Beer & Bread – Heute back ich, morgen brau ich

Beer & Bread

Nein, bei Beer & Bread haben wir es mitnichten mit einem Märchenspiel zu tun. Hier geht es tatsächlich „nur“ um Brot und Bier wie es der Titel aussagt. Rein zufällig ist Beer & Bread auch das zweite Spiel innerhalb von einer Woche, dass mir von Scott Almes in die Finger kommt. Das erste Tiny Epic Dungeons war für mich gelinde gesagt eine Enttäuschung und dort schrieb ich auch davon, dass mich der Autor mit noch keinem seiner Spiele so richtig überzeugen konnte. Also auf zum nächsten Versuch und die Voraussetzungen sind erstmal gar nicht so schlecht, denn Beer & Bread ist ein reines Spiel für Zwei und es ist ein Eurogame. Das klingt doch erstmal schon ganz gut. Deep Print Games ist der Verlag der hinter dem Spiel steckt und alles, was ich für Scott Almes gesagt habe, gilt auch für diesen Fall. Noch keines der Deep Print Games hat mich komplett überzeugen können. Aber ich finde ihr Ansatz, auf die Ökologie wert zu legen, einen, den es zu fördern gilt.

Worum geht es?

Zwei benachbarte Dörfer, die beide die Ländereien eines ehemaligen Klosters nutzen um Getreide anzubauen und um daraus ihre Güter herzustellen, stehen im freundschaftlichen Wettstreit über das beste Bier und Brot. Was ein bißchen nach Villariba und Villabajo klingt ist in der Tat ein Wettstreit zwischen zwei Spieler*innen, die um die meisten Punkte ringen und dabei auf die gleichen Ressourcen zurückgreifen müssen. Ein Eurogame das neben Ressourcen vor allem auf den Gebrauch von Karten für verschiedenste Zwecke zurückgreift. Nach sechs Jahren in denen sich reiche und Missernten abwechseln ist Schluß und ein*e Gewinner*in wird gekürt.

Beer & Bread – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Beer & Bread – Ausbau / Foto: Spieltroll

Der Spielaufbau geht recht schnell von statten, denn Beer & Bread verfügt gar nichtmal über so wahnsinnig viel Material. Das Spielbrett wird zentral zwischen die beiden Spieler*innen gelegt und zeigt einige spielrelevante Dinge. Zum einen wären da an jeder den Spieler*innen zugewandten Seiten mehrere Felder mit Symbolen. Hier werden im Spielverlauf Karten angelegt oder untergeschoben, die die jeweiligen Symbole zeigen. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Symbole, die für verschiedene Phasen des Spiels stehen. Die Sichel zum Beispiel bietet einen Effekt bei der Ressourcengewinnung, die Kochmütze bei der Herstellung unserer Güter und die Säcke stehen für eine erweiterte Lagerhaltung. Die Dörfer sind abgebildet und bieten zwei Ablageflächen für Brot- und Bierkarten, die von uns hergestellt wurden. Zwischen den Dörfern verläuft der Fluß, wo wir die Wasser Ressourcen lagern können. Dann finden wir noch eine Jahresleiste auf dem Spielbrett, die uns die sechs Spieljahre anzeigt. Hier wechseln sich die guten Jahre mit den Missernten ab. Ein Rundenanzeiger zeigt uns in welchem Jahr wir uns befinden. Je nachdem, was wir für ein Jahr haben, fällt der Rundenverlauf etwas anders aus. In den Jahren mit den schlechten Enrten gibt es eine drei Karten umfassende Auslage, die am Rand ihren Platz findet. Die Felder für die Rohstoffe, die die beiden Kontrahenten sich teilen, sind ebenfalls auf dem Spielbrett zu finden. Diese zeigen auch an, wieviele Ressourcen hier vor Jahresbeginn jeweils platziert werden.

Beer & Bread – Rundenleiste und Felder mit Rohstoffen / Foto: Spieltroll

Nachdem alle Rohstoffe ordnungsgemäß platziert worden sind (weitere Ressourcen werden einfach neben dem Spielfeld gelagert), mischen wir den Kartenstapel, der aus insgesamt 60 Karten besteht und sich paritätisch in Brot- und Bierkarten aufteilt. Die Karten sind auch durch ihre Rückseiten eindeutig als Brotkarten (gelb) und Bierkarten (blau) zu erkennen. Ein*e Spieler*in erhält die Startmühle und es werden fünf Karten an beide verteilt. Zumindest startet so das erste Jahr, welches ein fruchtbares ist. In jedem Jahr gibt es vier Phasen und die ersten beiden haben wir so bereits erledigt. Ein fruchtbares Jahr beginnt mit der Saatphase, in der wir die Felder mit der richtigen Anzahl Ressourcen befüllen. Dann folgt die Kartenphase in der wir je fünf Karten erhalten. In der Aktionsphase eines guten Jahres spielen beide parallel, indem sie sich eine Karte von ihren Handkarten aussuchen und vor sich ausspielen. Die restlichen Karten werden miteinander getauscht und dann suchen sich beide erneut eine Karte aus. Das machen beide solange, bis je fünf Karten gespielt wurden. Den Abschluß eines guten Jahres bildet die Mühlenphase, in der die Mühle neu vergeben wird.

