Spieleabend #3 – Pandemisches Desaster

Aller guten Dinge sind drei sagt man ja bekanntlich, aber unser dritter Spieleabend sollte der erste werden, der wegen einem Spiel als nicht ganz so gelungen in die Annalen eingehen wird. Ich muss ein wenig ausholen, denn während der Jahre in denen ich mich nicht aktiv mit Brettspielen beschäftigte, beobachtete ich aber dennoch den Spielemarkt und bekam natürlich auch einige Neuheiten mit, so ging auch das Genre der Legacy-Games nicht an mir vorrüber und ich war auch ziemlich fasziniert. Ich konnte mir auch nicht vorstellen ein Spiel durch permanente Veränderungen so zu verwandeln, dass es hinterher nur noch auf diese eine Weise spielbar sein sollte. Als dann aber Pandemic Legacy auch noch auf der Kennerspiel des Jahres Liste stand dachte ich mir irgendwas müssen die ja richtig machen. Jahre vergingen und ich traute mich nicht es zu kaufen denn günstig war es auch nie. Als wir dann aber diese Spielerunde ins Leben riefen dachte ich es wäre an der Zeit. Na ja war es wohl nicht aber zunächst legten wir mit einem völlig anderen Spiel los.

Der zweite Hype den ich erstmal nicht mitgemacht hatte waren die Escape-Room-Spiele. Meine Frau und ich rätseln aber auch gerne und unsere Gastgeberin war auch schon in Live-Escape-Rooms und war sehr angetan von der Idee es auch einmal am heimischen Tisch auszuprobieren und so verabredeten wir für diesen Abend ein solches Spiel zu versuchen. Wir kauften zu diesem Zweck aus der Exit-Reihe von Kosmos „Das Geheime Labor“ und öffneten die Schachtel im Vorfeld natürlich nicht. So saßen wir da und waren bereit für unser erstes Escape-Spiel konnten uns aber alle noch nicht so recht vorstellen was da auf uns zu kommen würde und wie das von statten geht. Ich öffnete die Packung und breitete die Karten vor uns aus und übernahm die Rolle des Vorlesers der Regeln. Klang auch alles nich so kompliziert und wir tauchten ein in dieses gedankliche Abenteuer. Wir waren wirklich verblüfft und erstaunt wie wahnsinnig gut dieses Spiel funktionierte. Als wir das erste Rätsel gelöst hatten und über die Codescheibe auf eine der Karten verwiesen wurden, auf der dann stand das wir es geschafft hatten brachen leise Jubelstürme aus, die sofort wieder von der Spannung unterbrochen wurden die mit dem nächsten Rätsel entstanden. Alles funktionierte reibungslos. Wir benötigten zweimal ein wenig Hilfe im Verlauf des Spiels, aber die Hinweis-Karten brachten uns wieder auf die richtige Fährte. Nach ungefähr 80 Minuten hatten wir „Das Geheime Labor“ enträtselt und waren sehr zufrieden mit unserer Leistung und noch viel zufriedener waren wir mit diesem kleinen Kosmos-Spiel, dass es schaffte vier Menschen so intensiv und gut für fast eineinhalb Stunden zu begeistern. Eine solche Erfahrung sollten sich viel mehr Menschen einfach mal geben ist auch nicht teurer als ein Kinobesuch für 2 Personen und danach hat man auch nur Erinnerungen an das Gesehene und nichts in der Hand hinterher. Das Exitspiel ist danach zwar zerstört, aber man ist wirklich durch eine tolle Erfahrung reicher. Werden wir auf jeden Fall wiederholen.

