Akropolis – Griechischer Städtebau der nächsten Ebene

Akropolis

Die Akropolis in Griechenland ist weltberühmd und bezeichnet den bebauten Berg der Stadt, gar nicht so sehr das Gebäude darauf auf das ihn viele reduzieren. Die „Oberstadt“ könnte Akropolis übersetzt werden, ist auch hier das Thema des Spiels. Akropolis kommt mit einigen Vorschußlorbeeren. Vergleiche zu Cascadia werden überall laut und angesichts dessen Qualität war ich durchaus neugierig und gespannt, als ich auf den Knopf zum backen in der Spieleschmiede drückte. Der Preis von 25 Euro machte mich zusätzlich neugierig, von welcher Qualität das Material wohl sein würde. Heutzutage gibt es ja Verlage bei denen du für das Geld nur noch ein paar Spielkarten bekommst. Überrascht war ich dann, als das Spiel auch noch viel schneller zu uns kam als angedacht. Inzwischen habe ich es ausgiebig gespielt und kann nun auch beurteilen, ob es den Vergleich mit Cascadia standhält, oder ob der kleine Hype schon wieder viel zu viel war.

Worum geht es?

Akropolis ist ein Stadtbauspiel im ganz minimalistischen Sinne. Ein Legespiel, wie es viele andere gibt. Die Spieler*innen legen hier Plättchen aus drei zusammenhängenden Sechsecken in ihrer eigenen Auslage aus und versuchen durch gezielte Platzierung möglichst viele Punkte zu erzielen. Fünf verschiedene Bezirke erzielen auf unterschiedliche Arten Punkte und stellen uns so vor eine Herausforderung. Hinzu kommt, das kein Bezirk für sich alleine punktet, sondern Plätze (Agoras) benötigt mit denen er multipliziert wird, sonst gibt es gar keine Punkte. Außerdem können die Plättchen auch übereinander gestapelt werden, denn je höher ein Bezirk, desto mehr Punkte ist er wert.

Akropolis – Spielmaterial / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Der Spielaufbau ist recht schnell erledigt. Jede*r Spieler*in erhält zu Beginn eines der Startteile und legt es vor sich aus. Der oder die Startspieler*in erhält eine Marke und einen kleinen weißen Holzwürfel der für einen Stein steht. Jede*r weitere Spieler*in im Uhrzeigersinn bekommt einen Würfel mehr als Startressource. Die ganzen Plättchen werden gemischt, die Rückseiten zeigen Symbole für die verschiedenen Spieler*innenanzahlen, und ein Markt vorbereitet. Plättchen in der Anzahl der Spieler*innen plus zwei werden offen in einer Reihe neben den Plättchenstapel gelegt und die Partie kann beginnen.

Akropolis – Spielaufbau für 2 Spieler*innen / Foto: Spieltroll

Der Spielablauf ist ebenfalls sehr simpel, aber bevor ich diesen erkläre, sollte ich erwähnen auf was die Baumeister*innen eigentlich zu achten haben. Die fünf unterschiedlichen Bezirke sind farblich auf den Plättchen gekennzeichnet. Es gibt blaue Wohnbezirke, rote Kasernen, gelbe Handelsbezirke, lilane Tempelbezirke und grüne Gärten. Zusätzlich gibt es auch weiße Bezirke, die Steinbrüche darstellen. Außer für die Steinbrüche gibt es auch Hexfelder in jeder Farbe die Plätze mit Sternen zeigen. Das sind die sogenannten Agoras ohne die wir keine Punkte erzielen können. Die Bezirke wollen unterschiedlich in das Stadtbild eingebaut werden. Wohnbezirke müssen möglichst nebeneinander gebaut werden, denn am Spielende zählt nur das größte blaue Gebiet. Die Kasernen müssen an den Stadtrand gebaut werden, die Handelsbezirke dürfen nicht nebeneinander gebaut werden und die Tempelbezirke müssen komplett von anderen Bezirken umgeben sein, um Punkte zu bringen. Den Gärten unterdessen ist es total egal wo wir sie einbauen. Auf der ersten Ebene ist jeder Bezirk einen Punkt wird und der Wert steigt pro Ebene um einen Punkt an. Die Steinbrüche bringen keinerlei Punkte ein, aber sie geben uns, wenn sie überbaut werden jeweils eine Steinressource. Die wiederum am Spielende einen Punkt wert ist.

Akropolis – Steinbrüche / Foto: Spieltroll

Wer an der Reihe ist, nimmt ein Plättchen aus der Auslage. Das erste, am weitesten vom Stapel entfernte Plättchen ist immer umsonst. Möchtest du ein Plättchen weiter hinten in der Reihe, so muss für jedes übersprungene Plättchen ein Stein in den Vorrat zurückgelegt werden. Der Markt wird auch nicht sofort wieder aufgefüllt. Die Spieler*innen fahren im Uhrzeigersinn fort. Die Runde endet erneut bei der oder dem Startspieler*in, der ein weiteres Plättchen aus dem Markt nimmt. Ein Plättchen bleibt auf jeden Fall liegen, welches an den Beginn der Reihe geschoben und erst danach der Markt aufgefüllt wird. Der Startspielmarker wird im Uhrzeigersinn weitergereicht.

