Klassiker – Robo Rally

Die Rubrik der Klassiker ist in letzter Zeit ebenfalls ein wenig eingeschlafen und das will ich jetzt wieder ändern. Es gibt genug Spiele, die ich hier gerne erwähnen möchte und die es verdient haben Teil dieser Serie zu sein. Heute soll es um das Spiel Robo Rally gehen, dass ebenfalls schon eine lange Zeit auf dem Buckel hat. Auch ist die Geschichte seiner Veröffentlichung ganz interessant, denn das Spiel stammt von Richard Garfield, der vielen als der Erfinder von Magic – The Gathering bekannt sein dürfte. Somit ist er schon zum zweiten mal Teil dieser Serie, denn auch Magic habe ich in dieser Serie von Klassikern schon betrachtet. Die Geschichte von Magic ist nämlich ganz eng auch mit diesem Spiel verknüpft, aber dazu später mehr. Heutzutage scheint mir Robo Rally schon fast ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein, was ich schade finde. Es wird aber mindestens genausoviele Stimmen geben, die es nicht vermissen, denn Robo Rally wird geliebt oder gehasst. Dazwischen existiert meist nicht viel.

Zunächst einmal für all diejenigen, die nicht wissen, von was für einem Spiel ich hier schreibe, zunächst eine kleine Einführung über das Spielgeschehen in Robo Rally. Der Name gibt es bereits vor, hier fahren die Spieler mit ihren Robotern in einer Fabrik ein Rennen. Wer zuerst am Ziel ankommt gewinnt natürlich und das Spiel ist dann sofort beendet. Auf dem modularen Spielbrett werden mehrere Wegpunkte abgesteckt, die der Reihe nach abgefahren werden müssen. Die Spieler*innen programmieren ihre Roboter mit Hilfe von Karten. Jedem stehen neun Karten zur Verfügung und mit ihnen ist es möglich die Roboter ein oder zwei Felder nach vorne, eines nach hinten zu fahren, oder eine Links- oder Rechtsdrehung durchzuführen. Die letzte Karte ist eine 180-Grad-Wende. Die Spieler*innen erhalten die Karten ganz zufällig und müssen fünf aufeinanderfolgende Schritte verdeckt programmieren.

Robo Rally

Nachdem die Programmierung abgeschlossen wurde, wird Schritt für Schritt der Programmierung ausgeführt. Auf den Karten sind zusätzlich zur Bewegung für den Roboter, Zahlenwerte angegeben, die die Reihenfolge bestimmen, in denen die Spieler*innen an der Reihe sind und die Bewegung ausführen. Sie können sich also nie so ganz sicher sein, wann sie an der Reihe sind und die Roboter sind in der Lage die Spielsituation auch für andere Spieler*innen zu Verändern. So können sie zum Beispiel andere Roboter anrempeln und verschieben. Nach jedem Programmierschritt ist zudem die Fabrik an der Reihe, die über diverse Elemente verfügt, um die Roboter zu beeinflussen. Zum Beispiel gibt es Förderbänder, die Roboter transportieren, Pressen, die sie zerstören und an den letzten Wegpunkt zurückversetzen oder auch Flammenwerfer, die ihnen Schaden zufügen.

Schaden sorgt dafür das Roboter zunehmend nicht mehr in der Lage sind eine neue und vollständige Programmierung auszuführen. So können Teile einer alten Programmierung im Speicher bleiben und dafür sorgen, dass sie an einer bestimmten Stelle immer die gleiche Bewegung ausführen, die miteingeplant werden muss. Natürlich gibt es auch Reperaturfelder. Zusätzlich kann das Spiel auch mit weiteren Elementen wie z.B. Ausrüstung aufgepeppt werden.

Robo Rally lässt sich mit bis zu acht Spieler*innen spielen und klingt, wie ihr bereits bemerkt habt nach jeder Menge Chaos und das ist es auch bei höheren Spieler*innenzahlen durchaus, weswegen ich es mit maximal fünf Spieler*innen empfehlen kann. Die Regeln sind sehr überschaubar und es lässt sich schnell erklären. Die meisten Probleme bereitet den neuen Spieler*innen die Fabrik mit ihren zahlreichen Elementen. Der Einstieg ist aber sehr einfach und durch die verschiedenen Zusätze, wie zum Beispiel die Ausrüstung und der Möglichkeit manche Elemente der Fabrik erst nach und nach durch neue Spielpläne einzuführen, ist es gut möglich den Komplexitätsgrad zu steigern.

Robo Rally kam 1994 zum ersten mal auf den Markt und wurde damals von Wizards of the Coast veröffentlicht. Richard Garfield entwickelte das Spiel aber schon 1983, konnte es aber bei keinem Verlag unterbringen, bis er es 1991 bei den Wizards vorstellte, denen das Spiel sehr gefiel, die es aber zunächst nicht veröffentlichen konnten, weil es ihnen finanziell nicht sonderlich gut ging. Robo Rally benötigte viel Material, um es auf den Markt zu bringen und dafür hatten sie schlichtweg kein Geld. Sie suchten nach einem Kartenspiel für Zwischendurch, dass sich schnell produzieren und verkaufen ließ. Garfield versprach ihnen ein solches Kartenspiel zu liefern, wenn sie dann auch Robo Rally veröffentlichen würden. Dann erinnerte er sich an ein kleines Kartenspiel, dass er mit einem Kommilitonen öfter in den Pausen spielte, dass er erfunden hatte und stellte es den Wizards vor. Das war Magic und der Rest ist Geschichte. Den Wizards ging es dann natürlich finanziell besser als jemals zuvor und 1994 erschien dann endlich auch Robo Rally wie versprochen. Somit könnte man das Spiel als Geburtshelfer für das wohl erfolgreichste Spiel überhaupt bezeichnen.

