Spiel des Jahres 2023 – Die Nominierungen

Lasst uns darüber reden. Bzw., ich rede/schreibe darüber und ihr lest einfach wenn ihr Lust dazu habt. Der Jury ist es eigentlich wie jedes Jahr gelungen doch immer wieder auch unerwartete Entscheidungen aus dem Hut zu zaubern. Im Großen und Ganzen war aber dieses Jahr alles wie erwartet. Ein paar Überraschungen gibt es aber doch. Die Preise werden dieses Jahr alle zusammen am 16. Juli in Berlin verliehen. In den Jahren zuvor wurde der Kinderpreis immer an einem gesonderten Termin, einen Monat früher als die anderen beiden Preise, verliehen. Wie in jedem Jahr habe ich zuvor ein wenig über die möglichen Preisträger spekuliert und meine Glaskugel angeworfen. In dem verlinkten Beitrag könnt ihr nachlesen, welche Spekulationen ich angestellt habe.

Kinderspiel des Jahres 2023

Die Nominierten

Der Vollständigkeit halber möchte ich die Nominierten des Kinderspiels zuerst abhandeln, ohne zuviele Worte darüber zu verlieren, denn in diesem Bereich kenne ich mich einfach nicht mehr aus.

Carla Caramel (Sara Zarian/Loki)

Kann ich wirklich gar nichts zu sagen, außer das das Material, bei dem die Schachtel in einen kleinen Eisstand verwandelt wird, wirklich toll aussieht. Optisch ein echtes Highlight.

Gigamon (Johann Roussel & Karim Aouidad/Mirakulus & Studio H)

Hierbei handelt es sich schon um ein älteres Spiel, dass bereits 2015 desn As d´Or für das Kinderspiel des Jahres gewinnen konnte.

Mysterium Kids (Antonin Boccara & Yves Hirschfeld/Space Cow & Libellud)

Heißt mit vollständigem Titel Mysterium Kids: Der Schatz von Kapitän Buh und ist wie ihr euch sicher denken könnt, die Kinderversion des erfolgreichen Spielehits Mysterium.

Die Empfehlungsliste

  • Douzanimo (Sébastien Decad/Djeco)
  • Mein erstes Abenteuer (Roméo Hennion, Mathilde Malburet, Jean Philippe Sahut & Arnaud Boutle/Board Game Box)
  • Rutsch & Flutsch! (Joel Escalante & Rafael Escalante/Game Factory)

Spiel des Jahres 2023

Die Nominierten

Dorfromantik: Das Brettspiel (Michael Palm & Lukas Zach/Pegasus Spiele)

Hier gibt es keine riesige Überraschung. Dorfromantik: Das Brettspiel ist nominiert worden und bleibt damit für mich der Topfavorit auf den Preis. Die Jury nennt das Spiel ein kooperatives Wohlfühlspiel und hat damit einfach recht. Eine Partie geht immer und das Spiel ist so schnell erklärt und entwickelt einfach eine tolle Sogwirkung.

Next Station: London (Matthew Dunstan/HCM Kinzel)

Ganz besonders freue ich mich aber für Next Station: London, dass ich ebenfalls ganz vorne gesehen habe, bei dem ich mir aber überhaupt nicht sicher war ob es die Beachtung bekommt. Das Spiel gefiel mir zwar auf Anhieb sehr gut, aber so ganz klammheimlich entwickelte sich das Spiel im vergangenen Jahr zum für mich zweitbesten Spiel des Jahrgangs. Da habe ich den richtigen Riecher gehabt. Ich denke zwar nicht das es Chancen gegen Dorfromantik hat, aber die Leistung der Nominierung ist zumindest aller Ehren wert.

Fun Facts (Kasper Lapp/Repos Production)

Die dritte Nominierung ist die kleine Überraschung, denn so weit vorn hätte ich Fun Facts nicht gesehen. Es ist allerdings eines dieser Spiele, das von seiner Machart her in den letzten Jahren bei der Jury immer gut ankam. Just One und So Kleever! lassen grüßen. Alles nicht so ganz meine Tasse Tee. Ich trink lieber Kaffee.

