Klassiker – Magic – The Gathering

Das Jahr 2018 neigt sich fast dem Ende zu, da möchte ich noch einen weiteren Klassiker der Spielegeschichte würdigen, an den ich zwischenzeitlich sehr viel meiner Lebenszeit verloren habe. Verloren ist aber definitiv das falsche Wort, denn ich habe die Zeiten, in denen ich Magic gespielt habe, immer als Bereicherung gesehen. Allerdings muss ich sagen, dass es mir damals nicht möglich war, Magic nur so halb und zum Spaß zu spielen. Ich wollte es kontrollieren und durchdringen. Sehr viel Zeit ging für das Analysieren von Decks drauf, für Training, um an Turnieren teil zu nehmen und um Strategien zu erarbeiten und zu erlernen. Aber fangen wir wie immer Vorne an.

Magic The Gathering heißt der Klassiker, um den es heute gehen soll und er feierte in diesem Jahr tatsächlich seinen 25. Geburtstag. Am 18. April 1993 wurde Magic mit einer Kunstaustellung der Artworks in der damaligen Zentrale von Wizards of The Coast vorgestellt und machte einen Spieledesigner in wahnsinnig kurzer Zeit weltberühmt: Richard Garfield.

Magic war das erste Spiel überhaupt, dass er veröffentlichen konnte, obwohl er den Wizards eigentlich ein anderes Spiel verkaufen wollte (Robo Rally), dass aber zunächst abgelehnt wurde, weil es zu hohe Produktionskosten haben würde. Man muss wissen, dass es Wizards Of The Coast zu dieser Zeit finanziell nicht besonders gut ging und sie auf der Suche nach einem günstig zu produzierenden Spiel waren, dass sich schnell spielen ließ. Sie fragten Garfield, ob er nicht eine Idee hätte und er kam mit Magic zurück. Der Rest ist Geschichte. Magic The Gathering war seinerzeit in der Spieleszene soetwas wie ein Straßenfeger. Das erste Sammelkartenspiel überhaupt, und eines, das auf keiner Vorlage basierte. Es beschäftigte sich mit fantastischen Themen, aber die Welt, die heute als Hintergrund und Magic-Universum bekannt ist, war noch nicht existent.

Für diejenigen, die das Spiel bis heute nicht kennen, hier eine wirklich nur kurze Spielbeschreibung. In Magic übernehmen die Spieler die Rolle von Planeswalkern, magiebegabte Wesen, die sich gegenseitig mit Zaubern bekämpfen. Jeder Planeswalker agiert mit anderen Zaubern und verfügt über sein eigenes Arsenal an Fähigkeiten, die er in seinem Deck bündelt. Die Spieler ziehen jede Runde Karten, mit denen sie versuchen müssen die zwanzig Lebenspunkte des Gegners auf Null zu bringen. Die Karten können sie ausspielen, indem sie ihre Manakosten bezahlen, die einer von fünf Farben angehören oder farbloses Mana erfordern, welches aus jeder Manaquelle bezogen werden kann. Dazu bedienen sie sich Länderkarten aus ihrem Deck, die das Mana in einer (oder auch mehreren) von fünf Farben bereitstellen. Die Zaubersprüche können sowohl Zauber als auch Kreaturen beschwören, die sich dann auf dem Schlachtfeld bekämpfen und im besten Falle den gegnerischen Planeswalker angreifen können. Die Basis des Spiels ist dabei ganz einfach und basiert auf Kartentexten mit Schlüsselwörtern. Die Schlüsselwörter haben im Spielverlauf verschiedene Effekte. Magic zu meistern ist hingegen ein sehr komplexes unterfangen und kommt einer Partie Schach gleich, nur das Magic viel abwechslungsreicher ist, da es viel mehr Möglichkeiten gibt, die man einkalkulieren muss.

Soviel erstmal zum Spielkonzept, das bis heute viele Nachfolger und Brettspiele beeinflusst hat. Mein Erstkontakt mit Magic fand im Jahre 1994 statt, als es das Phänomen bisher nur in den USA gab. Ein damaliger Kumpel machte ein Auslandsjahr in den USA und brachte ein paar Karten mit und wir versuchten direkt nach den ersten Partien mehr Karten aufzutreiben, was sich als sehr schwierig herausstellte. In Europa war Magic zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt. Erst ein paar Monate später führte ein Comicladen einen kleinen Bestand, der sofort in unsere Taschen wanderte. Wir haben sehr viel Magic gespielt, aber bei mir hielt die Phase sehr viel länger an, als bei den anderen. Ich setzte fast mein gesamtes Geld in Magic um und hatte eine respektable Sammlung aufgebaut.

1994, nur ein Jahr nach der Veröffentlichung wurde die DCI gegründet, die bis heute für die Veranstaltung der offiziellen Magic-Turniere verantwortlich ist und das organisierte Turnierspiel verwaltet. Bereits in diesem Jahr gab es die ersten nationalen Meisterschaften und die erste Weltmeisterschaft. Magic zog seinen Siegeszug um den Planeten an. Bereits im ersten Jahr nach Erscheinen, wurden Magickarten in eine andere Sprache übersetzt und so war die Legends Edition die erste Erweiterung für Magic die auf italienisch erschien. Bis heute ist Magic in elf Sprachen erschienen, wobei sich Englisch als offizielle Turniersprache durchgesetzt hat.

