Klassiker – Wizard

Der letzte Klassiker ist schon wieder ein bißchen her und deshalb habe ich mir diesmal wieder einen herausgesucht, der tatsächlich auch schon eine ganze Weile herumstreift und den Namen wirklich verdient hat. Wizard ist ein Kartenspiel das den meisten in Deutschland durch den Verlag Amigo bekannt sein dürfte. Das Spiel wurde vom Kanadier Ken Fisher entwickelt und basiert auf einem viel, viel älteren Spiel. Manch einer dürfte sich jetzt fragen, warum ich ausgerechnet Wizard hier als Klassiker anführe? Nun ja, die Geschichte rund um das Spiel ist nicht ganz einfach zu rekonstruieren, aber im Grunde ist Wizard das Spiel mit dem meisten Erfolg, wenn man einmal von dem klassichen Kartenspiel absieht. Wizard hat zudem den meisten Appeal und steht in diesem Zusammenhang für einen modernen Klassiker, der es geschafft hat sich in die Gamerherzen zu spielen. Heutzutage ist es aber bei leibe nicht mehr das einzige Spiel das im Spielekosmos existiert und auf klassische Stichspiel-Mechaniken zurückgreift.

Die Grundlage für Wizard bildet das Spiel Oh Hell!, ein Stichspiel, dass von Geoffrey Mott-Smith 1930 erfunden worden ist. Mott-Smith ist ein Kryptologe, der im zweiten Weltkrieg für den amerikanischen Nachrichtendienst OSS tätig war und Kryptologen ausgebildet hat. Er war sehr interessiert am Bridge-Spiel und hat mehrere Bücher zu dem Thema geschrieben. Oh Hell! wurde als neues Stichspiel für alle von ihm entwickelt. Das Spiel ist recht simpel und basiert auf einem ganz normalen Kartendeck. Die Spieler bekommen jeder eine Hand ausgeteilt und müssen abschätzen, wei viele Stiche sie mit dieser Hand ergattern werden. Die Spieler werden der Reihe nach dem Geber abgefragt. Am Ende darf die Gesamtzahl der geschätzten Stiche nicht der Anzahl der tatsächlich gespielten entsprechen. Nach jeder Runde werden Punkte für die Stiche, sowie für die Wette vergeben. Danach werden weitere Runden gespielt, bei denen immer eine Karte weniger an die Spieler ausgeteilt wird, bevor man anschließend wieder auf bis auf die Ausgangsgröße der Hände zurückkehrt. Das Spiel ist nicht nur unter dem Namen Oh Hell! bekannt, sondern hat über die Jahre viele Namen erhalten. Oh Pshaw, Blackout und German Whist sind nur einige davon.

Ken Fisher, der selbst eine interessante Person ist, wollte das ihm bekannte Spiel Oh Hell! etwas würzen, um es sowohl mit seiner Frau und seinem Sohn zu dritt, als auch mit mehr Leuten spielen zu können. Er gab dem Spiel ein magisches Thema und fügte Zauberer (Wizards) und Joker (Jesters) hinzu. Die Wizards sind die höchste Karte und gewinnen einen Stich auf jeden Fall. Sie können auch gespielt werden, wenn man eigentlich eine Farbe bedienen könnte. Ebenso funktionieren die Jester, die aber immer die niedrigste Karte darstellen. Hinzu kommt in der ursprünglichen Fassung, dass er die Regel von Mott-Smith über Bord geworfen hat, dass man nie die Anzahl an tatsähclich zu spielenden Stichen in einer Runde schätzen darf. Ken Fisher selbst war Lehrer und hatte lange Zeit eine Affinität dazu Quizmaster zu sein, das er im privaten Rahmen tat und zu diesem Zweck immer mehr Quizmaterial zusammentrug. Er versuchte das sogar als Buch zu veröffentlichen, hatte aber in seinem Heimatland damit keinen Erfolg. In den USA sah das aber anders aus. Er fand einen Verlag in New York, die aber wiederum fanden, das Buch bräuchte einen bekannteren Namen als Zugpferd. Kein geringerer als Science Fiction Autor Issac Asimov konnte gewonnen werden, um das Spiel zu featuren und so veröffentlichte Ken Fisher in den 80 und 90er Jahren insgesamt vier dieser beliebten Bücher.