Die Empfehlungsliste

Wie erwartet gibt es wieder eine lange Empfehlungsliste mit insgesamt sieben Titeln.

  • Akropolis (Jules Messaud/Kobold Spieleverlag)
  • Hitster (Pernille Bang/Jumbo)
  • KuZOOkA (Leo Colovini/Pegasus Spiele)
  • Mantis (Ken Gruhl & Jeremy Posner/Asmodee & Exploding Kittens)
  • Q.E. (Gavin Birnbaum/Strohmann Games)
  • Sea, Salt & Paper (Bruno Cathala & Theo Rivière/MM-Spiele)
  • That´s not a Hat (Kasper Lapp/Ravensburger)

Akropolis war mein dritter Tipp für die Nominierungsliste ist aber nun hier gelandet, womit ich zufrieden bin, denn das Spiel ist sehr gut und sollte auch so ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommen. Bis auf Mantis, das ich bisher überhaupt nicht kannte und That´s not a Hat, das ich nicht auf dieser Liste sehe, ist der Rest wie von mir erwartet. Ich hatte noch ein paar weitere Spiele auf der Liste, die anscheinend aber bei der Jury nicht so gut angekommen sind. Kasper Lapp, der durch Magic Maze ja schon einmal den Preis gewinnen konnte, ist in diesem Jahr sowohl nominiert als auch auf der Empfehlungsliste vertreten. Hat wohl ein sehr gutes Jahr.

Insgesamt halten sich die Überraschungen hier also in Grenzen und Vieles ist so erwartet worden. Der Jahrgang für die sogenannten Familienspiele war auch definitv kein schlechter und findet in dieser ausgewogenen Liste eine gute Würdigung.

Kennerspiel des Jahres 2023

Die Nominierten

Challengers! (Johannes Krenner & Markus Slawitscheck/1 More Time Games & Asmodee)

Ich habe es leider befürchtet und auch so erwartet. Die Jury hat sich wohl doch mehrheitlich dafür entschieden diese Eventaktivität als Kennerspiel zu nominieren. Aus meiner Sicht ist Challengers! ein schlechter Witz und es spaltet die Community. Die eine Hälfte versteht es überhaupt nicht, weil hier kaum spielerische Entscheidungsgewalt drinsteckt, auch wenn es noch so sehr versucht wird sie hier hineinzureden. Einzig die Dinge die hier getan werden müssen, rechtfertigen die Kategoriesierung in den Kennerbereich, weil sie für den Familienbereich wohl zu speziell wären, aber ansonsten müsste das Spiel in der anderen Kategorie laufen. Zu wenig Spiel für den Kennerbereich und ich kann nur hoffen, dass es nicht ausgezeichnet wird, weil ich es, so toll es ist, dass ich damit viele Leute an einen Tisch kriegen kann, dennoch das falsche Signal ist.

Iki (Koota Yamada/Giant Roc)

Ich hatte Iki tatsächlich auf dem Schirm, habe die neue Version allerdings bis heute nicht gespielt. Was ich jetzt unbedingt nachholen werde. Dennoch gebe ich zu, hätte ich auch nicht erwartet, das ein solches Spiel von der Jury auf die Nominierungsliste gehievt wird. Respekt für diese Entscheidung und auch dafür einen Reprint oder eine sogenannte Zweite Edition zu berücksichtigen. Iki hat aber wohl nur Außenseiterchancen und ich wäre in diesem Fall ganz klar auf der Seite des Außenseiters.