Dann holten wir Pandemic Legacy, die erste Season hervor und unsere Gastgeber waren auch wirklich ein wenig gespannt. Meine Frau und ich hatten es bereits probegespielt, aber ohne die Legacy-Komponente. Pandemie kannte ich bereits von früher und ich fand es auch damals, soweit ich mich zurückerinnere, ganz okay. In den Probespielen mit meiner Frau haben wir es einmal geschafft, sämtliche Seuchen zu besiegen und einmal ging bereits am Anfang alles ziemlich schief und wir versuchten es relative lange noch zu schaffen verloren dann aber doch. Wir hofften das es heute anders laufen würde. Unsere Gastgeber hatten bis dato auch noch nie ein kooperatives Brettspiel gespielt, also diese Erfahrung war für sie auch neu. Wir bauten das Spielbrett auf, legten sämtliche Karten bereit, erklärten was es mit dem Legacy-Mechanismus auf sich hatte, verteilten die Rollenkarten und brachten ihnen die Regeln bei. Ok, so weit so gut. Alle waren willig und dann passierte es: das Spiel war gegen uns! Wir zogen die ersten Startinfektionen und mussten feststellen das nachdem wir fertig waren, der gesamte Mittlere Osten und teile von Europa bereits so verseucht waren das wir es kaum noch schaffen konnten. Die ersten drei Karten waren alle schwarz, was dazu führte das bereits neun schwarze Würfel direkt in benachbarten Städten lagen. Von den weiteren Infektionen waren drei weitere Karten schwarz. Es lagen nur noch ein paar schwarze Würfel im Pool für die schwarze Seuche als das Spiel begann. Drei von uns bewegten ihre Figuren über das Brett machten ihre Aktionen, bevor es zu einem Ausbruch kam. Wieder schwarz. Wir hatten verloren, bevor das Spiel richtig begonnen hatte und jeder einmal dran war. Keine schwarzen Würfel mehr da und verloren.

Unsere Gastgeber waren verblüfft und wir natürlich auch. Das ist nicht das, was man von einem spannenden Spiel erwartet, ein Spiel kam gar nicht erst zustande. Im Grunde war es wie in der zweiten Testpartie, nur da konnten wir zu zweit noch ein wenig länger agieren. Wir haben es danach auch noch ein viertes mal gespielt und was soll ich sagen, ein ähnliches Ergebnis. Dei Startkarten waren zu geballt auf einem Haufen, so dass man wieder kaum etwas gegen die ganzen folgenden Ausbrüche tun konnte. Drei von vier Partien liefen also so ab und bei der Partie zu viert war es am schlimmsten, weil es da ja schon viel schneller zu einem Ausbruch kommen kann. Was soll man da tun? Hinnehmen? Muss man wohl, aber dann muss ich leider auch sagen, dass Pandemic Legacy ein nicht gut gebalanctes Spiel ist. Ich konnte aus auch kaum glauben und habe es ein wenig beschämt zusammengepackt, der Aufbau und die Erklärung dauerte weit länger als das Spiel, was schade ist, denn die Prämisse des Spiels ist wirklich gut und man hat Lust es zu spielen, aber nach solchen Spielverläufen ist man zu bedient.

Wir versuchten den Abend zu retten und holten Bang! aus der Tasche. Mit Bang! bekommt man sie auch eigentlich immer alle. Den Rest des Abends brachten wir damit zu uns gegenseitig den garauszumachen und wir hatten jede Menge Spaß. Bang! ist eines der wenigen Spiele, bei denen auch das Ausscheiden nicht so schlimm ist, da die Runden nicht so lange dauern. Aber auch hier schienen wir einen besonderen Abend erwischt zu haben, denn in der vierten Runde entstand eine der längsten Bang!-Partien der ich jemals beiwohnen durfte. Fast eine dreiviertel Stunde dauerte der Finale Showdown zwischen Mutter und Sohn, bevor Sohnemann den Sherrif endlich ins jenseits befördern konnte. Ein wahrlich episches Duell.

Mit gemischten Gefühlen verließen wir an diesem Abend unsere Gastgeber, denn wir hatten heute wirklich beides erlebt. Ein Spiel, das so perfekt funktionierte und uns mit einer Menge Spielspaß belohnte und ein hochgelobtes Spiel, dass wiederholt unter Beweis stellte, das es ganz schön in die Hose gehen kann. Ich möchte dieses Spiel ja mögen aber in meinen Augen funktioniert es zu oft nicht.

Bis zum nächsten Abend!

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