in(en): Marta Ivanova, Jocelyn ‚Joc‘ Millet, Semyon Proskuryakov
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieler*innenanzahl: 2 – 6 Spieler*innen
  • Dauer: 45 – 90 Minuten

4 Gedanken zu „The Hunger – Biss zum Sonnenaufgang“

  1. Informative Rezi, danke dafür.
    Noch besser wäre es, vor dem Hochladen einen Spellchecker drüberlaufen zu lassen und/oder den Text einfach nochmal durchzulesen / durchlesen zu lassen.
    Die zahlreichen Schludrigkeiten erzeugen beim Leser den Eindruck, inhaltlich sei womöglich auch geschludert worden, auch wenn das gar nicht der Fall ist.

  2. Ich spiele sowohl Klong! als auch The Hunger sehr gerne. Das Problem scheint mir zu sein, dass Klong! in der Spielergemeinschaft sehr mächtig ist, und The Hunger überall damit verglichen wird, komischerweise aber mit keinem anderen Rennspiel. Viele sind dann erst einmal enttäuscht, aber ich denke, man sollte The Hunger einfach als eigenständiges Spiel sehen, dass eben etwas einfacher verläuft.

    1. Sehe ich ähnlich, Klong! ist sehr beliebt und The Hunger bei leibe kein schlechtes Spiel. Ich finde es schwierig den Rennspielcharakter des Spiels mit einem anderen Spiel zu vergleichen. Ich persönlich kenne nur zwei Spiele die Deckbau als Mechanik für ein Rennspiel benutzen. Aber mit Wettlauf nach El Dorado hat The Hunger nichts gemeinsam außer den Deckbau. Hier ist das Rennen einfach linear vom Start bis ins Ziel. Der Zeitpunkt des Umkehrens ist es aber der den Reiz von The Hunger ausmacht und da ist die Parallele zu Klong! dann etwas ausgeprägter.

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