Planet Unknown (Ryan Lambert & Adam Rehberg/Strohmann Games)

Über Planet Unknown habe ich mich in oben genanntem Beitrag schon genug ausgelassen, möchte aber erwähnen, dass ich darauf hingewiesen wurde, das das Spiel zwischenzeitlich wohl immer mal ganz kurz mit recht geringen Stückzahlen verfügbar war. Also ist es wohl okay das Spiel zu nominieren. Aktuell ist es bestellbar, aber auch hier ist die Frage wie lang? Bis der Preis verliehen wird geht ja noch einige Zeit ins Land und die Chance für eine besständige Verfügbarkeit besteht. Der Mechanismus ist nach allem was ich weiß sehr cool, wenngleich mich auch das Thema nicht wirklich anspricht. Ich hoffe aber dennoch das Spiel irgendwann spielen zu können. Wenn diese Probleme ausgeräumt sind, ist Planet Unknown wohl der heißeste Anwärter auf den Preis.

Die Empfehlungsliste

Die eigentliche Überraschung dieser Nominierungsrunde ist für mich aber die Empfehlungsliste für das Kennerspiel. Diese sieht nämlich wie folgt aus:

  • Council of Shadows (Martin Kallenborn & Jochen Scherer/Alea)
  • Mindbug (Marvin Hegen, Christian Kudahl, Skaff Elias & Richard Garfield/Nerdlab Games)

Ganz schön kurz oder? Mir war ja bewusst, das es für Kennerspiele im Sinne der Jury wohl kein allzuguter Jahrgang war, aber so schlimm hätte ich nicht gedacht. Council of Shadows hatte ich als Nominierung erwartet und Mindbug spricht mich persönlich irgendwie so gar nicht an. Es ist aber ein cleveres Spiel und von daher finde ich die Empfehlung voll in Ordnung. Dann aber folgt gähnende Leere. Nicht einmal ein Expertenspiel, das in den letzten Jahren immer Bestandteil der Empfehlungsliste war, findet sich in diesem Jahr hier. Kein Evergreen, kein Atiwa und auch kein Beer & Bread, die mir spontan einfallen würden. Ich bin mir nicht sicher, ob der Jahrgang dann doch so schlecht war. Zumal die Jury in ihrer Pressemitteilung von über 400 Spielen sprach, die sie in diesem Jahr auf die Tische bekam. In allen Kategorien wohlgemerkt, aber das ist doch schon eine ganze Menge. Nun gut, das ist die Auswahl und die Spiele, die in diesem Jahr bisher herausgekommen sind und kein Bestandteil der diesjährigen Auswahl mehr werden konnten, macht mir Mut fürs nächste Jahr.

Sonderpreise 2023

Ja, richtig gelesen, es gibt mal wieder Sonderpreise. Unzwar werden in diesem Jahr Unlock: Game Adventures und Unlock Kids: Detective Stories, so wie ich es verstanden habe, stellvertretend für die ganze Unlock-Serie, deren Qualität in den letzten Jahren stetig gewachsen ist. Ganz besonders ist dabei, dass auch die Kinderspielvariante gesondert mit einem blauen Sonderpöppel ausgezeichnet wird. Bei mir hat die Serie am Anfang zuviel Kredit verspielt und das Konzept mit den drei zum Teil völlig unterschiedlichen Teilen in einer Schachtel erschloss sich mir nicht. Aber auch ich muss zugeben, dass mir einzelne Teile aus der späteren Zeit recht gut gefallen haben und auch die Tatsache, dass ich sie einzeln erwerben kann gefällt mir ganz gut. Die Reihe hält sich inzwischen auch seit sechs Jahren und bringt kontinuierlich neue Teile heraus und erfreut sich einer sehr großen Anhängerschaft.

Also meine Tipps für die Preise wären dann Carla Caramel wegen dem tollen Material und der Umsetzung. Dorfromantik: Das Brettspiel, weil es einfach das beste Spiel des Jahrgangs im Familienbereich war und wohl Planet Unknown, weil ich Challengers! einfach nicht will und Iki wohl doch ein zu großer Außenseiter ist. Am 16. Juli 2023 wissen wir alle mehr.

