
Ich mag ja Spiele, die sich mit Zivilisationen beschäftigen. Nicht unbedingt immer die genreüblichen Vertreter, die auf das 4X-Prinzip setzen und sich in Materialschlachten ergehen, nein, ich mag lieber diejenigen mit dem etwas anderen Ansatz. Zum Beispiel mag ich auch ein Tapestry, welches ja nicht zwingend ein Zivilisationsspiel im klassischen Sinne ist, sondern eher ein Eurogame mit Zivilisationsthema. Von daher trifft zum Beispiel auch ein Path of Civilisation meinen Geschmack oder auch ein Ancient Knowledge, dass sich nur auf das Wissen einer Zivilisation und das Vergessen desselben bezieht. Nova Era vom gebeutelten CMON-Verlag ist auch wieder einer dieser Eurogame-Vertreter und erweckte auch durch seine Optik meine Aufmerksamkeit. Im Vorfeld hörte ich das Spiel solle ein hohes Maß an Interaktion mit sich bringen. Interaktion ist für mich immer ein zweischneidiges Schwert und kommt sie negativ oder gar zerstörerisch daher ist sie für mich fast schon ein Ausschluss Kriterium. Auf der anderen Seite machen mir auch solitäre Spiele, die gemeinsam gespielt werden durchaus Spaß. Insgesamt war ich sehr gespannt auf Nova Era.
Worum geht es?
Die Spieler*innen schlüpfen in die Rollen von Zivilisationen, deren Geschicke sie lenken müssen. Als spielerisches Mittel stehen ihnen Würfel zur Verfügung und Nova Era basiert auf Zivilisationskarten, die Technologien, Persönlichkeiten und Regionen repräsentieren. Auch Ressourcen sammeln sie und können dadurch die Kosten der Karten senken. Um das Spiel zu gewinnen benötigen wir Punkte und die müssen wir uns durch die Karten verdienen.

Wie läuft das ab?
Der Spielaufbau benötigt ein wenig Zeit und vor allem Platz. Das liegt gar nicht so sehr an überdimensioniertem Spielmaterial, sondern eher daran, dass wir hier eine Menge Karten als Auslage haben. Spielen wir nur zu zweit kommen insgesamt fünf Spalten mit jeweils vier Karten neben das Spielbrett. Das kann auf drei weitere Spalten anwachsen, wenn wir zu viert spielen. Da ist so ein Tisch schon mal voll. Die Spieler*innen selbst haben dann aber auch noch Tableaus um die herum sie Karten anlegen müssen. Zur Spielvorbereitung gehören auch die Würfeldepots, von denen wir eins mehr als Spieler*innen auslegen und jedes mit drei zufälligen würfeln aus dem Beutel befüllen, die wir zufällig rollen. Auf dem Spielbrett finden wir den Rundenanzeiger, eine Punkteleiste und die verschiedenen Leisten für die einzelnen Würfelfarben.

Wir als Zivilisationenlenker*innen kaufen Karten aus der Auslage, die Technologien repräsentieren, so wie das Wasserrad, die Mathematik oder auch das Theater. Ich kann Karten aus meiner Hand oder aus der öffentlichen Auslage kaufen. Dafür brauche ich einen Würfel in der entsprechenden Farbe. Um eine Karte bezahlen zu können brauche ich mindestens die Augenzahl auf dem Würfel, die dem Wert entspricht oder ich ergänze mit Ressourcen des zugehörigen Typs. Pro Runde stehen mir drei Würfel zur Verfügung, denn ich wähle zu Beginn eines der verfügbaren Depots. Das letzte Depot dient dazu die Marker der entsprechenden Leisten auf dem Spielbrett zu bewegen. Diese Leisten stehen für bestimmt Katastrophen, die eintreten, sobald das Ende einer Leiste erreicht ist. Sollten wir uns nicht auf die Katastrophen einstellen, so verlieren wir Würfel oder müssen Karten deaktivieren, was bedeutet, dass wir sie erst wieder reparieren müssen, bevor wir sie erneut nutzen können.

Zurück zu den Würfeln und ihren Werten. Höhere Zahlen ermöglichen mächtigere Aktionen, aber wir sollten dennoch nicht immer die höchsten Zahlen anstreben, denn ergeben die Augen einen Wert von über zehn, so erzeugen sie Unruhe in unserer Zivilisation. Auch dafür gibt es eine Leiste auf unseren Tableaus. Sollten wir hier das Ende erreichen verlieren alle genommenen Würfel einen Punkt. Darüber hinaus ist auch hier das deaktivieren von Karten möglich. Karten in meinem Besitz bringen Sofort- und dauerhafte Effekte, bringen Produktion, beschützen mich vor Katastrophen oder manipulieren meine Würfel. Alle drei Runden bekommen wir für unsere Karten auch Punkte. Das soll erstmal reichen, den Rest beziehe ich ins Fazit mit ein.