Beer & Bread – Startspieler-Mühle / Foto: Spieltroll

In einem schlechten Jahr gibt es die gleichen vier Phasen, aber sie spielen sich ein wenig anders. In der Saatphase werden auch hier die Felder bestückt, allerdings sind die Erträge niedriger und es stehen weniger Ressourcen zur Verfügung. Die Kartenphase funktioniert anders. Hier werden die Karten, die wir in der letzten Runde als Erntekarten gespielt haben wieder auf die Hand genommen und die Hand wird mit Karten vom Zugstapel auf fünf ergänzt. Wir wissen also bereits in guten Jahren, welche Karten wir im nächsten, schlechten Jahr benutzen müssen. In schlechten Jahren spielen die Kontrahenten auch abwechselnd Karten in der Aktionsphase aus und ihre Handkarten werden nicht getauscht. Es können aber Karten mit der Auslage getauscht werden, die in schlechten Jahren ins Spiel kommt. Dazu werden drei Karten vom Zugstapel in die Auslage gelegt.

Beer & Bread – Karten mit verschiedenen Fähigkeiten / Foto: Spieltroll

So der Spielablauf, aber wie funktioniert das mit den Karten? Diese zeigen unterschiedliche Dinge. Grob lassen sie sich in drei Teile unterteilen. Im Oberen Bereich finden wir einen Erntebereich, der uns Ressourcen anzeigt, die wir Ernten können. In der Mitte gibt es ein Rezept, dass uns vorgibt, welche Ressourcen wir benötigen, um das Bier oder Brot herzustellen. Hier sind auch punkte angegeben, die wir für die Herstellung am Ende des Spiels erhalten. Im unteren Bereich finden wir die Symbole vom Rand des Spielbretts wieder, sowie eine Sonderfähigkeit, die uns diese Karte bringen kann.

Beer & Bread – Ernteaktion / Foto: Spieltroll

In der Aktionsphase haben wir drei unterschiedliche Möglichkeiten eine Karte zu spielen. Ernte und Lagerung ist die erste Möglichkeit. Dabei legen wir die Karte offen vor uns aus und erhalten die im oberen Bereich abgebildeten Rohstoffe. Karten, die wir in späteren Durchläufen des gleichen Jahres ebenfalls zur Ernte benutzen, legen wir direkt darunter, so das alle Erntebereiche sichtbar bleiben. Spielen wir eine Karte aus, auf der Rohstoffe zu sehen sind, die wir mit Karten direkt darüber in der Runde davor erhalten haben, so bekommen wir diese erneut. So verfahren wir mit allen gespielten Karten. Sollten wir mit der ersten Karte ein Roggen erhalten und im zweiten Zug erneut den Rohstoff Roggen bekommen, so erhalten wir direkt zwei Roggen. Spielen wir dann im dritten Zug erneut eine Karte mit Roggen als Rohstoff, so erhalten wir sogar drei Roggen beim dritten Zug. Alle Rohstoffe müssen wir in unserer Scheune lagern können. Das ist ein Gebäude in unserem Dorf. Auf dem Dach sind neun Felder angedeutet, auf denen wir jeweils einen Roshstoff lagern dürfen. So erhalten wir Rohstoffe.

Beer & Bread – Rezept herstellen / Foto: Spieltroll

Die zweite Möglichkeit Karten zu spielen, ist zur Produktion und zum Verkauf. Hierzu spielen wir die Karte, deren Rezept wir herstellen möchten in unser Dorf. Ja nach Art auf die Brauerei oder Bäckerei. Wir geben die Rohstoffe ab und stellen so das Produkt her. Anschließend drehen wir die Karte um und lassen sie im dorf liegen. Solange eine Karte im Dorf auf einer der beiden Positionen liegt, können wir kein weiteres Produkt der jeweiligen Art herstellen. Es gibt allerdings Ausbauten, die uns etwas anderes erlauben und so kommen wir zur dritten Möglichkeit. Wir spielen eine Karte als Ausbau und führen danach eine Reinigung durch. Spielen wir eine Karte als Ausbau so legen wir sie unter den Plan an die richtige Stelle und spielen die Karte für ihre Fähigkeit, aus der wir fortan nutzen ziehen. Das können Extra Lagerplätze sein, oder die Möglichkeit mehr Brot oder Bier herzustellen etc. Wird ein Ausbau gespielt, so entfernst du die verdeckten Karten von der Brauerei und der Bäckerei und stapelst sie verdeckt neben dem Brett. So sind die Gebäude für neue Rezepte wieder nutzbar.