4 Gedanken zu „Spiel des Jahres 2023 – Die Nominierungen“

  1. Au weh!
    Ich bin ja sehr begeistert sowohl von Dorfromantik als auch von Challengers! und freue mich daher über deren Nominierungen. Aber….nur…leider….verkehrt herum!!! Ey…Was ist los, liebe Jury???

    Dorfromantik wird, je mehr Plättchen dazukommen, immer anspruchsvoller, es muss ganz schön viel Hirnschmalz investiert werden (oder liegt es an mir und meinem kleinen Hirn?), Wahrscheinlichkeiten, Räume, Risiken müssen klug gegeneinander abgewogen werden, mehr oder wenige riskante Entscheidungen müssen getroffen werden….ganz wie es bei einem Kennerspiel auch sein sollte. Das fällt vielleicht auf den ersten Blick nicht so auf, weil man nicht verlieren kann, es also nicht so weh tut, wenn man schlecht spielt, ist aber dennoch so. Und dass dieses Spiel dann auch noch in der Basisvariante so schön sanft zu spielen ist, ist auch ganz toll und eines Kennerspieles noch würdiger.

    Und Challengers! ist einfach klasse! Schnell verstanden, wild, turbulent, spannend, voller Emotionen. Wie Fußball. Da steht man als TrainerIn am Spielfeldrand und muss zuschauen, wie die eigene Mannschaft, die man so klug zusammengestellt hat, einen Stiefel zusammenspielt. Und Bayern München doch nicht Meister wird. Ja, verdammt ungerecht, das Leben. Manchmal. So sollte ein Spiel auch sein. Wie das Leben. Manchmal.
    Eine Menge Zocken, eine Menge Glück. Oder Pech. Und nur eine kleine Handvoll Regeln. Genau so, wie es bei einem Spiel des Jahres sein sollte. Was hier „für den Familienbereich zu speziell“ sein soll, weiß ich nicht. Na gut, der Begriff „Deck“, aber..ey…so blöd sind die Kids heute auch nicht. Das schaffen die schon.
    Jetzt haben wir also den Salat: dass dieses tolle Familienspiel – perfekt für eine Familie mit 4 oder 6 Personen – den falschen Pöppel oder gar keinen kriegen wird.

    Da weiß ich jetzt gar nicht, was ich mir mehr wünschen soll.

    Gruß
    Axel

    1. Ich stimme dir in großen Teilen zu. Wenn du in meinen Glaskugel-Beitrag nachliest, habe ich Challengers auch eigentlich eher für ein Familienspiel gehalten und bin, unabhängig davon, dass ich das Spiel nicht leiden kann, da voll bei dir. Die einzigen Dinge die dafür sprechen es in die Kennerkategorie zu packen sind die Synergien einiger Karten, die ich erkennen kann, falls ich denn die richtigen Karten erhalte und ein gewisses Maß an Planung. Das ist heutzutage schon ausreichend, um das Spiel in die Kennerkategorie zu hieven. Ich sehe es da eigentlich auch nicht.
      Dorfromantik ist von Beginn an ein Familienspiel, dass sich über die Dauer der „Kampagne“ zu einem Kennerspiel entwickelt. Das ist aber ein Kann-Angebot des Spiels. Viele Familienspieler*innen werden es eher gelegentlich spielen und beginnen dann eher bei der Grundversion, die so schnell zu erklären ist und bei der die Hürde so niedrig ist. Deswegen sehe ich das Spiel, obwohl du mit deiner Einschätzung Recht hast in dieser Kategorie richtig aufgehoben.

      1. Wobei ich ja Challengers! – ebenso wie du – für einen Witz halte, allerdings – anders als du -für einen verdammt guten.
        Eine Provokation für „seriöse“ SpielerInnen.
        Das Anti-Controlling auf die Spitze getrieben.
        Mutig.
        Etwas Ähnliches hat vor einigen Jahren „The Mind“ gemacht.
        Ich mag so was. 🙂

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