Das erworbene Teil muss natürlich eingebaut werden. Hier gelten die üblichen Legeregeln. Es muss angebaut werden, es darf überbaut werden, aber nie Teil auf Teil, es muss immer irgendwie überlappen. Es dürfen keine Löcher überbaut werden oder ein Überhang entstehen. Natürlich muss auch auf die Bauregeln der Bezirke geachtet werden: Kasernen nur am Rand und Händler nie nebeneinander.

Akropolis – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Das Spiel endet, wenn nur noch ein Teil im Markt liegt. Jede*r Spieler*in sollte nun gleich oft an der Reihe gewesen sein. nun werden die Punkte gezählt. Hier werden ganz simpel die Punkte für die Bezirke ermittelt und mit den Sternen der Agoras der entsprechenden Farbe multipliziert. Das wird für alle fünf Farben ermittelt und jeder übrige Stein bringt einen weiteren Punkt. Die meisten Punkte gewinnen.

Akropolis – Wertungsblock / Foto: Spieltroll

Für fortgeschrittene Partien, kann für jeden Bezirktyp eine zusätzliche Regel hinzugenommen werden, die das Spiel definitv herausfordernder machen. Gärten sollten zum Beispiel neben leeren Feldern gebeut werden, die ansonsten von Teilen umgeben sind. Das sind dann Seen, die dazu führen, das jeder angrenzende Park verdoppelt wird. Tempel sollten auf höheren Ebenen gebaut werden, denn dass werden auch ihre Punkte verdoppelt usw. Auch eine schöne Solovariante kann zusätzlich heruntergeladen werden.

Das Fazit

Bevor ich dazu komme, wie ich Akropolis finde, möchte ich noch ein paar Worte über das Material verlieren. Wir haben es hier nur mit sehr dicken Pappteilen und ein paar Holzwürfeln zu tun. Die Pappteile sind von sehr hoher Qualität und sehen trotz minimalistischer Optik erstaunlich gut auf dem Tisch aus. Die dicke der Plättchen sorgt dafür, das die Stadt auf dem Tisch tatsächlich erhaben wirkt und eine Art Topographie bekommt. Die kleine Schachtel enthält einen Pappeinsatz, der keine Wünsche offen lässt. Alles ist durchdacht und sowohl die Plättchen, die startteile, als auch der Wertungsblock, haben alle ihren Platz. Das nötigt mir einigen Respekt ab und daraus resultiert mein nächster Pluspunkt: der Preis für Akropolis ist mehr als fair. Ein Legespiel nur aus Pappe und Holz sollte auch nicht so wahnsinnig viel kosten. Wenn ich Akropolis als Legespiel mal mit Zen Garden, dass ich erst kürzlich besprochen habe, vergleiche, wird Zen Garden noch viel mehr zur Frechheit. Hut ab für ein Spiel von so einem kleinen Verlag.

Akropolis – Eine Spielhilfe die keine Wünsche offen lässt / Foto: Spieltroll

So nun aber zum Spiel an sich, welches mir tatsächlich sehr gut gefallen hat, obwohl es wirkt, als hätte es nicht viel Neues zu bieten. Hat es auch nicht wirklich aber es hat doch ein paar Qualitäten, die es zu einem sehr besonderen Spiel machen. Der Vergleich mit Cascadia ist verständlich, denn das Prinzip ist tatsächlich ähnlich. Die Spieler*innen wählen aus einer Reihe ein Teil aus und bauen es in ihren eigenen Spielbereich ein um für bestimmte Bauregeln Punkte zu bekommen. Der Clou bei Cascadia sind aber die beiden Ebenen auf denen gebaut wird, während mit Plättchen eine Landschaft entsteht die Punkte bringt, werden darüber Holzchips platziert die ebenfalls in bestimmten Anordnungen Punkte bringen. Bei Akropolis gibt es nur eine Ebene, auch wenn wir auf mehreren bauen können. Hier ist der Haken des Spiels neben der Platzierung der einzelnen Hexfelder der Einbau der Agoras, ohne die wir überhaupt keine Punkte bekommen würden.

Akropolis – spielsituation / Foto: Spieltroll

Mit Cascadia teilt es aber noch weitere Dinge, denn sie gehören tatsächlich in die selbe Kategorie. Beide Spiele geben den Baumeister*innen ein sehr gutes Gefühl der Befriedigung, wenn sie etwas platziert haben. Die Entscheidungen sind nämlich nicht so schwierig zu treffen, fühlen sich aber gut an. Das führt dazu, dass sich Akropolis einfach und trotzdem belohnend anfühlt. Das sind zwei Dinge, die wichtig für Familienspiele sind, denn sie führen dazu, dass unterschiedliche Spieler*innentypen gut unterhalten fühlen. Die Wenigspieler*innen sind nicht überfordert und fühlen sich gut, während das Spiel genügend taktische Tiefe besitzt, um auch für Vielspieler*innen interessant zu sein. Darüber hinaus kann der Schwierigkeitsgrad durch die variablen Bauregeln noch erhöht werden.

Alles in allem ist Akropolis ein überaus gelungenes Spiel, dass ich fast schon im Dunstkreis des nächsten Spiel des Jahres sehen würde. Alle Daumen hoch für dieses kleine Meisterstück.


  • Verlag: Kobold Spieleverlag
  • Autor(en): Jules Messaud
  • Illustrator(en): Pauline Detraz
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 20-30 Minuten

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