
Das Thema Brettspiele in der Schule ist nicht neu und ich plädiere schon lange dafür, dass wir als Gesellschaft uns mehr Gedanken darüber machen müssen, wie wir unseren Unterricht für die Kinder besser und spielerischer gestalten können. Die Schule soll Wissen vermitteln und unseren Kindern auch beibringen, wie sie am besten Lernen können. Das hat bei mir gelinde gesagt überhaupt nicht funktioniert. Wissen das sie durch stumpfes Auswendiglernen und ellenlange Vorträge versucht haben in mich hinein zubekommen, bleibte leider nur rudimentär und bis heute habe ich keinerlei gute Methodik an der Hand, die es mir leicht macht Dinge zu lernen. Wobei eines gibt es da schon und das ist Spaß. Dinge die mir Spaß machen, behalte ich in meinem Kopf und kann sie auch Jahre später noch abrufen. Warum wird das nicht genutzt? Es ist doch paradox, das wir unsere Kinder in Kindergärten und Tagesstätten unterbringen und sie dort möglichst Kind sein lassen und ihnen spielerisch die ersten Umgangsformen und das erste Wissen vermittelen. Dann sollen sie in die Schule und da ist das dann bis auf ein paar Rechenspielchen oder ähnliches schlagartig vorbei. Der Ernst des Lebens beginnt.
Warum beschäftigt mich das gerade jetzt? Für diejenigen, die mich schon ein wenig länger kennen, dürfte das nicht Neues sein. Das Thema beschäftigt mich immer mal wieder. Im Rahmen dieses Blogs habe ich ganz am Anfang im Jahr 2018 in der Review zu This War of Mine mal darauf hingewiesen. Dieses Spiel hat für mich einen höheren Wert im Ethik oder Politikunterricht. Etwas, das im Rahmen einer Projektwoche oder ähnlichem erfahrbar gemacht werden sollte oder in einem gemeinsamen Durchlauf einer kleinen Klassengröße. Als ich selbst in der Schule war, habe ich tatsächlich mal Spiele-AGs geleitet oder versucht mehr Schüler*innen in einer Projektwoche mein damaliges Hobby näherzubringen. Damals gab es noch kein Catan. Das hat trotzdem gut funktioniert.
Der neuerliche Anlass ist ein Spiel, dass ich durch meine Arbeit kennenlernen durfte. In Kürze werde ich dazu eine Review verfassen und ihr könnt etwas mehr darüber erfahren. Das Spiel heißt Rätselräume und ist etwas, von dem ich überzeugt bin, dass es in Schulen einen guten Erfolg haben kann. Genau solche Spiele brauchen wir meiner Meinang nach mehr. Das Spiel ist sehr niedrigschwellig konzipiert, richtet sich an ganze Klassenverbände, die es gemeinsam oder in kleinen Gruppen spielen können und am Ende über das erlebte sprechen sollen. Das Spiel liefert Begleitmaterial für die Lehrkräfte gleich mit. Dies wäre im Prinzip die Vollendung meiner Forderung: Spiele, die direkt für den Unterricht entworfen werden und den Spieler*innen Wissen auf spielerische Art vermitteln. Aber ich denke, dass es auch mit „normalen“ Spielen gelingen kann. This War of Mine ist ein insgesamt sehr komplexes Spiel und bestimmt nicht für jeden Geist geeignet, das ist mir durchaus bewusst, aber von einer Lehrkraft begleitet und in hohen Klassenstufen eingesetzt, kann es vielleicht doch einen Beitrag leisten.
Auch ein Spiel wie e-Mission ist mit Sicherheit auch angeleitet in einer Projektwoche zum Thema Klima ein sehr guter Beitrag, um Wissen mit Spaß zu verküpfen. Es macht doch deutlich mehr Spaß spielerisch zu erfahren, wie sich das alles auf ein System auswirkt und dabei Begriffe und Möglichkeiten zu erfahren, als stumpf Fakten von einer Tafel zu lernen. Das ist auch bereits erfolgreich ausprobiert worden. Ähnliches funktioniert bestimmt auch in höheren Geschichtsklassen mit einem Twilight Struggle oder Ähnlichem bei bestimmten Themen. Früher wurde auch Die Macher mal in den Unterricht eingebracht.
Diese Spiele sind natürlich alle schon etwas für ältere Kinder und Jugendliche, aber auch in den niedrigeren Klassen gibt es mit Sicherheit Spiele, die sich in den Unterricht einbringen lassen. Viele stellen sich bei soetwas auch immer noch ihren eigenen, starren Frontalunterricht vor und können sich kaum vorstellen daran Änderungen einzuführen, aber in meinen Augen muss genau das passieren, denn eigentlich wollen Kinder ja lernen und wir hindern sie oft mit zu starren Konzepten daran in die einfach nicht jedes Kind hineinpasst. Irgendwann wird das funktionieren, wir müssen nur neue Konzepte erarbeiten.
Wie seht ihr das?
Moin! Ich bin Lehrer, liebe Brettspiele und habe auf deinen Tipp hin Rätselräume bestellt und bin sehr gespannt, wie es funktioniert. Bisher habe ich auch vor einigen Jahren eine Brettspiel-AG geleitet, bei der einige Kinder endlich mal Spiele jenseits von Mensch Ärgere Dich Nicht und Monopoly kennen gelernt haben. Das war spaßig und sehr sozial (hat manchmal auch tief blicken lassen, wie groß oder klein Frustgrenzen schon sind). Super ist natürlich der Ansatz, das ein Spiel eine „Message“ hat, die aber nicht das Spielerlebnis dermaßen überlagert, dass es eigentlich kein Spiel mehr ist oder einfach zu dröge ist, bislang habe ich hier nicht viel entdeckt.
Wer in der Schule nicht spielen lernt, lernt nicht lernen. / Wolfgang Menzel, Germanist und Pädagoge