Beer & Bread – Spielsituation / Foto: Spieltroll

In einem schlechten Jahr spielen wir genauso Karten aus. Der Unterschied ist nur, das wir schon wissen welche Karten wir auf der Hand halten, denn ein Teil davon sind die Karten, die wir in der Runde zuvor geerntet haben. Zusätlich haben wir immer die Möglichkeit, anstatt eine unserer Handkarten zu spielen, eine unserer Handkarten gegen eine der drei Auslagekarten zu tauschen. Wichtig ist nur, das wir das nur tun dürfen, wenn wir die Karte direkt danach ausspielen. Wir dürfen sie nicht auf die Hand nehmen.

Mehr gibt es eigentlich nicht zu wissen, außer das wir am Ende noch Punkte für Brot und Bier getrennt zählen, denn der niedrigere Bereich bestimmt unsere Endpunkte. Wir müssen also gleichmäßig herstellen um Erfolg zu haben.

Das Fazit

Na, da ist es doch passiert. Sowohl Scott Almes, als auch Deep Print Games können mich mit Beer & Bread überzeugen. Hier ist beiden ein, in meinen Augen, großer Wurf gelungen. Okay, ob das thematisch alles Sinn macht, möchte ich mal dahingestellt lassen, aber spielerisch finde ich Beer & Bread ganz toll. Der Wettbewerb machte uns einfach immer Spaß und das Spiel ist schnell gespielt. Die sechs Runden gehen schnell vorbei und eh ich mich versehe, hätte ich doch noch lieber ein Bier mehr gebraut, um mehr Punkte auf der einen Seite rauszuholen, oder mein gegenüber hat mir doch wieder die Rohstoffe vor der Nase weggeschnappt. Das soll jetzt nicht zu gemein klingen, denn Beer & Bread ist kein gemeines Spiel. Wenn mal etwas nicht klappt, dann geht eigentlich immer noch was anderes. So zumindest meine Erfahrung.

Beer & Bread – Spielmaterial / Foto: Spieltroll

Das Spiel fühlt sich komischerweise ein wenig solitär an, obwohl es das gar nicht unbedingt ist. Ich model zwar alleine auf meiner Seite vor mich hin, habe einen Plan was ich als nächstes tun werde und muss dann meine Karten mit meinem Gegenüber hin- und hertauschen, oder im schlechten Jahr tausche ich auch mit der Auslage. Das ist schon Interaktion, aber eben nicht viel. Es gibt nur begrenzte Rohstoffe in einer Runde und ab und zu kann ich auch mal durch einen Ausbau etwas bekommen, wenn mein Gegenüber eine Aktion macht. All das ist schon bis zu einem gewissen Grad interaktiv, aber eben auch nicht so sehr, dass ich Beer & Bread als besonders interaktiv kennzeichnen würde. Trotzdem machte uns der Vergleich immer Spaß und das liegt vor allem an dem tollen System mit den vielfach benutzbaren Karten. Diese machen das Spiel so richtig schön knifflig. Das Abwägen, ob sich eine Karte mehr zur Rohstoffgewinnung oder als neuer Lagerausbau eignet, ist eine schöne Aufgabe und hängt natürlich immer auch von den anderen Karten auf meiner Hand ab. Zusätzlich ist es ein gelungener Kniff, die Erntekarten auch im nächsten Zug wieder benutzen zu müssen. So lassen sich zugübergreifende Dinge bewerkstelligen, die einem immer wieder ein gutes Gefühl geben.

Alles in allem ist Beer & Bread ein sehr gelungenes Spiel für zwei, dass ich ohne mit der Wimper zu zucken weiterempfehlen kann. Freunde von Multi-Use-Cards werden hier eine neue Herausforderung finden. Insgesamt ist Beer & Bread aber auch nicht zu schwierig, so dass auch ambitionierte Familienspieler*innen hier gerne mal einen Blick riskieren sollten. Für uns als Vielspieler*innen ist es ein fester Bestandteil unserer Sammlung geworden und das Material und die Optik von Michael Menzel ist über jeden Zweifel erhaben. Tolles Spiel für zwei.


  • Verlag: Pegasus Spiele, Deep Print Games
  • Autor(en): Scott Almes
  • Illustrator(en): Michael Menzel
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieleranzahl: 2 Spieler*innen
  • Dauer: 30-45 Minuten

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