Ein Haufen Magic-Commons / Foto: Spieltroll

1995 war es dann auch endgültig in Deutschland angekommen und wurde auch hier zum Phänomen in der Spieleszene. Es erhielt vom Deutschen Spielepreis 1995 den Sonderpreis für ein neues Spielsystem und verkaufte sich auch hierzulande wie geschnitten Brot. Der Vertrieb in Deutschland wechselte über die Jahre ständig von Amigo über Pegasus zu Universal Cards und wieder zurück, aber das tat den Verkäufen nicht weh. Bis heute sind an die 100 verschiedene Editionen erschienen, es gibt Bücher über den Hintergrund von Magic und auch immer wieder Computerspielumsetzungen. Zahlen von den Wizards zu bekommen war jahrelang immer ein recht schwieriges Unterfangen, denn der Erfolg brachte auch viele Neider mit sich und Magic hatte Zeit seines Bestehens immer wieder den Ruf einer Gelddruckmaschine. In den ersten Jahren sind sie vom eigenen Erfolg wahrscheinlich auch überrumpelt worden und nach Erscheinen des Urza-Blocks gaben sie erstmal keine Zahlen mehr bekannt. Bis 1995 sind aber bereits über eine Milliarde Karten verkauft worden. Erst zu ihrem Jubiläum in diesem Jahr präsentierten die Wizards ein paar Zahlen aus den letzten Jahren. Demnach wurden zwischen 2008 und 2016 über 20 Milliarden Karten verkauft, so dass man davon ausgehen kann, dass in der gesamten Lebensspanne von Magic wahrscheinlich bisher über 40 Milliarden Karten gedruckt worden sind. Gamepedia hatte am 14.1.2018 19989 unterschiedliche Magickarten in seiner Datenbank gespeichert, so dass innerhalb diesen Jahes die Zwanzigtausender Marke geknackt worden sein dürfte. Beeindruckende Zahlen für ein beeindruckendes Spiel, dass mich bis heute fasziniert.

Der Magicfreak Marco, der zunächst 1994 mit seinen Freunden begann Magic zu spielen beendete seine erste Phase 1997, nachdem er seine gesamte Sammlung für über 2000 DM an einen Kartenhändler verkaufte und danach selber in den Kartenhandel eines anderen Kartenspiels einstieg, das für ein Jahr seine Aufmerksamkeit forderte. 1999 stieg er dann aber wieder mit einem Arbeitskollegen in den Magicwahn ein. Die zweite Liebe war kurz und heftig, da er keine Zeit hatte auf dem Niveau früherer Tage zu spielen. Deshalb hörte er 2001 erneut auf und verkaufte seine Karten erneut für sehr gutes Geld. Danach begann er als Besitzer eines Fantasyladens erneut mit dem Spiel und veranstaltete selbst Turniere bevor er es komplett wieder aufgab. Bis heute liegen aber noch Magickarten auf meinem Schreibtisch und ich spiele ein bißchen Online. Fasziniert bin ich wie eh und je von dem Spiel, aber anfassen würde ich es heute wahrscheinlich nicht mehr, obwohl es immer wieder in den Fingern zuckt.

Magic ist tatsächlich auch eine Geldfrage. Bis heute kann man sehr viel Geld für Karten ausgeben und der Kartenhandel floriert. Durch die enorem Gewinne, die die Wizards mit dem Spiel gemacht haben, konnten sie auch bereits von Beginn an hohe Preisgelder für die Turniere ausschütten und so gibt es beispielsweise 250000 Dollar Preisgeld bei der Protour zu gewinnen und ein erster Platz bei einem solchen Turnier bringt einem Spieler 50000 Dollar ein. Aber auch hier muss man eine Menge Arbeit investieren um ein solches Niveau zu erreichen.

So das soll es gewesen sein. Magic gehört für mich bis heute zu den besten Spielen aller Zeiten. Man kann sowohl eine Runde mit Anfängerdecks spielen und wird seinen Spaß haben und auch auf hohem Niveau und im Turniermodus spielen. Das Spiel ist genial bis heute, auch wenn es zwischenzeitlich mal die eine oder andere schwächere Edition gegeben hat.

Kleiner Funfact noch zum Schluß. Das Spiel wurde seinerzeit so schnell produziert, dass sich bis heute noch ein Fehler durch das Spiel zieht. Der Kartenrücken wurde nie verändert, damit immer alle Karten spielbar bleiben und ein Kugelschreiberstrich im Wort Deckmaster ziert bis heute diese Rückseite, weil sie auf der Druckvorlage war.


  • Verlag: Wizards Of The Coast
  • Autor(en): Richard Garfield
  • Erscheinungsjahr: 1993
  • Spieleranzahl: 2
  • Dauer: 15+ Minuten

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