Fünf Jahre später, nachdem auch Magic hierzulande ein spielerisches Phänomen geworden war, kam Robo Rally auch nach Deutschland und wurde genauso, wie Magic damals auch, von Amigo herausgegeben, die dem Spiel einen neuen Anstrich von Franz Vohwinkel verpassten. Der Spieltroll, der zu der Zeit ein ziemlich aktiver Magicspieler war, sah das Spiel im Limbus (Fantasyladen in Bremen) stehen und kaufte es, da er es kurz zuvor bei einem Spieleabend mit seinem Freunden Hagen, Kreet und Lena gespielt hatte. Es schlug voll ein und wir hatten viel Spaß.

Robo Rally – Crash & Burn Erweiterung

2005 kam dann eine neue Version auf den Markt. Die Wizards hatten sich inzwischen dank ihrer Marktmacht Avalon Hill Spiele gekauft und unter diesem Namen erschien nun die neue Version von Robo Rally. 2016 kam erneut eine Neuauflage heraus aber für mich ist die Amigo Version bis heute die beste aller Versionen. Optisch sieht sie am besten aus. Amigo entfernte nur einige Komponenten aus dem englischen Grundspiel, um ein etwas simpleres Spiel anzubieten. Die fehlenden Komponenten kamen später zusammen mit der englischen Crash & Burn Erweiterung als Erweiterung Crash & Burn auch in Deutschland auf den Markt. Auch diese erwarb ich prompt, denn Robo Rally gehörte eine zeitlang zu unseren absoluten Lieblingsspielen.

Die weiteren Erweiterungen kamen dann aber nie auf Deutsch heraus und sind dem englischen Markt vorbehalten. Namentlich wären das Armed & Dangerous, wobei ich mir gar nicht so sicher bin, ob nicht auch Teile davon in Crash & Burn enthalten waren, Grand Prix, Radioactive und King of the Hill.

1994, im Jahr des ersten Erscheinens, wurde Robo Rally auch bereits mit zwei Origins Awards ausgezeichnet, den es für das beste Science-Fiction/Fantasy Spiel und die beste Graphik erhielt.

Bei all den positiven Erinnerungen, die ich mit dem Spiel verbinde, will ich nicht verhehlen, dass es auch ein paar Probleme mit sich bringt. Das Spiel kann durch seine chaotische Art dazu führen, sich unendliche in die Länge zu ziehen. Eine Partie kann ungünstiger Weise einfach viel zu lange dauern für das, was es eigentlich ist. Ich kann mich noch recht lebhaft an eine mindestens vierstündige Partie erinnern, bei der sechs Spieler sich in einem Knäuel über das Spielfeld bewegten und sich ständig selber killten und rumschubsten, ohne das etwas Gescheites passierte, bis irgendwann ein Spieler lösen konnte und den Rest der Strecke einsam nach hause fuhr. Das führt gleich zum nächsten Problem des Spiels. Diese Problematik kann öfter auftauchen, wenn die Wegpunkte nicht gut gewählt werden. Es sollten sich Wege immer überscheniden, so dass man sich ins Gehege kommt, sonst kann das ganze ziemlich langweilig werden und sollte sich ein Führender harauskristalliesieren ist dieser eventuell nicht mehr einholbar. Darüber hinaus ist das Mindset der Spieler*innen entscheidend für das Spiel. Wenn kleine Scharmützel sich zu einem großen Konflikt ausweiten, dann kann es durchaus vorkommen, das Robo Rally Frust produziert und wenig Spaß bereitet. Das ist allerdings eher ein Spieler*innenproblem, denn ein Problem des Spiels, wenngleich Robo Rally das durchaus begünstigt.

Ich habe Robo Rally jedenfalls in guter Erinnerung und habe mich das ein oder andere Mal schon darüber geärgert es verkauft zu haben. In Zeiten, als es mir finanziell nicht allzu gut ging, verkaufte ich die Amigoversion samt der Erweiterung über Ebay zu einem Preis, den ich seinerzeit nicht erwartet hatte. Beide Spiele zusammen brachten mir mehr als das doppelte ein, was sie einst gekostet haben und das war zumindest ein unerwartetes Trostpflaster.


  • Verlag: AMIGO Spiele
  • Autor(en): Richard Garfield
  • Illustrator(en): Franz Vohwinkel
  • Erscheinungsjahr: 1999
  • Spieleranzahl: 2-8 Spieler
  • Dauer: 45 – 120 Minuten

Ein Gedanke zu „Klassiker – Robo Rally“

  1. Die Amigo Ausgaben habe ich vor Ewigkeiten auch verkauft. Da waren die Preise astronomisch hoch und ich brauchte das Geld. Inzwischen besitze ich die Avalon Hill Version von 2005. Die Roboter sind optisch anders und bei Amigo waren die Spielpläne super dick und stabil, das ist hier leider nicht so. Das stört aber das Spiel in keinster Weise. Wir mögen Robo Rally sehr gerne, für das, was es ist. Es ist Glück, es ist Chaos, es lässt einen triumphierend über die anderen spotten, es lässt einen weinend und frustriert zurück, wenn man zerquetscht, qualmend und durchlasert versucht zur Reparatur zu kreuchen. Und diese Momente sind einfach die schönsten am Spiel. Man braucht die richtigen Leute für dieses Spiel, dann kann das Chaos seinen unterhaltsamen Lauf nehmen und … verdammt! X90, was machst du da?! *britzzel*

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