1984 entwickelte er dann Oh Hell! in Wizard weiter und fand auch hier zunächst keinen Verlag. Er selbst glaubte aber an den Erfolg der Veränderung des Spiels und finanzierte eine eigene Version von Wizard mit 10000 Kopien. Es dauerte aber noch ein paar Jahre, bis sich der größere Erfolg des Spiels einstellen sollte. Parallel zu Fishers Wizard entstand 1983, nur ein Jahr vorher, aber auch noch eine andere Weiterentwicklung von Oh Hell! mit dem Namen Rage, die zunächst viel bekannter war und trotzdem mit der Geschichte von Wizard verwoben ist. Rage ist eine Mischung aus Oh Hell! und Uno. Das Spielprinzip von Oh Hell! bleibt gleich und wird durch in paar Spezialkarten ergänzt. Rage wurde für Mattel zu einem kleinen Hit und auch bei uns zu Hause lag eine Version von dem Spiel herum.

In den 90er Jahren kam zunächst Wizard durch Amigo zu einer Veröffentlichung in Deutschland und wurde zu einem Riesenerfolg. Damals war das Spiel in aller Munde und wurde in gängigen Medien auch stark beworben. Rage gab es in einer Version von Mattel auch bereits auf deutsch und Amigo verpasste Wizard den Unterttitel „Das Spiel das sie in Rage bringt“. 2000 erschien dann Rage selbst ebenfalls bei Amigo. Zwei Spiele unter einem Dach, die das gleiche Spielprinzip vom Urvater übernommen haben und doch ein wenig anders sind. Rage ist bis heute übrigens keinem Autor zuzuordnen. Nach Angaben von Amigo wurde Wizard alleine in Deutschland über 1,7 Millionen mal verkauft, was zeigt, wie verbreitet das Spiel tatsächlich ist. Amigo veröffentlicht bis heute mehrere Varianten von Wizard und hat auch bereits Folgespiele wie Witches und Druids hervorgebracht, die aber zum Teil spielerisch erheblich abweichen. Auch andere Firmen haben inzwischen Derivate dieses Spiels auf den Markt gebracht. Eine der bekanntesten ist wohl das Spiel Skull King von Schmidt Spiele.

Ich selbst kam wie erwähnt zuerst mit Rage in Kontakt und erst als Amigo Wizard nach Deutschland brachten auch mit diesem Klassiker. Ein Schulfreund mit dem ich viel gespielt habe, hatte sich das Spiel gekauft und wir spielten es auch immer mal wieder Zwischendurch. In meiner Schulzeit gehörten Kartenspiele zu den ständigen Begleitern und deshalb waren solche Spiele auch damals in unserer Spielgruppe so beliebt. Selbst habe ich Wizard nie besessen, aber inzwischen befindet sich eine Version von Skull King in unserer Sammlung.


  • Verlag: Amigo
  • Autor(en): Ken Fisher
  • Illustrator(en): Franz Vohwinkel
  • Erscheinungsjahr: 1984
  • Spieleranzahl: 3 – 6
  • Dauer: 45 Minuten

3 Gedanken zu „Klassiker – Wizard“

  1. Ahoi, Landradde! Hol dir unbedingt mal Skull King, das Stichspiel ist der absolute Burner. Zu zweit gut, zu viert gut. Man kann es spielen und spielen, es wird nie langweilig. Beim nächsten Spieleabend spielt ihr bestimmt nichts anderes mehr.

    1. Arrrr! Hat der alte Seebär da nicht ordentlich durch sein Fernrohr geschaut? Skull King erwähne ich doch sogar im Beitrag. Habe ich erst kürzlich verkauft, als ich die Schublade mit den ganzen Kartenspielen entrümpelt habe.

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