Das Fazit
Nova Era lässt sich für Neulinge nicht ganz nachvollziehen, was tatsächlich ein bisschen gemein sein kann. Das liegt daran, dass es Karten gibt, die dir weitere Karten besorgen können. Ein kleiner Pfeil zeigt die Evolution an. So bekomme ich aus dem Bankwesen zum Beispiel später die Unternehmen-Karte oder Mathematik bringt mir die Physik. Was aber, obwohl total thematisch, leider sehr gemein ist, ist das verschrotten bestimmter Karten durch andere. Habe ich Pfeil & Bogen in meiner Auslage und jemand entwickelt die Armbrust, so wird Pfeil & Bogen obsolet und zerstört. Das ist wie gesagt sehr thematisch, weil unsere Zivilisationen alle Teil der gleichen Welt sind, aber die Spieler*innen werden das erst wissen, wenn es passiert, denn eine Übersicht über diese Technologien gibt es nicht. Auch steht auf den Technologien, die Gefahr laufen abgelöst zu werden keine Hinweise darauf. Das ist also für die Spieler*innen sehr überraschend und manchmal absolut hart. Auch das Konzept der Unruhe ist nicht so ganz ausgegoren, weil ich mich manchmal nicht dagegen wehren kann, denn die Würfel werden zufällig geworfen und manchmal gibt es nur hohe Zahlen. Das allein wäre ja nicht das Problem, wenn das nicht in einer Abwärtsspirale enden würde. Zuviel Unruhe wertet meine Würfel ab, das führt zu weniger Möglichkeiten und führt zu noch mehr Unruhe. Anders kann es sein, wenn du eine der Karten bekommst, die Unruhe bekämpfen können. Die sind aber weder häufig, noch ist es sicher, dass sie überhaupt mitspielen oder auftauchen.

Nova Era ist also ein durchaus fieses Spiel, das durch diese Mechaniken versucht besonders thematisch zu sein. Das Spiel erhält so einen recht hohen Interaktionsgrad, da wir durch unsere Karten direkt die Geschicke der anderen beeinflussen können. Auch die Wahl der Würfel ist bereits eine wichtige Wahl, denn auch hier kann ich andere ganz schön reinreißen. Ich könnte für mich selbst zum Beispiel den schlechteren Zug wählen, mit dem ich dennoch etwas tun kann, nur um dem Gegner einen Zug übrigzulassen mit dem er selbst gar nicht anfangen kann, weil die Würfel zu niedrig sind und er auch gar keine Ressourcen hat. Also genau die Form von Interaktion, die ich gar nicht leiden kann, weil sie anderen den Spaß nehmen kann. Gleiches gilt auch für die Aktionsphase in der wir Karten kaufen können. Nur die untersten Karten in der Auslage sind verfügbar und so kann hier gut etwas weggeschnappt werden.

Das klingt jetzt alles gar nicht so positiv, aber es gibt Partien die durchaus totalen Spaß machen, wenn all diese Dinge eben nicht passieren, was durchaus möglich ist. Also identifiziere ich die Zufälligkeit von Nova Era als das Hauptproblem. Das gilt auch für manche Karten, die in der gleichen Ära angesiedelt sind, aber unterschiedlich stark ausfallen. Hier wirkt es irgendwie, als wäre Nova Era nicht bis ins Ende durchgeplant oder gedacht. Ähnlich ist für mich auch das gesamte Design des Spiels zu betrachten. Die einzelnen kleinen Bildchen auf den Karten finde ich super hübsch. Das Spielbrett und die Tableaus wirken aber dagegen zwar clean aber irgendwie auch unfertig. Die Symbolik ist teilweise gut, aber eigentlich immer zu klein. Auch die schon erwähnten kleinen Pfeile auf den Karten mit den danebenstehenden Kartennamen sind unglücklich. Wenn die Spieler*innen sich nicht explizit darauf hinweisen, ist das von der anderen Tischseite aus gar nicht zu erkennen.
Nova Era ist für mich also ein Spiel, das durchaus seine guten Seiten hat und mir in einigen Partien auch Spaß gebracht hat. Besonders in denjenigen, in denen die Mitspieler*innen die negative Interaktion nicht zu stark ausgenutzt haben. Insgesamt hat Nova Era aber zu viele Baustellen, um eine Empfehlung auszusprechen. Habt ihr kein Problem mit zu viel Zufall und mögt diese Form der Interaktion solltet ihr hier vielleicht einen Blick riskieren. Aber bei uns wird Nova Era nicht in die Sammlung einziehen.
- Verlag: CMON, Asmodee
- Autor(en): Andrea Chiarvesio
- Illustrator(en): Agnès Ripoche
- Erscheinungsjahr: 2025
- Spieleranzahl: 2 – 4
- Dauer: 60 – 90 Minuten
Ein Gedanke zu „Nova Era – Gute Ansätze, schlechte Interaktion“